Samstag, 31. März 2007

17. ehemalige Boote

Ursprünglich zum Paddeln gekommen bin ich ja als Jugendlicher, als ich an den Canadier-Touren meines "großen" Bruders teilnahm. Das verlor sich aber wieder (die Hobbys großer Brüder haben einen Tabu-Status - sie wiederum leiten sich von den Hobbys der Väter ab - ein sozialpsychologischer Mechanismus, der kleinen Brüdern ein gewisses Maß an Originalität aufzwingt). Erst im reifen Alter von knapp 40 Jahren entdeckte ich diesen Sport wieder für mich und kaufte mir ein uraltes grünes Bavaria Mustang GfK-Kanu über die Pinwand der KanuMagazin Homepage. Mit dem Boot hatten wir allerhand Spaß. Die Farbe verleitete mich dazu, es POLIZWEI zu taufen, und ich fuhr mit den Kindern Streife auf dem Neckar. Hier und da war mal ein Loch zu flicken was bei GfK ja völlig unproblematisch ist, das Gewicht des Bootes jedoch jedes Mal erhöht. Das Boot wurde nach einige Jahren mit einem geringfügigen aber befriedigenden Gewinn über eBay versteigert.
Aus dieser Quelle stammt auch das Holzboot, dass ich noch am längsten hatte, am wenigsten nutzte und am heißesten liebte - seine Geschichte erzähle ich an anderer Stelle.
Ein weiteres Boot, das ich blauäugig bei eBay ersteigert hatte war das doppelschalige GfK-Kanu aus Magdeburg: Ein 5,50 Meter langes Dickschiff mit Kielstreben, an dem der Vorbesitzer schon all die Drecksarbeit geleistet hatte, so dass ich es mit wenig (aber doch einigem) Aufwand fertig renovieren konnte. Das Boot erwies sich als träger Bus, der locker fünf Erwachsene und zwei Kinder befördern konnte. Aber es wurde ähnlich selten genutzt wie das Holzboot, bei weitem nicht so geliebt und schließlich unsentimental an eine Pfadfindergruppe abgegeben.

Schließlich geriet ich an ein Solo-Boot, das offenbar von einem ambitionierten GfK-Bastler gebaut worden und viel zu kurz und kastenförmig ausgeführt war. Aber damit war ich ans Solocanadier-Fahren geraten und entdeckte die damit verbundene Unabhängigkeit. Sie verleitete mich zur Anschaffung meines MadRiver Independence. Aber davon berichte ich an anderer Stelle.
Das kleine Solo-Boot versteigerte ich alsbald erneut gewinnbringend.

Donnerstag, 29. März 2007

16. Canoe-Poling

Heute habe ich einen Versuchsballon gestartet: Beim "Koordinator" unseres Paddelklubs habe ich mal angefragt, ob ich das Klubhaus und -Gelände an einem Samstag im September belegen kann. Ich habe eine Auschreibung für eine "Canoe Poling Convention" vorbereitet. Diese Ausschreibung habe ich mit massenhaft Bildern gespickt, damit auch jeder weiß, worum es geht (sonst verwechseln diese IgnorantInnen das mit Kanu-Polo).
Poling ist eine sehr ursprüngliche Methode Boote vorwiegend flussaufwärts zu bewegen. Die Voyageurs in Kanada überwanden auf diese Weise flache steinige Flussabschnitte und noch heute wird z.B. in Maine und anderen neuenglischen Staaten viel Poling betrieben. Neuerdings erlebt Poling in Westkanada eine Renaisance. Ich habe mir vor einem Jahr einen sündhaft teuren Pole aus den USA bestellt (das Karbon-Teil wird eigentlich in Schottland produziert) und übe seitdem Poling. Besonders gut bin ich nicht unbedingt und auch schon einmal schmählich baden gegangen aber es macht Spaß. Und man kommt dort weiter, wo das Paddel nicht mehr hilft weil es dauernd gegen den Flussgrund stößt. Im Canadier Forum hatten wir mal eine längere Diskussion zum Thema. Die Amerikaner betreiben richtige Poling-Wettbewerbe zum Teil in heftig strömendem Wasser. Soweit wird es bei uns so schnell nicht kommen. Und ich kann auch überhaupt nicht abschätzen, wie viele TeilnehmerInnen sich zum Poling-Treffen anmelden werden. Aber der Aufwand, den ich mit dieser Veranstaltung verbinde ist denkbar gering. Also kann es nicht schaden.

Nachtrag: Vermutlich ist es kein Zufall, dass ich ausgerechnet als Tübinger auf Poling komme: Tübingen ist für seine "Stocherkähne" bekannt und jedes Jahr im Juni findet das traditionelle Stocherkahnrennen statt. Hier zwei Bilder von diesem Event (auf Bild 1 verklemmt sich eine Stocherstange an der Brücke und auf Bild 2 fällt die abgebrochene Spitze herab - das ist erkennbar, wenn man auf die Bilder klickt und sie damit vergrößert).





Nachtrag: Just nun ist ein zwölfminütiges Video im Internet veröffentlicht worden, das einen virtuosen Canoe-Poler portraitiert. Absolut sehenswert!

Mittwoch, 28. März 2007

15. Das englische Canadierforum

Vor nicht allzu langer Zeit bin ich über einen Hinweis im kanadischen Forum (das ich wiederum über Links aus dem deutschen Forum kenne) auf das englische Forum gestoßen.
Wie sich zeigt ist das englische Forum das lebhafteste der mir bekannten Canadier-Foren. Der Umgangston ist außerordentlich freundlich - es werden viele Witze gemacht. Englischer Humor ist gewöhnungsbedürftig.

Das Forum und die Mantel-Homepage haben ein Logo: den paddelnden Otter (kein Biber!). Er heißt Quentin. Ihn gibt es als Aufkleber für 10 Pfund das Paar völlig überteuert zu kaufen. Dieser hohe Preis wird als Unterstützungsbeitrag für das Forum betrachtet und ich habe mir umgehend zwei Kleber bestellt.
Nun habe ich keine Ahnung, wo ich den Kleber drauf kleben soll. Im Forum werden immer wieder Bilder eingestellt auf denen ein mit dem Otter beklebter Bootsbug an einem malerischen Ufer liegt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob und welches Boot ich damit beklebe...

Ach ja, um die Liste der Foren zu vervollständigen: Neuerdings gibt es auch ein Solo-Canadier-Forum aber das ist gegenwärtig häufig gesperrt.

Dienstag, 27. März 2007

14. Mittagspause auf dem Wasser

Heute bin ich endlich mal wieder aufs Wasser gekommen. In der Mittagspause habe ich mich gleich zum Bootshaus aufgemacht (hatte den Schlüssel vorsorglich gleich morgens mitgenommen) und bin wegen der starken Strömung bergauf gepaddelt. Ich wollte über einige Dinge mal in Ruhe nachdenken und nebenbei wieder Bilder von unseren Flachwasserstrecken machen, um meine gepante Poling Convention im September damit anpreisen zu können; aber der Neckar führt gegenwärtig viel zuviel Wasser, um Kiesbänke und flache Passagen fotografisch festhalten zu können. Ich bin bis zum oberen Wehr bei Hirschau gepaddelt über das massig Wasser strömte (dabei musste ich das neu aufgeschüttete Wehr übertragen was jetzt erfreulich gut geht). Die sonst offen liegenden Kiesflächen waren alle gründlich überspült. Lediglich hinter den künstlich aufgeschütteten und bepflanzten Buhnen bildeten sich Kehrwässer.

Bei der Rückfahrt war ich kurz versucht, das unteres Wehr zu durchfahren, habe mich dann aber zusammengerissen und das Boot geschultert. Wäre ich nicht allein gewesen wäre ich das Risiko vielleicht eingegangen. Die Zunge war fast durchgehend glatt nur im unteren Teil verursachte die Strömung ein beachtliches Loch, in dem mein schlankes Boot möglicherweise so tief eingetaucht wäre, dass ich allerhand Wasser übergenommen hätte. Und wer weiß, vielleicht wäre ich auch auf einen der Felsen, die dort im Herbst verbaut wurden aufgelaufen - ich kenne das Wehr noch nicht gut genug. Muss es wohl mal bei Niedrigwasser genauer inspizieren.

Auf dem Bild ist die Stelle zu erkennen. Das Wasser fließt flott in der Mitte der Steinschüttung bis es unten in das Auffangbecken einströmt, wo sich eine nicht unbeträchtliche stehende Welle bildet.


Montag, 26. März 2007

13. Bootstransport Nr.1 - der Bootstrailer

Heute fand ein interessanter Austausch über Bootstrailer im Canadier-Forum statt. Jemand mit einem Jeep (nein was fahren die Leute unvernünftige Autos!) benötigt einen Trailer weil er sonst sein Boot nicht zum Wasser bekommt. Ich konnte mal wieder nicht widerstehen und habe "meinen Senf" dazu gegeben weil ich ja auch über einen Bootstrailer verfüge, mit dessen Herkunft eine kleine Geschichte verbunden ist:
Als ich das dicke Holzboot dereinst aus Potsdam geholt habe beförderte ich es noch verwegenerweise auf dem Autodach. Das konnte ich nicht bei jedem Ausflug machen. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach einem bezahlbaren Bootstrailer. Lange konnte ich keinen finden aber bei einer meiner häufigen Paddeltouren Neckaraufwärts musste ich am Kilchberger Wehr das Boot über das Gelände des Wasserkraftwerks umtragen und dort fiel mir ein reichlich heruntergekommenes Segelboot auf einem außerordentlich passablen Bootstrailer ins Auge. Der Trailer hatte ein Nummernschild und ich nahm (über die Zulassungsstelle, der ich einen frankierten Brief mit der Bitte um Adressierung schickte) mit dem Eigentümer Kontakt auf. Er war tatsächlich bereit mir den Trailer zu verkaufen - das Boot würde er bei der Gelegenheit entsorgen. Ich nahm ihm auch diese Sorge ab und konnte bald Trailer mit Boot nach Tübingen holen. Da ich keine Ambitionen hatte mich über das Boot herzumachen überließ ich es meinem Bruder, der es schnurstracks aufarbeitete und später gewinnbringend verkaufte.
Für mich blieb der Trailer übrig. Ich ließ in einer Schlosserei zwei Querträger anfertigen, auf die ich das Kanu Kieloben legen konnte, da die vielen Erschütterungen so noch am besten aufgefangen werden können. Das läßt mich nun, da ich das Holzkanu verkauft habe und wesentlich leichtere Kanus auf dem Hänger befördere, über eine Lösung für den Transport der Paddel und übrigen Ausrüstung - ebenfalls auf dem Trailer - nachdenken. Ich habe schon erwogen eine Dach-Transportbox fürs Auto unten in den Trailer einzubauen. Da muss ich mich aber noch klug machen inwieweit sowas zulässig ist. Die Querträger für den Kanu-Transport habe ich auch nicht vom TÜV abnehmen lassen. Vor der letzten Hauptuntersuchung habe ich den Trailer in den Urzustand versetzt. Der Techniker, den ich zur Abnahme von Querträgern befragt habe, meinte, dass da Belastungstests erforderlich würden weil ja durch den Kieloben-Transport der Schwerpunkt höher verlegt wurde. Das mag für schwere Holzboote gelten aber nicht für die Federleichten Kanus.
Vielleicht umgehe ich auch diese ganzen Schwierigkeiten und verkaufe den Trailer nächstens. Unlängst ist mir bei eBay ein Autoanhänger mit ausziehbarer Deichsel "durch die Lappen" gegangen. So etwas könnte meine Transportprobleme gänzlich lösen. Richtig groß sind diese Probleme ohnehin nicht - wenn ich auf den Dachträger die zulässigen Verbreiterungen von 166cm aufschnalle kriege ich - mit etwas Glück - beide Boote nebeneinander. Das muss ich bald mal ausprobieren. Dann folgen Bilder. Nachtrag: Hier sind sie!

Sonntag, 25. März 2007

12. Kanuklub

Heute war "Abteilungssitzung" des Paddelklubs. Aufgrund der Verbindung von Vorstandswahlen und Sektfrühstück waren allen Ernstes über 60 Mitglieder anwesend und allerhand Posten und Pöstchen wurden nach dem unvermeidlichen Berichten und Entlasten in geheimer Wahl vergeben. Ich bin mit beachtlichen 47 Stimmen in die verantwortungsvolle Position des "Materialwarts" gewählt worden.
Klar, dass ich mich mit meiner schon vor Wochen bekundeten Bereitschaft, mich hierfür zur Wahl zu stellen, schon darauf eingestellt habe den Job auch zu kriegen und künftig auszufüllen. Dabei hätte ich mir aber fast gewünscht, dass die Mehrheitsverhältnisse weniger klar gewesen wären da ich meine, dass diese Aufgabe besser von einem Team aus vielleicht zwei Materialfuzzies erledigt werden kann. Insbesondere auch deshalb weil ich von Kajaks wenig Ahnung habe und künftig für die vereinseigenen Boote und Ausrüstung auf allen Ebenen verantwortlich sein soll. Ich hoffe mal, das Birgit, die vom Stimmenanteil her als nächste nach mir folgte mich tatsächlich künftig in dieser Hinsicht unterstützt.

Angenehm finde ich die Vorstellung, dass ich künftig (neben der Instandhaltung der Boote und des Zubehörs) auch für den Kauf der vereinseigenen Boote zuständig sein werde. Den Kauf von Kajaks kann ich sicher deligieren aber Canadier werde ich natürlich selbst anschaffen und meinen Einfluss geltend machen. Ja, da sollte doch auch mal ein WW-Solo-Canadier dabei sein...

Vor fünf oder sechs Jahren kam ich zum Kanuklub weil ich mir völlig blauäugig ein großes schweres Holzboot ersteigert hatte (die Geschichte dieses Bootes schildere ich an anderer Stelle mal). Nun musste ich das dicke Ding unterbringen und wandte mich zunächst an den Tübinger Ruderklub weil ich von den "Paddelfreunden" noch nie etwas gehört hatte. Das änderte sich nun - die Ruderer wollten mit so einem Dickschiff nichts zu tun haben und verwiesen mich an die Paddelfreunde.
Dort wurde mir gleich zu verstehen gegeben, dass der Name Paddelfreunde durchaus Programm sei und dass man nicht bloß Mitglied werde weil man eine Bootsgarage brauchte. Nun denn, ich konnte mich damit abfinden etwas handwerkliches Engagement einzubringen und nahm gleich an der nächsten Bootshausaktion (ähnlich wie der von gestern) teil. Bei dieser und folgenden Gelegenheiten konnte ich wahrnehmen, dass sich dieser Verein (nicht ausschließlich aber überwiegend) tatsächlich aus Paddel-"FreundInnen" zusammengesetzte. Dieses Rudel besteht aus Leuten unterschiedlichsten Alters und Geschlechts. Leute mit akademischem oder handwerklichem Hintergrund, Schreibtisch- und Werkstatt-"Täter". Massig Kinder, Familien, Singles - einige StudentInnen (wir sind ja in Tübingen).
Zum Training am Freitagnachmittag/-abend werden auch immer mal wieder einige Hunde mitgebracht und an den warmen Sommerabenden paddelt man dann auch mal runter in die Stadt und legt bei einem der Restaurants am Neckarufer an um etwas trinken zu gehen.
Ganz so harmonisch, wie das klingt, ist es natürlich nicht immer. Aber doch erfreulich oft.

Samstag, 24. März 2007

11. Arbeiten am Bootshaus

Heute fand die zweimal jährlich stattfindende Bootshausaktion statt. Es muss aufgeräumt, geordnet und umgeräumt werden. Dann sind immer noch allerhand Arbeiten auf dem Gelände zu erledigen und der Anleger will auch vom Winterschlamm und allerhand Ablagerungen befreit werden.
Diesmal hatte Jürgen, der für das Bootshaus zuständig ist, die Idee, die Kajakregale so umzubauen, dass künftig mehr Boote in die Kajakabteilung passen (unser Klub ist wie viele Verein lange Jahre stark Kajaklastig gewesen - inzwischen halten sich Kajaks und Canadier fast die Waage. Die Canadier-Abteilung des Bootsschuppens ist voll. Da helfen auch keine Umbaumaßnahmen an den Regalen).
Das erste was wir machten war erstmal alle Kajakst zu beschriften und sie auf der Wiese abzulegen.
Da lagen sie nun im Schneematsch - von mir aus hätten sie da liegen bleiben können. Ich hab' eh nicht so viel übrig für Kajaks und sie gaben ein nettes buntes Bild ab.
Die Halle, in der die Kajak-Regale stehen, ist eigentlich ein schöner langer Raum - könnte man was draus machen, wenn die blöden Boote nicht drin wären.












Naja, Jürgen und Stefano flexten die Regale kürzer und schweißten sie wieder zusammen und wir wuchteten die Dinger dann wieder zurück in den Schuppen und sortierten die Boote wieder ein. Das war gar nicht so einfach weil viele Privatboote nicht gekennzeichnet sind, die Vereinsboote alle in ein Regal sollen, die völlig verstaubten und nie genutzten Boote einzelner Vereinsmitglieder (die aus reine Pietät in dem Schuppen bleiben sollen) ganz ncoh oben ins Regal kommen, und, und, und...

Schließlich begradigten wir noch den Anleger, der über den Winter durch diverse Hochwässer leichtgradig durcheinander gebracht und schlamm-verschmiert worden war und wir legten auf dem Gelände ein Spielfeld für Ballspiele an. Zwischenzeitlich gab es Fleischkäs-Wecken im jämmerlich schlecht beheizten Vereinsheim. Letzteres schließt sich an den Boots-Schuppen an und war einstmals das Umkleidehaus des alten Tübinger Freibads (als man noch im Neckar badete - das kann man heute wieder machen. Ich pflege das gelegentlich - eher unfreiwillig - zu tun).

Trotz Schneeregens (diesmal!) und teilweise unattraktiven Jobs (fast immer!) ist diese Bootshausaktion eigentlich stets eine recht vergnügliche Angelegenheit. Im Klub sind zahlreiche handwerklich begabte oder gar beruflich Tätige, die ihr Können und Know-How bereitwillig einbringen und andere daran teilhaben lassen. Ich habe dabei schon allerhand gelernt.

Morgen früh ist Vorstandswahl - ich werde wohl hingehen auf die Gefahr hin irgendeinen Posten "einzufangen". Ich bin in allerhand Vereinen im Vorstand, die mir weniger bedeuten als dieser Kanuklub.

Freitag, 23. März 2007

10. Aluminium-Canadier

Als ich mir vor vier/fünf Jahren ein Linder Aluminiumkanu anschaffte hatte dies mehrere Ursachen. Ich kannte diese Kanus aus zahlreichen Schwedenaufenthalten und das Boot erinnerte mich - aus purer Sentimentalität - an diese unbeschwerten Zeiten. Aber auch ganz praktische Gründe verband ich mit einem Boot aus Aluminium: Es lässt sich jahrein jahraus im Freien lagern ohne davon nennenswerte Alterungsspuren davonzutragen. Schäden (in erster Linie "Beulen" lassen sich mit einem Gummihammer beseitigen und wenn es doch mal zu Löchern oder Rissen kommt sind diese mit einem Alublech, einer Gummidichtung und jeder Menge Nieten nicht schön aber haltbar zu bewältigen. Wer über das Knowhow verfügt kann Aluminium auch schweißen.
Aluminiumkanus sind nicht populär. Im Canadier-Forum wurden sie auf einer Kaufberatungs-Seite (die ich jetzt nicht wiederfinde) als kalt und unpraktisch verrufen, was mich zu meinem allerersten Eintrag im Forum veranlasste:
ich lese immer recht abwertende Äusserungen über Alukanadier .
Ich besitze selbst seit drei Jahren einen den ich mir (zugegeben) mehr aus Sentimentalität (Schwedenerinnerungen...) angeschafft habe. Inzwischen nutze ich ihn am meisten weil er am praktischsten von allen mir zur Verfügung stehenden Booten ist. Das mit der Aufheizung in der Sonne kann ich nicht nachvollziehen. Selbst bei knalliger Sonne entwickelt das Material allenfalls Wärme - verbrennen kann man sich nicht (zum Spiegeleierbraten eignet er sich schon gar nicht). Unter der Wasserlinie ist er schnell kalt - okay. Das wird jedes andere Material aber auch - wenn auch allmählicher. Ich lege eh stets eine Isomatte für meinen Köter hinein.
Das Boot macht Lärm, wenn man damit irgendwo dran poltert. Das stimmt. Stört mich aber in unseren Breiten nicht weiter und mit dem Paddel knalle ich eh nicht dran so dass das Problem ausschließlich bei Grund- oder Uferberührung auftritt.
Der unschätzbare Vorteil des Materials ist, dass es äußerst fest ist also allenfalls Dellen und keine Risse oder Löcher kriegt und dass das Boot auch nach mehrjähriger Lagerung im Freien gänzlich unbeeinflußt von UV-Strahlen oder Hitzeschwankungen bleibt. Er wird nicht spröde, bleicht nicht aus, nix passiert...
Fazit: Prima Boote sind diese Alukanadier und ich wundere mich, dass es nicht viel mehr gibt, denn jedes einmal angeschaffte Boot aus Alu hält ein Leben lang


Zunächst sah mein Aluboot reichlich schmucklos aus weil der Vorbesitzer alle Zierstreifen der Firma - aus welchem Grund auch immer - entfernt hatte.
Ich habe schließlich vor einigen Jahren ein Bündel bunte Dreiecke aus Selbstklebefolie einer Werbeagentur auf dem Boot verteilt.
So sieht es jetzt aus:

Das Bild zeigt meine älteste Nichte Lena, Ole (meinen Jüngsten) und Ecki, den Freund meiner Nichte auf dem Weg zu den besten Zuschauerplätzen beim alljährlichen Tübinger Stocherkahnrennen - im Juni, wenn es wieder stattfindet, werde ich sicher darüber berichten...

Natürlich habe ich inzwischen wahrgenommen, dass dieses Boot ziemlich schwer (36kg) ist und dass es wahnsinnig hart ist (vor allem, wenn man mit dem Kopf daran stößt: Ich lagere es kieloben zwischen Baumhaus und Fahrradständer im Vorgarten und bin anfangs das eine oder andere Mal mit meiner Birne dran gestoßen).
Als es noch mein einziges (neben dem unhandlichen Holz-) Boot war habe ich damit jedoch die eine oder andere Solotour unternommen. Selbst dafür ist es durchaus gut geeignet. Ich habe mir einen kleinen Solohocker konstruiert, den ich unter den Bugsitz (in Richtung Mitte) klemme und auf dem ich kniend das Boot fest im Griff habe. So kann ich damit sogar heftiger bewegtes Wasser bewältigen. Zwei Dinge sind jedoch tatsächlich enorm nachteilhaft unter diesen Bedingungen: Die Kielstrebe erschwert schnelle Wendemanöver (es ist eine mittlere Qual das Boot in ein Kehrwasser zu bugsieren und lässt sich nur durch massives Aufkanten bewältigen. Dabei ist die Endstabilität nicht richtig blendend - ist also immer ein gewisser Balanceakt) und wenn man Grundberührung mit Felsen hat "klebt" das Material förmlich fest am Hindernis.

Dass das Boot bei Grundberührung einen Höllenlärm macht kommt noch dazu - das hat ihm seinen Spitznamen "schwimmende Werkzeugkiste" eingehandelt, der irgendwie zu mir übergewechselt und an mir kleben geblieben ist.

Donnerstag, 22. März 2007

Donaufahrt 2003

Bericht einer Bootstour auf der Donau von Sigmaringen nach Munderkingen in zweieinhalb Tagen im Jahr 2003


Geplant hatte ich eine Fahrt auf der „oberen Donau“ zwischen Beuron und Sigmaringen. Für dieses Stück gibt es feste Regelungen, die den Erwerb eines “Berechtigungsscheins“ und einen Mindestpegel von inzwischen 50cm in Beuron voraussetzen. Den Berechtigungsschein hatte ich telefonisch geordert, aber der Pegel lag bei 46cm, als ich am Dienstag aufbrach. Ich entschied mich also, ab Sigmaringen zu fahren.

1. Tag: Am Dienstagmorgen kam ich gegen 10.00 Uhr nach gut einstündiger Fahrt von Tübingen in Sigmaringen an und fand einen geeigneten Parkplatz zwischen Bahnhof und Donauufer (Die Distanz beträgt gerade mal 300 Meter). Zwar gehörte der Parkplatz der Deutschen Post, wie ich erfuhr, nachdem ich das zugehörige Schild von Geäst befreit hatte. Der zugewucherte Zustand bestärkte mich doch in der Annahme, dass widerrrechtlich parkende Autos wie meines nicht gerade abgeschleppt werden würden und ich lud das Boot vom Dach auf den Bootswagen, packte die Gepäckmassen ein, schloss das Auto ab und rollte alles zusammen ans Donauufer und setzte das Boot ins Wasser.
Die Einsetzstelle lag unter einer Donaubrücke und von Ihr aus konnte man schon erkennen, dass der Wasserstand sehr niedrig war. Fast überall konnte man bis maximal zu den Waden im Wasser stehen und donauabwärts ließen sich große mit Wasserpflanzen überwucherte Flächen erkennen.
Ein Kanu mit zwei Männern und zwei kleinen Mädchen kam vorbei – offenbar ein Tagesausflug. Die Männer suchten nach einer befahrbaren Rinne und ich beobachtete, wie sie gewisse Schwierigkeiten bekamen weil sie die Innenkurve des Flusses wählten. Wenig routiniert aber erfahren genug entschied ich mich nach dem Einsetzen für die Außenkurve und überholte die vier schnell.

Nach relativ kurzer Zeit und einer langgezogenen Rechtskurve macht die Donau unterhalb von Sigmaringen einen Linksknick. An dieser Stelle steht ein großer Weidenbaum, eine Kiesbank erstreckt sich ins Wasser und eine wilde Feuerstelle lädt zur Rast ein. Dort legte ich zunächst an, um mir ein zweites Frühstück zu genehmigen.
Nach kurzer Zeit kam das überholte Kanu wieder vorbei und ich konnte den „Insassen“ die an dieser Stelle erstaunlicherweise in der Innenkurve liegende Fahrrinne zeigen.
Nach einiger Zeit packte ich meine Sachen zusammen und paddelte weiter. Die Donau mäandert hier noch recht natürlich durch das flache Tal. Noch in einer der nächsten engeren Kurven traf ich die Kanuten wieder. Die Mädchen standen wie nasse Pudel auf einer Kiesbank und die Männer retteten die Ausrüstung aus dem gekenterten Boot, das unter Wasser gedrückt von einem von Ihnen festgehalten wurde damit es nicht mit der Strömung abtrieb. Ich legte an und half. Sie waren unter einen aus dem Wasser ragenden Ast geraten und durch die Strömung unter Wasser gedrückt worden. Wir trugen die Ausrüstung auf die Kiesbank, auf der sich die Mädchen ihrer nassen Schwimmwesten entledigten, und die beiden Männer schafften es, das Boot zu leeren. Sie entschieden sich für eine Rast, die an dieser Stelle sicher sehr unterhaltsam sein konnte, wenn den nachfolgenden Booten ähnliches widerfuhr. Ich paddelte weiter – aufmerksam den Ast umfahrend – und brachte Sigmaringendorf hinter mich.
Bei Sigmaringendorf befindet sich eine auf der Wasserwanderkarte nicht eingezeichnete Steinschüttung über die das Wasser tost und in deren Mitte eine Rinne freigelassen wurde, über die – wie ich, nachdem ich mein Boot mühsam heruntergetreidelt hatte, feststellen musste – Kanus hinuntersausen können. Kurz hinter mir kam ein Vater mit seinem Sohn und sie sausten die Rinne hinab. Ich befand mich etwa zwanzig Meter weiter unten halb rechts und sie trieben natürlich zielstrebig auf mich zu und rammten mich Steuerbords. Nix passiert! Aber ich lernte daraus, dass mindestens zwei geübte Kanuten in einem Boot sitzen sollten, um so eine Rinne herunterzufahren. Allein und mit Gepäck wollte ich es jedenfalls nicht tun.

Kurz vor Scheer lud eine am linken Ufer stehende Bank am Rande eines Überlaufbeckens zum Mittagsimbiss ein. Weitere Kanuten fuhren vorbei, auf die ich wieder traf als das erste Wehr an der ehemaligen Papierfabrik zu umtragen war. Ich lud mein Gepäck aus, trug es in zwei Etappen über die leidlich ebene Fläche zum niedriger gelegenen weiteren Wasserverlauf und wuchtete das Boot für die 10/12 Meter auf den Bootswagen, da die Fläche eher steinig war.

Um Scheer herum beschreibt die Donau eine Rechtskurve und mündet schließlich an einem weiteren Wehr, das es laut Wasserwanderkarte bei Niedrigwasser rechts zu umtragen gilt. Die anderen Kanuten schlossen hier offenbar ihre Fahrt ab – ein Kanuverleih hatte seinen Transporthänger am Ufer geparkt und einer derer, die ihr Boot schon verstaut hatten, half mir, mein Boot aus dem Wasser zu ziehen.
Ich war der einzige, der weiter fuhr und schob den Bootswagen am Wehr vorbei entlang einem Kanal vorbei am Kraftwerk, um es dahinter unter einer Absperrung hindurch auf ein Wiesengelände zu befördern an dessen Rand die Einsetzstelle liegt. Diese erwies sich als extrem steile Grasböschung und es war ein mittlerer Akt, das Boot und die Ausrüstung wieder ins Wasser zu bekommen – bei künftigen Fahrten sollte ich die Linksumtragung versuchen auch wenn abzusehen ist, dass dann ein gutes Stück zwischen Kiesbänken zu treideln sein wird.
Treideln will in Scheer geübt sein, wenn man – wie ich – am nächsten Wehr den Fehler macht, im alten Flußbett zu bleiben, anstatt – wie in der Wasserwanderkarte vorgeschlagen –, bei Niedrigwasser den Kanal zum Wasserkraftwerk zu nehmen. Das kam so: Als ich am Wehr ankam lagerten links ein Jugendlicher mit seinem Vater mit einem Ally-Faltkanadier. Sie meinten der Durchlass in den Kanal sei zu niedrig und ich ersparte mir den Blick auf die Karte und orientierte mich an den deutlich erkennbaren Spuren vorheriger Bootsumtragungen auf der rechten Seite (die übrigens einen idealen Lagerplatz abgibt). Nach einigen Mühen hatte ich das Boot wieder im sehr flachen Wasser.

Die Donau steht hier überwiegend in flachen Steinbecken und über die folgenden 2,3 km galt es, das Boot überwiegend durch die brühwarmen Wasserbecken und über Steinflächen zu zerren. Gelegentlich unterbrochen von Stufen an denen das Wasser über Steinkanten herab plätschert. Große Forellen standen im Wasser und in den Flachwasserbereichen tummelten sich die Jungfische.
Irgendwo am rechten Rand lag ein alter nasser Schlafsack, in dem Isomatte, Gepäck und Zelt eingepackt waren – nirgends ein Hinweis auf den Besitzer, dem das alles offenbar bei einer Hochwasserbefahrung aus dem Boot gespült worden sein muss.
Als schließlich der Kanal wieder in die Donau mündete bekam ich endlich wieder Wasser unter den Kiel und konnte mich einigermaßen ermattet weiter treiben lassen. Allmählich hielt ich Ausschau nach einem Lagerplatz. Es war bereits später Nachmittag und ich hatte erheblich mehr Strecke zurückgelegt als ich erwartet hatte.

Zwei/drei Steinschüttungen mit schmalen Stromzungen in der Mitte tauchten auf, von denen nur eine in der Wasserwanderkarte eingezeichnet war. Hinter der ersten hatten Kinder ein Seil quer über den Fluß gespannt an dem die Jungs sich auf Surfbrettern stehend festhielten, um sich von der Strömung quer über den Fluss treiben zu lassen. Von einer Kiesbank aus wurden sie von Mädchen bewundert, durch die ich mir mit dem Boot auf dem Bootswagen einen Weg bahnen musste.
Bei einer der weiteren Steinschüttungen, die nicht auf der Karte verzeichnet waren, traf ich auf drei Erwachsene mit zwei Kindern, die in zwei Kanus vom Ulmer Kanuklub unterwegs waren. An der Stelle zweigte ein flacher Seitenkanal ab, den diese Gruppe wählte während ich das Boot über die Steinschüttung nach unten wuchtete. Nach vielleicht 150 Metern trafen wir uns wieder – sie waren völlig problemlos weiter gekommen. Ich war inzwischen ziemlich geschafft, hatte Kopfschmerzen und suchte einen Lagerplatz.
Rechts am Ufer schien ein geeigneter Platz zu sein. Hinter einem Maisfeld verborgen befand sich nah am Ufer eine Grasfläche auf die ein Stichweg mündete. Bei meinem Erkundungsgang traf ich einen jungen Mann, der sich dort neben einigen leeren Bierdosen auf einem Holzstamm nieder gelassen hatte – er empfahl mir, noch ein Viertelstündchen weiter zu paddeln, dorthin, wo ein geeigneter halboffizieller Lagerplatz mit Feuerstellen beim Wehr in Hundersingen angelegt sei. Dort traf ich schließlich die Kanuten wieder, die die Umfahrung genommen hatten – sie waren gerade dabei, zur linken Seite über zu setzen, um auf der ruhigeren Seite ihre Zelte aufzuschlagen. Überdies sei dort eine „Wirtschaft“.

Diese Auskunft (besonders der letzte Aspekt) ermutigte mich, die rechte Seite mit den Feuerstellen zu wählen – dort war es offenbar üblich zu zelten und zu lagern und auf der linken Seite schienen mir Konflikte zu drohen (Diese Kanufahrer, die sich immer weiter ausbreiten...). Dass das eine falsche Entscheidung war, merkte ich im Verlauf des Abends, den ich – nach Genuss einer Dose Tomatensuppe – mit Kopfschmerzen im Zelt zu brachte, während um mich herum fröhliche und lautstarke Parties gefeiert wurden.

2. Tag: Am anderen Morgen war ich der erste, der aufstand. Anstandshalber zog ich mein Müslifrühstück etwas in die Länge und beobachtete neidvoll, dass die Familie auf der anderen Seite sich in einer (wohl der „Wirtschaft“ benachbarten) Bäckerei frische Brötchen besorgt hatte. Es war offensichtlich ein Fehler von mir gewesen, auf der rechten Flussseite zu übernachten. Unter Vermeidung unnötigen Lärms baute ich mein Zelt ab, packte alle Sachen ein und lud Boot und Gepäck auf den Bootswagen. Dann schob ich mein Vehikel an den beiden Wehren (eigentlich Steinschüttungen) in Hundersingen vorbei und wuchtete alles in mehreren Etappen an die Einsatzstelle hinter der Donaubrücke. Hier mußte ich das erste und einzige Mal das Boot schul-tern, um es einen etwas längeren Weg und mehrere Treppen hinunter zu tragen.
Die Strecke zwischen Hundersingen nach Riedlingen ist unspektakulär. Die Gefahrenstelle an der Brücke bei Binzwangen, die auf der Wasserwanderkarte eingezeichnet ist besteht offenbar nicht mehr – der Fluss läuft dort friedlich geradeaus. An der Brücke und etwas weiter hinten rechts (kurz vor der langen Geraden vor Riedlingen auf der rechten Seite – übrigens auch ein sehr geeigneter Platz für ein Biwak) machte ich kürzere Pausen, um mich nicht wie am vorigen Tag zu schnell zu verausgaben.

Vor Riedlingen wird die Donau in zwei Arme geteilt, von denen nur auf dem linken gepaddelt werden darf. Die Stelle, an der sich die Arme teilen, besteht aus schilfbewachsenen Kiesbänken an denen Kinder sicher tagelang spielen und im seichten Wasser baden können. Hat mir sehr gut gefallen – wenn man mit Kindern unterwegs ist sollte man hier eine längere Pause einlegen.
Um die Mittagszeit kam ich in Riedlingen an, wo es ein Wehr zu umtragen gilt. Ich hatte mir vorgenommen in Riedlingen eine Pause zu machen und möglicherweise sogar eine Pizza essen zu gehen, aber am Fluss – wo es wirklich schön und idyllisch war – konnte ich kein Restaurant ausmachen. Riedlingen macht einen hübschen Eindruck und ich bereue es, dass ich nicht mutig genug war, das Boot einfach an der Umsetzstelle liegen zu lassen und einen kleinen Marsch durch den Ort zu machen. Vielleicht wäre ich ja dann über eine Pizzeria gestolpert.
Unterhalb von Riedlingen beginnt ein Naturschutzgebiet, durch das man am Wochenende nicht hindurch paddeln darf. Da Mittwoch war hatte ich deutlichen Abstand zu jedem Wochenende und konnte einfach weiter paddeln. Die nun folgende Strecke besteht aus Kiesbänken und vielen flachen Stellen, an denen man leicht Grundberührung hat, gefolgt von kleinen Stufen, an denen das Wasser etwas flotter und – zu meinem Leidwesen – auch mal seitlich ins Ufergebüsch fließt.
An einer Stelle beging ich den Fehler, gegen diese Strömung nicht an zu paddeln, wurde unter die Äste getrieben und war gezwungen, mich darunter hindurch zu kämpfen. Einer der Äste war steifer als vermutet und ich erkannte gerade noch rechtzeitig, dass ich – wenn ich versuchen sollte ihn weiter nach oben zu drücken – damit den Bootsrand unweigerlich unter Wasser drücken würde. Ich stieg aus. Das Boot trieb weiter und ich hängte mich an den Rand – im Bewusstsein von nun an ohne Brille weiter paddeln zu müssen. Wie ich das Boot ans Ufer gestrampelt hatte und wieder hinein kletterte stellt ich fest, dass der eine Brillenbügel noch hinter meinem Ohr klemmte. Keine Verluste. Puh!

Auf der nächsten Kiesbank erholte ich mich von dem Schreck und machte in meinen nassen Sachen eine Rastpause. Es war doch allerhand Wasser ins Boot gekommen und ich war froh, außer meinem Lenzgefäß noch einen Schwamm mitgenommen zu haben. Zwei Faltbootfahrer paddelten vorbei, denen ich schon kurz hinter Riedlingen begegnet war. Ansonsten war wenig los auf dem Fluß. Vor Zwiefaltendorf wurde der Bootsverkehr wieder dichter. Hier sah man nun am Nachmittag auch immer mehr Badende und Sonnenhungrige auf den Kiesbänken. Unter der Flußbrücke in Zwiefaltendorf befindet sich eine Einsetzstelle, die offenbar von Kanuverleihfirmen genutzt wird. Hier ist auch ein geeigneter Platz für ein Biwak.
An den Flusskehren vor Rechtenstein lagen zwei gigantisches Pfadfinderlager. Hier wurde der Kanuverkehr auch deutlich dichter. Einzelne Kanuten paddelten auch bergauf. Ich traf die Faltbootfahrer wieder. An einem Felsen direkt am Fluß hatten die Pfadfinder in zehn Meter Höhe ein Drahtseil hinüber zum anderen Ufer gespannt. Daran konnten sie sich hinabrutschen lassen, um irgendwo unterwegs das Seil los zu lassen und im Fluss zu landen. Immer wieder finden sich hier an den Flusskehren große Felsformationen, die den Strom in eine andere Richtung lenken. Dann wieder kommen ausgedehnte Kiesbänke, auf denen z.B. Pfadfinder spielen, baden und Blödsinn machen.

Das Wehr in Rechtenstein stellt Anforderungen an die Körperkraft von Kanufahrern. Ich mußte wieder mal alles ausladen, das Boot aus dem Wasser hieven und auf einem schmalen von Wurzeln überwucherten Absatz auf den Bootswagen wuchten. Dann gings mit dem ganzen Gepäck einen steilen Weg hinauf und anschließend eine Asphaltstraße am Fluss entlang ca. 150 Meter zu einer am Fluss gelegenen Wiese, von der aus eine eher steile steinige Böschung ins Wasser führt. Auf der Wiese angekommen kam ein Vater mit zwei Kindern hinter mir her und lieh sich den Bootswagen. Er habe sich schon in Zwiefaltendorf gewundert, warum ich so was dabei habe – nun wisse er's. Wir holten mit dem Bootswagen ihr Kanu und gemeinsam setzten wir die Boote wieder ins Wasser (Ich lehnte dankend die Hilfe ab und schob das Boot über die Brennesseln und altes Geäst die Böschung runter. Sie hatten ihr Boot aber so dusselig hingelegt, dass ich ohne Hilfe schließlich nicht nach unten kam.)

Weiter gings nach Obermarchtal. Sich in Schlauchbooten nass spritzende Teenager konnte ich trocken überholen und traf auf allerlei Badegäste an den hin und wieder auftauchenden Kiesbänken. Ein reges Leben herrschte hier am Nachmittag auf dem Fluss.

In Obermarchtal wird die geschwungene Brücke gerade erneuert. Dort ist eine Umtragung erforderlich, die mit dem Bootswagen unproblematisch ist.
Hinter Obermarchtal folgt eine lange Durststrecke über abgestandenes flaches von Algen überwuchertes Wasser bis endlich wieder das Donauwasser aus dem Kanal in das alte Flussbett eingespeist wird. Ich war trotz häufigeren und längeren Pausen als gestern doch einigermaßen geschafft und sah mit großen Hoffnungen dem Campingplatz entgegen, der links hinter der Einmündung der großen Lauter liegen sollte. Sie ließ auf sich warten und als ich endlich da war entpuppte sich der Platz zu mei-ner Enttäuschung als großes weites Feld, auf dem überdies niemand anders zeltete. Unter diesen Umständen entschloss ich mich doch weiter zu fahren.
Nach Untermarchtal entdeckte nach einiger Zeit rechts eine einsame Wiese auf der das Gras frisch geschnitten worden war und an deren hinterem Rand ein bewaldeter Hang lag. Am Ufer hatte jemand mit Stöcken eine behelfsmäßige Treppe angelegt und ich wuchtete darüber das Boot aus dem Fluss. Nach einigen Suchläufen entschied ich mich für den Waldrand weil zu erwarten war, dass dort am anderen Morgen schon früh die Sonne scheinen würde.
Ich baute das Zelt auf. Weiter rechts im Wald befand sich ein Jesusbild in einem kleinen Kreuzwegaltar. Dort traf ich eine Nonne, die mir versicherte, dass ich hier ruhig und unbehelligt zelten könne. Sie wünschte mir eine gute Nacht. Tatsächlich kam kein Mensch mehr vorbei und einer ruhigen Nacht wäre nichts im Weg gestanden nachdem ich gegen 22.00 Uhr mangels Licht mein Buch zur Seite gelegt hatte. Kaum eingeschlafen erwachte ich von heftigem Geraschel unter dem Zelt. Ich hatte mein Zelt auf ein Mäusenest gestellt. Nun raschelten die Mäuse immer wieder auf ihrem Weg von einem Mäuseloch zum anderen und ich klopfte gelegentlich auf den Boden, um sie für einige Zeit ruhig zu bekommen. Aber kaum war ich wieder am wegdämmern raschelten sie wieder los. Im Dunkeln ist das Zelt nicht umzusetzen und irgendwann muss ich schließlich eingeschlafen sein.

3. Tag: Am anderen Morgen kam während meines Müslifrühstücks der Bauer mit einer Heuwendemaschine vorbei. Er grüßte jovial, hielt sich aber nicht auf. Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg nach Munderkingen. Am rechten Ufer entdeckte ich nach einiger Zeit ein vertäutes Kanu und dahinter ein Zelt. Offenbar ist das Biwakieren im Donautal üblich und wird toleriert.
Nach geraumer Zeit auf einem breit aufgestauten Fluss paddelnd kam ich in Munderkingen an, wo ich das Boot hinter dem Fussgängersteg links auf das Gelände des Kanuklubs Munderkingen zog. Ich überlegte, wo ich das Boot wohl verstauen könnte, damit ich mit dem Zug nach Sigmaringen zurückfahren konnte. Ein Fahrradreisender, der mit seiner Familie hier gezeltet hatte (sie packten gerade zusammen) riet mir, das Boot einfach hinter das Klubhaus zu stellen – er habe das auch schon gemacht und ihm sei nie etwas abhanden gekommen. So machte ich es, packte meine Bootstonne mit den Wertsachen und fragte mich nach dem Bahnhof durch.
Nach kurzer Zeit kam ein Zug, der mich in ca. 45 Min. nach Sigmaringen brachte. Von der Bahnstrecke aus kann man an vielen Stellen den Flussverlauf der Donau erkennen. Das Auto stand unangetastet auf dem Postparkplatz und nach einer knappen weiteren Stunde war ich wieder in Munderkingen wo das Boot fortwährend hinter dem Klubhaus lag. Über Zwiefalten fuhr ich schließlich zurück nach Tübingen wo ich am frühen Nachmittag ankam.

Mittwoch, 21. März 2007

9. Vergangenheitsbewältigung Nr.3 - Die "Blau" und der Januar

Die Kanutour auf der Donau habe ich noch in Bild und Text dargestellt, bei der Lauchert-Tour haben schon die Bilder überwogen und die Kanutour auf der Blau, die Mitte Februar stattfand, wird nun mit ein paar Zeilen abgetan. Das liegt daran, dass es keine Bilder dazu gibt. Ein wenig mag es auch damit zu tun haben, dass ich an ihr als Kopilot eines Tandem-Kanus teilgenommen habe. Bei der Gelegenheit musste ich feststellen, dass ich das gar nicht mehr gut kann. Durch das viele Solofahren mache ich dauernd Steuerschläge mit dem Paddel, die meinem Heckmann die letzten Nerven geraubt haben müssen.

Wir waren sieben Tandem-Canadier (also vierzehn Erwachsene), die sich am späten Vormittag bei angenehmem Wetter (auf der Alb mussten wir noch durch dichten Nebel) in Blaubeuren trafen. Nach der obligatorischen Besichtigung des Blautopfs setzten wir einige hundert Meter weiter ein und paddelten den ruhigen gewundenen Fluss durch das Blautal durch Wiesenlandschaft und kleine Ortschaften. Einige Wehre galt es zu umtragen - aber es waren ja genug Leute zum Mitanfassen dabei, so dass das völlig problemlos ging. Alles in allem eine entspannte Februarausfahrt mit - sagen wir mal - Maiwetter.

Dann wären da noch die Paddeltouren im milden Januar - sie sind nicht rekonstruierbar. Ich erinnere mich, dass ich zu Neujahr das erste Mal auf dem Neckar war und an den folgenden Wochenenden das eine oder andere mal.

Die zweite Februarhälfte fiel paddelmässig aus - ich war gerade in den beiden Wochen, in denen wir Winter und Schnee hatten, krank. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen in diesem Winter - vor allem bei Schnee und Eis - eifrig den harten Mann zu markieren und zu paddeln. Dafür hatte ich mir extra eine Winterausrüstung zugelegt, die so nun gar nicht zum Einsatz kam. Wie hieß es in den siebziger Jahren in der Kohle-Werbung? "Der nächste Winter kommt bestimmt".

8. Kleines Scharmützel im Canadier-Forum

Den Dienstags-Eintrag habe ich wieder gelöscht weil ich da detailliert auf eine entgleiste Diskussion im Canadier-Forum eingegangen bin, die vom Moderator inzwischen auch schon wieder gelöscht wurde.

In diesem Thread entwickelte sich aus einem fehlinterpretierten recht harmlosen Diskurs, den ich mit Klaus, einem Kanu-Händler, am Wochenende hatte, ein Schlagabtausch zwischen wechselnden Partnern (den ich bis spät in den Abend hinein noch vom Bett aus mit dem PDA bestritt). Am Dienstagnachmittag gipfelte diese Auseinandersetzung in erstaunlich schwachsinnigen bis hin zu homophoben Äußerungen meines Hauptkontrahenten (nachdem ich mich schon - nicht völlig unprovokativ - aus der Diskussion zurückgezogen hatte). Ich enthielt diesem bedauernswerten Zeitgenossen mit ausgeprägter Lese-/Rechtschreibschwäche eine Richtigstellung meiner sexuellen Orientierung vor - nicht zuletzt weil die ja nun wirklich nicht Teil der Debatte sein kann - aber der Streit bestätigte mir doch gleich mehrere Überlegungen:

  • Die Paddlerkreise spiegeln unsere Gesellschaft mit allen Höhen und Tiefen wider. Schon im Paddelklub fällt mir immer wieder auf, dass die Leute aus unterschiedlichsten Berufsgruppen und sozialen Schichten mit verschiedensten Bildungshintergründen stammen. Diese Leute harmonieren in der Regel erstaunlich gut (der Thread spiegelt hier die berühmte Ausnahme wider und es war ja auch maßgeblich ein Kajakfahrer beteiligt).
  • Ich schreibe entschieden zu viele Beiträge im Paddelforum und sollte mich dort ein wenig zurückhalten. Als Ventil für meine Canadier-Passion (Obsession?) nutze ich künftig dieses Paddel-Logbuch.
  • Ich bin Leuten, die einsilbige Wörter mit 54 "ö"s bilden können, entweder rhetorisch nicht gewachsen oder einfach nicht in der Lage, mit ihnen adäquat zu kommunizieren. Dazu fehlt mir die sozialpädagogische Praxiskompetenz.

Montag, 19. März 2007

7. Vergangenheitsbewältigung Nr.2 - Die Lauchert

An einem Sonntag Anfang März nahm ich an einer vom Paddelklub organisierten Ausfahrt auf der Lauchert teil. Die Lauchert ist ein schmaler Fluss, der von der schwäbischen Alb Richtung Donau fließt. Durch Wiesen und waldiges Gelände vorbei an Felsen und Karsthöhlen. Die Befahrung der Lauchert ist reglementiert: Zwischen 15 März und 15. Juli dürfen Paddler sie nicht befahren. Häufig sammeln sich im Wasser umgestürzte Bäume - nicht selten blockieren sie den Flusslauf. Auf einem Teilabschnitt haben Umweltschützer bewusst Bäume "in den Fluß" gefällt. Wohl in der Absicht ein Biotop zu schaffen, wie es Biber anlegen. Für Paddler sind solche Bemühungen eher lästig und die Schäden, die beim Umtragen der Boote an der Ufervegetation angerichtet werden, können - meine ich - den Gewinn dieser Maßnahme auch wieder zunichte machen. Aber das perfide ist, dass sie den Ökologen als Begründung für weitere Beschränkungen für BootsfahrerInnen dienen.

Hier eine Reihe von Bildern - beginnend mit der Einsatzstelle in Veringendorf hinter der ein paar durchaus tückische Kehren kommen, die einem erstmal einen kleinen Schrecken einjagen. Danach wird der Fluss aber friedlich und harmlos...










Sonntag, 18. März 2007

6. Werkstatttag / CarryingYoke Nr.1

Erstaunlicherweise ist das schlechte Wetter noch nicht über uns hereingebrochen. Lediglich der Wind hat zugenommen. Ich habe diesen Sonntag überwiegend in der Werkstatt verbracht, die endlich einmal gründlich auf- und umgeräumt werden musste. Vor vierzehn Tagen habe ich meine neue Bandsäge bekommen und gestern hat der Käufer der alten dieselbe abgeholt. Jetzt war es an der Zeit Ordnung zu schaffen und auch einmal in den hinteren Regalschichten den Holzstaub weg zu saugen.
Auf dem Bild ist die neue Bandsäge im Vordergrund zu erkennen. Im Hintergrund auf der Werkbank liegt das erste Produkt: ein herausnehmbares Tragejoch für meinen Solo-Canadier. Über dergleichen gab es unlängst eine Diskussion im Canadier-Forum. Die dort vorgestellten Lösungen haben mich dazu animiert mir selbst so ein Teil zu bauen. Ich habe Eschenholz genommen, gesägt, gefräst, geschliffen und für die "Pads" Streifen geschlossenzelligen Schaums mit einem Streifen Klebeband zusammengefasst und das ganze mit Zeltleinwand umwickelt. Nylonstoff habe ich keine bekommen aber die Zeltleinwand tuts auch.
So sieht das Resultat aus. (Inzwischen habe ich die Zeltleinwand mit mehr Polsternägeln besser festgenagelt)

Das "Joch" (Yoke klingt irgendwie harmloser) wird zwischen die Sitzstreben geklemmt und passt - wenn es beim Boot-umdrehen nicht herausfällt - optimal auf die Schultern. So kann das Kanu wesentlich komfortabler getragen werden (bisher hänge ich es immer über eine Schulter). Ein Nachteil - finde ich - ist, dass ich Paddel und Gepäck dann in die Hand nehmen muss (zumindest die Paddel konnte ich bei der "über-die-Schulter-Methode" bisher im Boot lassen). Viele Leute binden die Paddel so fest, dass sie als Yoke dienen. Das geht bei mir nicht weil eines der Paddel ein Double-Bentshaft-Paddel ist (darüber berichte ich an anderer Stelle).