Donnerstag, 17. November 2011

Weiteres Konzeptgrübeln

Claudius hat den Impuls zu weiteren Konzeptüberlegungen gegeben weil er bei einem Nachbarverband ebenfalls mit der Übungsleiterausbildung konfrontiert ist und von seinen Erfahrungen und Schlussfolgerungen berichtet hat. Dort wie hier geht man offenbar von der Richtlinie des Bundesverbands aus, die für eine erfolgreiche Trainierausbildung das Absolvieren bestimmter klar quantifizierter Lehreinheiten vorsieht.

Darüber, dass das an den Bedürfnissen künftiger Trainer vorbei geht, sind wir uns eigentlich alle einig. In der Realität ist es so, dass viele von jenen, die zur Übungsleiteraus- bildung antreten, schon über Vorkenntnisse und jede Menge praktische Erfahrung verfügen. Deshalb kann in eigentlich jedem Feld der Trainierausbildung die Ausbildungsgruppe von den Erfahrungen und Kenntnissen ihrer Mitglieder lernen. Dieses Potential im individuellen Fall zu erkennen und den Kurs zu einem aktiven und produktiven Erfahrungsaustausch zu machen ist die eigentliche Aufgabe des Ausbildungsteams. Die Ausbildung besteht also mehr in Moderation als in Lehre.
Um das hinzukriegen ist es in der Übungsleiterausbilung erforderlich die Kenntnisse und Vorerfahrungen der Teilnehmer detailliert zu erfragen (oder durch Beobachtung zu erkennen und zu benennen) und in den Lehrablauf und -plan der Trainierausbildung einzuordnen. Den Teilnehmern muss Raum für den Erfahrungsaustausch gegeben werden, sie müssen angeregt werden die Erfahrungen einzelner zu reflektieren um von ihnen zu profitieren.
Und es müssen auch die berücksichtigt und gewürdigt werden, die keinen Erfahrungsschatz mitbringen sondern blanke Motivation und originelle Ideen.

Am Beispiel der Motivation kann das verdeutlich werden. Claudius beklagt, dass in der Ausbildung viel Gewicht auf den Umgang mit „Störungen“ und „unerwünschtes Verhalten“ gelegt wird. Der Fokus wird dabei auf das Teilnehmerverhalten gerichtet. Dabei wird gar nicht in Erwägung gezogen, dass das Teilnehmerverhalten eine Reaktion auf den Trainer und sein Agieren ist. So ein Selbstreflexionsprozess ist erheblich mühsamer und die Erkenntnis eigener Unzulänglichkeiten gelegentlich schmerzhaft für Trainer. Es ist ja auch immer leichter sich mit den Defiziten anderer zu beschäftigen. In der Trainerausbildung sollte es um die vorhandenen Entwicklungsbedürfnisse des Ausbildungspersonals gehen und nicht um die erwarteten Defizite der Teilnehmer.

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