Montag, 18. Juni 2012

Mad River Sundance

Gestern nun habe ich den Mad River Sundance, den ich vor 14 Tagen erworben habe, endlich abgeholt. Die bisherigen Besitzer - ein nettes englisches Rentnerpaar - haben mir das Boot nebst Sprayshirt und Paddeln freundlich überlassen. Die Erzählungen über ihre Erlebnisse mit dem Boot haben mir klar gemacht, dass ihnen der Abschied davon nicht eben leicht fiel. Umso mehr habe ich meiner Freude über den Kauf Ausdruck verliehen und versichert, dass ich das Boot in Ehren halten will.

Folgerichtig bin ich damit gleich anschließend in die nobelste Gegend Münchens gefahren. Seltsame Rituale vor den örtlichen Übernachtungsbetrieben und das sehr eingeschränkte und wenig alltagstaugliche Angebot der Bekleidungs- und Outfittinghändler haben wenig zu meinem Wohlbefinden an diesem Ort beigetragen. Ich machte mich bald wieder auf den Heimweg.


In Tübingen habe ich das Boot erstmal zum Bootshaus gebracht und das Sprayshirt ausprobiert. Es passt perfekt und sorgt für sichere Überfahrten großer Gewässer bei windigen Bedingungen mit Wellen und Gischt. Aber auch in Flüssen mit Schwallpassagen oder bei lausigen Wetterbedingungen ist dieses Sprayshirt zweifellos eine großartige Hilfe.


Da mein Prospector fast gleich lang ist wie der Sundance habe ich das Sprayshirt auch einmal darauf gelegt. Die Sitzluken stimmen perfekt überein. Lediglich an Bug und Heck bleibt eine kleine Lücke, in die Wasser eindringen könnte. Ich erwäge den Prospector ebenfalls mit Druckknöpfen auszustatten.

Dann bin ich zur Schadensbegutachtung übergegangen. Eine Macke an einer Bordwand ist wenig tragisch. Sie ist von innen notdürftig repariert worden und ich werde diese Reparatur sowohl von innen als auch von außen erneuern müssen. Das ist das kleinere Übel.

Das größere Übel sind die Reparaturen am Rumpf, wo er so abgenutzt ist, dass das Gewebe zum Vorschein gekommen ist. Diese Stellen wurden mit Spachtelmasse behandelt, die weder wasserdicht noch flexibel genug für die Bewegungen eines Bootsrumpfs ist. Ich werde soviel wie möglich davon wieder heraus schleifen müssen. An Bug und Heck werde ich nicht darum herum kommen Skidplates anzufertigen da es dort zu sehr tiefgreifenden Abnutzungen gekommen ist. Tatsächlich muss ich dort sogar ein wenig modellieren um den runden Abschluss wieder herzustellen. Fast wäre ich versucht Kevlarstreifen über die gesamte Kiellinie zu laminieren. Vermutlich werde ich letztlich eine imaginäre Wasserlinie anzeichnen, den Rumpf unterhalb gründlich schleifen und – wie hier beschrieben ein- oder mehrschichtig mit pigmentiertem Harz behandeln.


Dann habe ich meine drei Flachwasserboote mal neben einander gelegt. Der Independence ist kaum kürzer als der Sundance. Und die Bootsform beider Boote unterscheidet sich nur unmerklich. Kein Wunder. Jim Henry hat beide Boote in der gleichen Schaffensperiode für ähnliche Zwecke gestaltet.

Ich habe ja immer bedauernd festgestellt, dass sich der Rumpf meines Independence so allmählich abnutzt weil ich eben doch gelegentliche Grundberührungen habe. Im Vergleich zum Zustand des Sundance-Rumpf wirkt der Independence fast neuwertig.

Der Prospector ist – obwohl er auch als 17’6“-Boot ausgewiesen ist – etwas länger als der Sundance. Dafür ist er zwei Zentimeter schmaler (was aber auch am weniger breiten Süllrand liegen kann). Er ist tiefer und hat mehr Volumen (insgesamt aber auch in Bug und Heck).

Die Bootsform des Sundance ist mit dem quasi pfeilgeraden V-Kiel ausschließlich auf rasante Flachwasserfahrten ausgelegt. Dafür ist er konzipiert und das hat das Boot bei unserer ersten Probefahrt am Abend auch unter Beweis gestellt. Da ich im Heck saß kam mir die Fahrt gar nicht so rasend schnell vor – das Geschwindigkeitsempfinden ist im Bug des Bootes immer wesentlich ausgeprägter. Rolf durfte ausnahmsweise nach vorne, äußerte sich aber wenig enthusiastisch über das Tempo.


Nach etwa 100 Metern Fahrt musste ich dagegen wahrnehmen, dass – wie der bisherige Besitzer bereits angekündigt hatte – Wasser durch die mit Spachtelmasse geflickten Schadstellen in den Rumpf eindringt. Während unserer halbstündigen Fahrt sammelte sich so etwa ein Viertelliter Wasser über Kiel und Seitenwände, die ich nach Abschluss der Fahrt mit einem Schwamm aus dem Boot gewischt habe. Das kann man entweder immer wieder machen oder den Rumpf – in Vorbereitung der anstehenden Reparatur – gründlich austrocknen damit sich zwischen der alten Struktur und der neu aufzutragenden Schicht keine Wassernester bilden. Die Schicht, die dann aufgetragen wird muss dementsprechend dicht sein. Dem stolzen Besitzer steht jedenfalls allerhand Arbeit bevor, auf die er sich schon freut.

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