Montag, 10. September 2012

Fischingen abwärts


Gestartet sind wir - wie im Mai vor zwei Jahren - in Fischingen, wo wir beim örtlichen Kindergarten die Boote abluden und auf dem Turnhallenparkplatz Rolfs Auto stehen ließen. Wir paddelten am örtlichen Bootsverleih vorbei flussabwärts. Am Bootsverleih wurden gerade jede Menge Tandemboote - in der Regel mit drei Insassen - ins Wasser geschoben. Wir überholten die überladenen Boote nach und nach alle, so dass wir - nach Passieren der üblichen kleinen Schwälle und Stufen auf diesem Abschnitt - kurz vor ihnen an der Aussatzstelle in Horb ankamen.


Dort nutzte ich die Gelegenheit den dort wartenden Leihbootangestellten in eine Diskussion darüber zu verwickeln, warum wir Privatbootfahrer denn auf keinen Fall ihren Anleger benutzen dürften, denn das hatte er uns - kaum dass wir dem Anleger nahe kamen (an dem wir gar nicht anlegen wollten) eindringlich eingeschärft. Zur Rede gestellt teilte der arme Mann uns mit, dass er die Anweisung vom Eigentümer des Verleihs habe alle Nichtleihboote nachdrücklich abzuweisen. Die Gründe dafür konnte er mir nicht recht plausibel machen. Ich muss den Betreiber selbst mal fragen.

In Horb machten wir einen kleinen Spaziergang durch die Unterstadt dieser sehenswerten mittelalterlichen Kleinstadt. Wir versuchten den Paddelbaeren einen Besuch abzustatten aber sie haben sehr eingeschränkte Öffnungszeiten, stehen aber nach Vorankündigung stets zur Verfügung. Wir hatten uns nicht angekündigt und machten uns ohne zu klingeln wieder aus dem Staub.
Wir schlenderten durch die Stadt, in der allerhand Festivitäten parallel stattfanden, tranken Kaffee und aßen Kuchen am Stocherkahnanleger, an dem ein Tübinger Anbieter gerade versuchsweise Fahrten anprieß. Ich bin gespannt, ob sich das Stochern in Horb etabliert. Neben dem Anleger veranstaltete die freievangelische Kirche einen Multikultibasar, auf dem wir erheblich günstigere und spannendere Leckereien bekommen hätten.


In Horb muss mittlerweile nur noch ein Wehr umtragen werden was wir mit den mitgenommenen Bootswagen mühelos bewältigten. Unterhalb des Wehrs geht es - selbst bei dem niedrigen Wasserstand, den wir diesmal hatten - recht spritzig weiter.

Eine Strecke mit einigen kleinen Schwällen und lebhafter Strömung schließt sich an, die von mehreren Wehren durchsetzt ist, von denen einige - bei genug Wasser - auch befahren werden können. Wir treidelten unsere Boote jeweils.


Unterhalb des nächsten Wehrs war so wenig Restwasser im Fluss, dass ich meinem Boot im Wasser hinterher lief. Rolf zog es vor, sein Boot auf dem Bootswagen an der Uferböschung entlang zu schieben. Beide Wege führten schließlich zu der Stelle, an der das abgeleitete Wasser wieder eingeleitet wird und der Neckar wieder gepaddelt werden kann.

Schließlich ereichten wir das Wehr, das unser heutiges Ziel war. Wir schoben die Boote über die Wehrkrone und ließen sie ins seichte Unterwasser gleiten . Auf der darunter gelegenen Insel suchten wir uns unseren erprobten Lagerplatz und richteten uns häuslich ein. Eigentlich hatte ich vor, noch ein Bad zu nehmen, ließ das aber angesichts der Jugendlichen, die dort schwammen, bleiben weil ich natürlich keine Badekleidung mitgenommen hatte. Die jungen Leute verließen das Wehr erst spät.


Bis dahin hatten wir - bemüht so wenig Gras und Gestrüpp wie möglich platt zu treten (ganz vermeiden ließ es sich allerdings nicht, dass das Springkraut und die Brennesseln etwas litten) - unsere Hängematten aufgehängt, ein leckeres Abendessen zubereitet in dessen Anschluss wir gemütlich Tee tranken.
Es wurde bald dunkel und schon gegen 21:00 Uhr lagen wir in unseren Hängematten und es dauerte nicht lange bis wir schliefen.

Am anderen Morgen weckte uns gegen kurz vor Acht die Sonne. Es war noch ein wenig frisch und so entzündete ich gleich wieder ein kleines Feuer im Künzi auf dem ich mir anschließend ein Frühstück zu bereitete. Rolf bereitete einen vortrefflichen Milchkaffee zu. Dann packten wir unsere Sachen, ließen die Boote zu Wasser und machten uns davon.
Ich bin zuversichtlich, dass man in ein/zwei Wochen nichts mehr von unserer Anwesenheit sehen wird.


Als nächstes folgte das Wehr bei der Weitenburg. Wir paddelten durch die Neckarschleifen, die sich durch den Sulzauer Golfplatz ziehen, lästerten über die Schilder, die vor Golfschlägen (mal von rechts und dann von links) warnen, erwogen Schilder aufzustellen, die die Golfspieler vor Paddlern (von rechts oder links) warnen und kamen nach Bad-Niedernau, wo das Wehr problemlos zu übertragen war.


Weniger problemlos ist das erste Wehr in Rottenburg unterhalb dessen es eine schmale Bootstreppe gibt, die eher für Angler angelegt worden ist als für Paddler. In Erwartung des noch garstigeren zweiten Rottenburger Wehrs stärkten wir uns zuerst in der örtlichen Eisdiele. Dann verließen wir die Bischoffstadt, in der wenig nächstenlieb mit Paddlern umgegangen wird. Die Wehre sind eine Zumutung.


Insbesondere das zweite Wehr an dem die Einsatzstelle mit Zäunen und Hindernissen verbaut wurde (wir werden beim dort ansässigen Autohaus kein Fahrzeug mehr erwerben nachdem der Betreiber den Uferpfad hinter seinem Gebaude blockiert hat) ist ein Zumutung.

Der anschließende Abschnitt bis zum Kiebinger Wehr hat Seencharakter, der unterhalb des Wehres (bis zum Hirschauer Wehr) ebenfalls. Das Aus- und Einsetzen in Kiebingen ist jedoch auch eine Schinderei. Dort hat niemand an Paddler gedacht.

Schließlich kam die beiden rauen Rampen. An der Oberen waren etliche Badende zugange in deren beschuliche Ruhe wir mit unseren Booten etwas Unordnung brachten - sie fassten zum Teil mit an und erleichterten uns das Wiedereinsetzen. Rolf paddelte die untere Rampe, ich treidelte. Dann kamen das Tübinger Schloss und jede Menge Stocherkähne, Tret- und Ruderboote sowie Martin der Standup-Paddler mit einem Kunden in Sicht. Wir legten am Anleger an, der als Badesteg genutzt wurde, wuchteten die Boote aufs Gelände der Paddelfreunde, Rolf machte sich an die Reinigung und ich holte mein Auto mit dem wir anschließend Rolfs Auto aus Fischingen holten.


Diese Paddeltour sollte sich als Traditionsfahrt etablieren.

Wenn sich kein Paddelpartner findet könnte sie eigentlich auch in Eigenregie durchgeführt werden denn zum Auto kann man - wenn es in Sulz abgestellt wird - mit der Bahn zurück fahren (eine Stunde Fahrt, Umsteigen in Horb, 9,10€ ohne BahnCard).

Auch die Variante in Horb bzw. Dettingen zu starten, den Fluss bergauf zu paddeln und zu staken und dann wieder zurück zu paddeln finde ich spannend. Ob ich dabei eine Übernachtung einplanen würde müßte ich mir aber noch überlegen.

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