Samstag, 13. April 2013

(M)untere Murg


Der Pegel der unteren Murg lag heute - anders als letztes Mal im Januar, als wir 70 cm hatten - knapp über 90 cm. Aber das wussten wir nicht als wir hin fuhren. Während der Fahrt machten wir uns noch Gedanken ob wohl genug Wasser auf dem Fluss sein würde.

Die Wahl war auf die Murg gefallen weil die Obere Enz, die wir eigentlich angepeilt hatten, schon wieder zu wenig Wasser führte.

In Forbach an der Einsatzstelle frohlockten wir noch, dass dieser etwas höhere Pegel doch die Flusshindernisse ein wenig besser überspülen würde. Tatsächlich ist es wohl aber so, dass sich die Wassermenge gleich um ein Drittel erhöht. Aus den 21 Kubikmetern pro Sekunde, die wir im Januar hatten, waren heute angeblich 32 geworden. Dem Fluss sah man das nicht an.

Wir fuhren frohen Mutes los und gleich an der ersten kniffligen Stelle (an der ja laut Beschilderung nur Kajakpaddler vorsichtig sein müssen) gelang es mir, mein Boot zu kentern. Ich war - um die kurz hinter der Einsatzstelle liegende Surfwelle zu überwinden - zu weit recht gefahren, nach links in die Welle gekippt und schwamm vor den Augen zweier erheiterter Kajakpaddler an die dort links liegende  Einsatzstelle beim Supermarkt. Die verfügt über erheblich mehr Parkplätze und einen Holzsteg. Künftig sollten wir besser dort unsere Boote ins Wasser setzen.


Wir waren mit vier Kajaks und drei Canadiern unterwegs und hatten gleich nach 500 Metern das Wehr in Forbach zu umtragen. Das ist ein wenig mühsam. Unter dem Wehr rauscht die Murg mit ziemlich viel Gefälle weiter.

Wir sahen uns diesen turbulenten Abschnitt (wie eigentlich alle ähnlichen Stellen und davon gibt es jede Menge) vorher gründlich an und einzelne umtrugen auch längere Passagen. Ich natürlikch nicht, was dazu führte, dass ich an einer weiteren "wilden" Stelle erneut kenterte. Ich rettete mich und mein Boot am linken Rand, leerte es aus und paddelte weiter.

 Insbesondere die Schlüsselstelle, die ich beim letzten Mal mit dem Quake so bravurös bewältigt habe, sahen wir uns richtig gründlich an. Sie sah eigentlich fast leichter aus als letztes Mal. Nur ein tiefes Loch nach dem Abfall sah bedrohlich aus und die Anfahrtsroute war natürlich wieder knifflig.

Schon die Kajakpaddler hatten ihre liebe Not mit diesem kleinen Katarakt. Bettina musste rollen, was ihr gut gelang, Katharina stieg nach ihrer ersten Kenterung aus und schwamm ein paar Meter.


Ein kleines Rudel Kajakpaddler hatte unterhalb der Stelle extra auf uns gewartet (ich hatte mich mit einem von ihnen vorher unterhalten und bekannt, dass einzelne von uns "Anfänger" seien, die sich da herunter tasteten). Sie bekamen allerhand zu tun, als ich und später auch André an der gleichen Stelle ebenfalls Schwimmeinlagen absolvierten.

Meine Kenterung wurde von René angemessen dokumentiert. Die Anfahrt gelang mir zwar fast besser als den vor mir paddelnden Kajaks aber kurz vor dem Abfall bekam mein Boot eine Linksdrift. Es gelang mir nicht sie mit einem Bogenschlag zu korrigieren.
So polterte ich schräg ins Loch und in die dahinter stehende Walze, die mich umgehend in heftigste Schräglage brachte. Jeder Stützversuch in diesem tiefen Loch musste misslingen, ich tauchte ab, verließ das Boot und griff es mir - auch damit es nicht im Loch hängen blieb.
Dann schwamm ich neben dem Boot her in dem großen tiefen Pool, dirigierte es nach rechts zu den tief beeindruckten Kajakpaddlern, richtete es auf und überantwortete es einem der vier.
Dann schwamm ich ans Ufer.



An der Stelle wartete Katharina schon. Zurück im Boot nahm ich Katharina in Schlepp, deren Boot eine Bucht weiter geborgen worden war. Es ist ja nicht einfach mit dem Canadier jemanden abzuschleppen aber Katharina half mit, so dass wir flugs wieder auf dem Trockenen waren.


Warum André eigentlich an der Stelle auch gekentert ist weiß ich nicht recht. Seine Anfahrt sieht auf den Bildern noch am zielgerichtetsten aus.
Wie dem auch sei. Auch er schwamm und auch ihm half die Kajaktruppe.
Weiter ging es durch diese Modellautobahnlandschaft, die das Murgtal an manchen Stellen bietet. Der Fluss wurde nun auch ein wenig ruhiger, so dass wir gelegentlich die Landschaft genießen konnten. Aber auch in der Folge galt es immer wieder verborgenen Steinen und größeren Wellen auszuweichen. Das gelang nicht immer so, wie wir Paddler uns das gerne wünschen.
Überhaupt war ich mit der Performance meines Bootes (oder mir?) nicht sehr zufrieden.

Aus irgendeinem Grund gelang es mir nicht recht das Boot angemessen zu beschleunigen. Die Linie, die ich mir beim Betrachten vorher ausgesucht hatte, traf ich bei der Abfahrt regelmäßig nicht. Und das Boot nahm dermaßen viel Wasser über, dass ich gelegentlich nachschaute, ob sich nicht wieder ein Leck aufgetan hat. Das war aber nicht der Fall. Die geraden Bordwände laden überschwappende Wellen - ganz anders als im Probe, den André paddelte - geradezu ein, es sich im Boot gemütlich zu machen.


Bald kamen wir bei Holtzmann (so heißt die alte Papierfabrik) an, wo die zehn Kubikmeter, die gewöhnlich am Wehr davor abgeleitet werden, wieder in die Murg stürzen. Wir sahen uns den beeindruckenden Wasserfall ganz aus der Nähe an.


Die gegenüber liegenden Industrieanlagen der Firma Holtzmann bilden einen starken Kontrast zur Modelleisenbahnlandschaft, durch die wir eben vorher noch gepaddelt sind.


René, der Anfangs eher unsicher war und die eine oder andere knifflige Stellen mühsam umtrug, paddelte gegen Ende erheblich souveräner. Auch André kam erstaunlich gut mit seinem großen Schiff zurecht. Lediglich ich haderte heute mit meinen mangelnden Kompetenzen.

Am Sportplatz in Weißenfeld angekommen wuchteten wir die Boote die steile Böschung hinauf und trugen sie zu den Autos. Wir zogen uns um, beluden die Vehikel und fuhren zurück nach Forbach zu Michels Auto. Dann machten wir noch einen Zwischenstop in Schönmünzach.

Dort haben wir bisher noch jedes Mal, wenn wir auf der Murg waren, in Carolas Café Kaffee und Kuchen zu uns genommen. So auch dieses Mal. Der Kuchen war - wie üblich - vortrefflich, das Ambiente erwartungsgemäß "rustikal" bis "altbacken" und Carola bester Laune.

Wir waren das nach Abschluss dieser Paddel- und Schwimmtour auch.

Weitere entlarvende Bilder dieser Paddeltour finden sich in einem Webalbum.

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