Sonntag, 30. Juni 2013

Morgenfahrt


Weil das ganze Wochenende verplant war konnte ich lediglich am Sonntagmorgen eine kleine Morgenpaddelei unternehmen. Ich paddelte runter zum Stadtwehr. Der Neckar war noch völlig ruhig. Ich war alleine unterwegs obwohl die Sonne schon schien.

An der Steinlach bog ich ein um in ihr ein wenig flussaufwärts zu paddeln. Der Pegel war sehr niedrig aber ich kam berührungsfrei über die Schwelle unter der Steinlachbrücke. Bereis von dort sah ich, dass das letzte Hochwasser auch da Folgen hinterlassen hat.

Die kleine Schwelle unterhalb der Fußgängerbrücke und die dahinter liegende unter der Eisenbahnbrücke sind von Geröllmassen überdeckt. Jetzt hat sich deutlich weiter unten eine Schwelle gebildet, die bei etwas höherem Pegel sicher eine richtig herausfordernde stelle für Poling bilden wird.


Bei Niedrigwasser wie heute ist diese Schwelle für Boote unüberwindbar. Ich werde nächstens mal bei ähnlichem Pegel mit wassertauglichem Schuhwerk wieder kommen und das ganze Geäst, das da im Geröll steckt  entfernen. Wenn dann wieder mehr Wasser fließt versuche ich mit der Polingstange hinauf zu kommen.

Dienstag, 25. Juni 2013

Handybilder


Vorläufig ist es mir nicht gelungen das Wasser aus der Kamera zu bekommen. Ich bin wenig zuversichtlich dass mir das noch gelingt. Aber die Elektronik scheint noch nicht betroffen zu sein. Deshalb lasse ich alle Klappen mal offen und lege die Kamera an eine warme Stelle. Bis ich eine neue habe muss ich Bilder mit dem Handy machen. Die fallen eher mäßig aus.


Heute sind wir zum Beispiel einmal um die Neckarinsel gepaddelt. Klemens und Karsten konnte ich den Prospector aufdrängen, in dem Sie mir und David, der im Seekajak saß, immer wieder davon gepaddelt sind. Ich war ja zusätzlich gehandicapped weil mein Lieblingspaddel unlängst zu Bruch gegangen ist. Das Ersatzpaddel ist ein schlechter Ersatz und meinen Versuch, das Bentshaftpaddel spontan zu reaktivieren muss ich als gescheitert verbuchen. Damit muss ich erst mal wieder etwas üben, bevor ich wieder damit zurecht komme. Ich muss offenbar viel mehr paddeln...

Vielleicht ermutigt mich dazu ja auch meine Neuanschaffung: Weil ich meine sonst gebräuchliche Kniematte für die Fahrt mit Katharina beim Betriebsausflug zerschnitten habe, habe ich mir endlich eine vernünftige Kniematte angeschafft. Meine Wahl viel auf die schmale, überraschend steife von We-no-nah. Ich bin gespannt, wie sie sich bewährt. Verstauen lässt sie sich schon mal sehr gut im Boot.


Sonntag, 23. Juni 2013

Vierzig Meter auf der Blau


Dieses Wochenende war bestimmt vom Sicherheitskurs für den Landesverband. Die Vorbereitung des Kurses war schon etwas turbulent und auch in seinem Verlauf mussten Rüdi und ich improvisieren aber alles in allem haben wir uns ganz gut geschlagen. Die Teilnehmer hatten Spaß und konnten allerhand dazu lernen und auch wir kriegen immer wieder wichtige Hinweise darüber, was besser gemacht werden könnte. Wir versuchen sie in die künftige Kursplanung einzubauen.

Unzweifelhaft gelungen ist der Erste-Hilfe-Vortrag, den Thomas gezielt auf die Bedürfnisse von Wildwasserpaddlern abgestimmt hat. Das gleiche gilt für die anschließenden Schwimmübungen im Iller-Kanal. Es galt in Kehrwasser zu kommen, Paddel über den Kanal zu befördern und als angeseilter Helfer einen Ohnmächtigen aus dem Wasser zu holen.


Zwischenzeitlich gab es etwas zu essen, Flaschenzüge für die Materialbergung wurden gebaut  und abends saßen wir lange am Feuer und tauschten - unter anderem - die üblichen Schreckensgeschichten aus dem Leben passionierter Wildwasser-paddler aus.

Am anderen Tag beschäftigten wir uns zunächst mit Kommunikation im und am Wasser um dann an die Blau zu fahren. Sie fließt noch in Ulm durch den Blaupark, in dessen Mitte ein kleines Wehr liegt.


An diesem Wehr unternahmen wir unterschiedliche Experimente. Die Hauptaufgabe war es zielgerichtet im stark strömenden Wasser voran zu kommen um z.B. an Unfallstellen oder zu bergendes Material zu kommen. So erprobten einige das Waten mit Hilfe von Stangen...

...oder das Waten in Gruppen, die sich gegenseitig stützen. Was auf dem Bild wie ein Sirtaki aussieht ist eine effiziente Methode schnell bewegtes Wasser zu durchqueren.


Schließlich ging es für einige in die Boote und Material wurde ins Wasser befördert. Unterschiedliche Methoden, dieses Material zu bergen wurden durch gespielt. Schließlich gab es auch Menschen zu retten - in Ermanglung bereitwilliger Kursteilnehmer ging ich immer wieder ins Wasser. Künftig müssen wir durch eine klare Gruppeneinteilung dafür sorgen, dass die Teilnehmer abwechselnd schwimmen und bergen. Denn irgendwann saßen quasi alle -einschließlich Rüdi - in ihren Boote und ich hechelte am Ufer entlang um mich oder Bootsmaterial ins Wasser zu befördern. Zwei mal paddelte ich schließlich selbst die ca. 40 Meter auf der Blau und spielte ein wenig in den Wellen, die sich an dieser Stelle bilden.


Dann verlieh ich auch mal mein Boot und nahm meine Uferläufe mit Material für die Bergung erneut auf. Ganz am Ende musste ich feststellen, dass die längeren Schwimmeinlagen für geringfügigen Wassereinbruch in meine neue alte Kamera gesorgt hat. Deshalb sind viele Bilder so milchig geworden. Teils musste ich auch welche mit absonderlichen Streifen aussortieren. Ich bin gespannt, ob es mir gelingt das Wasser wieder aus der Kamera zu bekommen. sonst muss jetzt wohl doch mal eine neue her.

Die abschließende Sichtung von sicherheitsrelevantem Material und eine Feedbackrunde schlossen den zweitägigen Kurs ab. Ich stelle fest, dass wir allmählich routinierter werden aber ein paar Verbesserungen können wir immer noch in das Kursgeschehen einbauen. Vor allem sollten wir uns künftig noch ein wenig gründlicher vorbereiten und klarer unsere Rollenverteilung festlegen.


Dass bei diesem Kurs für die Lizenzverlängerung von Übungsleitern keine Canadierpaddler dabei waren, ist fast keiner Erwähnung mehr wert. Unter den Vereinstrainern gibt es quasi keine Stechpaddler. Das hat in starkem Maße damit zu tun, dass in den Vereinen - abgesehen vom Wettbewerbsbereich - kaum technisch orientiertes Canadierpaddeln stattfindet. Vielleicht ändert sich das ja allmählich...

Freitag, 21. Juni 2013

Leihbootpaddeln


Als ich vor fünf Jahren anlässlich eines Betriebsausflugs erstmalig mit Kollegen in Leihbooten unterwegs war hatte ich mir vorgenommen, das so bald nicht wieder zu machen. Fünf Jahre sind vergangen, es sprach nichts geben einen neuen Versuch.

Wir fuhren in vier Bussen nach Sigmaringen, wo gegenwärtig eine Gartenschau stattfindet, für die die gesamte Stadt umgekrempelt wurde und in deren Zusammenhang die Donau für Paddler im Stadtgebiet gesperrt wurde. Letzteres finde ich  skandalös.

Die Befahrungsregelungen auf der Donau sind ohnehin verstörend kompliziert (jeder Landkreis hat eigene undurchschaubare Regelungen). Die mehrmonatige Vollsperrung aus Gründen des "Städtemarketings" passt zwar gut in dies Nichtkonzept, ist aber für Wanderpaddler katastrophal. Horb hat es vor zwei Jahren etwas besser gemacht. Da durfte lediglich nicht angelandet werden (was wir damals erst erfuhren als wir schon im Café saßen und die örtliche Wirtschaft förderten).


Mit einem Bus fuhren wir Bewegungswillige (Wanderer und Paddler) von Sigmaringen aus weiter nach Gutenstein, wo uns "Jonny", der nach eigenem Bekunden hochbezahlte Angestellte des Verleihers,  eine Einweisung ins Paddeln gab. Erstaunlicherweise redete er dabei viel vom Kentern. Folgerichtig bekamen wir dann auch jeder eine Schwimmweste ausgehändigt. Seine Schilderung der Paddeltechniken war weniger ausfühlich (was die Häufigkeit von Kenterungen ansatzweise erklärt).

Eingesetzt wurden vor allem PE-Boote aus französischer Produktion. Das sind diese Boote, die an der Ardeche immer in sehenswerte Massenkarambolagen verwickelt sind. Ich kann nach dieser Fahrt nicht verstehen, dass man überhaupt mit so einem brettstabilen Boot kentern kann. Spaß haben kann man damit aber auch nicht wirklich.

Das Boot mit dessen Hilfe uns Jonny in die Geheimwissenschaft des Paddelns einwies stammte von einem anderen Hersteller (tschechisch?). Es erinnerte mich an Dinosaurier und ich habe aufgedruckte blutunterlaufene Augen und ein zahnbewehrtes Maul vermisst.


Die Fahrt ging (bei einem Pegel von gut 80 cm)  unter der Straßenbrücke in Gutenstein los, führte uns um eine große Flusskehre zu einem ca. 300 Meter entfernten Grillplatz, an dem wir erstmal eine ausgiebige Pause einlegten. Dann paddelten wir 500 Meter weiter, umtrugen das Schrägwehr oberhalb der Mühle, das bei diesem Pegel nur mit Leihbooten befahren werden kann (wir sahen davon ab) und sollten dort eine weitere Pause zur Stärkung einlegen.


Drei Bootsbesatzungen sahen nicht recht die Notwendigkeit für erneute Erfrischungen (obwohl es tatsächlich drückend  warm war) und paddelten langsam weiter. Die meiste Zeit ließen wir uns treiben. Hier und da, wo Hahnenfuß das Fortkommen im Wasser behinderte, oder doch tatsächlich kleine Steinhindernisse Manöver erforderlich machten, griffen wir zu den Paddeln. Gut drei Kilometer ging es so zwischen schroffen Felswänden und bewaldeten Hängen und Wiesen gemächlich voran.


An einer Stelle wurde der Fluss doch recht sportlich - wenn man sich links hielt, was wir taten. Da musste man um einige größere Felsbrocken herum navigieren, die offenbar von einem alten Felssturz stammen. Eine nachfolgende Mannschaft folgte unserem Beispiel und schlug sich vorbildlich. Die anderen wählten die harmlosere Route rechts. Nach dieser Stelle kamen wir am Amalienfelsen vorbei, dessen Inschrift bei diesem Sonnenlicht und Schattenwurf schwer zu entzifffern war.

Hiernach kamen wir an der Mündung der Schmeie vor bei, die munter in die träg dahin fließende Donau plätschert. Offenbar führt sie in dieser Jahreszeit recht viel Wasser. Vor drei Jahren war das schließlich auch der Fall. Vielleicht sollten wir diese abenteuerliche Befahrung mal wiederholen.

Nicht weit darauf bekamen wir es mit dem Wehr in Laiz zu tun, das über eine Bootsrutsche verfügt. Es handelt sich um eine Betonrinne, die auf Knopfdruck geflutet wird. Vor zwei Jahren haben wir uns das schon einmal angesehen. Da war der Mechanismus allerdings nicht in Betrieb. Diesmal funktionierte es. Die Abfahrt war enttäuschend gemächlich. Kaum ein Tropfen Wasser spritzte, die Betonwände verunmöglichen jeden Paddeleinsatz.

Mit einem Boot mit edlen Holzsüllrand sollte man die Bootsrutsche wohl besser nicht benutzen.


Bald darauf erreichten wir schließlich Sigmaringen und die Flusssperrung. Der Verleiher hat an der Stelle (Campingplatz) seine Basisstation. Wir stiegen aus, rafften unseren Krempel zusammen, bezahlten (uns wurde sogar eine Dusche angeboten!) und stiefelten bei ersten Regentropfen zum Biergarten. Als wir dort unter den schützenden Schirmen saßen prasselte es los. Aber der Regen dauerte kaum eine Viertelstunde, in der wir Erfrischungsgetränke und Eiskaffee genossen.

Daraufhin ging es auch schon zu den Bussen, die uns über die Schwäbische Alb wieder zurück beförderten.


Anders als letztes Mal war dieser Betriebsausflug mit Bootsfahrt entspannend. Über die Qualität der Leihboote sage ich lieber nichts mehr aber der Service des Verleihers hat bei mir einen guten Eindruck hinterlassen. Wir wurden Zeugen von zwei Kenterungen (Kajakpaddler) und ich bin sicher, dass die Leihbootfahrer auf der Donau dergleichen öfter erleben. Aber das (und die miserablen Boote) scheint ihnen nicht den Spaß am Leihbootpaddeln zu nehmen. Eine mehr an Paddeltechnik orientierte Einführung würde die Kenterrate vermutlich auch nicht gerade senken.

Alle fünf Jahre kann ich mich - denke ich - guten Gewissens auf so eine Aktion einlassen. So ideale Bedingungen wie diesen Donnerstag und so ein perfektes Wettertiming werden jedoch bei künftigen Betriebsausflügen wohl kaum zu erreichen sein.


Die Donau bei Sigmaringen ist allemal eine Paddeltour wert. Vielleicht unternehmen wir ja mal wieder eine in einer anderen Jahreszeit, in der die Befahrungsregelungen nicht so restriktiv sind und die Pegel eine spontane Fahrt zulassen. Das eine oder andere Mal hatten wir auf den Donauabschnitten dort ja schon richtig viel Spaß.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Kanadaabschied


Weil Rolf am Samstag für mehrere Wochen nach Kanada reist haben wir uns heute Abend zu einem kleinen Abschiedsumtrunk im Casino getroffen. Genau genommen haben wir uns am Bootshaus getroffen, sind zum Casion gepaddelt, haben dort getrunken, gegessen und geplaudert und sind dann wieder zurück zum Bootshaus gepaddelt.
Ich hatte meinen Fotoapparat nicht dabei und habe nur Handybilder gemacht. Aus irgendeinem Grund hat das Handy nur einen Teil der Bilder abgespeichert.


Deshalb gibts keine Bilder vom Casino, der Sektbar (die war nicht für uns) und dem Wursatsalat. Aber auch keine von den Unmengen Leuten, die auf und im Neckar unterwegs waren.


Nachtrag: Doch, ein Bild ist auf magische Weise 14 Tage später vom Handy auf das Mailkonto geschickt worden. Es zeigt eine Jugendgruppe, die offenbar von der Jugendherberge hinüber zur Steinlachmündung geschwommen ist und sich dort auf der beim Hochwasser entstandenen neuen Kiesbank versammelt hat.


Besonders im Neckar baden neuerdings wieder massig Menschen. Und es sind unzählige Stocherkähne auf dem Wasser, auf denen um diese Zeit gegrillt wird. Rauchschwaden wabern über den Fluss.

Auf all das will Rolf jetzt längere Zeit verzichten nur um in Kanada Urlaub zu machen. Wenn er im September wieder da ist werden wir ihm berichten, was er hier alles verpasst hat, denn in Kanada wird er ja wohl kaum Berichtenswertes erleben, oder?

Dienstag, 18. Juni 2013

Zerschmettert


Vor drei Jahren habe ich mir ein Paddel gekauft, dass sich zu meinem absoluten Lieblingspaddel gemausert hat. Immer wenn ich mit dem schnellen Soloboot unterwegs bin benutze ich das MadRiver Noatak, das eigentlich ein Mitchell Touring-Special ist. Heute habe ich es ruiniert. Ich bin untröstlich.

Montag, 17. Juni 2013

Loisachwochenende


Schon im Vorfeld der Fahrt an die Loisach zeichneten sich organisatorische Wirrnisse ab, die schließlich darin resultierten, dass sowohl René als auch ich getrennt von den anderen Teilnehmern aus dem Kreis der Paddelfreunde in eigenen Autos nach Garmisch fuhren. Dieser separatistische Ansatz sollte sich durch das Wochenende durchziehen, was ich letztlich sehr unbefriedigend fand. Es war allerdings selbst verschuldet, das muss gleich eingestanden werden, denn schon der Blick auf die Preisliste des ausgewählten Campingplatzes sorgte dafür, dass wir entschieden wild zu campieren.

René und ich trafen uns Freitagabend an der Aussatzstelle und wanderten zu zweit die „Kajakstrecke“ der Loisach ab. Dazu mussten wir immer wieder waghalsige Kletterpfade begehen und ich frage mich warum ich bei Fahrten in die Berge nicht vernünftiges Schuhwerk mitnehme.


Der Fluss sah beeindruckend aber nicht einschüchternd aus. Schon auf dem Parkplatz nahm ich wahr, dass einzelne verwegene Paddler noch abends um Sechs einen kleinen Abendrun angingen und in der schnellen Strömung erstaunlich ruhig und kontrolliert navigierten. René hatte das nicht gesehen und ihm wurde beim Anblick der rauschenden Fluten immer mulmiger.

Als wir dann abends zusammen saßen äußerte er schon erste Zweifel. Wir besuchten die Paddelfreunde auf dem Campingplatz, sahen ihnen beim Abendessen zu (wir hatten schon etwas zu uns genommen) und plauderten. Dann setzte Regen ein und wir waren froh mit dem Auto hinunter gefahren zu sein.

Zurück auf unserem „wilden“ Platz zogen wir uns alsbald in die jeweiligen Vehikel zurück und schliefen tief und fest.

Am anderen Morgen zum Frühstück traf Rainer ein, der ebenfalls im eigenen Auto angereist kam. Dann kamen noch Martina und Florian und Peter, so dass die wilden Canadierpaddler ausreichend vertreten waren. Wir frühstückten, plauderten und brachen dann kurz vor Halbelf - ohne René - zur ersten Befahrung auf.



Ich drängte mich an der Einstiegsstelle Lutz auf, den ich als vertrauenswürdigen Flusführer schätzen gelernt habe. Er sollte mich nicht enttäuschen. Die Loisach hatte einen moderaten Pegel von 111 cm und wir fuhren in einer kleinen Gruppe von vier Kajaks und einem Canadier von Kehrwasser zu Kehrwasser. Die erfahrenen Loisachfahrer (Lutz und Jox) fuhren an allen Viererstellen vor (das sind die, bei denen man einfach nicht sieht, wohin der Fluss fließt und was hinter den Flusshindernissen lauert) und am „Dom“, einer Schlüsselstelle, die – wie wir von unserem Spaziergang am Vorabend wussten – verholzt war, setzten wir im vorletzten Kehrwasser aus und übertrugen das Hindernis rechtsseitig.


Der Fluss war von Anfang an stark verblockt und erforderte volle Konzentration. Es ging über zahlreiche Stüfchen und um unzählige Steinhindernisse hinter denen entweder vertrauenserweckende Kehrwasser liegen oder tiefe Löcher lauern.

Die Kehrwasser überwogen zwar aber mein kleiner Skeeter nahm in Walzen und Löchern immer wieder Wasser über. Mir gelang es nicht immer, die Linie zu paddeln, die ich mir vorgenommen hatte, aber im Wesentlichen kam ich gut zurecht. Die elektrische Pumpe im Boot leistete mir beste Dienste. Nach dem „Dom“ wurde der Fluss netter (aber nicht harmlos).


Ich verstehe inzwischen warum die beiden Wildwassercanadier, die ich vor sechs Jahren für den Verein angeschafft habe so übel zugerichtet waren. Der Verkäufer, ein Zahnarzt aus Farchant hat mit ihnen erste Erfahrungen auf der Loisach gesammelt.


Später, nach der Straßenbrücke folgte ein weiterer verblockter Abschnitt, und dann kam das „Treppenhaus“, in dem sich eine Reihe von Stufen aneinander reihen. Ich fuhr tendenziell mitten hindurch (sofern die versetzt angeordneten Steinblöcke das zuließen), die Pumpe surrte.
Schließlich kamen wir nach der Eisenbahnbrücke und einigen weiteren netten Kehrwasser- strecken an der Aussatzstelle unterhalb der Fußgängerbrücke an, an der René schon auf der Kiesbank saß und Mittag aß. Lutz, Jox, Klaus und Christian wollten noch weiter zum Campingplatz.

Ich stieg hier aus, verabschiedete mich von meinen Kumpanen, bedankte mich bei Lutz für's Vorfahren und nahm ein kleines Erfrischungsbad im kalten Fluss nachdem ich mich von meinen Neoprenklamotten befreit hatte. Dann leistete ich René etwas Gesellschaft. Wir sahen zahlreiche Paddelgruppen vorbei paddeln oder anlegen und entschlossen uns, den Nachmittag bei Kaffee und Kuchen in Garmisch zu verbringen.


Wir stiefelten also über einen kleinen Wanderweg linksseitig des Flusses hinunter in die Stadt, wunderten uns über die große amerikanische Garnison, suchten ein Café, fanden eins und genossen kalorienreiche Kost während unsere Paddelkumpanen alle einen zweiten Run auf der Loisach absolvierten. Vorher hatten sie noch ein Weilchen auf dem Parkplatz entspannt herumgelungert.


Abends saßen wir dann zusammen mit den wilden Canadierpaddlern unter Rainers Markise weil es immer wieder regnete. Dann setzte ein heftiges Gewitter ein, wir krochen gegen Halbzehn in unsere Vehikel und dieser Umstand vereitelte einen ursprünglich geplanten Besuch bei den Paddelfreunden auf dem Campingplatz. Dort hätten wir erfahren, dass sie für den Sonntag eine Befahrung der oberen Isar planten, die mich ja auch schon lange reizt und die erheblich weniger Furcht einflößend ist als die rauschende Loisach.


Ich hatte ja nun gute Erfahrungen mit der Loisach gemacht und startete am anderen Morgen guten Mutes mit der Canadierfraktion (Fiete ersetzte Peter) die nächste Fahrt auf dem gleichen Abschnitt bei geringfügig höherem Pegel (116,5 cm).
Wir starteten wieder spät gegen Halbelf nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten. Der Fluss führte gut fünf Zentimeter mehr Wasser und fühlte sich für mich doppelt so reißend an wie am Vortag. Vielleicht war es auch das rasante Tempo der Canadierfraktion, das diesen Eindruck verstärkte.
Die Truppe sauste vor, wartete dann in den Kehrwassern, ich hinkte hinterher, erwischte dann kein unbesetztes Kehrwasser, trieb vor einen Stein, kantete falsch auf und absolvierte nach kurzer Fahrt (auf dem ersten Kilometer) meinen ersten Schwimmer.

Ein wenig wohlwollender Stein trat mir dabei unsanft in den Rücken. Ich sortierte mich wieder, stieg wieder ein. Die anderen fuhren jetzt etwas langsamer, warteten in Kehrwassern, in die ich dann erneut nicht reinkam, weil da schon ein Dickschiff saß und es mir fürs Einfädeln in winzig kleine Restkehrwässer an Kompetenzen mangelt. Ich wurde immer schneller, polterte in ein vermeintliches Kehrwasser, dass sich als Loch entpuppte und kenterte erneut nachdem mein Boot mit dem Heck auf einen Stein aufgelaufen war und ich im 45°-Winkel flussaufwärts „surfte“, was zu massivem Wassereinbruch in mein Boot führte.

Ich stieg aus, schwamm (diesmal ohne Steinberührung), rettete erneut mich und mein Boot und signalisierte den anderen, dass ich die Fahrt abbreche. Nach zwei kurz aufeinander erfolgten Kenterungen hatte ich schlichtweg die Nerven verloren.


Diese letzte Kenterung fand am sogenannten „Glockenspiel“ statt, einer Installation aus einer Bootsspitze und einem Paddelblatt nebst diversem anderem undefinierbaren Material, die linksseitig in den Bäumen hängt und den „Dom“ ankündigt, der offenbar noch am Samstag frei gesägt worden war. Nachdem ich mein Boot den Waldhang hinauf gezerrt und mich von Schwimmweste, Helm und Paddeljacke befreit hatte wanderte ich auf dem Radweg flussabwärts.


Kurz drauf beim „Dom“ sah ich noch einmal meine Spießgesellen, die munter in den Wellen tänzelten. Ich stiefelte die vier/fünf Kilometer zum Parkplatz, traf René an, dem ich von meinem Mißgeschick berichtete. Dann machte ich mich – nachdem ich umgezogen war - im Auto auf, um das Boot zu holen. Da ich schon auf dem Weg war fuhr ich dann auch gleich weiter nach Hause. Die Heimfahrt am Sonntagmittag verlief immerhin reibungslos.


Erstaunlicherweise kam ich dann aber gegen 16:00 Uhr mit einem schmerzenden linken Fuß an, dessen Knöchel immer mehr anschwoll. Das konnte weder mit meiner Schwimmeinlage noch mit dem Zwangsspaziergang zu tun haben. Es erinnerte mich an mein Maleur vor vier Jahren im Engadin, als ich ebenfalls ohne erkennbaren Grund wegen eines schmerzenden geschwollenen Fußes einen Tag aussetzen musste. Eine entzündungshemmende Salbe und eine Nacht Ruhe brachten den Fuß auch jetzt wieder in Ordnung. Die Ursache bleibt rätselhaft.

Zunächst werde ich nun wohl das Loisach-Wochenende eher in schlechter Erinnerung behalten. Dabei fand ich den Samstag eigentlich glorios. Der nachfolgende Sonntag war dagegen durchgängig demoralisierend. Wildwasser IV wird auch in absehbarer Zeit nicht mein Komfortbereich werden. Dass uns die Möglichkeit, an der Befahrung der oberen Isar teilzunehmen, entgangen war, weil wir aus lauter Geiz nicht auf dem Campingplatz dabei waren (der letztlich doch erheblich billiger war als die veröffentlichte Preisliste erwarten ließ) ist deshalb besonders ärgerlich. Die desaströsen Kenterungen mit der Prellung am Rücken und dem anschließenden Zwangsspaziergang haben mir klar gemacht, dass ich in der Gesellschaft meiner vermeintlich behäbigen Paddelfreunde wohl doch besser aufgehoben bin als bei diesen Hardcore-Stechpaddlern, die zwar beeindruckend durchs wilde Wasser tänzeln aber mit denen ich nicht Schritt halten kann. Die rätselhafte Fußgeschichte, die mich den Restsonntag außer Gefecht setzte, gibt mir ebenfalls fortwährend zu denken.