Montag, 23. September 2013

Zweites Sicherheitstreffen


Das zweite Sicherheitstreffen (erstes) ist zu Ende und ich habe schon einige Bilder von z.B. Rolf und Rüdiger bekommen. Es folgen noch welche von Berthold und Andreas und auch noch allerlei Videos aber darauf warte ich lieber nicht. Die werden eben nach gereicht.

Im Vorfeld des Treffens hatte ich einige Sorge, dass die Teilnehmerzahl etwas kläglich ausfallen könnte. Auf die Ausschreibung beim Kanuverband hat sich z. B. nur eine Person (Micha) angemeldet. Das wiederum habe ich erst auf Nachfrage in der Woche vor dem Treffen erfahren. Ob es zuviel verlangt ist, wenn ich als Referent mindestens eine Woche vorher wissen will wer und wie viele teilnehmen und ob mein Kurs überhaupt zustande kommt?

Aber das Treffen war ja auch ursprünglich als "Erfahrungsaustausch" ausgeschrieben. Das dahinter liegende Kurskonzept ist, dass die Teilnehmer sich ihre unterschiedlich umfangreichen Kenntnisse gegenseitig vermitteln und ich als Kursleiter allenfalls für den organisatorischen Rahmen zu sorgen habe und darauf achte, dass meine Mindeststandards eingehalten werden. Sie werden erfahrungsgemäß weit übertroffen. So auch diesmal.

Insgesamt waren wir 17. Das ist eine gerade noch überschaubare Gruppe. Zusätzlich stießen zeitweilig Rolf und Klemens zu uns. Die Paddelfreunde, mit deren zahlreicher Teilnahme ich angesichts einiger Anfragen im Vorfeld gerechnet hatte, wurde letztlich durch Wolfgang, Matthias und Eckhard repräsentiert. Alle anderen Teilnehmer kamen teils von weit her. Die Schweizer waren mit Theo (als Alterspräsident), Christoph und Dany gut vertreten und auch vom Bodensee war mit Berthold, Sabine und Axel eine ansehnliche Delegation angereist.


Mit Teilnehmerandrang wie auf anderen Canadiertreffen, bei denen das Lagerleben und der Handel mit Ausrüstung im Vordergrund steht (nebst obligatorischem Kringeln auf Flachwasser) war ohnehin nicht zu rechnen. Das ist vermutlich auch gut so, weil mich größere Gruppen eher überfordern. Erstaunlich finde ich es dennoch, wie engagiert Sicherheitsdiskussionen in Canadierkreisen geführt werden und wie gering dann das Interesse an derartigen Übungen doch ist.

Nach Eintreffen der ersten Gäste am Freitag, einem langen Grillabend im Kreis der Paddelfreunde, einer kurzen Nacht und einem ausgedehnten Frühstück am anderen Morgen während dessen die übrigen Teilnehmer eintrudelten, begannen wir das Programm mit einem Austausch über kritische Paddelerlebnisse und hilfreiche Utensilien. So wurden Wurfsäcke, Rettungswesten und Packbehältnisse diskutiert und ein erheiternder Wurfwettbewerb schloss sich an.


Nach einer Mittagspause paddelten wir dann in unterschiedlichsten Booten hinunter auf die Wasserfläche vor dem Stadtwehr wo wir uns mit Kenterübungen, Boots- und Ausrüstungsbergung in tiefem Wasser und dem Wiedereinstieg beschäftigten. Verschiedenstes wurde ausprobiert. Im Schutz der großen Gruppe fällt es leicht auch mal etwas auszuprobieren, von dessen Gelingen man nicht unbedingt überzeugt ist. Es ist klar, dass wir von der realen Notsituation (Wind, Wetter, Wellen) weit entfernt waren aber wer nicht einmal unter Idealbedingungen übt hat im Ernstfall überhaut keine Chance.


Carola und mir gelang der Capistranoflip mit dem leichten 17'-Boot erfreulich gut. Der Wiedereinstieg dagegen scheiterte beim ersten Mal (das Boot rollte durch weil ich beim Einsteigen zu weit auf Carolas Seite hinüber gerobbt war). Im zweiten Versuch gelang es.

Unsere Gepäckberge (zwei schwer beladene Tonne und ein Packsack) waren nicht leicht im Blick und in der Nähe des Bootes zu halten. Eine lange Leine wäre hier hilfreich. Die Paddel sind ebenfalls ein Problem: in der Hand stören sie, auf dem Wasser dümpelnd verschwinden sie aus dem Blick.


Rüdiger gelang ein lustiges Bild von Wolfgang, der mit einem beherzten Sprung sein Boot verlassen hat. Axel und Sabine saßen sich nach dem Wiedereinstieg gegenüber und mussten sich vor dem Weiterpaddeln erst einmal zurecht drehen.


Matthias paddelte in einem gründlich gefluteten Boot und hatte sichtlich Spaß dabei.

Anschließend paddelten wir wieder zurück zum Bootshaus, nahmen eine warme Dusche und entspannten uns vom anstrengenden Schwimmen. Die energiegeladenen wilden Jungs paddelten unterdessen in ihren Wildwasserbooten zur rauen Rampe, wo sie in den Wellen herumtobten.


Dem einen oder anderen wurde es etwas zu lang und so wurden verschiedene Boote (und auch mein Fahrrad) gründlich getestet. Auch dafür ist Raum bei so einem Treffen und es sind ja genug Boote da. Sowohl die, die wir Paddelfreunde angesammelt haben als auch die mitgebrachten Prätentiosen der Teilnehmer.

Am Abend paddelten wir dann erneut hinunter in die Stadt, wo wir im Biergarten etwas zu uns nahmen. Auf der Fahrt mussten wir uns - wie am Nachmittag - zwischen Stocherkähnen und Tret- und Ruderbooten hindurch schlängeln.

Von unserem Tisch aus hatten wir die Boote gut im Blick, die an dem schmalen Zugang zum Biergarten fest gebunden waren. Mit Blick auf die größte Bausünde Tübingens, das Neckarparkhaus, genossen wir Speisen und Getränke.

Den späteren Abend verbrachten wir dann am Lagerfeuer. Rüdiger hatte Maiskolben mit gebracht und die ließen wir uns schmecken. Wir gingen früher als gestern in die Schlafsäcke und ich zumindest schlief nach den Aktivitäten des Tages besonders fest.

Am anderen Morgen frühstückten wir (die von Matthias mitgebrachten Brötchen) und warteten ab bis der Morgennebel sich lichtete und die Sonne etwas kräftiger schien.


Um diese Wartezeit zu überbrücken packte Wolfgang, der sich beruflich mit diesen Dingen beschäftigt, seine Kletter- ausrüstung aus und erläuterte Vor- und Nachteile unterschiedlicher Karabiner und Seilklemmen. Er führte einen Flaschenzug vor und beschrieb allerlei Knotenvarianten. Das Interesse war groß und es gab allerhand Diskussions- stoff (komplexe und einfache Karabinerver- schlüsse, die Knotenvielfalt, sinnvoller Ausrüstungsumfang,...)

Anschließend brachen wir auf zur rauen Rampe um Schiffeverenken zu spielen. Zu diesem Zweck hatte ich zwei PE-Boote ausgewählt, die den rauen Umgang hoffentlich unbeschadet überstehen würden.


Wir fanden eine Stelle an der wir so leidlich gut die Boote verklemmen und mit unterschiedlichen Methoden wieder befreien konnten. Unter anderem erarbeiteten wir uns den Steve-Thomas Ropetrick, der immer wieder knifflig ist.

Aber auch der Flaschenzug kam wieder zum Einsatz und anfangs probierten wir es auch mit der naheliegendsten Methode indem wir versuchten, das Boot mit Muskelkraft zu befreien.
Zwischenzeitlich übten wir das Überqueren des Flusses, der an dieser Stelle deutlich reißender war als gewöhnlich. Für einige war es das erste Mal, dass sie sich ernsthaft mit kräftiger Strömung beschäftigten. Eigentlich alle, die es versuchten, schwammen auch mal und Wurfsäcke konnten geworfen werden.


Beim Wurfsackwerfen im Ernstfall wurde deutlich, dass dieser sich doch maßgeblich von der Übungssituation unterscheidet. Die Wurfweite ließ aufgrund der Behinderungen im Ufergehölz gelegentlich zu wünschen übrig. Aber an der Stelle war Selbstrettung ebenfalls gut möglich.

Die Erfahrung des eintretenden Rucks, wenn jemand am Seil hängt ist selbstverständlich auch lehrreich. Man muss auf einen festen Standpunkt achten. Dem einen oder anderen gelang im zweiten Anlauf doch noch die Flussüberquerung. Unterdessen wurden auf dem Fluss schon wieder Boote getestet und dabei wurde inzwischen auch mal eine Kenterung in Kauf genommen. Die Erfahrung sich in der Strömung zielgerichtet schwimmend bewegen zu können und der Umstand, dass man ohnehin schon nass ist machen mutig.


Durchnässt und erschöpft machten wir uns schließlich auf den Rückweg zum Bootshaus wo geduscht wurde und das Bootetesten sich fortsetzte. Christoph und Carola beschäftigten sich intensiv mit meinem MadRiver Fantasy.



Dann machten wir noch eine kleine Auswertungsrunde, während derer alle noch eine Stärkung zu sich nahmen. Der Vormittag hatte sich weit in den Nachmittag hinein gezogen und einzelne begannen sich zu verabschieden um an diesem Wahlsonntag noch ihren demokratischen Pflichten nach zu kommen.


Allmählich löste sich das Treffen auf, Boote wurden verladen (der Fantasy fand seinen Platz auf Carolas Auto) und die Zeltwiese leerte sich. Am Ende blieben mein Zelt und das von Theo übrig, der noch einen Tag länger in Tübingen bleibt.


Dieses Sicherheitstreffen war vom blendenden Herbstwetter begünstigt und auch mit dem etwas zu hohen Pegel kamen wir gut zurecht. Das nächste Treffen (es soll wieder eines geben) sollte nicht erheblich größer werden weil wir dann ein richtiges Programm haben müssen um Gruppen zu bilden, in denen abwechselnd die gleichen Dinge geübt werden. Dabei geht der Workshopcharakter verloren und der Erfahrungsaustausch kommt zu kurz. Wie wir das hin bekommen ist mir noch nicht recht klar.

1 Kommentar:

  1. Hey Leute,
    ein echt starke Sache ...sowas wünsch ich mir für unseren Verein auch.
    Aber bitte beim Retten/Bergen und in Flüssen die auch Steine bereit halten dann doch jeder einen Helm aufsetzen :o).
    Gruß -Maddin-

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