Sonntag, 4. Mai 2014

Solo-Neckar-Tour

Da Canadierpaddler ja im allgemeinen als menschenscheue, knorrige und autarke Persönlichkeiten gelten ("raue Schale, weicher Kern"...) habe ich mich entschieden dieses Wochenende der Gesellschaft meiner Paddelfreunde zu entsagen, die mehr oder weniger spontan an Wildwasserkanäle und -flüsse ausgeschwärmt sind. Meine Idee war, die Zweitagestour, die ich zweimal mit Rolf zusammen unternommen habe, allein zu paddeln.


Wir waren da 2010 und 2012 unterwegs. Um diesen Rhythmus zu halten war es geradezu erforderlich die Fahrt in diesem Jahr wieder zu unternehmen. Die Wetterausssichten für Samstag waren nicht besonders ermunternd (bedeckt, kalt, aber immerhin regenfrei) und für Sonntag war Sonne angekündigt (allerdings weiterhin niedrige Temperaturen). Ich hatte nur das Nötigste gepackt aber vorsorglich lange Unterhosen mitgenommen. Ruth war so nett mich an die Einsatzstelle zu bringen.

Als ich in Sulz startete waren es auch allen Ernstes gerade einmal sieben Grad und ein beständiger Wind reduzierte die gefühlte Temperatur noch ein wenig. Ich bereute fast keine Handschuhe mitgenommen zu haben und zog frühzeitig meine winddichte Regenjacke über.


In Fischingen umtrug ich etwas ungeschickt mein Boot. Es wäre einfacher gewesen es die schräge Rampe hinunter zu treideln. Aber ich war noch vorsichtig und wollte keine nassen Sachen bekommen.

Die bekamen ein paar Mädchen, die als einziges Mädchenkanu in einer Leihbootgruppe (vorbildlich: alle mit Schwimmwesten und jeweils zwei Personen in einem Tandemboot) unterwegs waren. Sie kenterten vor der alten Holzbrücke an der wir im Februar noch Pause gemacht hatten.

Ich half ihnen bei der Bergung ihrer Sachen und ärgerte mich nachher, dass ich nicht mit einer Boot-über-Boot-Bergung geglänzt habe. Später war ich froh denn dann hätte ich jede Menge Wasser ins Boot bekommen und mir womöglich an dem schweren PE-Boot einen Bruch gehoben.

Hoffentlich hat die Gruppe an der Stelle die Fahrt abgebrochen denn die Mädchen hatten keine Wechselkleidung dabei und das Thermometer war sicher noch nicht in den zweistelligen Bereich geklettert.


Da war es in Horb angekommen als ich - weil der Kiosk linksseitig noch geschlossen hatte - beim Bäckereicafé rechtsseitig der Umtragestelle einen Milchkaffee und ein Stück Thunfischpizza zu mir nahm. Die Kombination mag verwegen sein. Geschmeckt hat es dennoch.

Ich hatte das Boot mit der Ausrüstung darunter einfach am Wegesrand liegen gelassen. Als Solopaddler muss man Vertrauen in seine Mitmenschen entwickeln.

Vier weitere Wehre standen mir noch bevor: Das Wehr in Mühlen, dann auf offener Strecke ein privates Wehr, das Wehr an der Eyach-Mündung und das in Börstingen. Mit dem schmalen schnellen Boot umtrug ich drei davon selbst wenn man sie hätte fahren können.


Die Eyach-Mündung lud zu einer Erkundung ein und ich paddelte ein wenig in den schmalen Fluss hinein. Ein garstiger Schwan gebar sich als Cerberus - erst ließ er mich ohne große Umstände flussaufwärts paddeln. Dann nahm er bei meiner Rückkehr den Kampf auf. Ich nahm an und wir hatten allerhand Spaß miteinander.


Als das Eyach-Wehr umtragen war war es nicht mehr weit bis Börstingen. Dort  treidelte ich das Boot entlang der neu angelegten Fischtreppe. Anschließend begab ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz für die Nacht.

Es war zwar erst Spätnachmittag aber ich hatte mich für den Folgetag mit Matthias und Leonard verabredet. Sie wollten gerne den spritzigen Abschnitt ab Weitenburg mit paddeln. Also lagerte ich hier.

Ich lagerte das Boot so, dass es einen Windschutz bildete. Dann suchte ich  mir Kleinholz und entfachte ein Feuerchen im Hobokocher, das mich warm hielt und dessen Unterhalt mich beschäftigte. Unterdessen kommunizierte ich auf allen Kanälen.

Ich hatte den Taschencomputer mitgenommen und musste Zeit totschlagen weil ich meine Hängematte erst in der Dämmerung aufhängen wollte.

Ein neugieriger Spaziergänger, der am anderen Ufer unterwegs war, wollte auch prompt wissen, was ich da mache. Ich sagte "Pause" damit war er zufrieden und ich auch. Schließlich hatte ich nichts über die Länge meiner Pause gesagt.


In der Dämmerung montierte ich die Hängematte und richtete mich häuslich ein. Das Feuer ließ ich ausgehen und als es dunkel wurde machte ich auch bald die Unterhaltungselektronik aus und lauschte dem Rauschend es Wassers. Ich schlief nicht gut aber oft und am Morgen um halb Sieben weckten mich vorsichtige Schritte.


Als ich durch das Fliegengitter der Matte sah blickten mich die großen Augen eines Rehbocks an, der wenige Meter von der Hängematte weidete. Nach einigem Zögern entschied er sich davon zu stapfen. Ich döste noch ein wenig bis die Sonne bis zu meinem Lagerplatz vorgedrungen war und packte zunächst die Hängematte zusammen.

Dann genoss ich mein Frühstück (Bircher-Müsli mit Dosenfrüchten und dazu gab es Kaffee aus dem JetBoil-Kocher) und kramte anschließend auch den Rest meiner Ausrüstung zusammen. Schließlich brach ich gegen halb Neun auf um Matthias und Leonhard zu treffen.

Eigentlich wollte ich mich an der Wegkreuzung aufstellen um sie zu erwarten aber sie waren bereits da und ich konnte Anke, die sie gebracht hatte, meine überflüssige Ausrüstung mitgeben.


Gemeinsam ging es jetzt weiter. Weil das dann keine Solo-Neckar-Tour mehr war gibt es dazu einen gesonderten Beitrag, der in Kürze folgt.

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