Sonntag, 1. Juni 2014

Drei Tage Lech


Tag eins: Staatstragend

Trotz widriger Wetterprognose reiste unser kleines  Nationalteam aus Tübingen am Donnerstag (Himmelfahrt) an den Lech. Wir trafen uns mittags am Campingplatz in Häselgehr, wo einzelne schon ihr Zelt aufgebaut hatten, nahmen ein zweites Frühstück zu uns und belegten unsere Plätze. Dann zogen wir  uns um, luden die Boote auf zwei Autos und fuhren an die Einsatzstelle in Steeg.

Die früher immer sehr einschüchternden Wellen am Einstieg sind inzwischen flach und harmlos (was mit einem moderaten Pegel um die 2,70 in Steeg zusammen hing) und wir machten uns bei lausig kaltem Wetter (ich war zu dünn angezogen) auf den Weg.

An der verblockten Stelle kurz unterhalb von Steeg schwang sich Klemens auf einen Felsen mitten im Fluss und machte wieder einmal ein paar exquisite Aufnahmen unserer nicht unbedingt immer exquisiten Wildwassermanöver.




Dann paddelten wir weiter und meine kleine Kamera bekam immer mehr Tropfen und Tröpfchen auf die Linse, was nicht unbedingt immer mit spritzendem wilden Wasser zusammen hing sondern auch mit gelegentlichen Regentropfen.


An der Schwelle unterhalb der Brücke bei Stockach legten wir kurz an um uns die Schwelle genau anzusehen. Sie war links von der Mitte gut fahrbar. Wer zu weit nach links geriet lief jedoch Gefahr auf einen Felsen auf zu laufen. Eckhard macht vor, wie das geht:


Mit seinem prachtvollen neuen gebrauchten Nitro rauschte er den Schwall hinunter, sah den Felsen auf sich zu kommen und setzte sein Boot schwungvoll oben drauf.




Da saß er dann ein Weilchen bis er sich wieder flussabwärts hinunter rutschen ließ.

Die weitere Fahrt war unspektakulär. Ich kenterte an einer blöden Stelle weil ich im zu seichten Bereich mein Boot quer gestellt hatte.

Am Campingplatz angekommen holten wir zügig die Boote von der Aussatzstelle und beschlossen dann gemeinsam (mit den GOC-Paddlern, die ebenfalls da waren und heute den unteren Abschnitt gepaddelt waren), die örtliche Wirtschaft zu fördern und Essen zu gehen.

Unsere Wahl fiel - nach Empfehlung von Volker, dem Campingplatz- betreiber - auf den "Schwarzen Adler" in Elbigenalp, der durchaus zu empfehlen ist.


Tag zwei: Nieselregen


Am anderen Morgen - ich hatte im Auto geschlafen - war das Wetter nicht unbedingt besser. Wir beschlossen trotzdem wieder zu paddeln und wählten Stockach als Einstiegstelle. Diesmal paddelten wir zusammen mit dem GOC-Team.


Anita war als einzige Kajakpaddlerin zwischen sieben Canadiern unterwegs.Wir waren zu zehnt. Die, die sich trauten begannen die Fahrt oberhalb der Schwelle. Ich hatte Antje meinen Fotoapparat in die Hand gedrückt und sie knipste eifrig unsere atemberaubenden Schwellenbefahrungen.


Diesmal wurden die Felsen in Ruhe gelassen und alle kamen gut unter der Schwelle an. Wer Glück hatte erwischte eins der Kehrwässer links unterhalb, wer etwas zaghafter unterwegs war paddelte einfach geradeaus.


Der Pegel war aufgrund der nächtlichen Regenfälle und des immer wieder einsetzenden Nieselregens ähnlich hoch wie gestern und wir ließen kein Kehrwasser und keine Welle auf diesem kurzen Abschnitt aus. So wurde das eine doch ganz unterhaltsame Fahrt.



An einer Kiesbank gegenüber eines knackigeren Kehrwassers machten wir eine längere Pause und diejenigen, die eher unstet waren setzten sich ins Boot und traversierten, machten S-Turns und übten Kehrwasserfahrten.


Ich nutzte die Gelegenheit um Eckhards Nitro auszuprobieren, in dem ich mich sehr sicher fühlte. Für mich wäre er wohl eine Nummer zu groß aber in so bewegtem Wasser fährt er sich sehr angenehm. Er lässt sich gut beschleunigen, wird aber nicht unbedingt schnell.

Weitere Kehrwasser wurden eifrig angefahren und allerhand Spritzer landeten in den Booten, die entweder stetig leer gepumpt oder eben am Flussrand ausgeleert wurden. Mir ist letzteres lieber weil ich dann mal die Beine ausstrecken kann, die immer häufiger einschlafen.



Die Kamera sammelte immer mehr Tropfen auf der Linse und meine Methode, die Tropfen mit nassen Fingern weg zu wischen bewährte sich nicht unbedingt.


Am Campingplatz angekommen machten sich Klemens und Anita auf den Heimweg, Martin und Susanne kochten sich ein Abendessen, wir anderen beehrten den Berliner Lechtalwirt am Ortsende, der zu Fuß zu erreichen ist. Mehr positive Kritiken bekommt er nicht.

 Auf dem Rückweg begegneten uns Andrea und Steffen, die erst jetzt eintrafen. Wir verbrachten einen netten Abend im geheizten Zelt (Martin legte immer Holz nach) und ich schlief eine weitere Nacht im Auto.

Tag drei: Sonnenschein


Am anderen Morgen schien dann endlich mal die Sonne und wir frühstückten erst einmal ausgiebig bevor wir dann gegen halb Elf nach Steeg aufbrachen wo wir die Boote einsetzen. Diesmal waren drei Tandemboote und vier OC1 auf dem Wasser.


Nicht nur die Tandemboote mussten gelegentlich ausgeleert werden. Andrea und Steffen waren mit dem "Duck-Hunter", eigentlich einem MadRiver Explorer, unterwegs und zeigten uns, was man mit diesem "Wanderboot" so alles anstellen kann.



An der verblockten Stelle unterhalb von Steeg hielten wir uns nicht lange auf obwohl bei dem Pegel an der Stelle einiges Spielpotential vorhanden war. Die große Gruppe und der unterschiedlich ausgeprägte "Spieltrieb" sorgten für ein schnelle Weiterkommen.

Erich paddelte einen Esquif Raven, dessen breiter Bug Schwallwasser weitgehend abweist.



Auch auf dieser Fahrt machten wir die eine oder andere kleine Pause bis wir bei Erichs Auto, das am Freibad zwischen Untergrünau und Obergiblen geparkt war, ankamen. Dort stiegen Erich, Antje, Johannes und ich aus um schon mal Autos zurück zu holen.

Die anderen machten eine Pause und paddelten dann weiter bis nach Häselgehr. Ich kam ziemlich zeitgleich mit ihnen an.


René, Eckhard und ich packten unsere Sachen, verabschiedeten und und machten uns jetzt, da das schöne Wetter das Lechtal gefunden hatte auf unseren etappenreichen Heimweg.


Eigentlich bin ich kein großer Fan des Lech. Ich habe immer die kanalisierte Durchfahrt in Steeg vor Augen, wenn ich den Fluss denke. Und seit Jahre will ich schon den unteren Abschnitt, in dem sich der Fluss durch Kiesbänke windet, paddeln. René und ich haben uns fest vorgenommen das beim nächsten Mal auch wirklich zu machen. Dann wollen wir aber mindestens bis Weissenbach paddeln. Dafür brauchen wir vernünftiges Wetter und einen brauchbaren Pegel. Und auch dann sollten wir wieder mehr als zwei Tage am Lech sein. Dann lohnt sich auch die Fahrt dahin.

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