Samstag, 22. September 2018

Lauchert am Morgen



Roland hatte mir ja bei unserer Lauchertfahrt vor vier Wochen den Floh ins Ohr gesetzt auch mal früh am Morgen auf die Lauchert zu gehen. Diesen Samstag war ich soweit. Wie üblich wachte ich zeitig auf, trödelte noch ein wenig herum und startete dann nach Bingen zur Aussatzstelle (ich hatte das Boot schon am Vorabend aufs Auto gepackt). An dem Wanderparkplatz oberhalb des Büttelschießer Täle kam ich dennoch viel zu früh an. Es war noch dunkel und ziemlich kalt (8°C). Ich legte mich noch ein wenig unter meine Wolldecke und wartete die Morgendämmerung ab. Gegen 7:00 Uhr setzte ich dann das Boot ins Wasser und arbeitete mich flussaufwärts.

Dass das gelegentlich etwas schwierig war lag nicht nur an den in den Fluss gefällten Bäumen sondern auch an dem einen oder anderen Gefälleabschnitt, an den ich mich gar nicht recht erinnern konnte. Die Lauchert hat hier und da doch stärker strömende Abschnitte.

Aber überwiegend fließt sie ruhig und gemächlich mäandernd durch die Landschaft und ich geriet auf meiner Fahrt flussauf phasenweise geradezu in Trance. Nebelschwaden lagen über dem Wasser und zeitweilig war außer meinen Paddelschlägen überhaupt kein Geräusch zu hören.


Diese "Verrückung" wurde jedoch immer wieder durch die Flusshindernisse unterbrochen, die ich über- oder "unterwinden" mußte um weiter zu kommen. Von unten kommend sind die vielen in den Fluss gefällten Bäume weniger schwierig zu bewältigen weil kein Strömungsdruck zu berücksichtigen ist. Man kann sich in aller Ruhe voran tasten. Wieder musste ich kein einziges Mal aussteigen, mich jedoch einige Male tief ins Boot bücken bzw. mich über vom Wasser gerade mal überspülte Baumstämme hinweg stemmen.


Nach ca. anderthalb Stunden erreichte ich einen flach überströmten Gefälleabschnitt, den ich nicht mehr überwinden wollte. Ich hatte derartige Abschnitte zwar schon hinter mich gebracht, aber jetzt wars genug. Ich drehte also um und paddelte zurück. Für die Strecke, die ich bereits hinauf gepaddelt war benötigte ich beim Hinabpaddeln eine knappe Stunde.

Vor der Umkehr nahm ich noch zwei Müsliriegel zu mir - quasi als Frühstück. Ich hatte eine Flasche Wasser dabei, an der ich bei dieser Gelegenheit auch mal nippte. Eigentlich wollte ich mir nach meiner Rückkehr zum Auto einen Kaffee zubereiten und richtig frühstücken.


Leider versteckte sich die Sonne im Lauf der Stunde, die ich zurück paddelte, immer wieder hinter Schleierwolken. Sie konnte sich nicht richtig durchsetzen und deshalb blieb es auch recht kalt. Zurück am Auto war es gerade mal 11°C warm geworden.


Ich entschloss mich deshalb zügig wieder heim zu fahren um dort gepflegt zu frühstücken. Um 11:00 Uhr war ich wieder zuhause. Ich werde diese Fahrt im kommenden Jahr wiederholen - dann, wenn es zeitig genug hell wird und wenn es etwas wärmer ist.

Freitag, 21. September 2018

Fahrt Flussauf


Nach sehr langer Zeit habe ich gestern nachmittag wieder mal die Polingstange zum Einsatz gebracht, die ja stets im Independence untergebracht ist. Ich bin seit langem mal wieder vom Bootshaus aus flussaufwärts gefahren und hatte oberhalb des Kraftwerkskanals Gegenströmung zu bewältigen.

Der Kraftwerkskanal liegt still. Offenbar ist so wenig Wasser im Fluss, dass das ganze Restwasser durch das alte Flussbett geleitet wird. Im Kanal selbst dümpeln große Fische und ein Eisvogel lebt in der Kanalböschung. Er ließ mich sehr dicht heran kommen, aber nicht dicht genug für ein Foto.


Sonntag, 16. September 2018

Sonnenaufgang ohne Bad


Auch zuhause geht die Sonne auf. Nur das Bedürfnis, zwischenzeitlich mal kurz anzulegen und ein Bad zu nehmen ist weniger stark wahrnehmbar als an der Côte d’Azur.

Erst gegen halbsieben bin ich heute morgen zum Paddeln aufgebrochen. Ich war zwar schon wesentlich früher wach, aber auf Paddeln im Dunkeln habe ich wenig Lust. Zudem ist es jetzt morgens doch schon richtig herbstlich frisch (8°C).


Wie gewohnt bin ich hinunter Richtung Stadtwehr gefahren. Anders als gewohnt bin ich in die Steinlach abgebogen und habe mich über die Flachwasserschwelle unter der Steinlachbrücke (die leider bald von einer neuen Brücke ersetzt wird) hinauf gearbeitet.

Am Ufer der Steinlach hat neuerdings jemand einen PE-Canadier abgelegt, der ursprünglich von einem Verleih an der Donau stammt. Ich paddelte nicht weit hinauf sondern wandte mich wieder um und fuhr dem Tübinger Sonnenaufgang entgegen.


Zurück am Bootshaus wurden Boote verstaut. Der rote Independence ist zwar länger als der Sojourn, aber er ist doch erheblich wendiger. Dafür ist das blaue Boot spürbar leichter weil es aus Royalex-light gefertigt ist. Beide Boote haben Vor- und Nachteile.

Der Independence läuft leichter und schneller, muss aber beständig auf Kurs gehalten werden. Dagegen läuft der Sojourn eher stur geradeaus, schiebt aber immer eine kleine Welle vor sich her. Er hat höhere Bordwände als das MadRiver-Boot, was ihn seetüchtiger macht. Im Independence hätte ich die vielen Meeresfahrten in diesem Jahr nicht so unbefangen angehen können wie im Sojourn. Es sind derartige kleine, feine aber bedeutsame Unterschiede, die es aus meiner Perspektive sinnvoll machen verschiedene Boote zu haben.

Samstag, 15. September 2018

Presqu'île de Giens

An einem Vormittag an dem wenig Wind und kaum Wellengang vorherrschte gingen wir die Umrundung der Halbinsel an. Wir hatten uns auf dem Flohmarkt eine alte Sackkarre für 8,-€ besorgt und beförderten darauf das Boot an den Strand.


Dann ging es um das Cap de l'Estérel und entlang der Südküste vorbei an Gliens. Die teils obszön luxurösen Villen am Ufer kommen aus dieser Perspektive noch krasser zur Geltung. Wir nahmen an einem völlig unzugänglichen Strand ein erfrischendes Bad...


...und paddelten weiter entlang der immer steiler und schroffer werdenden Küste in den Westteil der Insel. Überall waren Boote verankert, es wurde geangelt und gebadet. Gelegentlich bekamen wir es mit Wellen von vorbeifahrenden Motorbooten zu tun.


Schließlich erreichten wir den Strand nördlich von Gliens, an dem sich bei Wind die Kite-Surfer austoben. Heute war Flaute und es gab lediglich Badegäste im stehenden Wasser. Der Sand erstreckt sich noch weit bis hinaus ins Meer. Man kann weit hinaus laufen.


Wir liefen auch noch einmal weit - ins Landesinnere. Das boot auf dem improvisierten Bootswagen hinter uns her ziehend. Wir waren insgesamt ca. 20 Kilometer unterwegs und ca. vier Stunden unterwegs.


Badetaxi

Um eine eher abgelegene und für Seniorenbeine eher unzugängliche Badebucht zu erreichen haben wir das Tandemboot mit an den Strand genommen, die Oma hineingesetzt und dann sind wir zu zweit am Strand entlang gepaddelt.


Die dort zum Einsatz kommenden Wasserfahrzeuge sind in der Regel erheblich weniger seefähig als ein Canadier.


Wir blieben dennoch stets im absoluten Ufer- und Badebereich und muten uns bemühen besonders langsam zu paddeln weil die uns am Ufer begleitenden Fußgänger deutlich langsamer waren als das Boot.


Schließlich wurde das Boot wieder geschultert und über den Strand zurück getragen. Die Badenden nahmen wenig Notiz von dieser Aktion. Man ist dort sehr mit Braunwerden beschäftigt.


Mehr Morgenstunden

Der Aufenthalt in Südfrankreich liegt mittlerweile hinter mir. Die morgendlichen Fahrten entlang der Küste der Halbinsel habe ich besonders genossen. Weniger genossen habe ich das Tragen des Bootes zum Strand und wieder zurück über eine Distanz von vielleicht 500 Meter.


Ich bin an neun von 12 Tagen morgens gepaddelt und habe dabei jeweils eine Strecke von vielleicht acht Kilometern zurück gelegt (je nachdem, wie direkt ich das Cap de l'Esterel angesteuert habe bzw. wie dicht ich die Uferlinie abgefahren habe). Nicht jeden Tag habe ich die kleine Insel am Kap umrundet. An manchen Tagen habe ich an mehreren kleinen Badebuchten angelegt.


An einem Tag bin ich um das Kap herum gefahren und weiter bis zum Port du Niel auf der gegen+ber liegenden Seite der Insel gepaddelt. Die Dünung auf der Südseite der Halbinsel fand ich an diesem Tag durchaus beachtlich - jedenfalls erscheint sie so, wenn man in einem kleinen Kanu unterwegs ist. Sie betrug vermutlich nicht mehr als einen Meter. D.h. das Boot hob und senkte sich in lang gezogenen Wellen und ich hielt gehörig Abstand zur Felsenküste, an der sich das hebende und senkende Wasser brach.

Am Häufigsten hielt ich mich in einer kleinen Badebucht ganz dicht am Kap auf. Sie befindet sich am Rand der militärisch abgeriegelten östlichen Landspitze und ist lediglich vom Wasser aus zugänglich. Ich bin dann immer auf den Felsen herumgeklettert und habe den Sonnenaufgang bewundert.


Die Kletterpartien auf den Felsen verleiteten mich immer wieder dazu auch in Richtung Strand und Boot zu knipsen (ich habe alle Bilder nur mit dem Handy gemacht). Die Klippen änderten ihre Farbe minütlich weil die aufgehende Sonne immer mehr Licht erzeugte.


Morgens bei Sonnenaufgang, als ich unterwegs war, waren dort noch keine Menschen. Tagsüber sind die Buchten von Wanderern oder auch von See aus von Segel- und Motorbooten aus stark frequentiert. Auch Paddlerinnen und Paddler kommen in Sit-on-Tops, SUPs oder Seekajak in diese Buchten.
Es war morgens so warm, dass ich häufig ein Bad genommen habe. Das Wasser schien mir an manchen Morgen fast wärmer als die Luft.

Da ich nicht schnorchele oder tauche blieb mir der Anblick der vielfältigen Meeresflora und -fauna versagt. Als Ausgleich krabbelte ein handtellergroßer Krake mit vielleicht 25 cm langen Tentakeln, den ich einmal versehentlich in eine trichterförmige Engstelle getrieben hatte, über die Felsen vor mir. Ich hätte das auf Video aufzeichnen sollen, denn die einzelnen Bilder werden als Krakenkadaver missinterpretiert.


Ein weiteres Meerestier, das mir begegnete, war ein knallroter Seestern, den ich behutsam aus dem Wasser genommen und auf dem Paddel drapiert habe. Anschließend habe ich ihn wieder an exakt die gleiche Stelle gesetzt, von der ich ihn aufgenommen hatte.


Die Badebuchten, in die ich auf diese Weise vordrang, waren mitunter so winzig, dass gerade einmal das Boot und vielleicht ein/zwei breite Badetücher in sie hineingepasst hätten.


Das Tandemboot, das ich ebenfalls mitgenommen habe, kam lediglich zweimal zum Einsatz. Einmal habe ich damit meine Mutter an einen Badestrand befördert, den sie zu Fuß nicht erreicht hätte (davon gibt es Bilder, die ich leider noch nicht erhalten habe) und ein weiteres Mal haben mein Bruder und ich damit die gesamte Halbinsel umrundet (und den Landteil mit Hilfe einer Sackkarre überwunden, die ich zu diesem Zweck für acht Euro auf einem örtlichen Flohmarkt erstanden habe).


Mittwoch, 5. September 2018

Morgenstunden in Hyères


Ein Familienurlaub (an dem ich als einziger Vertreter meines Zweigs der Familie teilnehme) hat uns nach Südfrankreich geführt. Als einziger Frühaufsteher im Familienrudel genieße ich die ruhigen windstillen Morgenstunden und paddele an der Küste entlang.

Dabei stoße ich (nachdem ich mich durch die verankerten Motor- und Sebgelboote hindurch geschlängelt habe) immer wieder auf spannende Merkmale dieser zerklüfteten Mittelmeerküste. Seien es unzugängliche Strände oder kleine Höhlen, die in dunklen Kiesstränden enden.


Heute morgen habe ich am Cap de l Estérel einen netten Strand gefunden, in dem ich angelegt habe. Vorher habe ich der Versuchung widerstanden das Kap zu umfahren - dahinter brachen sich die Wellen und die Felsen unter Wasser waren nur schwer zu erkennen.


Ich habe mich an dem Strand ein Weilchen aufgehalten, mich geärgert, dass ich kein Handtuch mitgenommen habe und bin über die Felsen geklettert. Irgendwann nach Sieben Uhr ist dann auch die Sonne aufgegangen und mit ihr im Rücken habe ich bei auffrischendem Wind die Rückfahrt angetreten.


Die See wurde rauer aber ich war rechtzeitig wieder am Touristenstrand, über den ich das Boot zurück zu unserer Unterkunft getragen habe. Dort habe ich noch genug Zeit zum Duschen, Baquettes holen, Frühstückzubereiten. Ein weiterer fauler Urlaubstag liegt vor mir.