Freitag, 24. Mai 2019

Verlustreiche Genussfahrt

Eigentlich wollte ich mich ja den jungen Wilden anschließen und endlich mal die Echaz kennen lernen, von der Claudius mir schon lange vorgeschwärmt hat, aber nachdem Kilian Bilder von Wehren und verfallener industrieller Hinterhofarchitektur geschickt und Zweifel an der Eignung dieses Bachs für Canadier geäußert hatte, schwenkte ich um.

Ich verabredete mich mit Christian für eine Feierabendrunde auf der Eyach, wo wir bei strahlendem Wetter gegen halb Fünf eintrafen. Ich hatte meine Wildwasserweste vergessen und musste ersatzweise die Tourenweste, die immer im Auto lagert, anziehen.


An der beliebten Fischtreppe am Ortsausgang in Balingen mußten wir feststellen, dass ein Baumhindernis unsere Abfahrt blokierte. Zunächst überlegten wir noch, ob wir es beseitigen oder umfahren konnten, aber es blieb uns letztlich nichts anderes übrig als die Stelle zu umtragen.


Dann ging es hinunter in den langen teils etwas steileren aber durchgängig idyllischen Waldabschnitt der Eyach. Der Pegel lag wohl so bei 85 Zentimetern und wir hatten eher selten Grundkontakt. Den einen oder anderen Stein bekamen wir schon zu fühlen weil das Wasser trüb war so dass die Hindernisse nicht immer gleich zu erkennen sind. Das war weniger problematisch als die doch eher zahlreichen Baumhindernisse, die umtragen werden mussten.

Den einen oder anderen Baum konnten wir paddelnd unterqueren.


Verglichen mit dem industriellen Flair der Echaz, die ursprünglich auf dem Programm stand, ist die Eyach erheblich idyllischer.


Immer wieder gab es "spritzige" Abschnitte, manchmal auch steile Stufen, in denen dann nicht fotografiert wird. An einer Stelle geriet ich auch mal unter einen Busch und blieb mit der Tourenweste ungünstig hängen. Ich konnte mich aber schnell losreißen.


Schließlich erreichten wir das zweite Wehr, das stehts umtragen werden muss schon weil das Becken, in das das Wasser darunter stürzt so konstruiert wurde, dass alles, was da hineinfällt von senkrecht in die Wehrmauer zementierten Steinen zermahlen wird.


Die Umtragung dieses Wehrs gestaltet sich von Jahr zu Jahr etwas schwieriger weil die Böschung unterhalb des Wehrs bei jedem Hochwasser etwas stärker ausgewaschen und damit steiler wird. Aber noch gelangt man ohne Einsatz von Seilzügen hinunter.

Unten setzten wir die Boote in der Gischt des herab rauschenden Wassers wieder ein und paddelten den etwas turbulenteren Teil unterhalb des Wehres hinunter. Hier sind ein paar schräge Rippen im Flussgrund, die dazu führen, dass man - wenn man sie zu langsam angeht - nach rechts gesaugt wird und - wenn man sich nicht befreien kann - kentert. Wir konnten dem dieses Mal entgehen. Ich erinnere mich an frühere Fahrten auf denen das nicht allen gelang.


Schließlich unterquerten wir die Straßenbrücke und näherten uns dem Abstellplatz unseres Rückholautos. Ein Baumhindernis war noch zu überwinden, das Christian einfach unterpaddeln konnte. Mir kam es etwas zu niedrig vor und ich entschied mich dafür es linksseitig zu umtragen.

Hier geschah mir ein folgenschweres Missgeschick. Beim Wiedereinstieg ins Boot schob ich das Paddel auf die rechte Seite und es glitt ins Wasser. Ich sah es langsam davonschwimmen und gestikulierte zu Christian, dass er es bitte aufsammelt.

Ich sollte wohl an meinen pantomimischen Fähigkeiten arbeiten, denn er verstand mein Ansinnen nicht. So glitt das Paddel an ihm vorbei und verschwand. Es dauerte zu lange bis ich mich verbal verständlich machen konnte. Christian brach auf, um das Paddel (erfolglos) zu suchen und ich machte mich - das Boot zurücklassend - auf den ca. 2 Kilometer langen Fußweg zum Auto.


Auf der Rückfahrt holten wir das Boot. Zu allem Überfluss nahm ich kurz for Tübingen wahr, dass mein Paddelsack mit Geld und Handy fehlte. Ich fuhr zurück und fand ihn in Owingen am Parkplatz. In der Aufregung hatte ich ihn wohl vergessen.

Jetzt hoffe ich, dass irgendwer das Paddel bald findet bevor der Aufkleber, auf dem meine Kontaktdaten stehen, verwaschen oder zerrieben ist. Die Chancen stehen nicht wirklich gut. Bei sinkenden Pegeln paddelt da niemand und Spaziergänger kommen nicht so nah ans Wasser. Gegebenenfalls unternehme ich selbst mal bei Niedrigpegeln eine Flusswanderung und suche danach. Es ist schade, ich habe dieses ungekehlte Kober Ranger schätzen gelernt und bemühe mich mal parallel um Ersatz.

Apropos "Ersatz": früher bin ich nicht ohne Ersatzpaddel unterwegs gewesen. Vielleicht spricht einiges dafür, dass ich diese Angewohnheit wieder aufnehme.

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