Mittwoch, 2. Oktober 2019

Reise durch die Schweiz


Nicht gerade innerer Zwang sondern vielmehr formale Regelungen machten es erforderlich, dass ich so spät im Jahr noch einen Urlaub nehmen musste. Natürlich hatte ich vor wieder in den Norden zu fahren, aber die Wetteraussichten dort waren so miserabel, dass ich mich spontan für einen Richtungswechsel entschied und die Südschweiz ansteuerte. Über den Gotthard-Pass, auf dessen Höhe ich mich eine Weile aufhielt, ging es an den Luganer See.
Dort fand ich eine einzige Stelle, an der ich ohne immense Parkgebühr das Auto parken konnte, und unternahm am Abend noch eine Paddeltour nach Riva San Vitale. Die Uferbebauung des Sees ist dicht, die Straßen um ihn herum ebenso. Mir gefiel es da nicht.


Am andren Morgen gab ich dem See nochmal eine Chance und startete von der weniger dicht bebauten italienischen Seite aus eine kleine Fahrt in den Fiume Tresa, der den See entwässert. Weit kam ich nicht. Viel besser als auf der Schweizer Seite gefiel es mir dort auch nicht.

Nach einem mißlungenen Versuch einen Klettersteig oberhalb vom durch Autos verstopften Lugano am San Salvatore zu finden gab ich auf und steuerte den Lago Maggiore an.


Die Fahrt ins Verzascatal, wo inzwischen jeder Wanderparkplatz "bewirtschaftet" wird war wenig vergnüglich, noch mißlauniger stimmte die Fahrt durchs ebenfalls von Autos wimmelnde Locarno ins Tal der Maggia. Dort nächtigte ich auf einem überteuerten Campingplatz.


Gut, dass ich mit den Paddelfreunden am Vorderrhein verabredet war. Dahin führte mich mein Weg. Unterwegs unternahm ich eine kleine Paddeltour auf einem aufgestauten Bergsee, an dem die ausleihbaren Tret- und Ruderboote schon aufs Land gezogen waren.

Dort hat es mir erstmalig richtig gut gefallen, bis ich bei der Weiterfahrt wahrnehmen musste, dass ungefähr alles, was ich da unternommen habe eigentlich verboten war. Ich bedauere mein Handeln und werde nicht wieder hinfahren.

Über den San Bernadino-Pass ging es in die Ostschweiz. Auf der Passhöhe nahm ich im Auto ein Vesper zu mir während sich Wolken über den kleinen See schoben. Ich verkniff mir mein Boot hinein zu setzen. Ich vermute mal, damit hätte ich wieder gegen Regeln verstoßen.


In Carrera auf dem altbekannten Campingplatz traf ich Klemens und Anita, half ihnen beim Zeltaufbau und installierte das Tarp am Auto. Abends gab es eine Gulaschsuppe aus der Dose und dann plauderten wir noch ein Weilchen im geheizten Zelt.

Die anderen waren noch in der Nacht gekommen und am anderen Morgen wurde gemeinsam gefrühstückt und dann sahen wir uns den Pegel auf den oberen Abschnitten des Vorderrhein an. Er war nirgends richtig befriedigend. Wir entschieden uns für die übliche Strecke.


Am Bahnhof in Ilanz setzten wir die Boote ein und paddelten auf mittelprächtig viel Wasser in zwei Gruppen Richtung Trin. An einer Stelle kurz vor dem Schluchteingang kenterte ich weil ich seitlich in ein Loch geraten war, aber der Trockenanzug hielt dicht, Jakob zog mich samt Boot und Paddel an Land und es ging weiter durch die inzwischen eher unsprektakuläre Schwallstrecke am Schwarzen Loch vorbei an Versam bis hinunter nach Trin.


Dort nahmen wir Kaffee und Kuchen zu uns während die armen Autofahrer ihre Vehikel mittels "Rätischer Bahn" aus Ilanz holten. Die Sonne trocknete unsere Klamotten und Boote, der Kuchen mundete, wir waren zufrieden und entschieden dort Sonntag wieder zu paddeln.


Diesmal setzten wir an der Glennermündung ein. Der Bach führte gerade mal genug Wasser um uns an den Vorderrhein zu bringen, an dem der Pegel gerade sichtbar stieg.


Bei erheblich höherem Pegel als am Vortag paddelten wir erneut den gleichen Abschnitt, der unter diesen Bedingungen einen ganz anderen Charakter hatte. Da ich keinen Akku für die Pumpe mitgenommen hatte musste ich das Boot gelegentlich ausleeren.

Das ist aber halb so schlimm weil in den Option kaum Wasser spritzt. Er paddelt sich recht angenehm aber irgendwie auch unspektakulär. Das Boot ist so verzeihend, dass es fast schon ein wenig einschläfernd wirkt. Ich blieb wach genug um diesmal nicht zu kentern. Klemens war in seinem Holmes unterwegs und hatte viel Spaß. Er machte - wie immer - exzellente Bilder, von denen ich auch wieder profitieren durfte. Am Samstag hatte ich doch tatsächlich meine Kamera im Auto liegen gelassen.


In Trin setzten wir wieder aus. wir bekamen wieder Kaffee und Kuchen während die Fahrer ihre Autos holten und dann verabschiedeten sich diejenigen, die wieder zurück nach Tübingen fuhren.

Klemens, Anita, Lutz und ich blieben noch eine weitere Nacht in Carrera (wo die Übernachtung halb so teuer ist wie am Lago Maggiore) und wir unternahmen am nächsten Tag zu dritt noch eine Klettersteigbegehung am Pinut bei Flims. Es hat uns wieder (siehe 2017) gut gefallen und ich war oben angekommen erheblich weniger ausgepumpt als beim letzten Mal.

Am anderen Tag unternahm ich noch eine ausgedehnte Wanderung entlang des Flimser Bachs (Trutg dil Felm) bis hinauf nach Startgels, von wo aus ich die Seilbahn zum Grauberg nahm. Da umrundete ich den Unteren Segnesboden, bestaunte die geologischen Schichtungen, nahm in der Segneshütte ein Mittagessen zu mir und fuhr und wanderte zurück.

Am Abend verließ ich die teure Schweiz wieder und steuerte zunächst den Forchensee an. Da prasselte am anderen Morgen Regen aufs Autodach und ich entschied mich für eine Abstecher nach Hause. Mal sehen ob das Wetter in meinem Resturlaub bis einschließlich Montag noch weitere Exkursionen zulässt.


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