Samstag, 30. August 2025

From Dawn Till Dusk


Heute morgen habe ich die siebte "Nachtfahrt in diesem August vorgenommen - allerdings bin ich "erst" um kurz vor Sechs aufs Wasser gegangen, war beim Glockenschlag an der Stiftskirche, habe den Sonnenaufgang vom Stocherkahnanleger aus beobachtet und bin dann gegen halb Sieben wieder an der Stiftskirche vorbei Richtung Anleger gepaddelt.


Fast zwölf Stunden vorher sah es da noch wesentlich belebter aus als och mit Rolf zusammen etwas hektisch flussauf paddelte um dem drohenden Regenschauer zu entgehen, der tatsächlich erst einsetzte als wir beim Anleger waren.


Und heute Abend bin ich - nach allerhand Erledigungen des Tages - noch einmal flussab gepaddelt und habe am Stocherkahnanleger den Sonnenuntergang beobachtet.


Das Einsetzen der Dunkelheit wollte ich dann aber nicht noch abwarten. Stattdessen bin zügig gegen die doch recht ansehnliche Strömung weitere 13 Stunden später wieder an der Stiftskirche vorbei gepaddelt. 

Infolge der Regenfälle gestern und auch heute am Vormittag ist der Pegel deutlich angestiegen. Immerhin waren die dicht am Wasser liegenden Steinblöcke bei meiner Ankunft nicht mehr überspült, so dass ich noch ein abschließendes Bild des neuen Bootes am Anleger machen konnte.

Neckarfront-Obsession Nr. 53

Neckarfront-Obsession Nr. 52

Mittwoch, 27. August 2025

Sechs Nachtfahrten im August


Seit ich Mitte August aus dem Urlaub zurück gekehrt bin habe ich die frühmorgendlichen Nachtfahrten aus dem Juli wieder aufgegriffen. Etwas weniger häufig und angesichts des immer späteren Sonnenaufgangs auch immer später bin ich zum Bootshaus geradelt, habe im Dunkeln das Boot aus dem Bootsregal gezogen und es zum Anleger gewuchtet. Dann paddele ich gewöhnlich linksseitig der Neckarinsel flussab bis zum Stocherkahnanleger in der Herrmann-Kurz-Straße, befestige das Boot an einem der Kähne und balanciere hinüber an den Steg. 

Da setze ich mich dann auf die Bank und genieße die milde Sommernacht. Jetzt im August gelingt es mir nicht mehr den Sonnenaufgang zu sehen weil ich - bevor dieser wirklich einsetzt - wieder - vorbei an der Tübinger Neckarfront - zurück ans Bootshaus paddele.


Am Anleger angekommen mache ich gewöhnlich noch ein "Nachher"-Bild des Boots auf den drei knapp an der Wasserkante befindlichen Steinen, auf die ich es immer vorsichtig ziehe. So auch heute. 

Auf diese Weise entstehen viele Bilder mit übereinstimmendem Motiv aber unterschiedlicher Bewölkung, Belichtung und Stimmung. Ich wollte immer mal eine Collage aus diesen änhnlichen Bildern machen, suche aber noch nach einer geeigneten Software. Wenn ich die gefunden habe gibts eine Bilderflut.

Neckarfront-Obsession Nr. 50

Montag, 25. August 2025

Zwei Testfahrten


Noch im Lauf des Samstags und heute nochmal habe ich eine Probefahrt mit dem kleinen wendigen Boot unternommen. Das vorgesehene Einsatzgebiet des Bootes ist ja Canoe-Freestyle, eine Disziplin, der ich eher skeptisch gegenüber stehe. Ich schaue den Freestylern gerne fasziniert zu, wie sie Probleme auf stehenden Gewässern lösen, die gar nicht da sind. Meine Aufmerksamkeit wendet sich dann aber erstaunlich schnell wieder anderen Dingen zu. Zum Beispiel konkreten Problemen, wie sich sich aus Strömungs-situationen in fließendem Gewässer ergeben, die paddlerisch zu bewältigen sind.

Aus dieser gewissermaßen "ignoranten" Grundposition heraus habe ich mich mit dem Boot erstmal vertraut gemacht. Ich habe es aufgekantet und ertastet, welcher Widerstand in welcher Neigungssituation auf den Rumpf wirkt, ich bin mit meinen Mitteln enge Kurven gepaddelt (das macht das Boot sehr bereitwillig) und habe mich bemüht es geradeaus zu paddeln (das geht erstaunlich gut). Ich habe erfreut wahrgenommen, dass es sich schnell auf Geschwindigkeit bringen lässt, muss erwartungsgemäß konstatieren, dass es keine hohe Endgeschwindigkeit erreicht und deshalb nicht unbedingt für längere Touren geeignet ist. Mein Vergleich beruht allerdings auf häufigem Paddeln des über einen Meter längeren und dennoch leichteren Advantage - ist also gewissermaßen "unfair".

In der Strömung, die weder Samstag noch heute nennenswert ausgeprägt war, reagiert der Rumpf sehr verzeihend. Anders als bei "kantigeren" Wildwasserbooten fließt die Strömung selbst bei aggressivem Aufkanten unter dem runden Rumpf hindurch. Man muss Angriffsfläche "provozieren" - also Bug oder Heck belasten damit die Strömung an der dort steileren Bootswand angreifen kann. Das erfordert noch ein wenig Übung. Und ich sollte mich wohl etwas eingehender mit diesen Freestyle-Techniken befassen. Vielleicht freunden wir uns ja doch noch an.

Samstag, 23. August 2025

Noch keine Jungfernfahrt

Das Bootsbauprojekt ist abgeschlossen. Was vor gut einem Jahr als "Winterprojekt" gestartet hat wurde nun doch zu einem Jahreslauf-füllenden Bastelprojekt, das mich gelegentlich an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Dabei schien beim Kauf des halb fertigen Bootes schon die meiste Arbeit geleistet zu sein.

Im Juni 2024 erwarb ich einen "unfertigen" Canadier in Sandwich-bauweise. Gebaut wurde das Boot aus PVC-Hartschaumleisten, war außen bereits laminiert und verspachtelt, innen noch nicht. Es handelt sich um das Modell Elan vom US-amerikanischen Designer Douglas Ingram.

Bis in den Oktober hinein werkelte ich ab und an an dem unfertigen Rumpf herum und befreite ihn von aus den Nähten gequollenen Klebewülsten. Dafür verwendete ich ein scharfes Messer und Schnitzwerkzeug.


Anschließend fanden Spachtelarbeiten, Schleifarbeiten, der Einbau von Auftriebskammern (auch um das Laminieren der Bootsspitzen weniger aufwändig zu machen) und Laminierarbeiten mit Glasfaser und Epoxidharz statt. Und dann wurde geschliffen und nochmal gespachtelt. Wochenlang. Innen und außen.


Dazu beförderte ich das Boot immer wieder in den Vorgarten und staubte die gesamte Nachbarschaft mit Polyester-staub ein. Es roch nicht gerade gesundheitsförderlich und die Menge an Spachtelwülsten und -kratern, die es zu bewältigen galt ließen diesen Prozess endlos erscheinen. Zwischenzeitlich wurde der Rumpf immer wieder abgesaugt und mit einem feuchten Tuch ab- und ausgewischt.
Diese Arbeit erfolgte in Etappen und zog sich über mehrere Wochen. Gelegentlich mußten Fehler (es hatten sich Blasen entwickelt) ausgebessert werden. 

Schleifarbeiten, Spachtelmasse und später dann die Farbe kaschieren diese Unzulänglichkeiten. Mir ist klar geworden, dass das Laminieren großer konkaver Flächen nicht zu meinen Talenten gehört.

Schließlich waren die Arbeiten soweit abgeschlossen, dass ich - nach einem abschließenden Schliff mit 320er-Schleifpapier - zum Anstrich des äußeren Rumpfs übergehen konnte. Ich wählte "RAL 6021" (Lindgrün).

Zur Anwendung kam ein Zweikomponentenlack, der nach dem Anmischen im richtigen Verhältnis schnell verarbeitet werden musste. Es wurden zwei Schichten Lack außen und eine innen aufgerollt, aber ich merkte schnell, dass innen nicht die gleiche Farbe wie außen bleiben konnte.

Deshalb beschloss ich einen dunkelgrünen ("Tannengrün") Lack aus dem Baumarkt zu verwenden, der sich als höchst minderwertig erwies. Er hatte kaum Deckkraft und selbst nach der dritten Schicht zeichneten sich die Spuren der Lackrollen immer noch deutlich ab.

Ich fand mich damit ab, verzichtete auf Nahaufnahme und wand mich den Holz-Ausbauten zu. 

Von eunem frühren Bootsprojekt hatte ich noch recht filigrane Innensüllränder aus Esche mit eingeleimten Eichestäbchen, so dass durch die Zwischenräume Wasser ausgeleert werden kann. Damit wird gewissermaßen der Innensüllrand eines Wood/Canvas-Bootes simuliert. Dieser Innensüllrand wurde mit kleinen Schräubchen von außen her fixiert. Außen kamen ebenfalls dünne Eschenleisten zum Einsatz, die ich noch hatte, und selbst der Sitz stammt aus Beständen früherer Bootsausbauprojekte. Lediglich den Thwart mußte ich neu anfertigen und beschloss ihn ebenfalls in Esche/Eiche-Kombination auszuführen.


Die Abhängung des Sitzes erwies sich noch als knifflige Aufgabe, da der filigrane Süllrand wohl kaum in der Lage war, eine konventionelle Sitzabhängung aufzunehmen. Ich verwendete dünne Alubleche und hoffe, dass die beiden Schraublöcher nicht ausreißen. 

In die Hohlkörper der Auftriebskammern habe ich jeweils ein Loch gebohrt, das ich mit einem Korken versiegelt habe.

Im Zuge all dieser Arbeiten ist mir klar geworden, dass ich kein Durchhaltevermögen mehr habe, ungeduldig bin und dass meine handwerklichen Fähigkeiten nicht mit meinen Ansprüchen mithalten können. Hinzu kommt ein eingeschränktes Sehvermögen, das feine Arbeiten zunehmend verunmöglicht. Ich werde so ein Projekt nicht nochmal angehen.


Heute morgen nun habe ich das Boot zum Bootshaus befördert. Eine Horde Angler, die den Anleger mit Zelten, Liegen und Unmengen Angelleinen, die kreuz und quer über den Fluss verspannt sind, belagert haben, vereitelten eine erste Probefahrt. Ich machte ein paar Aufnahmen bei Tageslicht und verstaute das Boot im Bootsregal. Im Wohnzimmer hängt vorläufig erstmal nur noch ein Boot an der Decke.

Neckarfront-Obsession Nr. 49

Freitag, 15. August 2025

Ellbogensee am Sonntag


Den letzten Tag meiner kleinen Alltagsflucht in den Osten verbrachte ich an der Mecklenburgischen Kleinseenplatte wo ich mir ausgerechnet den Ellbogensee für eine kleine Paddelrunde ausgesucht hatte.
Nachdem ich nach längerer Suche eine geeigneten Einsatzsstelle gefunden hatte musste ich zunächst in Strasen durch die Schleuse, die sich - jedenfalls für mich nicht erkennbar - nicht umtragen lässt.
 


Ich paddelte dann bis Priepert und sah schon unterwegs, dass an fast jeder dafür geeigneten Stelle ein Hausboot am Ufer vertaut war Für Paddelpausen gab es nur noch wenige Stellen, die verfügbar waren, weil da gerade mal kein Boot ankerte. Ich warf einen Blick auf den Großen Priepertsee, sah mir den Jachthafen an und fand dann am gegenüberliegenden Ufer eine Pausenstelle, die gerade mal nicht belegt war. Die Hinterlassenschaften früherer Hausbootbesuche waren im Gehölz jedoch unübersehbar. Offenbar werden die Toiletten auf den Hausbooten nur ungern genutzt. Da wird lieber der Wald verschandelt. 

Ich hielt mich nicht lange auf und suchte mir einen anderen Platz, an dem ich die Hängematte zwischen zwei Bäume spannte und längere Zeit über Tourismus, meine eigene Rolle als Tourist und die unterschiedlichen Ansprüche an touristische Infrastruktur nachdachte.

Schließlich paddelte ich zurück zur Schleuse, machte noch eine kleine Runde über den Großen Pälitzsee und verlud dann das Boot wieder auf dem Auto, das ich nahe an der Schleuse in Strasen geparkt hatte.


Nach einer weiteren Nacht an einem Sonnenblumenfeld ganz in der Nähe beendete ich diesen kurzen aber intensiven Paddelurlaub in dem mir die Feldberger Seelandschaft - insbesondere die schmalen durch Bäche verbundenen Seen bei Thomsdorf - besonders gut gefallen haben.

Neckarfront-Obsession Nr. 44

Donnerstag, 14. August 2025

Krüselinsee und Mechowseen am Samstag


Am anderen Morgen verließ ich den Campingplatz und fuhr ungefähr 50 Meter bis ich das Auto außerhalb abstellte, das Boot wieder ablud, auf den Bootswagen wuchtete und mich der südlich gelegenen Seenkette zugewandt. Hier ist eine Umtragung für Wanderpaddler ausgeschildert und ich wollte in Erfahrung bringen, wie diese Seen und Verbindungsbäche sich von den gestern gepaddelten Passagen unterscheiden. Die Beschilderung verbot die Weiterfahrt auf dem Küstrinchen (was sich später als Irrtum erwies), aber ich hatte sowieso vor, vor diesem Bach umzudrehen, da man ihn nur flussab paddeln darf.


Es ging über den Krüselinsee mit seiner kleinen Insel zur Krüseliner Mühle an der eine kleine Umtragung erforderlich war um in den Verbindungsbach zum kleinen Mechowsee zu kommen.


Die Bachverbindungen zwischen den Seen sind gut gepflegt (es werden immer wieder umgefallene Bäume raus geschnitten) und gelegentlich etwas seicht. Dann muss eben getreidelt werden.


Wanderwege führen durch den Wald und überqueren die Bäche mit kleinen Brücken unter denen man sich hindurch bücken muss.


Die Seen sind vielfach mit Seerosen bedeckt und es gibt längere Passagen bei denen man sich durch Schilfgürtel hindurch schlängeln muss. Das ist etwas eintönig und mühsam weil der Tourenverlauf stark mäandernd ist und nicht etwas geradeaus durch den Schilfbestand führt.


Vor der Kolbatzer Mühle, die einen großflächigen Campingplatz und ein Jugendcamp beherbergt, liegt im Mühlteich ein Hausboot. 


Die Kolbatzer Mühle mit ihrem Trubel durchquerte ich zügig, setzte das Boot anschließend in den Melchowbach ein und treidelte und paddelte diesen ziemlich seichten aber sehr schönen Bach bis zum Lychener Gewässer.

Dieses durchquerte ich an der Engstelle, an der der Bach in den See mündet, und machte gegenüber am Ufer eine längere Pause. Dann brach ich wieder auf und begab mich auf den Rückweg.

Immer wieder begegneten mir gut gelaunte Paddler:innen, die diesen schönen Abschnitt des Wasserwanderwegs offenbar genossen. Angesichts des warmen Wetters war es in der Tat angenehm sich im Schatten der Bäume aufzuhalten und immer wieder durchs Wasser zu waten. Die Stechmücken waren zwar aktiv (mit meinem Blut wurde der Fortbestand der Art gesichert).

Die eine oder andere Stechmücke konnte ich erschlagen, was mir eine moralisch fragwürdige Befriedigung gab. Ich besichtigte nochmal eingehend die Kolbacher Mühle und nahm mir vor, künftig hier zu übernachten.

Dann ging es zurück zur deutlich mondäneren Krüseliner Mühle, wo es - vor Abschluss dieser Fahrt - ein wohl verdientes Mittagessen gab.