Mittwoch, 1. Januar 2025

Neujahrsritual


Wir eigentlich jedes Jahr (2021 gab es einen Aussetzer: Corona wütete noch und ich hatte mir wenige Wochen zuvor das Sprunggelenk gebrochen) sind wir wieder mal am Neujahrstag vom Bootshaus zum Stocherkahnanleger an der Hermann-Kurz-Straße gepaddelt.

Das Wetter war blendend schön, wir hatten zweistellige Plusgrade und waren weit von den Verhöltnissen entfernt, die wir z.B. 2017 hatten als wir eine Eisschicht durchbrechen mussten um anlegen zu können.

Von den "üblichen Verdächtigen" bei diesem Event fehlten mir einige, aber dafür waren auch neue Teilnehmer:innen dabei. Es gab übrig gebliebenes Backwerk, Lisbeth hatte einen vortrefflichen Neujahrskuchen gebacken und es wurden Heißgetränke aus Thermosflaschen getrunken. 


Nachdem unser Plauderbedürfnis befriedigt und genug Informationen ausgetauscht waren machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Bootshaus wo die Boote eingelagert wurden.


Einige davon werden da jetzt noch einige Monate auf ihren nächsten Einsatz warten, aber dem/der einen/n oder andere/n wird bei diesem Event klar geworden sein, dass man auch in den Wintermonaten paddeln kann. Ich bemühe mich weiterhin wöchentlich zweimal aufs Wasser zu kommen. Solange dessen Aggregatzustand "flüssig" ist sollte das möglich sein.

Sonntag, 29. Dezember 2024

Zwölf Monate 2024

Es ist die Zeit der Jahresrückblicke. Dem kann ich mich nicht verschließen und ich habe mir ein einfaches Konzept zurechtgelegt: ich schaue auf jeden Monat des Jahres zurück und führe mir vor Augen, was es in dem Monat zu berichten gab.

Im Januar war von Frustration darüber geprägt, dass ich kaum aufs Wasser kam weil der Anleger stets so überspült war, dass ein "trockener Bootseinstieg" ausgeschlossen war. Ich erinnere mich, dass ich mehrfach zum Bootshaus geradelt und frustriert wieder umgekehrt bin. Inzwischen lagert dort ein Metallgittertritt (eigentlich für Wohnwagen), den ich im Bedarfsfall auf den Anleger platzieren und darüber einsteigen kann. Ich muss ihn dann ab er auch mitnehmen damit kein Witzbold auf die Idee kommt ihn ins Wasser zu kicken. Auf dem Bild unten versteckt er sich hinter dem Vorderrad meiner letzten Neuanschaffung, die sich da einfach in den Vordergrund gedrängt, aber mit Paddeln eigentlich überhaupt nichts zu tun hat.


Der Februar nahm dank günstiger Pegelstände und milden Wetters einen guten Anfang. Ende des Monats wurde es so mild, dass ich sogar ohne Persenning paddeln konnte. Diese hat sich wirklich bewährt. Es ist bedeutend wärmer im Boot, wenn man die Beine unter diesem Schutz vor Wind und Wetter ablegen kann. Gegenwärtig nutze ich sie ständig. Das macht es aber auch schwierig bis unmöglich diesem Metalltritt im Boot mit zu nehmen. Alles hat Vor- und Nachteile. 
Das Highlight des März war die überaus freundliche Reparatur des alten Flechtsitzes, die Alex vorgenommen hat. 


Darüber freue ich mich fortdauernd. Dass da jemand auf eine Anfrage im Canadierforum hin so selbstlos seine Hilfe anbietet ist alles andere als selbstverständlich.

Aus dem April konnte ich vom verlängerten Paddelwochenende auf der Moder, den Altrheinarmen und vom Schluchsee berichten. Die Fahrt auf der Moder fand im Mai ihren Abschluss. Im Juni nahm ichn wieder meine frühmorgendlichen Neckarinselrunden auf. Das ist die Zeit des Jahres, in der der Neckar wieder stark frequentiert wird und ich muss bekennen, dass ich die Menschenmassen immer mehr meide. Das hat weniger mit den Infektionserfahrungen der letzten Jahre zu tun oder mit einer für Canadieraddler vermientlich typischen Misanthropie, sondern liegt ganz persönlich an mir. Ich bekenne mich dazu und finde mich damit ab.


Anfang Juli hat mich ein Hexenschuss ereilt, von dem ich mittlerweile glaube, dass er eher so etwas wie ein Bandscheibenvorfall war. Die daraus resultierende Bewegungsunfähigkeit hat mich in ungeahntem Ausmaß beeinträchtigt. Bedenklich ist, dass die Skoliose, die bei dieser Gelegenheit diagnostiziert wurde, möglicherweise durchs Paddeln bedingt ist. Immerhin nahm ich dann wieder meine frühmorgentlichen Fahrten auf, auf denen immer wieder die gleichen Bilder entstehen, die sich lediglich durch die Farbe und Struktur des Himmels unterscheiden.

Im August brach ich in einen gleichermaßen fantastischen und verhängnisvollen Urlaub auf. Ich sah viele unterschiedliche Dinge auf meiner Strecke, die mich über Dänemark, Westschweden und Südnorwegen geführt aber habe in diesem Paddeltagebuch vor allem die Paddelunternehmungen festgehalten. 

Bemerkenswert ist, dass ich bevorzugt Orte aufgesucht und Paddelstrecken bewältigt habe, die ich schon früher besucht habe. Das ist wohl auch so eine Alterserscheinung. Ich will die Orte, an denen ich schöne Erlebnisse hatte, wieder sehen und die Erlebnisse erneut aufleben lassen. So bin ich Ende des Monats auch auf dem Hambursund unterwegs gewesen, wo ich schon in früheren Jahren gepaddelt bin. Diesmal habe ich darin unbeabsichtigt mein Handy versenkt, was den weiteren Verlauf des Urlaubs in der ersten Septemberwoche in Südnorwegen und Nordjütland stark beeinflusst hat.


Bei meiner Rückkehr fand ich ein neues Handy vor, dass mir Noah umgehend besorgt hat. Danke! Seitdem gibt es ein neues Bildformat, das ich auf der gemeinsamen Fahrt mit Rolf und Erdmann um die Insel Reichenau herum gleich erprobt habe. Ich freue mich schon auf die fürs kommende Jahr geplante Wiederholung dieser Fahrt.


Im Oktober haben Rolf und ich eine weitere gemeinsame Fahrt unternommen, die ich in guter Erinnerung habe obwohl sich auf ihr schon der einsetzende Herbst abzeichnete.


Diese kalte Jahreszeit macht mir zu schaffen. Früh aufstehen um Menschen aus dem Weg zu gehen macht nur noch für Fahrten zur Arbeit Sinn weil ich morgentliche Paddelunternehmungen im Dunkeln und bei Kälte vermeide. Immerhin konnte ich im November den noch am späten Vormittag mystisch vernebelten Schluchsee genießen.


Der Dezember scheint die Zeit der Anschaffung zweirädriger "Mobilitätshilfen" zu sein. Der neue Bootswagen war noch nicht im Einsatz, wird mich aber zweifellos im neuen Jahr unterstützen. Auf diese Unternehmungen freue ich mich schon obwohl zunächst noch die Wintermonate zu überwinden sind, in denen es mit "Mobilität" nicht weit her ist weil es draußen zu kalt und ungemütlich ist. 


Ich nehme wahr, dass ich dieser Tage zunehmend zum Stubenhocker werde und viel Aufwand in die Ausgestaltung meines häuslichen Umfelds investiere. Dazu gehört unzweifelhaft die Anschaffung des "Winterprojekts", dass über dem Esstisch hängt. Es wird mich einerseits handwerklich beschäftigen, andererseits bildet es eine Wohnungsdekoration, die ich - ebenso wie das andere Ultraleichtboot über dem Sofa - gerne sehnsuchtsvoll betrachte. 

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Wechselwetterfahrt

Es ist einer der letzten milden Dezembertage und der erste Tag nach einer höchst strapaziösen Zahnoperation an dem ich mich zum Paddeln in der Lage sehe. Zudem scheint - wider Erwarten - gelegentlich die Sonne. Gelegentlich regnet es aber auch. Aprilwetter im Dezember.

Als leichter Regen einsetzt ziehe ich die Paddeljacke an, die ich für diesen Zweck stets auf der Bootsplane in einem Trockensack mit befördere. Sie ist mir viel zu groß (der Verkäufer hatte sie als Größe "L" bezeichnet, tatsächlich hat sie "XL"). Ich wende das zum Vorteil und ziehe sie einfach über die Schwimmweste. Ihr Nachteil ist, dass sie extrem laut raschelt. Bei jedem Paddelschlag. 

Als die Sonne wieder rauskommt ziehe ich sie deshalb auch schnell wieder aus. Zu dem Zeitpunkt geht es ohnehin wieder flussauf und ich komme - aufgrund schlechter Kondition - ein wenig ins Schwitzen.


In dieser kurzen Sonnenphase paddele ich an der Neckarfront vorbei. Dann zieht es wieder zu, aber Regen bleibt erfreulicherweise aus. Im Dezembergrau erreiche ich den Anleger beim Bootshaus wieder, verstaue das Boot und mache mich wieder auf den Heimweg.

Sonntag, 1. Dezember 2024

Dreams come true

Vor 16 Jahren habe ich bereits von einem Bootswagen geträumt, den es hier in Deutschland nicht zu bekommen gab. Jetzt bin ich endlich auf ein Angebot gestoßen. Und das noch dazu günstig und in unmittelbarer Nähe (naja, 45 Minuten Fahrt waren schon erforderlich). 

Er wurde in Charlottenberg in Schweden von "Samhall" produziert, einer Behinderten-einrichtung, die dort die Produktion 2004 eingestellt hat.


Anfangs hat mich die Tatsache, dass ich das Model für große schwere Boote mit Kiel erwischt habe, etwas betrübt, aber jetzt habe ich heraus gefunden, wie ich den Wagen schmaler machen und die Führungen für das Kiel nach unten drehen kann. Ich muss also nicht daran herumflexen.

Und die Farbe mag ich auch sehr gern!


Auch die Schrauben an den flachen Metalschienen, auf denen das Boot aufliegt (und die noch zusätzlich abgepolstert werden), konnte ich soweit lösen, dass sich dieses Schienen an den Bootsrumpf anschmiegen lassen. Das vermeidet scharfe Kanten, die dem Bootsrumpf nicht gut tun.

Wofür ich mir noch etwas einfallen lassen muss ist der "Ständer", den auf dem Bild oben noch eine kleine Schaufel ersetzt. Wenn ein schweres Boot auf den Wagen gehoben werden soll ist es hilfreich, wenn der Wagen in Position steht und nicht seitlich gekippt auf dem Boden liegt.

Mittwoch, 27. November 2024

Bewegte Mittagspause


Eine weitere eigentlich ereignislose Mittagspausen-Neckarinselrunde liegt hinter mir. Das einzig bemerkenswerte ist, dass sie stattgefunden hat. Es gelingt mir leider nicht ganz mein Vorhaben mindestens zweimal die Woche aufs Wasser zu gehen zu realisieren. Zu allem Überfluss dachte ich am Wochenende sogar darüber nach, ob meine Paddelkarriere nicht ein abruptes Ende findet: mir war anderthalb Tage lang schwindelig. Gleichgewichtsstörungen sollte man beim Paddeln wohl besser nicht haben. Jetzt ist alles wieder gut...

Montag, 18. November 2024

Novemberfahrt

 
Heute vor 62 Jahren lag Schnee. Zumindest haben mir das meine Eltern immer erzählt. Heute war es eher mild, die Sonne schien gelegentlich und ich habe mein Home Office frühzeitig für eine vorgezogene sehr ausgedehnte Mittagspause unterbrochen.

Zunächst habe ich noch einmal meine Streetart-Skizzen begutachtet. Sie sind tatsächlich mit Sprühfarbe nachgezogen worden und machen jetzt auf kreuzenden "Bootsverkehr" aufmerksam. Das senkt das Unfallrisiko enthebt uns aber nicht der Pflicht beim Überqueren des Rad- und Fußwegs vorsichtig zu sein.
Dann habe ich eine Neckarinselrunde unternommen. Stromab hatte ich Rückenwind. Mir wurde warm. als ich umkehrte blies mir der Wind ins Gesicht und es wurde wieder frisch. 

Vor dem Hölderlinturm haben irgendwelche Witzbolde den Rettungsring ins Wasser geworfen wo er jetzt vor sich hin dümpelt. Ich fühlte mich nicht berufen auszusteigen und ihn wieder aufzuräumen.

Ich paddelte zurück, verstaute das Boot und wandte mich zur Feier des Tages einem zweiten Frühstück zu.


Sonntag, 10. November 2024

Streetart

In einem Akt verhaltenen bürgerlichen Ungehorsams oder auch in Beibehaltung meines kindlichen Ichs aus der Lampionfahrt habe ich - da ich grad nichts besseres zu tun hatte und seit Tagen diese Skizzen auf meinem Esstisch herumliegen - den Rad- und Fußweg zwischen Bootshaus und Neckarufer mit Straßenmalkreide bemalt. 


Sportlich schlanke Strichmännchen oder -frauen tragen da Kajaks und Canadier über den Weg, auf dem die Radfahrer:innen häufig ziemlich hurtig entlangzischen. Immer wenn ich mein Boot auf der Schulter und schon dadurch eingeschränkte Sicht habe befürchte ich, dass es zu einer Kollision mit einem Zweirad kommt. 


Zum Abschluss habe ich noch Lutz verewigt, der seinen betagten Gattino gerne an einem Griff über den Weg schleift. Dem unzerstörbaren Boot kann das nichts anhaben.


Schade nur, dass diese Kreidezeichnungen eine sehr begrenzte Lebensdauer haben. Sollte jemand auf die Idee kommen sie wirklich bürgerlich ungehorsam mit Sprühfarbe nach zu zeichnen können Korrekturen an schlecht zentrierten Sitzluken und -Bootsspitzen vorgenommen werden. Aber es läge mir fern jemand zu einer Straftat anzustiften...