Mittwoch, 31. Dezember 2008

Paddlers Neujahrswünsche...


May all your winds be gentle - a
nd for whitewater: may it rain the night before.

Saisonabschluss

Heute haben wir feierlich den Saisonabschluss begangen - wir sind von Oferdingen nach Mittelstadt gepaddelt, eine kurze nette Strecke mit einigen Kehrwassern und dem "liegenden Pferd", einem großen Felsbrocken, der mitten im Fluss liegt und um den man prima herumpaddeln kann. Im kommenden Jahr wollen wir das eine oder andere Mal beim Freitäglichen Training diese Strecke abpaddeln.
Wir waren zu fünft. Weil Paula nicht auftauchte - sie ist wohl doch früher nach Heidelberg gefahren als geplant - habe ich den großen Canadier doch wieder vom Auto geladen und das Soloboot genommen. Klemens und Anita waren mit ihrem OldTown Camper(?) unterwegs und Michl und Tine kamen mit ihren Kajaks. Wir hatten strahlenden Sonnenschein als wir an der Einsatzstelle die Boote abluden, während des Paddelns schoben sich dann aber schon erste dünne Wolken vor die Sonne.
Weil Klemens seine Kamera dabei hatte gibts ausnahms- weise auch ein paar Bilder von mir.
Die Schattenseite des Flusses war noch frostig weiß (die Temperatur stieg erst im Laufe des Tages über Null). Eis war keins auf dem Wasser, das heute erstaunlich flott floss, so dass wir einigermaßen verwegen das eine oder andere Kehrwasser anfahren konnten.



Schließlich kamen wir nach einer knappen Stunde Paddeln in Mittelstadt an, luden die Boote zurück auf die Autos und gingen in der Vereinskneipe, die griechisches Essen bietet, etwas essen - wir hatten Glück, eigentlich wollten sie erst um 16:00 Uhr aufmachen, weil aber schon vor uns erste Gäste gekommen waren gab es etwas zu essen.

Dienstag, 30. Dezember 2008

Eisbrecher

Nachdem ich gestern schon gequängelt habe, dass diese einsamen Neckarinselumrundungen eine gewisse Eintönigkeit beinhalten bin ich heute folgerichtig einfach mal in die andere Richtung gefahren. Neckaraufwärts. Das ging weil die Strömung inzwischen wieder ihr reguläres Niveau erreicht hat. Oberhalb des Kraftwerkkanals haben sich in den Kehrwassern und zwishen dem Ufergestrüpp teils richtig ansehnliche Eisflächen gebildet. Ich konnte es mir nicht verkneifen den Canadier zum Eisbrecher umzuwidmen und habe zunächst frontal in die Eiskante eine Rinne gemacht. Dann wurde das Eis aber schnell überraschend dick und ich musste das richtige Eisbrecherprinzip anwenden: den Bug auf die Eisfläche schieben, Gewicht nach vornverlagern und damit das Eis nach unten weg brechen. Wenn das Eis nicht viel stärker als 1,5 bis 2 cm ist klappt das ganz gut. Ganz weit oben ab oberen Wehr konnte ich eine vielleicht 20qm große Eisplatte losbrechen indem ich am Ufer hinter ihr entlang gepaddelt bin. Mal sehen ob Clemens morgen davon berichtet, dass er Eisschollen auf dem Neckar begegnet ist. Er kam nämlich - als ich zurück kam - mit seinem Boot am Bootshaus an und will morgen beim Saisonabschluss von Oferdingen nach Mittelstadt mitpaddeln. Schon vor ihm waren Rolf und Gene da. Rolf führte Gene sein neues Boot und die schicken Paddel vor. Wir haben vereinbart, dass wir es nach Silvester ausgiebig testen wollen. Dann haben wir beide Zeit. Silvester ist überhaupt Saisonauftakt. Da werden wir um die Neckarinsel paddeln. Ja, wir haben einiges vor in den kommenden Tagen...

Montag, 29. Dezember 2008

Doppelwanigan I

Seit drei Tagen arbeite ich nicht - wie der Titel dieses Eintrags vermuten lassen könnte - an einem Wanigan-Paar sondern an einem einzelnen Wanigan, das gleichzeitig als Sitzkiste für Kinder sowie als Stauraum für allerhand wasserfestes Gut in der Bootsmitte dienen soll. Wasserfest muss der Inhalt schon sein denn wasserdicht kann die Kiste gar nicht werden. Allenfalls "Spritzwassergeschützt. Gleichwohl habe ich versucht sie so gut wie möglich an die Bootswand anzupassen. Das ist mir nicht richtig zufriedenstellen gelungen.
Als ich ursprünglich Maß genommen habe galt mein Interesse dem Bootsquerschnitt in der Mitte und dem ca. 30cm vor und hinter der Mitte. Ich habe mir nicht bewusst gemacht dass die Kiste ja so eingefädelt werden muss, dass der breiteste Teil, die Bootsmitte, deutlich hinter der Bootsmitte in den Rumpf hineingesenkt werden muss. Das geht natürlich nicht, wenn das Ding zu breit ist. Und auch das Maß 30 cm hinter der Bootsmitte passt beim Absenken ca. 60 cm hinter der Bootsmitte nicht durch den Süllrand. Also habe ich die Kiste jetzt auf der ganzen Länge etwas konisch gemacht. An den Bootsboden angepasst bleibt sie allemal aber hinten ist sie im oberen Bereich schmaler als vorne wo sie ziemlich genau in dem Rumpf passt. Ich bin sehr gespannt wie das dann am Ende im Boot aussieht.
Ich verwende überwiegend Resthölzer aus der Werkstatt, so dass es mir allenfalls um die Zeit leid tun könnte. Tut es aber nicht - ich habe 14 Tage Urlaub, muss mich um die Kinder kümmern, die drei Wochen Ferien haben, wir fahren nicht weg, ich habe Zeit und ich war lange nicht mehr in meiner Werkstatt zugange.
Obwohl ich ausschließlich Resthölzer verwende achte ich darauf, dass die Kiste noch tragbar bleibt. Sie soll im vorderen etwas abgesenkten Bereich als Sitz für mitfahrende Kinder dienen und im hinteren, knapp unter dem Süllrand endenden Teil, möglichst viel Platz für Gerümpel aller Art bieten (Kochutensilien, Konserven, wasserdichte Säcke mit Schlafsack, Klamotten,... was eben so auf längeren Touren mitgenommen wird). Auf die Sitzhälfte kommt eine Art Lattensitz, der einigermaßen anatomisch geformt ist damit die Kinder es gemütlich haben. Die Lattenzwischenräume werden ausgefüllt damit nicht jeder Spritzer in der Kiste landet. Diesen Teil werde ich wohl fest verleimen. Der etwas erhabene Stauraum wird mit einem flächig geschlossenen Deckel versehen, der mittels Scharnieren (in der Bootsmitte unter dem Joch) zu öffnen sein wird.
Aber damit greife ich schon dem gegenwärtigen Entwicklungsstand weit vor denn im bisherigen Prozess habe ich schon so viele Änderungen gemacht dass ich befürchte, dass jeder Plan in diesem Projekt müssig ist.

Wasserstandsbericht

Diesmal habe ich wieder den Independence genommen, nachdem ich befriedigt festgestellt habe, dass Hans und Rudi das Weihnachsmarktgerümpel im Bootshaus weggeräumt haben. Sehr lobenswert!

Am Anleger angekommen musste ich wahrnehmen, dass der Neckar erneut Hochwasser hatte - und das obwohl die Tagestemperaturen noch deutlich unter 0° lagen. Der Anleger war 3 bis 5 cm überspült. Ich sprang gewissermaßen aus der Distanz ins Boot. Dann schloss sich eine unspektakuläre Neckarinselumrundung an. Täglich die gleiche Strecke abzupaddeln hat allmählich etwas Eintöniges und fast wünsche ich mir das Stocherkahntreiben des Sommer zurück (ich habe schon hilfesuchende Signale an Rolf ausgesandt aber der scheint - wie die meisten anderen - in Urlaub zu sein).
Erneut beim Anleger angekommen - ich wollte mich ähnlich waghalsig wie beim Einstieg wieder aus dem Boot hangeln - musste ich feststellen, dass der Pegel um satte 8 - 10 cm gesunken war während ich auf dem Wasser unterwegs war. Offenbar lassen die Stadtwerke an ihren Stauwehren wieder einmal Wasser ab. Nichtsdestotrotz muss ich links oder rechts auf dem Anleger mal eine Steinstufe installieren, die einen trockenen Einstieg bei Hochwasser ermöglicht. Wenn die nur nicht Gefahr liefe von irgendwelchen Witzbolden ins Wasser geschubbst oder von noch heftigerem Hochwasser weggespült zu werden. Vielleicht muss ich sie festschrauben. Ich habe da schon so eine Idee...

Sonntag, 28. Dezember 2008

Sonntagnachmittagsspazierfahrt

Inzwischen war ich ein weiteres Mal beim Bootshaus. Ich habe den Twister mal wieder ein wenig ausgeführt. Die Strömung ist inzwischen deutlich geringer als Freitag und es weht auch nicht mehr so ein heftiger Wind. Gleichwohl kam mir die gleiche kleine Runde (diesmal ohne Rettung eines Filzhuts) erheblich anstrengender vor als im Independence. Der Twister ist eben nicht für zügiges Streckemachen gedacht sondern für anmutige Freestylemanöver.
Wenn ich im kommenden Frühjahr nicht die Kurve kriege und mich dem Freestyle-Paddeln annähere werde ich ihn im Sommer doch wieder verkaufen müssen. Gegenwärtig bin ich nicht mutig genug in der deutlichen Strömung und auf kaltem Wasser Freestyle-Manöver zu üben. Inwieweit das überhaupt ohne fachkundige Anleitung geht sei dahingestellt.

Am Neckar haben sie mal wieder brutalst möglich altehrwürdige Bäume gefällt. Diese Maßnahme soll vermutlich der neu errichteten Schulmensa mehr Abendlicht verschaffen. Ich bin ja inzwischen dafür, das beim Kauf einer Kettensäge ein Waffenschein vorgelegt werden sollte, denn da, wo die meisten Bäume jetzt weg sind wird spätestens in ein/zwei Jahren, wenn das Wurzelwerk verfault ist, ein Hochwasser jede Menge Böschung wegspülen. Dann haben sie wieder einen Anlass die Uferbefestigung zu verstärken und den Fluss noch mehr zu kanalisieren.

Als ich wieder ans Bootshaus kam habe ich das Boot gründlich trocken gewischt damit gefrierendes Wasser nicht zwischen Süllrändern und Rumpf Schäden anrichtet. Wir haben zwar nicht so extremen Frost wie in Nordamerika aber es kann ja leicht mal schlagartig tiefer in den Minuskeller gehen. Seit der Mittagszeit haben wir ca. 1° Plus. Aber in der Sonne ist es sehr angenehm.

Bootsregaltuning

Heute habe ich einige Bretter, die ich gestern gekauft habe, über das kantige Stahlregal gestülpt, auf dem Rolfs, Claudius' und mein Boot liegen. Seit Rolf sein neues Boote hat muss es - ebenso wie die anderen - über das kantige Stahlregal geschoben werden. Immer wenn eine Schraube auf dem Süllrand kommt holperts und die Schrauben zerkratzen allmählich. Das Regal leidet natürlich auch. Künftig leidet die Dachlatte, die zwischen den Bretter hervorragt. Wenn sie völlig zerbröselt ist wird sie eben ausgetauscht.

Zwischenzeitlich musste ich zwei der Boote aus dem Regal nehmen (Rolfs blieb drin und hielt mit seinem Gewicht die Bretter fest bevor ich sie festschrauben konnte). Um mir das Wiedereinlagern zu erleichtern habe ich die Boote einfach ans Auto gestellt. Einen 'Canoe-Stand' in dieser Höhe zum zwischenzeitlichen Anlehnen geschulterter Boote könnten wir gut auf dem Gelände brauchen. Andererseits wäre das ein weiteres Hindernis für den Rasenmäher - ein Dilemma.

Zusätzlich habe ich eine gestern auf dem Schrott gefundene riesige blaue Blechkiste, deren Scharniere ich heute morgen wieder angenietet habe, zu den ganzen Weihnachtsmarktsachen gestellt, die gegenwärtig - bis zur nächsten Bootshausaktion wohl - das Bootshaus blockieren. Es herrscht immer Mangel an Mäusesicheren Aufbewahrungsmöglichkeiten. So haben wir eine mehr.

Freitag, 26. Dezember 2008

Eine gute Tat

Heute habe ich mal - endlich wieder - eine kleine Runde um unsere Neckarinsel gemacht. Es war lausig kalt und es wehte ein kräftiger Wind. So kräftig, dass sich ein richtig kabbeliger Wellengang auf der Fläche zwischen unterem Wehr und Neckarbrücke entwickelte, der lange flache Wellen bis auf die Wasserfläche vor dem Hölderlinturm aussandte. Als ich diesen Bereich anpaddelte konnte ich mir zunächst gar nicht erklären woher wohl diese unüblichen Wellen kommen. Unter der Neckarbrücke schließlich erkannte ich ihre Herkunft, hatte aber kaum Zeit ein wenig in den ungewohnten Wellen herumzupaddeln denn einem Touristen war - beim Fotografieren anderer Touristen - der Hut von Kopf geweht worden und der dümpelte nun auf dem Wasser.
Die Leute hatten Glück, dass ich mich gerade auf dem Fluss herumtrieb - ausser mir war wieder mal niemand auf dem Wasser. Sie bekamen ihren nassen Filzhut zurück, ich lehnte den aufgedrängten Finderlohn ab, riet ihn in warmen Kaffee in einem gut geheizten Café umzusetzen, und paddelte - das Ganze als 'Gute Tat des Tages' abbuchend - mit Rückenwind gegen die starke Strömung zurück.
Am Anleger hatte ich beim Einsetzen schon Schwierigkeiten weil er gerade mal 4/5 cm überspült ist, so dass das Boot allein zwar frei schwimmt, wenn ich mich mit meinen über 80kg jedoch hineinsetze, festsitzt. Also bin ich an der Rampe des Stocherkahnvereins ausgestiegen. Ich hatte vorsichtshalber (falls die Strömung mich zum noch früheren Aussteigen gezwungen hätte) den famosen selbstgebauten Bootswagen mitgenommen. So kam der wenigstens auf diesen letzten Metern noch zum Einsatz.

Dienstag, 23. Dezember 2008

Mason-Biografie

Endlich habe ich in zunehmend häufigeren, nächtlicher Schlaflosigkeit geschuldeter Lesungen die im November eingetroffene und lang erwartete Bill-Mason-Biografie von James Raffan 'bewältigt'. Ich drücke das so gestelzt aus weil es wirklich ein etwas mühseliger Prozess war.
Als das Buch kam graute mir ja wieder leicht vor diesem etwas umständlichen Schreibstil Raffans und das Grauen war berechtigt. Klar erfährt man in dem Buch viel über Masons Leben und sein Werk - das aber wie mir scheint sehr ungleichmäßig: mal detailiert (Filmisches Schaffen, Ränkespiel im National Film Board Kanadas) und mal kursiv (Literarische Arbeit) und in zahllosen Wiederholschleifen der Lieblingsthesen des Autors (spirituelle Naturerfahrung, Wildnis als 'Kirche'). Als Leser komme ich mir dabei so vor als hielte mich der Autor für völlig bescheuert, wenn immer wieder die gleiche Behauptung - mag sie noch so begründet und belegbar sein - wiederholt und betont wird. Auf der anderen Seite erweckt es auch den Verdacht, dass der Autor sich nicht richtig sicher ist und nach jedem Strohhalm greift um seine wackelige These zu begründen.

Das spiegelt gewissermaßen den Umgang mit dem Buch als Produkt wieder: Es wird vom Verlag als "National Bestseller" angepriesen und ist antiquarisch trotzdem kaum zu bekommen - so viele davon können also gar nicht in Umlauf gebracht worden sein. Haben sich durch die Lektüre zwar meine ursprünglichen Zweifel, ob ich dieses Buch überhaupt brauche bestätigt bin ich doch trotzdem froh allerhand über Bill Masons Leben erfahren zu haben, der ja durch seine Filme und Bücher zum Schutzheiligen des Canadierpaddelns avanciert ist.

Was dem Buch meines Erachtens fehlt ist eine kommentierte Auflistung der Filme und Bücher Masons - das mag ein akademisches Interesse sein, brächte aber erheblich mehr Stringenz und Klarheit in das Buch (die, die zwischen Anmerkungen und Index eingezwängt enthalten ist, ist viel zu karg und hat keinen Bezug zum biografischen Teil).
Wer mehr über Bill Mason erfahren will kann sein Interesse aber auch über die Homepage der Mason-Familie befriedigen oder eventuell über den Bildband von Masons langjährigem Kameramann Ken Buck.

Montag, 22. Dezember 2008

Eyach revisited

Gestern waren wir also wieder an der Eyach - es war der vierte Advent und Wintersonnenwende und es gab sechs Kenterungen, von denen ich die Hälfte auf mein Konto verbuchen kann. Aber der Reihe nach:

Dass es an die Eyach geht stand eigentlich schon am Vorabend fest als sich abzeichnete, dass der Pegel sich erfreulich günstig entwickelte. Günstig insofern als mit erkennbar mehr Wasser als beim letzten Mal zu rechnen war, aber nicht mit immensen Fluten.
Beim Bootshaus trafen wir uns um 10:00 Uhr und waren da schon zu acht. Mit Anhänger und zwei Autos fuhren wir zum verabredeten Treffpunkt in Owingen wo Michel schließlich als neunter zu uns stieß. Wir zogen uns um, ließen Michels Auto mit den trockenen Klamotten in Owingen an der Kapelle auf dem Friedhofsparkplatz stehen und entschieden uns spontan nicht schon ab Balingen sondern noch ein Stück weiter ab Frommern zu paddeln. Auf der Karte macht der Fluss von dort bis etwa Balingen lauter nette kleine Schlaufen und hat nicht ganz so viel Gefälle. Das machte uns neugierig.

Die Wettervorhersage war mittelprächtig. Es sollte warm werden (bis zu 10°+) aber auch teils ergiebigen Dauerregen geben. Ganz so warm wurde es nicht und der Regen beschränkte sich auf gelegentliches Nieseln, das man auf dem Fluss gar nicht wahrnahm.

In Frommern bogen wir beim städtischen Arbeitshof ab und entluden die Autos bei einem alten Bauernhof. Der Besitzer kam gerade vorbei, schaute interessiert zu und bot uns an, die Boote nicht an der steilen Böschung sondern über seinen Hof an einer flacheren Stelle einzusetzen. Wir nahmen das Angebot gerne an. Dann paddelten wir los.

Die Eyach mäandert hier – bei diesem Wasserstand nicht unbedingt langsam - in zahlreichen Schleifen Richtung Balingen. Der Flussrand ist von vielen Bäumen gesäumt und einige von ihnen haben beschlossen den Fluss zu überqueren. Das gelingt ihnen nicht richtig und sie bleiben unterwegs im Fluss liegen. Aber auch die, die es ans andere Ufer schaffen, bleiben dummerweise auch am Ursprungsufer hängen. Wir mussten diverse Male aussteigen und umtragen, so dass dieser erste Abschnitt schon zu einer etwas strapaziösen Angelegenheit wurde. Claudius paddelte stets voraus und warnte uns rechtzeitig vor Hindernissen.

Ich absolvierte meine erste Kenterung als ich – mal wieder – an einen dünnen und biegbar scheinenden Zweig heran trieb, unter dem ich hindurch wollte, der mich aber nicht hindurch lassen wollte. Den Lehrsatz, „zum Hindernis hin lehnen“, im Bewusstsein versuchte ich den Zweig hoch zu biegen, nahm dabei zur Kenntnis, dass es sich bei dem „Zweig“ um einen ernst zu nehmenden „Ast“ handelte und verkantete das Boot so, dass ich mich immer weiter vom Hindernis weg lehnte und der Strömung immer mehr Bordwand als Angriffsfläche bot. Das Bad war unausweichlich. Mein dichter und wärmender Trockenanzug bestand seine erste Bewährungsprobe auf dieser Fahrt.

Vor Balingen waren zwei Stufen zu bewältigen, die ebenfalls vorher besichtigt wurden und als fahrbar bewertet werden konnten. Erste Surfwellen wurden bespielt, ich hielt mich zurück weil ich ja wusste, dass der richtig lebhafte Flussabschnitt erst noch vor uns lag.


In Balingen kam das erste nun wirklich nicht befahrbare Wehr dem ein nettes Cafè gegenüber liegt. Die Versuchung war groß uns in unseren Paddelklamotten auf der Außenbestuhlung nieder zu lassen und einen gepflegten Cappuccino zu uns zu nehmen. Wir rissen uns zusammen.
Allerlei Sonntagsspaziergänger beobachteten unsere Umtrageaktion und die weitere Fahrt durch das Zentrum.

In Balingen wird der Fluss schon etwas flotter und ist mit allerlei kleinen Steinhindernissen durchsetzt, die aber beim gestrigen Wasserstand nicht sonderlich aus dem Wasser ragten. Das zweite Balinger Wehr umtrug ich gleich da ich es ja vom letzten Mal her kannte. Einige andere wählten - nach gründlicher Besichtigung von der darüber hinweg führenden Brücke - die richtig flott fließende Fischtreppe als Abfahrtsstrecke. Liesl durchschwamm sie größtenteils, kam aber wohlbehalten unten an und kletterte – nachdem ihr Boot etwas mühsam an Land gebracht wurde - wieder an Bord.
Dann kam der wirklich hübsche Teil der Eyach. Unterhalb von Balingen durchfließt sie ein langes Waldtal und hat allerlei Stufen und ein/zwei Gefällestrecken, die von großen Felsen durchsetzt sind.
In der ersten dieser Gefällestrecken bekam ich gefährlich Schlagseite und konnte eine Kenterung durch eine vorbildliche Paddelstütze abwehren.

Bettina und Claudius lobten mich bei der darauffolgenden Kehrwassereinfahrt so überschwenglich, dass ich hochnäsig und etwas unachtsam ins leicht überfüllte Kehrwasser schwenkte, auf einen Stein aufsetzte und gleich überkippte – Kenterung Nr.2 – sehr unehrenhaft, peinlich vor versammeltem Publikum. Ich bewahrte Würde und buchte sie gewissermaßen unter „überhasteter Ausstieg“ ab denn wir beschlossen an dieser Stelle eine kleine Vesperpause zu machen.

Wir nahmen allerhand Speisen und warme Getränke zu uns was auch höchste Zeit war, denn inzwischen war es wohl schon nach 14:00 Uhr. Danach paddelten wir weiter und absolvierten den Rest der Gefällestrecke, die unterhalb unserer Raststelle von großen Felsen durchsetzt war hinter denen sich – in Relation zu diesem kleinen Fluss – recht gewaltige „Löcher“ verbargen. Die meisten umschiffte ich einigermaßen geschickt, in das letzte geriet ich aber hinein weil sich mein Boot schon davor ungewollt quer gestellt hatte. Es gelang mir so ins Loch zu rutschen, dass mein Heck flussabwärts zeigte. Ich surfte ein wenig ohne auch nur so zu tun, als sei das Absicht und konnte mich recht schnell aufrecht nach hinten aus dem Loch herauswinden. Claudius erging es an der Stelle gleich nur dass sein Manöver ungleich graziöser und absichtlicher wirkte als meins.
Inzwischen nahm ich eine gewisse Ermattung wahr und machte mir Gedanken, ob es nicht einigen anderen auch so ging und ob es nicht erheblich pfiffiger gewesen wäre, gleich von Anfang an nur den etwas kürzeren Abschnitt ab Balingen zu paddeln. Nun ja, jetzt mussten wir den Rest auch noch hinter uns bringen.

Auf eine etwas schräg verlaufende Stufe zufahrend sah ich schon, wie die vor mir paddelnden alle nach dem Absatz wie auf einem Laufband recht flott nach rechts huschten – Maja, die vor mir unterwegs war, sauste richtig bis ans rechte Ufer, das von einem großen Stein gebildet wurde über dem in Augenhöhe ein garstiger Ast ins Wasser ragte – sie kenterte und entging damit einer Kollision. Ich gab Gas und kam gut über die Stufe weg, spürte deutlich den rechts gerichteten Rücklauf und konnte mich mit Hilfe meines Schwungs mit ein/zwei Paddelschlägen daraus befreien. Eine weitere brenzlige Situation war bewältigt. Maja kletterte wieder ins Boot und es ging flott weiter.

Weitere Stufen ließen sich abpaddeln und unter einer kenterte Bettina, die sich aber elegant und routiniert mit einer Eskimorolle wieder in die Aufrechte brachte. Nachher erzählte sie, dass sie verwundert war, wie dunkel es in dem trüben Wasser gewesen war. In unserem Freitäglichen Hallenbad-Training sieht man unter Wasser erheblich mehr als in der etwas aufgewühlten braunen Eyach.

Dann galt es das nächste Wehr, an dem gerade gebaut wird, zu umtragen. Wir hatten einen ziemlich weiten Weg um Bagger und Baumaterial herum zu bewältigen und der verschlammte Boden war auf den oberen zwei/drei Zentimetern getaut. Darunter war er noch vereist - eine rutschige Angelegenheit.
Auf dem folgenden Abschnitt absolvierte ich meine dritte und letzte Kenterung. Ich war müde, der Fluss war noch hellwach und für meine Verhältnisse einfach zu lebhaft so dass ich quer in eine etwas garstige Walze geriet und das Boot umschlug. Wie bei den beiden vorigen Malen war ich meinem Trockenanzug wieder sehr dankbar, pries innerlich mal wieder die teure Anschaffung und rette mich und das Boot wieder mal selbst so das auch diese Badeeinlage niemandem zu Last fiel. Die anderen warteten geduldig bis ich mein Boot wieder entleert hatte.
Nichtsdestotrotz sammelte sich in dem nun folgenden letzten Abschnitt wieder massig Wasser im Boot – hohe Wellen und etwas plump frontal durchpflügte Schwälle ließen immer wieder nicht völlig unbeträchtliche Mengen Wasser ins Boot schwappen. Claudius hatte eine kleine Pumpe in seinem Boot mittels derer er sich solch lästiger Wassermassen entledigte. Mir schwappte das Wasser im Boot und machte es deshalb noch etwas schwerer manövrierbar. Eine meiner nächsten Anschaffungen wird eine kleine Lenzpumpe sein.
An der Aussatzstelle angekommen zerrten wir die Boote aus dem Wasser, zogen uns zügig um und düsten in Michels kleinem Panda zu den in Frommern parkenden Autos, dann zurück zur Aussatzstelle, wo inzwischen Nieselregen eingesetzt hatte. Zügig wurden in der fortgeschrittenen Dämmerung die Boote und die nasse Ausrüstung verladen und es ging heim nach Tübingen wo wir kurz vor 18:00 Uhr am Bootshaus ankamen und das Gerümpel verstauten.

Die meisten waren abschließend ganz zufrieden mit der Fahrt. Mir selbst war sie etwas zu lang – ich wäre mit dem Abschnitt ab Balingen zufrieden gewesen obwohl ich auch gerne den Abschnitt oberhalb kennen gelernt habe. Aber konditionell war ich nach zwei Dritteln der Strecke doch ziemlich am Ende und das ist dann gerade der Abschnitt, in dem etwas mehr Konzentration verlangt ist. Ich vermute, dass meine letzte Kenterung auch bei wacherem Bewusstsein stattgefunden hätte, da die garstige Walze doch etwas über meine Verhältnisse ging, aber – wer weiß – vielleicht wäre es mir ja gelungen sie nicht quer sondern frontal anzufahren. Dann wäre ich möglicherweise gut drüber weg gekommen.
Die Wetterbedingungen waren gestern längst nicht so sonnig wie vergangenen Sonntag aber es war einigermaßen mild und dass kein ernsthafter Regen einsetzte verhalf der Fahrt auch zu höherer Erlebnisqualität (man stelle sich nur vor bei Regen auf der Wehrbaustelle durch den angetauten Matsch die Boote zu umtragen). Alles in allem war das ein gelungener Wildwasserjahresabschluss für mich – die nächsten Tage und Wochen werde ich es mal etwas ruhiger angehen und allenfalls im Flachwasserboot zugange sein. Mal sehen...

Sonntag, 21. Dezember 2008

Vierter Advent auf der Eyach

Anstatt - wie ursprünglich geplant - an der Glühweinfahrt des Wildwasserboards teilzunehmen sind wir noch mal auf der Eyach gewesen. Hier sind schon mal die Bilder - einen Bericht gibts frühestens morgen.
Hier bilden wir gerade unseren Adventskranz - die roten Helme sollen die angezündeten Kerzen sein - ähm - der vierte ist auf dem Kopf des Fotografen...

Kajak-Comic

Claudius hat mir ein Kajak-Comic geliehen. So etwas ist natürlich nichts für sensible Canadierpaddler - mit denen geht der Autor William Nealy auch nicht sehr schonend um. Aber altersweise Stechpaddler wie ich (bedeutungsvolles Reuspern...) können da drüber hinwegsehen und bei der Lektüre viel Spaß haben und allerhand lernen. Sogar die Rolle im offenen Canadier wird beschrieben (aber auch drei Varianten der Kajak-Rolle). Am spannendsten sind die Abschnitte über Flusmorphologie und Gewässerkunde. So beschreibt der Autor die hydrodynamischen Geletzmäßigkeiten äußerst anschaulich (die sich - ihm zufolge - bei extremem Hochwasser zu "ballistische" Gesetzmäßigkeiten wandeln). Die Zeichnungen sind genial ausgeführt und bieten immer wieder erheiternde Details. Der Humor ist ein etwas morbider amerikanischer, mit dem nicht jeder mitkann. Mir machts nichts aus (Altersweisheit? Phlegma?). Das Buch gibt es offenbar auch auf Deutsch mit einem schwachsinnigen Titel. Ich habe mir die englische Fassung bestellt und mache in meinem Paddelregal eine kleine versteckte Rubrik "Kajakliteratur" auf...

Samstag, 20. Dezember 2008

Swift Yukon

Heute erst kamen wir dazu, Rolfs neues (letzten Samstag geliefertes) Boot auszuprobieren. Rolf war schon etwas früher da und hat die Kniepolster eingeklebt. Dann gingen wir mit dem Boot auf den reichlich flott fließenden Neckar und ich hatte zunächst Sorge, dass unsere Absicht, erst bergauf zu paddeln, etwas ungünstig sein könnte wenn sich das Boot etwa als träg erweisen sollte. Aber auch dieser Kauf einer Katze im Sack entpuppte sich als Glückskauf - das Boot beschleunigt so rasant und lässt sich von zwei einigermaßen eifrigen Paddlern so gut in Geschwindigkeit halten, dass es fast meinen vortrefflichen Souris-River-Prospector in den Schatten stellt. Trotz der beeindruckenden Breite der Süllränder ist die Wasserlinie aufgrund des durchgehenden Flares erheblich schmaler ohne das Boot - wie dann zu erwarten wäre - kippelig zu machen. Es liegt stabil im Wasser, lässt sich leicht aufkanten, scheint nur unter erheblichem Aufwand zum Kentern zu bringen zu sein (wir haben dahingehend nicht sehr intensiv experimentiert) und dreht für ein 17,6'-Boot aufgekantet erfreulich leicht. Jetzt würde ich ja gerne mal im direkten Vergleich den 18'-Prospector paddeln.
Als wir wieder zum Anleger kamen beschlossen wir noch den Autobahnschmutz mit Hilfe des Neckarwassers vom Rumpf und den Ausbauten zu waschen. Gerade da kam auch Klemens mit seinem vortrefflichen neuen Prodigy, den er - nach dem gestrigen Hallenbad-Training - auch einmal auf richtig fließendem Wasser ausprobieren wollte.