Die gestrige Neckartour mit ihren langen Umtragestrecken hat mich doch noch einmal dazu angeregt, über Bootswagen nachzudenken. Das Tragejoch mag ja prima für kleine Strecken sein aber alles über 250 Metern würde ich doch lieber gemütlich schieben - insbesondere da die Wege in unseren Breiten zwar gelegentlich lang aber häufig komfortabel glatt sind.
Bootswagen sind in unseren Breiten das bevorzugte Mittel für "Portagen". Wie dieser Begriff schon erahnen lässt werden bei solchen Gelegenheiten Boote eigentlich getragen - das kommt daher, dass in den Wäldern Kanadas so wenige asphaltierte Wege von See zu See oder zum nächsten Flusslauf angelegt wurden. Bei uns allerdings werden Schleusen und Wehre auf festen Wegen umtragen - da kann man sich schon gelegentlich mit einem fahrbaren Untersatz behelfen.
Diese fahrbaren Untersätze gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen im Handel (z.B. HIER). Im Folgenden zunächst eine willkürliche Auswahl an angesammelten eBay-Angeboten und abschließend die optimale Lösung und - nicht ganz so optimal - meine Eigenkonstruktion.
Der erste abgebildete Bootswagen ist zum Beispiel die Minimallösung - Drei hölzerne Träger - mit Winkelblechen miteinander verbunden, untendrunter eine Stahlachse. Immerhin angereichert durch Luftbereifung, was einen gewissen Federungskomfort beinhaltet. Mit Riemen um die Holzträger (und ein wenig vom doch recht fragilen Bootszentrum entfernt platziert) können mit so einem Wägelchen recht weite Strecken zurückgelegt werden. Die breiten Räder verhindern, dass das Wägelchen auf weichem Boden gleich wegsackt und das komplette Gefährt passt noch einigermaßen gut ins Boot. Es ist schwer - das ist ein Nachteil.
Gut in jedes Boot passt auch diese zusammenlegbare Faltbootvariante. Ein simpler Holzrahmen, in dessen Minigabeln (aus verzinkten Stahlwinkeln?) kleine Räder mittels Flügelmuttern befestigt werden. Für einen Canadier müsste allerdings zusätzlich auf der Oberseite eine Seitenführung befestigt werden, damit das Boot nicht unablässig hin- und herkippelt und damit die Räder immer wieder bremst.
Eine weitere Faltbootvariante ist dieser seitlich zusammenklappbare Bootswagen. Er passt der Länge nach in die schmalen Faltboote. Für Canadier ist er vermutlich weder von der Grundform her noch von der Stabilität her geeignet. Nichtsdestotrotz bildet er doch eine gewisse Anregung für Eigenkonstruktionen für Bootswagen mit etwas größeren Rädern. Grössere Räder sind hilfreich, wenn das Gelände dann doch nicht ganz so eben ist. Auf Wiesen und Uferböschungen finden sich dann doch immer wieder Unebenheiten, die die kleinen Räder der regulären Bootswagen nicht überwinden.
Auch das Modell links mit dem Stahlrahmen hat - wie ich finde - viel zu kleine Rädchen. Auch ist mir nicht recht klar, wie darauf ein Boot befestigt werden soll. Vielleicht lässt sich irgendwo noch eine Längsstrebe einstecken, an der dann ein Riemen unter dem Rumpf durch um das Boot geführt werden kann. Ansonsten ist es erfreulich einfach konstruiert und lässt mich über die Verwendung kleiner Kinderrad- oder Rollergabeln nachdenken.
Der nächste faltbare Bootswagen fällt in die Kategorie Faltbootzubehör. Er scheint mir genial einfach komprimierbar zu sein, hat aber erneut viel zu kleine Rädchen und trägt - wie es scheint - ein Maximalgewicht von 20kg. Soviel mag ein leeres Faltboot wiegen, nicht jedoch ein voll beladener Canadier. Gleichwohl böte eine ähnliche durch stärker bemaßte Hölzer und Riemen solidere Konstruktion die Möglichkeit richtig große Räder anzufügen, die dann auch leichter laufen. Darüber kann man nachdenken bevor man eine fertige Lösung kauft.
Hier ist die ultimative Back-Country-Lösung: für den Transport eines richtigen Canadiers ist dieser Bootswagen konstruiert. Er ist in den Staaten für viel Geld zu bekommen und trägt die Bezeichnung "swedish style", was auf eine skandinavische Herkunft schließen lässt. Die großen Räder lassen es möglich erscheinen mit ihm und einem beladenen Canadier obenauf auch auf wurzeldurchsetzten Waldpfaden über Stock und Stein zu holpern.
Dazu eignet sich mein selbst konstruierter Bootswagen für das Soloboot nur bedingt. Immerhin habe ich relativ große Kinderwagenräder aufgetrieben, die auf einer durchgehenden Stahlachse stecken. Sie lassen sich mit wenigen Handgriffen abnehmen und innerhalb des Holzrahmens des Bootswagens verstauen. Die Stahlachse habe ich in einer Nut im Eschenholz versenkt. Damit sie sich nicht mitdreht habe ich an einer wenig belasteten Stelle zwei kleine Kerben seitlich eingefeilt und die Achse an diesen Stellen mit Schrauben fixiert.
Die Wölbung des Holzes habe ich exakt dem Boot angepasst. Aufgeklebte Gummipunkte gewährleisten, dass das Boot nicht rutscht. Trotzdem muss es in unwegsamem Gelände und auf längeren Strecken mit einem (besser: zwei) Riemen fixiert werden. Die relativ großen Lufträder sorgen - auch da sie wenig Druck haben - für einen recht guten Federungskomfort. Deshalb - und aufgrund der relativ großen Auflagefläche - kann der Wagen auch gut in der Mitte platziert bleiben - verschieben lässt er sich aufgrund der genauen Anpassung an die Rumpfform nämlich nicht.
Dass Bootswagen nicht immer in der Mitte platziert werden kann gute Gründe haben auch wenn der Komfort darunter leidet. In der Mitte sind Boote am fragilsten. Insbesondere bei beladenen Booten sollte deshalb erwogen werden den Bootswagen weiter vorne festzuschnallen und dann eben doch einiges Boots- und Gepäckgewicht entweder am langen Arm mitzutragen bzw. das Gepäck für die Zeit der Bootswagennutzung ganz weit nach vorne möglichst vor den Bootswagen zu rücken. Damit wird das Risiko vermindert, dass das Boot in der instabilen Mitte Risse kriegt oder sogar bricht.
Nachtrag: Heute Mittag war ich kurz beim Bootshaus um diverse kleiner Reparaturen vorzunehmen. Ich habe mir jetzt einen kleinen Koffer für mein Amt als Materialwart zusammengestellt. Den werde ich künftig bei solchen Gelegenheiten mit mir herumtragen - bis ich ihn ggf. irgendwo im Bootshaus deponiere oder mir ein kleines Schränkchen oder Pult daselbst anschaffe. Er enthält die Inventarliste, die mir Birgit überlassen hat, und die wir seit Freitag aktualisieren, einen Block, allerhand Eddings zum Kennzeichnen von Vereinseigentum, Klebeband und Kleinteile wie die Schraube, die Paula gestern in ihrem Boot fand, die aber in ein anderes (welches blos?) gehört.