Wenn ich zwischenzeitlich mal elitäre Anwandlungen gehabt haben sollte hat mich dieses Treffen sanft aber nachdrücklich auf eine Position des ambitionierten Dilettanten verwiesen. Damit ist aber kein Frust verbunden eher die freudige Aussicht auf viele neue Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten und vielleicht die Erkenntnis, dass nicht jede Spielart des Canadierfahrens genau "mein Ding" sein kann, was mich nicht davon abhalten sollte mich mit ihr zu befassen.
Besonders schön war es, die Leute, mit denen ich allenfalls über das Forum Kontakt hatte, mal leibhaftig zu treffen. Lauter liebenswerte Exzentriker. Der eine hobelt Paddel und baut Boote. Der andere biegt Sperrholzplatten über Dampf gebogene Spanten und hat am Ende eine Flotte Birkenkanus. Wieder andere treiben Kult um ihre Tentipi-Zelte oder Kultalawus, die mit trickreichen meist selbst gemachten Campingutensilien ausgestattet werden. Viele haben diese kleinen faltbaren Outdoor-Feuerstellen oder sogar Öfen in ihren Zelten (die angesichts des phänomenal guten Wetters purer Overkill blieben).
Als ich Samstagmittag kam stand schon das erste Tentipi. Ich stellte mein Zelt auf und paddelte auf der Eder vom Campingplatz nach Herzhausen am Anfang des Edersees, der maximalen Wasserstand hatte. Dort nahm ich in einem Imbiss erst mal etwas zu mir. Zurück am Campingplatz waren Silke und Andreas mit Tim inzwischen eingetroffen und es gab einen Begrüßungskaffee. Allmählich trafen alle anderen ein (ca. 30 Personen, so um die 15 Zelte/Wohnmobile) mit schätzungsweise 45 Booten.
Ganz besonders beeindruckend natürlich die Flotte von Birkenbooten von Hans-Georg Wagner. Aber auch die ganzen Boote, die Jörg Wagner, der am Abend noch kam, dabei hatte. Bell-Canadier, die er vertreibt, American Traders "Twister" und das eine oder andere traditionell gebaute Kanu.
Jörg Wagner hat in Canadier-Kreisen einen Kultstatus erreicht, was mich zunächst stets etwas skeptisch werden läßt. Wir hatten bisher nur miteinander telefoniert und es war erfreulich nett ihn persönlich kennen zu lernen - die allgemeine Verehrung ihm gegenüber wird für mich nachvollziehbar.
Abends gab es eine gemütliche Lagerfeuer-Runde, aus der ich mich eher frühzeitig zurückzog weil ich ja schon um 4:30 aufgestanden war. Morgens trieb es mich dann allerdings auch wieder früh aus dem Schlafsack. Ich war nicht der einzige. Bald zogen schon Andreas und Peter ihre Runden auf dem noch nebelverhangenen Wasser und allmählich kam Leben auf den Lagerplatz.
Erst um 8:00 Uhr konnte ich 'Brötchen holen paddeln' und ließ mich zwischenzeitlich von Tim mit Kaffee versorgen. Es entstand eine nette Frühstücksrunde. Um 9:00 ging der erste Workshop los. Ich hatte mich zwar erst für den Nachmittag angemeldet, geriet aber gewissermaßen sogartig in Jörg Wageners Freestyle-Solo-Einführung. Er brachte uns schrittweise, wortreich und -witzig den 'Axle' nahe.
Mein Boot erwieß sich dabei als etwas widerspenstig lang und ich bereue, dass ich nicht sein Angebot wahrgenommen habe dieses wunderbare traditionelle Holzboot zu nehmen, dass er mitgebracht hatte (an dessen formvollendet ovalen Sitz ich aber schon beim Abladen eine Schwachstelle entdeckt hatte, für deren entgültigen Bruch ich nicht verantwortlich sein wollte). Die gut zwei Stunden Workshop waren wie im Flug vorbei und eine entspannte Mittagspause schloss sich an.
Erst gegen Ende der Mittagspause stellte ich fest, dass ich keinen Handy-Empfang hatte, auf der Mailbox aber eine Nachricht war. Deshalb paddelte ich - als der Nachmittags-Workshop losging - Eder-abwärts bis ich bei Herzhausen wieder Empfang hatte. - Eine belanglose Nachricht bezüglich des Vereinsanhängers, die mir so den Nachmittag zerriss und die Teilnahme am Candian-Style-Workshop, der möglicherweise für mich noch ergiebiger als der Freestyle-Kurs gewesen wäre. Michael war begeistert von ihm.
Zurück am Zeltplatz lohnte eine verspätete Beteiligung am Workshop nicht mehr und ich beschloss die Eder aufwärts zu erforschen. Gegen 16:30 kehrte ich zurück, lud das Boot aufs Auto und ramschte meinen Zeltkram zusammen. Ich verabschiedete mich von den zurückkommenden Workshop-PaddlerInnen und machte mich verfrüht auf die Heimfahrt weil mich am anderen Morgen die Konfirmation meiner Nichte erwartete. Dämliche Prozedur!
Die anderen üben bis Montagabend weiter. Dann gibt es eine Vorführung des Erarbeiteten und eine neue Kringel-DVD entsteht, zu der ich meine Bilder schon mal zur Verfügung gestellt habe.
Nachtrag: Der Hessische Rundfunk, der eher zufällig zum Kringeltreffen gefunden hat, hat einen zweiminütigen Fernsehbericht übers "Kringeln" ausgestrahlt (Vorsicht - es öffnet sich ein neues Fenster und das Filmchen setzt eine schnelle Internetverbindung voraus!).
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