Eigentlich ist die Strecke bis südlich von Schaffhausen ja etwas zu weit für eine Tagestour, aber viel weiter als bis zum Schluchsee oder zum Bodensee ist das nun auch nicht und die Nächte sind doch noch zu kalt für eine Übernachtung im Auto.
Die Tage werden wieder länger und für diesen Wochenanfang waren frühlingshafte Temperaturen angesagt. Ich wollte mal was Neues ausprobieren und startete kurz nach Acht Richtung Rheinbrücke bei Rheinau (okay, im zweiten Versuch: den Rhein beim Klärwerk bei Lottstetten zu erreichen gelang mir nicht. Dafür hab ich dort einen idealen Übernachtungsplatz entdeckt). Ich traf gegen halb 11 ein.
Ich setzte das Boot unterhalb der alten Zollbrücke ein, umrundete einige Taucher:innen, die im glasklaren Wasser schnorchelten und paddelte zum nur ca. 150 Meter weiter flussauf gelegenen Wehr. Hier umtrug ich das Boot und paddelte dann die Rheinschlaufe, die um Rheinau herum führt. auf der anderen Seite der Schleife war erneut ein Wehr zu umtragen. Auf dem Hinweg bewältigte ich das noch mit Anstand weil ich noch hinreichend Energie hatte.An diesen Wehre werden offenbar im Sommer Touristenboote auch großen Plattformwagen, die auf Schienen laufen, befördert. Heute waren sie nicht in Betrieb. Dafür war die Beschilderung allumfassend. Sogar Verbotsschilder bezüglich der Befahrung des Wehrs von unten(!) und oben wurden aufgestellt (erstaunlicherweise nicht nur auf der Schweizer Seite).
Ich hatte die Länge des nun folgenden Abschnitts bis Schaffhausen grob unterschätzt. Die Strömung war weniger problematisch als die schiere Ausdehnung. Der Rhein fließt hier gemächlich in einem tiefen Bett. Das Wasser ist glasklar und ich behaupte mal, dass man locker acht Meter tief auf den Grund schauen kann, wo sich Aale, Hechte und gigantisch große karpfenartige Fische tummeln. Die Sonne schien und mich begleitete mein scharf akzentuierter Schatten am Flussgrund.
An einer Badestelle ("Badi Dachsen") auf der Schweizer Seite machte ich eine Pause. Ich ließ mich auf einer Bank nieder und verdrückte drei Müsliriegel. Dann bewältigte ich den letzten Abschnitt bis zum Rheinfall, der sich durch Schaum auf der Wasseroberfläche ankündigte.
Kurz vor dem Rheinfall wurde das Wasser wirklich unruhig und ich wagte mich nicht weiter vor als bis zum Aussichtscafé. Kaum dümpelte ich da herum setzte sich auch schon ein großes Motorboot in Bewegung, dessen Bootsführer mich argwöhnisch betrachtete. Offenbar befürchtete er einen Notfall. Ich zog mich nachdem ich ein paar Fotos gemacht hatte wieder zurück und paddelte jetzt flussab.
Die Strömung half ein wenig, aber ich war nun doch schon ziemlich ermattet. Ich ließ mir Zeit und genoss die Sonne. Das auf einer Insel liegende Kloster in Rheinau umfuhr ich diesmal auf der anderen Seite. Besonders gut gefiel mir die Spitzkirche am unteren Ende der Insel.Am Wehr wurde mehrsprachig darüber aufgeklärt, dass noch zwei "Hilfswehre" folgen. Ein beträchtlicher Teil des Wassers wird durch zwei Stollen durch den Landrücken, auf dem Rheinaus liegt, geführt und treibt Turbinen an. Auf dem Begleitpfad wanderten unter anderem zwei Alpakas, die offenbar als Therapiepferde für Menschen mit geistiger Behinderung eingesetzt werden. Ein weiteres Paddelboot begegnete mir.