Sonntag, 28. Februar 2021

Schwerpunktverlagerung

Ich habe das Therapiemöbel wieder weggeräumt nachdem ich überhaupt keine Fortschritte gemacht habe. Im Moment beschäftigt mich vielmehr überhaupt wieder laufen zu lernen. Es hat Komplikationen gegeben. Im Zuge des Heilungsprozesses des Sprunggelenkbruchs hat sich eine alte Verletzung am großen Zeh (2010 beim Aussteigen aus dem Boot am Vorderrhein) erneut manifestiert - das Gelenk hat sich versteift und ich habe bei jedem Schritt Schmerzen.

Jetzt kann ich also weder paddeln noch laufen. Bleibt beim gegenwärtigen Frühlingswetter im Februar nur noch radfahren. Da die Paddelfreunde am Mittag den Neckar vom Bootshaus aus abwärts paddeln wollten entschied ich mich aus Solidarität für eine Neckaruferfahrt.

Ich war oben bei Kiebingen zum Neckarufer vorgedrungen, war an ihm entlang (teils über reichlich glitschige Pfade) gefahren und hatte es so eingerichtet, dass ich den Paddler:innen beim Booteherrichten zuschauen (und sie mit wortreichen Ratschlägen versorgen) konnte.


Dann bin ich am Ufer weiter geradelt, habe sie nochmal vor der Tübinger Neckarfront fotografiert und mich dann erneut auf holprigen Wegen mehr oder weniger dicht am Ufer entlang nach Kirchentellinsfurt durchgeschlagen. 

Ich hatte mich für die Neckarfahrt für das Fahrrad mit elektrischer Unterstützung entschieden. Gewissermaßen aus schlechtem Gewissen bin ich dann am Nachmittag noch mit dem Mountainbike (ohne Hilfsmotor) am Steinlachufer entlang nach Dusslingen gefahren (wo ich - erneut schlechten Gewissens, aber dennoch lustvoll Milchkaffee und Kuchen vor einer Bäckerei zu mir genommen habe). 
So klappere ich jetzt im einsetzenden Frühjahr auf zwei Rädern die umliegenden Gewässer (und das Land dazwischen) ab. Ich hoffe, dass es irgendwann auch wieder mit dem Paddeln klappt, aber Gehenkönnen ist jetzt doch wichtiger.

Freitag, 19. Februar 2021

Therapiemöbel

Ich muss erst noch mit meiner Physiotherapeutin Rücksprache halten, aber ich will mich nicht damit abfinden, dass ich nicht mehr kniend Kanupaddeln kann. Deshalb habe ich heute nach der Arbeit einen Abstecher ans Bootshaus gemacht und den Sitz im Soloboot ausgemessen.


Vorne ist er drei Zentimeter niedriger als hinten. Diese Maße habe ich auf ein schnell zusammengeschraubtes Möbel aus einem alten Kanusitz übertragen und zusätzlich Vierzentimeterleisten darunter geschraubt. Unter diese Konstruktion kann ich meine Beine schieben, ablegen und dann die Zähne zusammenbeißen. Denn das tut weh. 


Die Physiotherapie ist eher darauf aufgerichtet das Anwinkeln des Fußes zu trainieren damit Gehen und Laufen wieder ermöglicht wird. Das Überstrecken scheint kein Thema zu sein. Mal sehen, ob die junge Frau, die mich mit großer Kompetenz behandelt (und zielgerichtet und erfolgreich quält), dafür auch etwas auf Lager hat.

Mittwoch, 17. Februar 2021

Alte und neue Wunden

Der herbeigerufene Notarzt hat im Dezember kurzen Prozess mit meiner Hose gemacht: um die Erstbehandlung des Beinbruchs zu ermöglichen hat er sie kurzerhand bis zum Knie aufgeschnitten. 


Heute habe ich mich mit Andrea getroffen, die nicht nur eine begnadete Künstlerin sondern auch eine virtuose Schneiderin ist. Wir haben gemeinsam eine Reparatur ausgeheckt, die sich irgendwo zwischen künstlerischem Schaffen und Schneiderei bewegt und den Schnitt mit einer handwerklich vorbildlichen Naht geschlossen.


Diese auffällig orange Zick-Zack-Naht wird möglicherweise das eine oder andere Mal Anlass zu Nachfragen bieten, die ich gerne mit ausführlichen Erläuterungen zu meinem zahlreichen Beinbrüchen (es waren bislang drei) beantworten werde.

Anschließend an den Besuch bei Andrea (es gab Kaffee, Kekse und Pizza!) bin ich zur 16. Physio-Therapie im Nachgang dieses letzten Beinbruchs geeilt und daran anschließend habe ich das milde Wetter zu einer kleinen Fahrradfahrt zum Bootshaus genutzt. Dort habe ich ausprobiert, wie sich das Knien im Soloboot anfühlt.


Bedauerlicherweise fühlt sich das überhaupt nicht gut an. Es tut schon beim Ablegen höllisch weh und ich kann mich überhaupt nicht mittels Körperspannung im Boot verankern. Ich frage mich wann ich wohl wieder mein linkes Bein unter dem Sitz ablegen können werde und gewisse Zweifel keimen auf, ob das möglicherweise überhaupt jemals wieder der Fall sein wird. 

Die Optionen, die sich dann abzeichnen sind: sitzend paddeln, kein Wildwasser mehr im Canadier, möglicherweise ein Wechsel hin zum Kajakpaddeln. Wir werden sehen, ob es so weit kommen wird...

Freitag, 5. Februar 2021

OldTown Trip

Im Zuge dessen, dass ich diese Woche ja "Vollbelastung" meines allmählich heilenden Beinbruchs üben soll, habe ich mal eine mehrstündige Autofahrt unternommen und einen imposanten Familiencanadier erstanden. Es handelt sich um einen OldTown Trip, der in der englischsprachigen Welt unter dem Namen Tripper gehandelt wurde, was im deutschsprachigen Raum nicht ratsam erschien. 

Das Boot war günstig weil es einen auffälligen Schaden hat: es wurde einmal in stark fließendem Wasser quer vor einen Felsen getrieben und drum herum gewickelt. Anschließend hat es in der heißen Sonne liegend seine ursprüngliche Form wieder erlangt, trägt aber seitdem die Narben dieses Unfalls mit sich herum (und die damit einher gehende strukturelle Schwächung, die allerdings nur bei Eintreten eines ähnlichen Ereignisses zum Tragen kommt).


Gekauft habe ich das Boot nicht für mich (obwohl ich den Gedanken an ein neues Boot als Trost für die zurückliegenden tristen Wochen überhaupt nicht abwegig finde). Es ist für einen Freund, der Gefallen an Bootstouren mit seiner Familie gefunden hat. Sie sind zu fünft unterwegs. Solange die Kinder noch klein sind mag das in diesem bewährten Expeditionsboot gut gehen, aber sobald Übernachtungsgepäck und Proviant hinzu kommen oder die Kinder zu Jugendlichen werden wird auch der imposante "Tripper" an seine Grenzen kommen. 

Bis dahin bietet dieses Boot aber viele Möglichkeiten und eine Einschränkung: es ist so schwer, dass es ohne Bootswagen kaum zu bewegen sein wird. Umtragungen in unwegsamem Gelände sind also nur mittels "Gleiten" zu bewältigen. Da ist es ein Trost, dass der Rumpf schon ziemlich zernarbt ist. Weitere Kratzer und Beulen fallen kaum ins Gewicht.