Warnung für sensible Stechpaddler: Ausschließlich Kajak-Bilder!
Bereits am Freitagnachmittag habe ich mit gepacktem Auto Urs abgeholt und wir sind zügig und staufrei am südlichen Bodenseeufer vorbei zum Vorderrhein gefahren. Wie üblich wurde in Carrera campiert und als wir kurz nach 18:00 Uhr dort ankamen waren Maja (die in Versam einen fünf-Tage-Kurs absolviert hatte) und Tine schon da. Wir bauten unsere Zelte auf und Urs präsentierte stolz sein selbstgebautes Original-Tipi. Wir hatten Hunger und bereiteten uns Maultaschen zu, die wir zu fertigem Kartoffelsalat genüsslich verspeisten während allmählich unsere anderen Mitstreiter eintrudelten. Die Sonne hatte den ganzen Tag gestrahlt und der Abend war mild. Wir saßen noch lange an unserer langen Tafel aus zusammen gestellten Campingtischen und tauschten lehrreiche und stimulierende Anekdoten über Kenterungen, Steckunfälle, Unterspülungen, tatsächliche und Beinaheunglücke aus. Die letzten meiner schließlich 15 Mitpaddler/-innen kamen noch spät in der Nacht. Bei fast allen blieb in dieser Nacht die Zelttüre offen weil es so unüblich warm war und der Sternenhimmel mehr als einen Blick wert war.Am anderen Morgen wurde unüblich früh zum Wecken geblasen und nach einem üppigen Frühstück und eifrigem Vesperbrotschmieren fuhren wir zunächst an den Glenner den die Wagemutigen unter uns paddeln wollten. Wir hielten und etwas länger an der "Galerie" auf, einem recht verblockten Flussabschnitt an dem alle paddelbaren Linien mehrfach diskutiert werden wollten. Schließlich ließen wir die Glennerpaddler zurück, fuhren an die Glenner-Mündung in Illanz, luden dort die Boote ab und brachten die Autos nach Reichenau. Dann gings - bereits umgezogen - in Tine und Michels Bus zurück nach Illanz wo wir an der Einsatzstelle unter der Glennerbrücke auf unsere Glennerfahrer warteten. Sie ließen uns durchaus einige Zeit warten.
Als sie schließlich die letzte Stufe hinab gestürzt kamen gab es wieder einige weitere Anekdoten, die künftig - ähnlich wie die vom gestrigen Abend - zur Einstimmung auf Paddelwochenenden zum Besten gegeben werden können. Dramatische Szenen hatten sich am "Schlitz" abgespielt, den wir bei der Besichtigung gar nicht näher betrachtet hatten.
Wir fuhren - aufgeteilt in zwei Gruppen, die sich aber immer wieder begegneten und letztendlich doch eine große Gruppe bildeten - aus der Glennermündung hinaus auf den Vorderrhein, der etwas mehr Wasser führte als bei meiner ersten Befahrung dieses Abschnitts im vergangenen Jahr. Der Pegel lag aber immer noch unter Mittelwasser (erst am Nachmittag als wir längst vom Fluss waren, stieg er schlagartig an).
Gewohnt spritzig ging es abwärts - genug Kehrwasser, Löcher und Spielwellen boten die Möglichkeit sich auszutoben. Unsere Obertober waren jedoch schon etwas ermattet von der Gennerbefahrung, so dass wir ohne längere Spielaufenthalte recht flott voran kamen (ich bin ja häufig etwas angenervt vom Massenandrang in einzelnen Spielwellen).
Dennoch bot Urs so manches Loch die Möglichkeit sein Spielboot zu erproben. An einer Stelle fuhren wir neben einander her. Er wollte in die Löcher, ich wollte drum herum. Wir hätten die Seiten rechtzeitig tauschen sollen denn so wie wir fuhren versperrte ich ihm die Löcher und er mir den Umweg. So tauchte ich halt ab ins Loch und kämpfte mich - um einige Liter Wasser im Boot "bereichert" hinten wieder hinaus und er fuhr vorbei. Das machten wir dreimal direkt hinter einander bis mein Boot voll war und ich es an den Flussrand navigieren musste um es zu entleeren.
Als wir ans "schwarze Loch" kamen mussten wir feststellen, dass der Fluss sich dem schwarzen Loch in der Felswand allmählich wieder annähert. Er macht jetzt erheblich weiter oben eine Linkskurve um kurz darauf wieder scharf rechts abzubiegen. Wir schauten uns das vor der Befahrung gründlich an und sicherten uns gegenseitig gründlich ab. Schon der Kanal am Loch vorbei ist ja für Leute mit meinem Kompetenzniveau etwas knifflig (ich mogelte mich linksseitig hinunter und konnte so die hohen Wellen und tiefen Löcher umfahren) und die anschließenden Kehren stellen ebenfalls durchaus Ansprüche. Die geschickten Paddler nahmen in den Kehren die kleinen linken Kehrwasser bevor sie am Ausgang der Passage auf die rechte Seite wechseln um ein tiefes Loch mit einer gewaltigen Ausgangswelle zu umfahren. Ich entschied mich für das rechte große Kehrwasser (das man dann aber auch sicher erwischen muss) und geriet dennoch in das große Loch, das ich aber ohne nennenswert Wasser überzunehmen mit hoch erhobenen Bug (fast eine "Kerze") wieder verließ. Ich hoffe Gerhard hat im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt. Es könnte in spektakuläres Bild geworden sein.
In Versam angekommen, wo noch zwei nicht ganz so wagemutige Mitstreiterinnen zu uns stießen machten wir erst einmal ausgiebig Pause (obwohl ich erfuhr, dass Jan und Cordula nebst Siggi, mit denen ich mich lose verabredet hatte, erst eben aufgebrochen waren). Wir besuchten den Versamladen und widerstanden den unweigerlich auf uns herabstürzenden Konsumzwängen, nahmen Kaffee und Schokoladenkuchen im Linx-Beizi zu uns (der Kuchen war früher mal besser!) und hingen noch ein wenig bei der Anlegestelle herum.
Urs und mir wurde das etwas zu träg und wir stiegen in unsere Boote um ein wenig in den Wellen herumzuspielen. Als ich danach wieder an der Kiesbank anlandete wollte mein Boot gleich wieder in die Strömung drehen. Deshalb sprang ich etwas überhastet aus dem Boot. Dabei habe ich mir trotz solider Wildwasserstiefel den linken Zehen angeschlagen. Der ist mittlerweile blau und wird in anderthalb Stunden geröntgt (Nachtrag: die Diagnose lautet auf "glatter Gelenkbruch" - so etwas wird nicht weiter behandelt. Der Fuß ist eben ruhig zu halten!). Die Zähne zusammenbeißend fuhr ich dann mit meinen 15 Safety-Boatern, die mir bei diesem Unglück auch nicht helfen konnten, weiter abwärts.
Ab Versam ist der Vorderrhein ein sportlicher Wanderfluss mit einigen wenigen anspruchsvolleren Stellen. Um diese Tageszeit weht dort gewöhnliche in heftiger Wind flussaufwärts. So auch heute. Ich hatte wieder einmal meine liebe Mühe das Boot in die richtige Richtung zu lenken und musste beständig die Richtung regulieren. Da geht allerhand Fahrspaß flöten. Dennoch kamen wir schließlich wohlbehalten (wenn auch mit schmerzendem Zeh - der ja stets fest auf den Bootsboden gedrückt werden muss) in Reichenau an. Dort traf ich dann auch noch (viel zu kurz) Jan, Cordula und Siggi.
Wir beluden die Autos, holten den Bus aus Illanz und fuhren zurück zum Campingplatz in Carrera wo ich zügig unter die warme Dusche humpelte.
Jetzt fing es allmählich an zu regnen, Blitz zuckten über den Himmel und es donnerte. Zwei Tarps wurden errichtet und wir verbrachten einen gemütlichen Abend unter ihnen. Urs und ich verspeisten Ravioli aus der Dose und ich seilte mich frühzeitig ab um ins Bett zu gehen.
Am anderen Morgen war klar dass ich heute nicht paddeln würde. Der Zeh war in der Nacht weiter angeschwollen und ich entschied mich lediglich Shuttle-Bunny zu spielen. Dabei wurde heute die mir noch nicht bekannte obere Strecke des Vorderrheins von oberhalb Trun bis zum Stausee vor Danis bepaddelt. Ich brachte meine Mitstreiter bis Compadials, fuhr dann wieder nach Carerra, baute da das mittlerweile trockene Zelt ab und fuhr anschließend zurück zur Aussatzstelle, die sich aber als so ungünstig erwies (steiler bewaldeter Hang), dass ich nach einigem Zögern beschloss meinen Mitstreitern in Darvella an der Brücke aufzulauern. Und tatsächlich, da begegnete ich auch der zweiten Gruppe, in der Urs mitfuhr. Die meisten von ihnen beschlossen hier auszusteigen, da es auch gerade als ich kam zu einem üblen "Schwimmer" gekommen war, den ich gnadenlos fotografisch festhielt (meine mausige Kamera hat mehr Mitleid und verschleiert die Dramatik der Situation durch schlechte Auflösung). Urs und ich packten zusammen und machten uns auf den Rückweg nach Tübingen wo wir gegen 20:00 Uhr ankamen.
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