Mittwoch, 30. Dezember 2020

Zweitausendzwanzig

Fast alle sind froh, dass sich dieses sonderbare Jahr dem Ende zuneigt und die meisten von uns sehen hoffnungsfroh dem nächsten Jahr entgegen. Niemand weiß so recht, was kommt, aber "soviel schlimmer kann es ja kaum kommen". Aber war es denn wirklich so schlimm? Ich bekenne, dass ich viele Aspekte dieses Jahres durchaus genossen habe. Das liegt einerseits an meiner privilegierten Situation, an meiner Persönlichkeitsstruktur und sicher auch an meinem sonnigen Gemüt, das gerne bereit ist sich an die positiven Aspekte der Vergangenheit zu erinnern und die Negativen weitgehend zu verdrängen.


Nach ein paar wenigen Paddelunternehmungen im Januar ging ich mit gebrochenem Knöchel in die Winterpause (in der ich mich mit gebrochenem Schien- und Wadenbein erneut befinde). Eine Reihe von Paddelfreunden waren in der Zeit eine große Stütze für mich. Just als ich mich aus meiner Bewegungslosigkeit befreien konnte brach die Pandemie über uns herein und zwang mich ab Mitte März zu einer Reihe von Solounternehmungen, die ich allsamt sehr genoss. Ich hatte Glück und erlebte die Schwarzenbachtalsperre mit ungewöhnlich gutem Pegel und unternahm Solotouren auf dem Neckar indem ich irgendwo mein Fahrrad deponierte um damit am Ende das Auto zurück zu holen.


Zunehmend häufiger paddelte ich Flussabschnitte "bergauf" bis mir die Puste ausging und ließ mich dann zurück treiben bzw. bewältigte den Rückweg in der Hälfte der Zeit, die mich der Hinweg gekostet hatte. Etwas seltener als in den Vorjahren paddelte ich Frühmorgens um die Neckarinsel.

Dann unternahm ich Flussbesichtigungen mit dem Rad oder zu Fuß.

Ein neues Boot ergänzt (nach einer Reihe von Bootsverkäufen) seit Mai meine kleine Sammlung: der PE-Baby-Prospector von Hou-Canoes. Er bekam einen neuen Sitz und später Holzsüllränder, die ich von Anfang an nicht geschont habe.


Dann unternahm ich allerhand Fahrten mit den drei Solo-Tourenbooten um zu ermitteln, wie sie sich von der erreichbaren Geschwindigkeit her unterscheiden. Bei diesen nicht wirklich völlig exakten Vergleichen stellte sich heraus, dass die Unterschiede geringer als erwartet sind, aber der Independence fortwährend das schnellste Pferd im Stall ist. 

Nach einem Allgäuwochenende (1, 2, 3, 4) Ende Juni brach ich im Juli zu einem ungewöhnlich durch geplanten Solo-Sommerurlaub auf um die Ostseeküste und Nordostdeutschland kennen zu lernen. Ich klapperte allerlei Gewässer ab, fuhr ein wenig Rad und schloss den Urlaub in vertrauten Gefilden an den Mecklenburger Seen ab.Im September fuhr ich dann noch ein Wochenende an die Altmühl um meinen lang gehegten Plan, sie abschnittweise hinauf und wieder hinunter zu paddeln, zu realisieren.


Alles in Allem war es also ein durchaus erlebnisreiches Paddeljahr - angereichert durch zahlreiche andere Aktivitäten - insbesondere Wanderungen, die ich anderswo dokumentiere. Dass ich sie fast alle allein unternehmen musste war durch die Umstände diktiert. Ich habe sie dennoch genossen.

Trotzdem hoffe ich, dass das kommende Jahr viele weitere Unternehmungen auf Lager hat, die ich dann wieder zusammen mit den Paddelfreunden angehen kann. Diese gemeinsamen Aktionen sind dieses Jahr doch viel zu kurz gekommen. Und das Wildwasserpaddeln.

Ich habe zwar keine Ambitionen mehr "schweres" Wildwasser zu paddeln, aber ein wenig plätschern und spritzen darf es bisweilen bitteschön schon unter meinem Boot und das hat es in diesem Jahr überhaupt nicht getan. Ich war kein einziges Mal auf Wilddwasser unterwegs. 

Sonntag, 27. Dezember 2020

Vorgezogene Winterpause

Fast einem Déjà Vu gleichend hat mich ein gebrochenes Bein in diesem Jahr ein zweites Mal unerwartet und schmerzhaft in eine Zwangspause versetzt. Nach acht Tagen in der Klink bin ich heute wieder nach Hause zurück gekehrt und werde die nächsten Wochen überwiegend auf dem Sofa rumlungern und gelegentlich auf Krücken zur unweit befindlichen orthopädischen Praxis humpeln um mich physio-therapeutisch behandeln zu lassen. 


Ich wollte wandern. 20 Kilometer hatte ich mir vorgenommen. 200 Meter weit bin ich gekommen. Noch im Ort bin ich auf spiegelglatter Straße ausgerutscht und schon am Boden liegend war mir klar, dass da am linken Sprunggelenk etwas nochmal ernster kaputt gegangen ist als im Januar am rechten Knöchel: Schien- und Wadenbein sind direkt am Gelenk gebrochen.

Die Details der bisherigen und künftigen Behandlung haben hier nichts zu suchen und der Beinbruch eigentlich auch nichts - ich will hier ja von Paddelerlebnissen berichten. Den Bezug dazu bekomme ich nur über meinen Leidensgefährten Bernhard, mit dem ich acht Tage lang das Krankenzimmer teilte und allerhand Interesssen, wie sich im Lauf der Zeit herausgestellt hat. Ebenfalls herausgestellt hat sich schnell, dass wir uns schon vorher begegnet sind: Bei einer Kanufahrt im November, berichtete er, sei ihnen ein Solopaddler auf der Lauchert begegnet. Ich erinnere mich an die Begegnung, die ich in meinem Bericht von der zweiten Lauchertfahrt gar nicht erwähnt habe. 


Ich gehe dazu über mich mit graphischem Schaffen zu beschäftigen (was ich und Kindheit und Jugend exzessiv betrieben habe), laufe Gefahr mir noch die eine oder andere Gitarre zuzulegen und werde - sollte ich eines Tages wieder in einem Canadier knien können - irgendwann auch wieder paddeln. Das eine oder andere Mal zusammen mit Bernhard.

Sonntag, 13. Dezember 2020

Dezember-Tristesse

Eher aus Verpflichtung als aus Leidenschaft habe ich heute mal wieder eine Neckarinselrunde unternommen. Das Wetter ist mild, der Lockdown erlaubt Individualsport, ich war lange nicht mehr auf dem Wasser. Das ist aber auch alles. In letzter Zeit befriedige ich mein Bewegungsbedürfnis eher auf langen Wanderungen in unterschiedlichem Terrain. Boote und Fahrräder bleiben da, wo sie grad eingelagert sind. 

Die neue Fahrradbrücke über die Steinlach ist vor einigen Wochen in ihre Lager gesetzt worden und ich habe versäumt mir das vorort anzusehen. Eigentlich wollte ich an dem Nachmittag hinpaddeln um das Spektakel vom Wasser aus zu betrachten. Es ist mir dann erst am Abend wieder eingefallen.

Die neue Brücke befindet sich gleich hinter der alten, die im kommenden Jahr abgerissen und erneuert werden soll. Mir tut das leid. Ich argwöhne, dass an ihrer Stelle eine neue funktionale "schlanke" Brücke entstehen wird, die längst nicht den Charme hat, den ich in der alten erkenne.


Das neue Handy macht enorm kontrastreiche Aufnahmen und verdeutlicht Strukturen (z.B. am Himmel), die mit dem bloßen Auge garnicht zu erkennen sind. Mir ist es recht, wenn die Bilder die Wirklichkeit ein wenig idealisieren. Es gibt ja keine Aufnahme, die den Eindruck des menschlichen Auges unverändert wiedergibt (jedes Auge hat ja auch einen anderen Eindruck). 

Am Ende meiner kleinen Sonntagmorgenrunde habe ich das Boot jetzt wieder eingelagert und plane für den Nachmittag die nächste Wanderung...