Sonntag, 29. Juni 2025

Nyminde Strøm verkrautet


Ebenfalls vor vier Jahren bin ich einmal morgens auf der kleinen Seenkette bei Nymindegab gepaddelt. Das wollte ich in diesem Jahr wiederholen. Wie damals liegen noch ein paar Leihcanadier an er Einsatzstelle.


Dass sie jedoch kaum mehr genutzt werden offenbart sich wenn man versucht durch den Schilfgürtel unter der Radwegbrücke hindurch zu kommen. Alles ist fast undurchdringbar zugewuchert. 

Noch dichter ist die Verbindung zum nächsten See verkrautet und um dahin zu kommen musste ich überdies gegen heftigen Wind ankämpfen. Ich beschloss die Tour abzukürzen
Wieder zurück an der Einsatzstelle warf ich noch einen Blick auf die mit Regenwasser gefüllten Glasfaser-Leihboote, die dort lieblos liegen gelassen wurden. Offenbar kümmert sich niemand mehr richtig darum. Sie haben auf der kleinen übrig gebliebenen Wasserfläche auch viel zu wenig "Auslauf" um ein attraktives Leihgeschäft zu gewährleisten. Vielleicht mäht ja jemand in naher Zukunft die Verbindungen zwischen den Seen, die ehemals auch von Ruderbooten passiert wurde. Deren Überreste liegen an den Ufern der Seen verstreut. Ich verlud das Boot und wandte mich dem Strandleben zu.

Falen Å (Bork Havn)


Nach zahlreichen Besuchen des Wikinger-Dorfs und -Hafens Borkhavn bei Nymindegab im Rahmen von Familienurlauben an der dänischen Westküste habe ich vor vier Jahren schon mal eine kleine Paddeltour auf dem Falen Å unternommen um mir die Wikingerschiffe im Hafen vom Wasser aus anzusehen.

Das habe ich in diesem Jahr wiederholt und bin - anders als 2021 - im kleinen Hafen des Bork-Hytteby aus gestartet. Das hatte auch den Vorteil, dass ich nicht dem heftigen Wind auf dem Ringkøbing Fjord ausgesetzt war.

Die Tour war kurz (knapp 3 Kilometer) aber wieder sehr erfreulich. Die Wikingerschiffe sind  immer wieder sehenswert und auch die Hafenanlage und das Freilichtmuseum sind vom Wasser aus spannend anzusehen. 

Besonders gut gefallen haben mir diesmal die vielen Boote, die überall am Fluss verankert oder an Land gezogen wurden. An einer Stelle bin ich aus ausgestiegen und habe mich eingehender mit der Ansammlung von Booten befasst. 

Insgeheim halte ich Ausschau nach einem Aluminiumcanadier, wie ich ihn früher mal besessen habe. Ich verbinde viel Sentimentalität mit diesen schweren lauten Booten, die quasi unzerstörbar sind und in allen Bedingungen im Freien gelagert werden können.

Storå - Holstebro


Am Storå bei Holstebro gelten die gleichen Bedingungen wie am Uggerby Å: Dort betreibt ein Kanuverleih sein Geschäft und ist berechtigt von "Gästen" eine Gebühr erheben. Mir gelang es nicht den Verleih zu finden und ich gab mir - da ich annahm, dass er - ähnlich wie der in Uggersby - Montag/Dienstag Ruhetag hatte - auch wenig Mühe eingehender zu recherchieren. Ich stehe eventuellen Schadensersatzforderungen offen gegenüber, denn ich habe tatsächlich die Steganlage des Verleihs zum Einsetzen des Bootes verwendet.


Ich paddelte bei starkem Rückenwind auf der etwas größeren Wasserfläche bei Holstebro zur Mündung des Flusses und war dann dankbar, dass ich Windschatten am Schilfrand bekam.
Dieser Schilfrand des stark mäandernden Flusses war aber auch bestimmendes Merkmal meiner Wahrnehmung - außer ihm ist nicht viel zu sehen auf dem 4 Kilometer langen Flussabschnitt den ich paddelte.

Mir machte der starke Wind Sorgen und ich kehrte irgendwann um, überquerte mit etwas Mühe die große Wasserfläche, verlud das Boot und rettet mich vor dem einsetzenden Regen in mein Auto.

Uggerby Å - flußaufwärts

Ich setzte das Boot an der Einsatzstelle des Kanuverleihs in Bindslev ein. Dort lagen - als ich lospaddelte - schon ungefähr fünf Alucanadier. Als ich zurück kam waren es knapp 50 geworden.
Diese 45 zusätzlichen Boote begegneten mir auf der Strecke, die ich den Fluss aufwärts paddelte. Darin saßen gut gelaunte dänische Jugendliche, die gelegentlich schlechte Musik hörten und viel Lärm machten.

Ich beschränkte mich darauf freundlich zu grüßen und entwickelte ein Verständnis dafür warum Kanupaddeln auf Naturflüssen bei Anwohner:innen angstbesetzt sein kann.


Viel zu berichten gibt es von dieser Fahrt nicht. Nachdem mir keine Boote mehr entgegen kamen paddelte ich noch ein Weilchen flussauf, kehrte dann aber nach der nächsten Straßenbrücke um weil es dort - entgegen meiner Erwartungen keine Einsatzstelle gab, an der ich ein Päuschen hätte machen können. 

Uggerby Å - Mündung


Nachdem soviel Reklame für den Uggerby Å gemacht worden war beschloss ich in meiner zweiten Urlaubswoche - ohne Rolf - diesen Fluss zu paddeln. Ähnlich wie am Liver Å knzentrierte ich mich dabei zunächst auf den Mündungsbereich weil eine Paddeltour, die am Strand endet, irgendwie "besonders" ist. 

Ich erwarb eine Gæstekort für 50 DKR (ungefähr 7 €) und setzte das Boot am Anleger des örtlichen Kanuverleihs ein. Dann paddelte ich durch eine hügelige -landschaft - vorbei an Pferden und teils gigantisch großen Nadelbäumen bis zum Dünenstreifen und schließlich bis an den Strand.


Dort lagerte ich das Boot in einem windgeschützten Bereich am Dünenrand ab und sah mir den Strand und die darauf locker verteilten Leihcanadier an die die Kund:innen dort zurück lassen.



Schließlich gings zurück zum Kanuverleih wo ein trickreich konstruierter Anhänger stand, dessen Ausleger sich mit Hilfe einer Umlenkeiunrichtung hochkurbeln lassen. 

Das erleichtert dem Traktorfahrer, der die Boote vm Strand abholt, das Aufladen der durchaus schweren Aluboote. Der Traktor befördert den Anhänger über den ewig langen Strand zwischen Hirtshals und Tversted, der mit dem Auto befahren werden kann. Ich bin die Strecke später auch mal mit dem Fahrrad gefahren und habe die tiefen Spuren im Sand gesehen. 

Nun hatte ich diese Gæstekort und dachte mir (urschwäbisch), dass ich sie auch richtig nutzen sollte. Deshalb schloss sich an die Befahrung des Mündungs-bereichs am Nachmittag noch eine Fahrt auf einem der oberen Abschnitte an. Davon berichte ich im nächsten Blogeintrag.

Mittwoch, 18. Juni 2025

Årup Å konfliktfrei


Für unsere heutige Kanutour wählten wir den Årup Å, der über eine Strecke von etwas über 2 Kilometern den Ovesø mit dem Nørhå Sø verbindet. Die Einsatzstelle befand sich an einer Autobrücke bei der Mündung des Flusses in den Ovesø. Dort ließen wir das Auto stehen und setzten die Boote oberhalb der Krautsperre, die hier montiert ist, ein.

Die Strömung des Flusses ist so gering, dass uns der Rückenwind gerade zu gegen die Fließ-richtung trieb. Der Fluss mäandert durch hohe Schilf-gürtel, die nur ab und zu den Blick auf die Landschaft eröffnen.


Gelegentlich war der Fluss leicht verkrautet, aber nie so, dass man nicht vorbei gekommen wäre. Je nach Flusswindung hatten wir entweder Rückenwind, zeitweise kam er auch von der Seite. Die hohen Schilfgürtel hielten die Böen in Schach.


Nach Erreichen des Nørhå Søs kehrten wir um, weil wir uns nicht vom Wind über den See treiben lassen wollten. Es war zudem etwas unangenehm kühl. Mit der Strömung aber vornehmlich gegen den Wind war die Rückfahrt ähnlich "anstrengend" wie die Hinfahrt.


Nach weniger als einer Stunde erreichten wir wieder die Brücke, hoben die Boote aus dem Wasser, verstauten sie und die Ausrüstung auf und im Auto und beendeten diese deutlich harmonischere Fahrt.

Liver Å mit Konflikt

Die hochgradig entspannte Kanutour auf dem Liver Å, die ich im vergangenen Jahr unternommen habe, wollte ich dieses Jahr zusammen mit Rolf wiederholen. 

Wir parkten erneut an der Autobrücke und waren im Begriff die Boote abzuladen als eine Anwohnerin uns belehrte, dass sie nicht dulde, dass wir die Boote über die Schafweide zur Einsatzstelle tragen.

So eine Weisung von um Ökologie besorgte Grundbesitzer:innen (die augenscheinlich imposante Ferienhäuser in dieser sensiblen Natur errichten) muss man wohl eigentlich respektieren. Im Gespräch stellte sich allerdings heraus, dass die Wiese nicht ihr sondern dem angrenzenden Hof gehörte. 
Rolf hatte die blendende Idee zu diesem Hof zu stiefeln, wo wir eine nette Bäuerin antrafen, die im Übertragen der Wiese "überhaupt kein Problem" sah und uns "Permission" gab (die Konversationen erfolgten auf Englisch).

Wir luden also die Boote ab und trugen sie zum Entsetzen der immer noch anwesende Anwohnerin über die Wiese zum Fluss. Wir informierten sie über die Erlaubnis und sie konsultierte sichtlich aufgebracht ihr Handy. Wir rechneten damit bei unserer Rückkehr Ordnungskräfte vorzufinden.


Wir paddelten auf dem sich durch Wiesen, kleine Baumgruppen und schließlich durch Dünen windenden Fluss und zweifelten an der Rechtmäßigkeit unseres Tuns auf diesem als paddelbar ausgewiesenen wunderschönen Fluss zum Meer. 


Dort legten wir die Boote auf den Strand und trotzten dem Wind, der Sand über das flache Land trieb, bis wir recht bald wieder zurück paddelten, wo an der Einsatzstelle einen Mann in einem luxuriösen Limousine auf uns wartete, der offenbar von der besorgten Anwohnerin alarmiert worden war.
 
Er belehrte uns, dass dieser Fluss kein Kanu-Fluss sei sondern der benachbarte Uggerby Å. Wir bemühten uns ihm (wohl vergeblich) verständlich zu machen, dass dieser Fluss in Paddelführern ausgewiesen ist, ein Fluss nicht erst dann mit dem Kanu befahren werden kann und darf, wenn sich an ihm ein Verleihbetrieb angesiedelt hat und dass die Fahrt mit den Kanu weniger Einfluss auf das ökologische System nimmt als z.B. Angeln.

Als wir unsere Boote wieder aufgeladen hatten und im Auto saßen kam die Anwohnerin wieder: sie habe mit dem Besitzer der Wiese geredet und wir hätten gar keine Permission und seien "rude". 

Ich versuchte ihr mitzuteilen, dass wir nicht mit dem Besitzer sondern mit der Besitzerin geredet hatten, aber das wollte sie wohl nicht mehr hören weil sie - die Antwort nicht abwartend - wenig freundlich (rude) davon stapfte.

Während der Paddeltour und noch lange danach beschäftigte uns dieses Verhalten, die dahinter liegende Motivation und die mißglückte Kommunikation sehr.

Dienstag, 17. Juni 2025

In "Gute Hände"


Albert gibt mir das Gefühl, den Independence in gute Hände abgegeben zu haben. Nicht dass es den Verkäufer etwas anginge, was der Kunde mit dem Produkt macht, aber die Beziehung zu einem Boot ist doch eine andere als zu irgendeinem Konsum-produkt.
Er musst Süllränder und Deckplates des Bootes entfernen um sie etwas aufzuarbeiten und etwas gegen den Wurmfraß zu unternehmen, den er - nicht ich - entdeckt hat. Bei der Demontage stellte sich heraus, dass die Biester gefräßiger waren als ich vermutet hatte.

Auch stellte sich heraus, dass die Handwerker:innen bei MadRiver weniger akurat gearbeitet haben als man sich das wünschen würde. Der Schaum in den Auftriebskörpern ist geradezu ranzig und die Trefferquote bei den Süllrandschrauben lässt sehr zu wünschen übrig.



Zwischenzeitlich bot das Boot einen recht ernüchternden Eindruck. Ohne Süllränder ist es doch nur eine ziemlich abgenutzte Bootsschale und die Süllränder selbst sind mit den auffälligen Wurmkanälen kein erheiternder Anblick. 

Der Umstand, dass mir dieser Wurmbefall überhaupt nicht aufgefallen ist, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass ich das Boot nicht noch länger behalten hätte sollen.

Albert hat sich das Boot jetzt nicht nur durch den Kauf sondern auch die viele Arbeit, die er hineingesteckt hat, "angeeignet". So soll das sein!