Heute morgen habe ich - um das Familienrudel nicht zu wecken - endlich Ben Bachmans "Upstream. A Voyage on the Connecticut River" zuende gelesen. Er beschreibt darin zahlreiche Kanufahrten, die er flussaufwärts auf dem Connecticut River unternommen hat. Dabei geht es in der Regel um die am Rande liegenden Orte, einmündende Zuflüsse, Mühlen, Kraftwerke und Eisenbahnbrücken (was mich nicht so dringlich interessiert weil ich vermutlich eh nie in die Gegend komme). Aber es geht eben auch um eine Etappenreise flussaufwärts auf diesem Strom in Neuengland bis hinauf zur kanadischen Grenze. Dabei benutzt er zeitweilig einen Motor an seinem Kanu, er betreibt Poling und paddelt - mal alleine, mal zu zweit.
Was Ben Bachman kann kann ich auch dachte ich mir und da die für heute eigentlich geplante Kanutour mit Margrit wegen Krankheit ausfiel (Gute Besserung!) entschloss ich mich von Rottenburg aus den Neckar aufwärts anzugehen.
Gegenüber vom Rottenburger Freibad (oberhalb des Wehrs, an dessen Stelle noch vor 15/20 Jahren so wunderbare Stromschnellen waren, dass wir sie mit dem alten GfK-Canadier meines Bruders wieder und wieder gefahren sind) setzte ich das Boot ins Wasser, erwehrte mich (durch hartnäckiges Ignorieren) eines aggressiven Schwans (der seine brütende Schwanenfrau verteidigte, wie ich auf der Rückfahrt erst erkannte) und paddelte auf dem breiten ruhigen Fluss stromauf. Ich hatte die Stakstange dabei und wollte sich auch gebrauchen.
Bis kurz vor dem Wehr bei Bad Niedernau hatte ich jedoch keine Gelegenheit dazu. Der Fluß war zu breit und zu tief. Erst dicht vor dem Wehr wurde er so eng und felsig, dass ich erste zaghafte Versuche machte (Gelbe Linie auf der Karte), dann aber doch frühzeitig umtrug (blaue Linie). Hinter dem Wehr ging es erst einmal relativ ruhig weiter, bis ich an die Eisenbahnbrücke kam. Dort musste ich am Rand raus und das Boot einige Meter treideln weil am Brückenpfeiler erstaunlich viel Treibgut aufgetürmt war, so dass ich dort nicht durch kam.
Oberhalb der Eisenbahnbrücke konnte ich in der Innenkurve dann erstmalig für einige Zeit Poling betreiben - sehr zum Erstaunen der zahlreichen FahrradfahrerInnen am Flussufer (ich hasse es, vor Publikum meine noch reichlich unbeholfenen Poling-Versuche zu unternehmen).
Kurz nach der Brücke bei Obernau machte ich eine Viertelstunde Pause. Ich war bis dahin knapp zwei Stunden bergauf gepaddelt und leichtgradig ermattet. Lange hielt ich mich nicht auf und stocherte mich weiter flussaufwärts.
Nach der Linkskehre (flussaufwärts!) näherte sich der Fluss immer weiter der Bahnlinie und wurde zunehmend reißender. An einer Stelle musste ich erneut an Land um das Boot zu treideln weil ich weder mit Paddeln noch mit Poling weiter kam.
Kurz vor Bieringen bei Flusskilometer 262,5 wendete ich das Boot schließlich nach knapp drei Stunden Fahrt gegen die Strömung und paddelte wieder bergab. Die Rückfahrt dauerte ca. eine Stunde.
Beim Wehr in Bad Niedernau musste ich erneut umtragen wobei mir mal wieder bewusst wurde, dass ich für meine Ausrüstung (zwei Paddel, eine dreiteilige Stakstange und ein Rucksack) irgendeine pfiffige wohl-ausbalancierte Befestigungsmöglichkeit im Heck des Bootes schaffen muss.
Das abnehmbare Tragejoch, das ich mir gebastelt habe, hat sich auf dieser Tour sehr bewährt - ohne Paddel und Stakstange im Heck ist das Boot perfekt ausbalanciert - etwas Hecklastikgkeit finde ich allerdings ganz wünschenswert. Daran arbeite ich noch.
Nächstes Mal werde ich von Bieringen aus losfahren und mich von dort neckaraufwärts - vorbei am Golfplatz in Sulzau - hoch kämpfen. Mal sehen, wann ich dazu mal wieder Gelegenheit habe...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen