Jetzt mal der Reihe nach: Eigentlich wollte Micha ja zu Allerheiligen eine zweitägige Altrheinbefahrung mit Zeltübernachtung organisieren, die sich aber wohl auch aufgrund der etwas zaudernden Reaktionen bezüglich des Zeltens im November nicht so einfach realisieren ließ. Taubergießen als Ziel war und bleibt - schon aufgrund der schönen Erinnerungen an das letzte Mal – ein attraktives Ziel. Vielleicht machen wir ja noch im Winter einmal eine Tagestour dorthin.
Neckar
Nun erwies es sich, dass gerade dieser Tage unsere heimischen Flüsse recht gut Wasser führen und Micha bot als Alternative den oberen Neckar ab Rottweil, die Starzel oder die Eyach an. Als wir Samstagmorgen so am Bootshaus zusammenstanden sollte ich plötzlich entscheiden, wo es hingehen sollte und da ich den Neckar oberhalb von Sulz noch nicht kannte votierte ich für die Rottweil-Fahrt. Und das war eine gute Entscheidung will mir scheinen, nun da ich die Eyach kenne (aber davon weiter unten). Wir fuhren also zu siebt in zwei Autos mit Anhänger Richtung Rottweil deponierten das Rückholauto oberhalb von Epfendorf und luden die Boote unterhalb der Autobahnbrücke bei Rottweil ab. Dann ging es auf dem munter plätschernden Fluss flott und teilweise spritzig abwärts. Das eine oder andere Kehrwasser konnte angesteuert werden und es bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr nennenswerter Grundberührungen. Ich vermied es mit dem kleinen Phantom die etwas langsamer bewegten Kajakfahrer zu überrollen und Klemens und Anita experimentierten mit dem häufig viel zu drehfreudigen Probe 14, mit dem sie zeitweilig ihre liebe Mühe hatten (so wie Rolf und ich dereinst auf der Nagold). Bei einer der vielen überdachten Brücken auf der Strecke machten wir auf einer sonnigen Wiese eine Vesperpause, Jannick bewarf uns mit Schneebällen (in den schattigen Abschnitten lagen noch Schneereste vom ersten diesjährigen Schneefall am Donnerstag) und dann ging es weiter zum Auto. Dort stiegen Micha, Jannick, Clamens und Anita aus während Steffen, Thomas und ich noch weiter bis Epfendorf paddelten, wo wir schließlich von den Autos ein- und abgeholt wurden. Der Flussabschnitt erwies sich bei den vorherrschenden Wasserverhältnissen (Pegel 115 in Rottweil) und angesichts der Paddelkompetenzen der Teilnehmer doch als ideale Wahl, das gute Wetter und die überschaubare Länge der Paddelstrecke trugen ihren Teil zum Gelingen der Fahrt bei. Abschließend machten wir – nach telefonischer Vorwarnung – noch einen Zwischenstop bei den Paddelbaeren in Felldorf, wo wir einen frisch gebrühten Kaffee bekamen und allerlei Konsumgüter erwarben (so ein kleiner Paddelshop birgt doch allerlei Versuchungen. Die haben da tatsächlich diese leckeren leichten Mitchell-Holzpaddel mit hauchdünnem Karbonblatt. Ein [Wunsch-]Traum...).
Als ich schon im Dunkeln nach Hause kam lag da ein Zettel, auf dem stand, dass Roland angerufen habe und für Sonntag eine Paddeltour auf der Eyach vorgeschlagen habe. Eigentlich wollte ich ja den frisch erworbenen Freestyle-Canadier am Sonntag auf dem ruhigen K-furter See ausprobieren aber angesichts dessen, dass ich an den kommenden Wochenenden kaum längere Zeit mal zum Paddeln kommen werde, handelte ich einen weiteren freien Paddeltag für mich heraus und schloss mich der Eyach-Gang an. Ich sollte es nicht bereuen...
Eyach
Wieder waren wir mit vier Kajaks und den gleichen beiden Canadiern (drei Paare und ich als siebtes Rad am Wagen) unterwegs und steuerten Balingen als Einsatzstelle an. Das Rückholauto war in Haigerloch deponiert worden. Bereits in Balingen wurde schnell klar, dass die Eyach deutlich mehr Wildwassercharakter aufzuweisen hat als der Oberlauf des Neckars. Der Balinger Pegel lag gegen 11:00 Uhr bei 73cm. Schon gleich bei der Einsatzstelle befand sich der erste kleine Schwall und es kamen immer mehr und größere Schwälle. Die Schwälle wurden immer ungleichmäßiger strukturiert und bald konnte guten Gewissens von „Verblockung“ die Rede sein. Vorher mussten wir aber noch am Ortsausgang von Balingen ein garstig gestaltetes Wehr mit fiesen Armiereisen, die aus dem Beton ragen, und einer recht breiten aber naturgemäß felsgespickten Fischtreppe überwinden (Michel und Mac bewältigten sie bravourös im Kajak nachdem ich ein darüber gespanntes Seil gelöst hatte).
Nach der Eyachmühle fließt die Eyach mit zahlreichen Gefälleabschnitten und großen Felsbrocken im Wasser durch ein Waldtal. Erst als sich dieses Tal lichtete machten wir neben einer Pferdekoppel eine kleine Pause. Die erfahrenen PaddlerInnen unter uns entschieden, dass die Einstufung der Eiyach als Wildwasser I im Flussführer nicht stimmen kann – es handelt sich eindeutig um Wildwasser II – selbst bei diesem mäßig hohen Wasserstand. Mir kam das auch so vor aber ich habe ja keine Ahnung. Nichtsdestotrotz paddelten wir anschließend mutig weiter – ich mit stolzgeschwellter Brust, denn Wildwasser II habe ich bislang noch nicht bewältigt und so kenterte ich gleich anschließend zwei mal – auf jeweils eher ruhigen Abschnitten. Meine erste (unehrenhafte) Kenterung passierte als ich mich rückwärts treiben ließ um zu fotografieren – ich trieb an einen soliden überhängenden Ast, der mich nachdrücklich ins Wasser schob. Die zweite (nur wenig ehrenhaftere) Kenterung erfolgte nachdem ich souverän eine raue Rampe hinunter gefahren war und erst ein ganzes Stück weiter unten links (auf meiner Schokoladenseite) ins Kehrwasser wollte – ich hatte das Boot zu früh quer gestellt, konnte nicht mehr mit Geschwindigkeit ins Kehrwasser und stieß querstehend gegen ein Hindernis unter Wasser. Ich wand mich jeweils zackig aus den Schenkelriemen, meine anschließende Selbstrettung mit Materialbergung verlief reibungslos und der famose Trockenanzug hielt mich trocken. Die Kenterungen waren insofern gut und lehrreich.
Schwälle und Wehre pflasterten unseren Weg. Michel ließ sich immer geschickt rückwärts bis dicht an den Absturz treiben um dann mit Blick auf den kritischen Bereich vorauspaddelnd zu ermitteln ob der Schwall/das Wehr fahrbar war oder nicht. Wir folgten dann seinem Beispiel.
An einem Wehr befand sich eine Baustelle und wir mussten die Boote durch reichlich Schlamm und Bauwerkstoffe bis unters Wehr befördern. Auf die Idee, dass hier Paddler vorbeikommen könnten kommt an dieser Stelle niemand. Flüsse sind hierzulande eben keine Reisewege mehr.
Ganz am Ende rutschten wir noch das Schrägwehr in Haigerloch hinunter, was an sich eine einfache Übung war, sich aber angesichts der Querströmung unten im Auffangbecken als nicht ganz trivial erwies. Ich kantete das Boot rechtzeitig auf nachdem das eigentlich in alle Richtungen vom dicken Bug meines Phantom wegspritzende Wasser den Blick auf die schnelle von links kommende Strömung freigegeben hatte. Jetzt überlege ich immer noch krampfhaft, ob ich dann auch fachgerecht übergriffen und das Paddel rechts eingetaucht habe um in die Strömung einzuschwenken (was unzweifelhaft geschah) oder ob ich mich passiv über die Strömung habe treiben lassen – das Paddel links und stets bereit mit einer Paddelstütze ein eventuelles Abkippen des Bootes abzufangen – und dabei auch in die Strömung eingeschwenkt bin. Vermutlich habe ich beides getan – die vielleicht notwendige Paddelstütze abgewartet und dann – im sicheren hinteren Bereich der Strömung mittel Übergreifen eingeschwenkt. Ja, wenn man sich doch nur die ganze Zeit filmen könnte...
Ich fotografierte vom anderen Ufer aus noch die anderen, die das Wehr runter rutschten, musste die Fotos aber am Ende leider verwerfen weil sie alle unscharf wurden. Es dämmerte bereits, vielleicht war das Objektivglas nass oder der Apparat hatte auf irgendeinen kleinen Zweig im Vordergrund fokussiert...
Am Parkplatz in Haigerloch (gleich nach dem Wehr) breiteten wir unsere ganzen Utensilien auf dem Mäuerchen aus während Roland und Michel das Auto mit dem Anhänger zurückholten. Dann gings flott zurück nach Tübingen.
Bei beiden Fahrten erwies es sich mal wieder, dass diese Doppelpaddelbewährten KajakpaddlerINNEN sich zwischen den spritzigen Abschnitten tendenziell eher in der Strömung treiben lassen während ich im Canadier in guter Wanderfahrttradition immer bemüht bin, eine gewisse Grundgeschwindigkeit und damit die Linie zu halten. Wahrscheinlich muss ich mich da einfach etwas mäßigen aber ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich entweder eifrig zurückpaddelte (was mit dem Stechpaddel recht mühsam ist) um nicht zu dicht aufzulaufen oder mich flott nach vorne durcharbeitete um dann Hindernisfrei bis zum Rauschen des nächsten Wehrs oder des nächsten Schwalls voranzupaddeln. Dann allerdings parkte ich erst einmal in einem Kehrwasser um die kompetenten Scouts vorauszulassen, die die richtige Linie zur Durchfahrt wiesen oder auf Umtragung signalisierten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen