Mittwoch, 30. März 2022

Stellar Dragonfly

Rolf und ich wollten schon immer gerne mal ein Pack-Canoe ausprobieren. Die Importeure (z.B. von Swift oder We-No-Na) waren jedoch bislang eher zurückhaltend: immer wenn ich mal angefragt habe, ob so ein Teil mal zu einem Kanutreffen mitgebracht werden könnte fanden sich Ausflüchte, die in mir den Verdacht aufkeime ließen, dass diese Sonderform eines Canadiers gar nicht importiert wird, weil kein Markt dafür gesehen wird.

Diese Überlegung scheint auch nicht ganz unplausibel. Diese Bootsgattung fällt häufig unter "Recreational Canoe" oder auch Anglerboot, und dient in erster Linie dazu etwas unzugängliche Seen und Teiche zu erreichen (zu denen das leichte Boot über Stock und Stein portagiert wird) um die dort lebende Fischpopulation ein wenig zu dezimieren. Ein paddelsportlicher Anspruch wird selten mit diesen Booten verbunden (abgesehen von den Touring- und Performance-Modellen bei Swift).

Seit einiger Zeit gibt es ein neues Model eines - auf diesem Gebiet - bislang eher unbekannten chinesischen Anbieters: Stellar. Die deutschen Importeurinnen dieser Boote arbeiten von Freiburg aus. Das ist ja nicht so entsetzlich weit von uns aus, so dass wir einen Termin fürs Probepaddeln vereinbart haben.

Wir trafen die beiden Damen am Opfinger See, wo sie gerade dabei waren einer jungen Familie ein Tourenboot mit Skeg und Steuerruder schmackhaft machten. Auf ein Gespräch über canadierspezifische Themen ließen sie sich nicht ein bzw. antworteten so einsilbig, dass klar wurde dass auch Kenntnisse über diese Bootsgattung nicht gerade zu ihren Kernkompetenzen zählen. 

Wir paddelten probe. Im Sitzen mit Doppelpaddel und notdürftig kniend mit dem Stechpaddel. Letzteres machte nur eingeschränkt Spaß, was vor allem mit der verkrampften Sitzposition zu tun hatte. Dass die Verwendung eines Doppelpaddels tatsächlich für diese Bootsform vorgesehen ist, wurde offensichtlich. Dass das Boot dafür aber ein wenig zu breit ist auch.

Das 12 kg schwere Boot ließ sich - schon aufgrund des geringen Gewichts gut beschleunigen, blieb auf Kurs und ließ sich in Maßen aufkanten um Kurven zu paddeln. Wie es sich in Strömung oder Wellen verhalten würde ließ sich auf dem ruhigen Seewasser nur erahnen. 

Trotz "Tropfringen" an meinem federleichten Probepaddel mit Ergoschaft rann bei jedem ansatzweise anspruchsvolleren Paddelmanöver (insbesondere bei statischen Paddelschlägen) Wasser ins Boot und auf die ausgestreckten Oberschenkel.

Die Verarbeitung des Aramidgewebes mir Versteifungseinsätzen aus Wabengewebe war sehr gut, die der Holzfittings anständig. Für meinen Geschmack wurde mit hellen Harzstreifen zu viel Toleranz kaschiert und die Reparaturmöglichkeiten eingeschränkt. Die Wahl der Holzart kam mir auch etwas fragwürdig vor. In China wachsen möglicherweise keine Eschen. Über die Sitzeinbauten kann ich mir mangels Kenntnissen kein Urteil erlauben.

Wir haben uns abschließend gegen den Kauf eines solchen Bootes entschieden. Meine Hauptmotivation für diese Entscheidung war, dass ich mit dem We No Nah Sandpiper über ein sehr ähnliches ebenso leichtes Boot verfüge und weil ich - solange das noch geht - im Knien paddeln will. Wenn ich dann sitzen und ein Doppelpaddel verwenden muss kann ich auch gleich ein Seekajak wählen. 


Montag, 14. März 2022

Fünfzehn Jahre Paddelblog

Nicht immer, aber häufig habe ich den Geburtstag dieses Paddeltagebuchs mit einem gesonderten Eintrag „gefeiert“. So auch heute: der Paddelblog wird 15. Das könnte einerseits Grund dafür sein die Sektkorken knallen zu lassen, andererseits aber auch Anlass darüber nachzudenken, wie man 15 Jahre lang so monothematisch und verbissen fast jeden Paddelschlag öffentlich dokumentieren kann.


Letzteres habe ich immer wieder mal gemacht und selbstkritisch meine Einträge schon deutlich zurückgefahren und gestrafft. Es wird längst nicht mehr jede Neckarinselrunde in Wort und Bild festgehalten. Es sind nur noch die etwas außergewöhnlicheren Fahrten, Bilder und Ereignisse, die mit einem Eintrag digital verewigt werden.


Und mein missionarischer Eifer hat auch nachgelassen. Ich betreibe keine Werbung mehr fürs Canadierpaddeln sondern halte nur nüchtern fest, was mir bei dieser Beschäftigung begegnet und durch den Sinn geht. Lesen muss das schließlich sowieso niemand. Es ist nett wenn ich ab und zu eine Rückmeldung bekomme, aber ich schreibe diese Einträge ja in erster Linie damit ich selbst eine Erinnerungsstütze habe.


Unter uns Paddelfreunden tauschen wir immer Bilder aus damit wir sie uns „später im Seniorenheim“ ansehen und unseren Enkeln damit auf die Nerven gehen können. Ähnlich ist es vielleicht mit dem Paddelblog. Ich ertappe mich jetzt schon dabei wie ich immer wieder nach bestimmten Flüssen oder Booten oder Ereignissen suche und dann bei mir denke „So lang ist das schon her?“ oder „Ach so war das“ weil die Erinnerung daran sich längst verschoben hat.


Ich vermag nicht zu sagen, wie lange ich dieses Paddeltagebuch noch führen werde, aber vorläufig habe ich nicht vor damit aufzuhören. Es kann nur sein, dass die Einträge noch spärlicher werden. Das hat damit zu tun, dass ich noch weitere (vorwiegend) sportliche Leidenschaften entwickelt habe und auch damit, dass all dieser Bewegungsdrang immer mal wieder durch Verletzungen gebremst wird. Darüber jammere ich dann lautstark. Auch dafür bietet der Paddelblog mir ein Ventil.

Samstag, 12. März 2022

Solobetrieb

Gestern Nachmittag stiegen die Temperaturen satt in den zweistelligen Bereich. Ich fuhr am Nachmittag mit dem Rad zum Bootshaus und hatte die Hoffnung dort Gleichgesinnte anzutreffen. Immerhin kam Erdmann vorbei und wir plauderten ein Weilchen. Dann zerrte ich den guten alten (etwas eingestaubten) Independence aus dem Bootsregal, zog flexibles Neoprenschuhwerk über und brach zu einer Neckarinselrunde auf.

Erstaunlicherweise gelang es mir gut meine Füße unter dem Sitz abzulegen und diese Position bis zum Abschluss der Fahrt einigermaßen schmerzfrei beizubehalten. Es geht voran. Im Sommer kann ich wieder ungehindert paddeln.


Montag, 7. März 2022

Windige Donaufahrt

Bis jetzt hatten Rolf und ich ja richtig Glück mit dem Wetter. Bei den von uns organisierten Fahrten im Januar und Februar schien jeweils die Sonne und die Temperaturen waren mild. Auch für die Fahrt am Sonntag waren Sonnenschein und nicht gar so garstiger Frost angekündigt. Tatsächlich jedoch versteckte sich die Sonne hinter Wolken und ein eisig kalter Wind fegte durchs Donautal als wir gegen 10:00 Uhr an der Einsatzstelle in Hausen im Tal ankamen. 

Wir beschlossen die auf 20 Kilometer angesetzte Fahrt auf 14,5 abzukürzen und brachten die Rückholautos nicht nach Laiz sondern nach Dietfurt. Damit mussten wir zwar immer noch drei Wehre umtragen, aber die Strecke war nun doch bedeutend kürzer. 

Zurück in Hausen setzten wir die Boote ins Wasser – inzwischen kam die Sonne gelegentlich mal raus. Wir waren mit drei Kanadiern und zwei Kajaks unterwegs. Birte leiste mir im Tandemboot Gesellschaft. In ein Soloboot passe ich immer noch nicht richtig rein und auch die Position im Heck des Tandemboots war nicht richtig schmerzfrei für meine geschundenen Fußgelenke. 

Wir waren zu zweit schneller als die Soloboote und steuerten häufig Kehrwasser an um zu warten. Das taten wir bevorzugt wenn die Sonne sich mal zeigte. Im Schatten der Wolken oder der imposanten Felswände, die die Donau auf diesem Abschnitt säumen, paddelten wir zügig. 

Wir sahen uns die Strecke besonders gründlich an weil im Sommer eine Familienfahrt mit Kindern hier stattfinden soll. Da müssen häufige Pausen und ein angemessenes Unterhaltungsprogramm eingeplant werden.

Die Umtragestelle in Neumühle war schnell erreicht. Wir machten erstmal eine kleine Vesperpause, setzten die Boote an der etwas ungünstig verwinkelten Einsatzstelle wieder ins Wasser und paddelten weiter. Es wurde etwas sonniger, aber der Wind nervte fortwährend. 

Rolf, der sich Erdmanns schnelles leichtes Aramidboot geliehen hatte, wurde ziemlich hin- und hergeweht. Und auch Birte und ich wurden abwechselnd ans linke oder rechte Ufer gedrückt. Wir mussten immer wieder aktiv gegenlenken um in der Mitte des Flusses zu bleiben.

Klemens und Anita waren in kleinen Wildwasserbooten unterwegs und bekamen ein ergiebiges Ausdauertraining um mit den schnellen Tourenbooten mitzuhalten. Vielleicht werden sie ja auch eines Tages mal wieder in ihrem "Camper" an so einer Wanderfahrt teilnehmen.


An der Umtragestelle bei Gutenstein wurde richtig gevespert und Fotos gemacht. Klemens und Anita waren das Wehr hinunter gefahren, wir anderen hatten es umtragen. Die Sonne ließ sich mal wieder blicken und zeitweilig wurde es an der hohen Felswand richtig warm.

Dann ging es weiter auf das letzte kurze Stück bis zum Wehr bei Dietfurt. Vorbei an dem Jugendcampingplatz, an dem wir sonst immer Pause gemacht haben. 

Kurz nach Umtragung des Wehrs in Dietfurt waren wir auch schon an der Aussatzstelle angekommen. Das Auto aus Hausen wurde flugs geholt, die Boote verladen, Klamotten gewechselt, Ausrüstung verstaut und dann fuhren wir noch nach Laiz ins Bäckereicafé, wo der Kuchen um diese Tageszeit schon ausverkauft war. Es gab Brezeln!