Rolf und ich wollten schon immer gerne mal ein Pack-Canoe ausprobieren. Die Importeure (z.B. von Swift oder We-No-Na) waren jedoch bislang eher zurückhaltend: immer wenn ich mal angefragt habe, ob so ein Teil mal zu einem Kanutreffen mitgebracht werden könnte fanden sich Ausflüchte, die in mir den Verdacht aufkeime ließen, dass diese Sonderform eines Canadiers gar nicht importiert wird, weil kein Markt dafür gesehen wird.
Diese Überlegung scheint auch nicht ganz unplausibel. Diese Bootsgattung fällt häufig unter "Recreational Canoe" oder auch Anglerboot, und dient in erster Linie dazu etwas unzugängliche Seen und Teiche zu erreichen (zu denen das leichte Boot über Stock und Stein portagiert wird) um die dort lebende Fischpopulation ein wenig zu dezimieren. Ein paddelsportlicher Anspruch wird selten mit diesen Booten verbunden (abgesehen von den Touring- und Performance-Modellen bei Swift).
Seit einiger Zeit gibt es ein neues Model eines - auf diesem Gebiet - bislang eher unbekannten chinesischen Anbieters: Stellar. Die deutschen Importeurinnen dieser Boote arbeiten von Freiburg aus. Das ist ja nicht so entsetzlich weit von uns aus, so dass wir einen Termin fürs Probepaddeln vereinbart haben.
Wir trafen die beiden Damen am Opfinger See, wo sie gerade dabei waren einer jungen Familie ein Tourenboot mit Skeg und Steuerruder schmackhaft machten. Auf ein Gespräch über canadierspezifische Themen ließen sie sich nicht ein bzw. antworteten so einsilbig, dass klar wurde dass auch Kenntnisse über diese Bootsgattung nicht gerade zu ihren Kernkompetenzen zählen.
Wir paddelten probe. Im Sitzen mit Doppelpaddel und notdürftig kniend mit dem Stechpaddel. Letzteres machte nur eingeschränkt Spaß, was vor allem mit der verkrampften Sitzposition zu tun hatte. Dass die Verwendung eines Doppelpaddels tatsächlich für diese Bootsform vorgesehen ist, wurde offensichtlich. Dass das Boot dafür aber ein wenig zu breit ist auch.
Das 12 kg schwere Boot ließ sich - schon aufgrund des geringen Gewichts gut beschleunigen, blieb auf Kurs und ließ sich in Maßen aufkanten um Kurven zu paddeln. Wie es sich in Strömung oder Wellen verhalten würde ließ sich auf dem ruhigen Seewasser nur erahnen.Trotz "Tropfringen" an meinem federleichten Probepaddel mit Ergoschaft rann bei jedem ansatzweise anspruchsvolleren Paddelmanöver (insbesondere bei statischen Paddelschlägen) Wasser ins Boot und auf die ausgestreckten Oberschenkel.
Die Verarbeitung des Aramidgewebes mir Versteifungseinsätzen aus Wabengewebe war sehr gut, die der Holzfittings anständig. Für meinen Geschmack wurde mit hellen Harzstreifen zu viel Toleranz kaschiert und die Reparaturmöglichkeiten eingeschränkt. Die Wahl der Holzart kam mir auch etwas fragwürdig vor. In China wachsen möglicherweise keine Eschen. Über die Sitzeinbauten kann ich mir mangels Kenntnissen kein Urteil erlauben.
Wir haben uns abschließend gegen den Kauf eines solchen Bootes entschieden. Meine Hauptmotivation für diese Entscheidung war, dass ich mit dem We No Nah Sandpiper über ein sehr ähnliches ebenso leichtes Boot verfüge und weil ich - solange das noch geht - im Knien paddeln will. Wenn ich dann sitzen und ein Doppelpaddel verwenden muss kann ich auch gleich ein Seekajak wählen.