Freitag, 5. Dezember 2025

Wohlverdienter Ruhestand


Wenngleich mir der wohlverdiente Ruhestand noch ein Weilchen versagt bleibt habe ich dieser Tage den guten alten Dagger Phantom in Rente geschickt. Er nahm im Bootshaus nur Platz weg und sammelte Staub. 

Ich war mit ihm - wenn meine Aufzeichnungen stimmen - vor neun Jahren zuletzt auf dem Wasser. Wir haben seit 2008 einiges miteinander erlebt und er hat manche Narbe davon getragen und wurde mehrfach mit mehr oder weniger Erfolg geflickt. 

Jetzt darf er ein Weilchen* über dem Schreibtisch hängen, an dem ich fürs Ministerium tätig bin. Bei Videokonferenzen ist er nicht im Bild, aber ich habe ihn im Fokus und kann mich sentimentalen Erinnerungen hingeben wenn der Konferenzverlauf mal wieder richtig "zäh" ist.


* bis mir jemand einen guten Grund nennt ihm oder ihr das Boot zu überlassen - ich verschenke es auch, wenn jemand es wieder einer Nutzung zuführen will.

Neckarfront-Obsession Nr. 87


 

Donnerstag, 13. November 2025

Der letzte Kahn


Am Montag wurde ich Zeuge der letzten Stocherkahnfahrt des Jahres: Der allerletzte Kahn wurde flussauf gestochert, wo er an der Rollenbahn des Stocherkahnvereins aus dem Wasser geholt und eingelagert wurde. Der Stocherer meinte, er habe die Saison optimal genutzt.

Meine Saison geht gewissermaßen jetzt richtig los. Ich werde es erstmal genießen, dass ich den Fluss wieder für mich alleine habe. Ganz allmählich wird mir dann der Trubel der Sommersaison fehlen.

Ich entsorge gegenwärtig viel Gerümpel, das ich über die Jahre im Bootshaus gelagert habe. Vieles davon wird seit Jahren nicht mehr genutzt und nimmt zu viel Platz weg. 
Da ich künftig am Bootshaus nur noch zum Paddeln und Rasenmähen sein werde muss ich da nicht mehr so viel Zeug lagern. Unter anderem entsorge ich alte - nicht mehr genutzte - Wildwasserausrüstung (die alten Schwimmwesten waren schon lange nicht mehr sicher und sie wandern jetzt unsentimental in den Müll).

Der Neckar hat jetzt wieder einen angenehmen Pegel, das ungewöhnlich milde Wetter und einige Homeoffice-Tage ermöglichen kurze aber intensive Neckarinselrunden.


Gestern noch waren Rolf und ich zusammen am Nachmittag auf dem Fluss unterwegs und nutzten die Durchlässe, die irgendjemand in die Trauerweiden auf Höhe des Hölderlinturms geschnitten hat. Diese Aktion war in der Presse - sie ist umstritten, aber die Durchfahrt wird doch gerne genutzt.

Vergangenen Samstag bin ich mal ausnahmsweise flussauf gepaddelt und konnte bis zur rauen Rampe paddeln. Aber gewöhnlich geht es flussab vorbei an der idyllischen Neckarfront und auch an weniger idyllischem Treibgut.

Neckarfront-Obsession Nr. 78

Samstag, 1. November 2025

Neckarfront-Obsession Nr. 72

Lichterkettenfahrt


Die traditionelle Lampionfahrt kann eigentlich nicht mehr nach Lampions benannt werden. Lediglich Jürgen stattet sein immer wieder aufwändig getakeltes Lichterschiff noch mit einigen Lampions aus. Alle anderen verwenden Lichterketten. 
Ich habe diesmal so eine Art "Suchscheinwerfer" auf das kleine Soloboot montiert. Wie im letzten Jahr konnte ich gerade noch abwenden, dass ich in ein Tandemboot hinein kompli-mentiert werde. Nach dem Schmücken der Boote...
...ging es hinab zum Anleger, wo sie - bereits in der Dämmerung - ins Wasser gesetzt wurden. Klemens, der gegenwärtig ein Handycap hat, fotographierte die kleine Lichterflotte von der Fußgängerbrücke aus. Wir paddelten mit der (kräftigen) Strömung bergab.

Besonders viele Boote und Menschen waren dieses Jahr nicht unterwegs. Das hängt damit zusammen, dass wir den Termin recht kurzfristig verschoben haben und dass unser neuer Termin mit Halloween zusammen fiel.

Unterhalb der Neckarbrücke drehten wir ein paar Ehrenrunden und dann steuerten einige Ungeduldige auch schon wieder flussauf. Es ging durchs "Nadelöhr" zur Neckarfront und dann gegen die Strömung zurück Richtung Bootshaus.

Dort angekommen wurden die Boote wieder an Land gesetzt, zum Bootshaus getragen und "abgetakelt". Roland hatte schon eine Feuer angemacht und einge nahmen daran noch Platz während andere sich zügig auf den Heimweg machten. 

Dienstag, 28. Oktober 2025

Paddeltraum


Ein nächtlicher Traum verleitete mich dazu mich mal mit KI-generierten Fotos zu beschäftigen. Das Ergebnis ist durchaus ansehnlich. In meinem Traum tummelten sich plötzlich mehrere Orcas im Wasser unter der Neckarbrücke unseres kleinen Universitätsstädtchen. Ich hatte natürlich nichts Besseres zu tun als mich mit meinem Kanu dazu zu gesellen. Wie das ausgegangen ist weiß ich nicht. Ich bin aufgewacht.

Samstag, 25. Oktober 2025

Paddelkahn

Gestern haben wir versucht, den Stocherkahn vom Anleger nahe des Stadtwehrs hinauf zum Bootshaus zu befördern. Es war klar, dass wir beim gegenwärtigen Pegel nicht weit kommen und Felipe hat Paddel mitgebracht - und ein paar Jugendliche, weil sich seitens der Paddelfreunde nicht genug Helfer fanden.

Ich berichte ja in diesem Paddeltagebuch von meinen Paddelerfahrungen und so ordne ich meine gestrige (und heutige) erste Stocherkahnfahrt im neu beschafften Kahn der Paddelfreunde als "Paddeltour" im weitesten Sinne ein.
Ich will ein wenig ausholen:
Als vor acht oder zehn Jahren die Diskussion über die Neuanschaffung eines Kahns losging weil man wahrnahm, dass der alte Kahn in die Jahre kam, habe ich mich vehement für die Anschaffung eines damals im Angebot befindlichen Alukahns eingesetzt. Dieser Vorschlag wurde abgewehrt. Es solle weiterhin ein Holzkahn sein betonten die Beführworter:innen.

Sie stützten diesen Standpunkt mit der Versicherung sich in die Pflege dieses Kahns aktiv einzubringen. So lange Frank sich noch um den Kahn kümmerte war das nicht erforderlich und nachdem Frank einen Unfall hatte und Tübingen verließ waren es Karsten und ich, die den Kahn nochmal aufmöbelten damit er uns zwei Sommer länger erhalten blieb.
Es gelang uns gestern nicht mehr den Kahn zum Bootshaus zu bringen. Wir mussten auf Höhe des Hölderlinturms aufgeben, machten ihn dort fest und verabschiedeten die Jugendlichen mit dankenden Worten. 

Tatsächlich müssen sie jedoch eher als lärmender Balast bei unserer Aktion verbucht werden. Uns war klar, dass wir den Kahn nur mit Hilfe kompetenter Paddler:innen zum Bootshaus bekommen. Über die üblichen Kanäle wurde ein Hilferuf veröffentlicht, wir verabredeten uns für den anderen Morgen, gaben uns geschlagen und ließen den Kahn zurück.


Nachdem der alte Kahn nicht mehr zu retten war setzte ich mich dafür ein, dass kein neuer Kahn angeschafft wird: Wir haben den benachbarten Stocherkahnverein, der über eigenen Kähne verfügt, mit dem ein Abkommen geschlossen werden kann, dergestalt, dass Paddelfreunde diese Kähne günstig mieten können. Für den Betrag, den der neue Kahn kosten sollte, wären locker 10 nagelneue Paddelboote angeschafft worden - beim Gebrauchtkauf sogar mehr. 

Wieder fanden sich Befürworter der Holzkahnanschaffung, die versicherten, dass sie sich auch einbrächten und um den Kahn kümmerten. Sie setzten sich durch, die Anschaffung wurde beschlossen und die erste Kahnsaison der Neuanschaffung nimmt nun ihr Ende. Ich bin gespannt, wie der Bericht über die Kahnnutzung dieser Saison bei der nächsten Mitgliederversammlung ausfällt.


Unser gestriger Hilferuf mobilisierte heute morgen gerade einmal fünf Paddler und den bedauernswerten Sohn von Felipe. Mit dieser Crew gelang es uns - gewisse Schwierigkeiten an der Eisenbahnbrücke etwas unbeholfen überwindend - den Kahn zum Anleger am Bootshaus zu bugsieren. 

Dort stellte sich dann das Problem, dass die guten alten Stahlböcke, auf denen der Kahn all die Jahre im Winter abgelagert wurde, nicht auffindbar waren. Wir liefen das Gelände mehrmals ab, suchten an allen denkbaren Stellen und dennoch blieben sie unauffindbar. 

Kurzerhand wurden von Zimmermann, der die Kähne baut und sich gerade um unsere Dachrenovierung kümmert, zwei neue Böcke erworben. Diese sind handwerklich über jeden Zweifel erhaben, aber sie werden wieder einen dreistelligen Betrag kosten, der aus meiner Sicht in Paddel oder Schwimmwesten investiert werden sollte. 


Schließlich wurde der Kahn über die Rollenbahn des Stocherkahn-vereins an Land gezogen, auf die neuen Böcke gelagert und einer gründlichen Reinigung unterzogen. 


Jetzt wird er umgedreht und abgedeckt und wenn er im Frühjahr gut durchgetrocknet ist wird er abgeschliffen und neu gestrichen. Ich hoffe sehr, dass die Befürworter:innen seiner Anschaffung dabei etwas zahlreicher mithelfen.  

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Regentage

Bereits vorgestern bin ich im Regen gepaddelt. Da war ich aber auch gut ausgerüstet, hatte das richtige Boot und die angemessene laut raschelnde Kleidung dabei. Heute habe ich darauf verzichtet, das offene Boot gewählt und bekam ein paar Regentropfen ab. Die Neckarinselrunde am Tag zwischen diesen Regentagen war hingegen von strahlendem Sonnenschein geprägt. 

Ich paddele dieser Tage täglich. Wohl weil mir bewußt ist, dass ich in den kommenden Wochen weniger Gelegenheit dazu haben werde und dass die Regentage nicht so mild sein werden, wie sie es gegenwärtig noch sind.

Selbst bei Regen ist die herbstliche Tübinger Neckarfront ein hübscher Anblick. Besonders, wenn man in regendichter Kleidung unterwegs ist und genug innere Ruhe mitgenommen hat um nicht vom lauten Rascheln dieser Kleidung bei jedem Paddelschlag meschugge zu werden. Auch ärgerlich: die Unmengen Laub, die gegenwärtig auf dem Wasser treiben. Wenn das Laub trocken ist und über der Wasseroberfläche treibt ist es kein Problem. Schwierig sind die klatschnassen Blätter knapp unter der Oberfläche, die sich vor dem Bug fest kleben und immer dicker auftragen. 

Die dadurch entstehende Bugwelle vermittelt das Gefühl umproportional ansteigenden Widerstands. Der Trainingseffekt ist möglicherweise zu begrüßen, die Irritation und der Ärger über die eingeschränkte Gleitfähigkeit des schlanken Bootes überwiegt jedoch.