Ganz so ereignislos war die gestrige Morgenrunde ausnahmsweise doch nicht. Als ich das Boot im Dunkeln hinunter zum Anleger trug sah ich dass da jemand saß und ins Handy starrte. Eine zweite Person stand im Dunkeln am Anleger. Folgender Dialog entspann sich: "Morgen!" meinerseits. Keine Reaktion. Ich setzte das Boot ins Wasser und paddelte los. "He, jetzt fährst Du über unsere Angelleinen!" Ich: "Oh sorry, konnte ja nicht wissen, dass Ihr da angelt...". "Und man kann auch Guten Morgen sagen!" Ich: "Ja das kann man machen, wenn man da im Dunkeln sitzt und jemand mit geschultertem Boot die Treppe runter kommt." "Halt die Fresse!" Ich: "Guten Morgen!"
Üblicherweise paddele ich hinunter zum Stocherkahn-anleger in der Hermann-Kurz-Straße, befestige das Boot da an den Stocherkähnen (oder hebe es auf einen der Kähne) und setze mich auf die Bank oben auf der Böschung. Dann schaue ich zu, wie die Sonne aufgeht und die Stadt allmählich erwacht. Erste Autos fahren am anderen Ufer.Beim Zurückpaddeln unterhalb der Neckarinsel höre ich letzte Nachtschwärmer unter Alkoholeinfluss oder dem anderer Substanzen herumkrakelen und bedauere die Anwohner:innen. Oft dümpelt heraus gerissener Blumenschmuck der Neckarbrücke im Wasser.
Standardmotiv fast aller Neckarinselrunden ist ein Foto des oberen Endes der Insel, auf dem die Eisenbahnbrücke zu erkennen ist, die sich in zwei Bögen über beide Neckararme schwingt.
Nicht selten mache ich vor der Abfahrt und danach ein Bild des Bootes am Anleger um die Veränderungen am Himmel und des Lichtes fest zu halten. Dabei ärgert mich fast, dass das Handy auch bei ganz wenig Licht alles heller macht und Details zeigt, die das Auge garnicht sieht. Aber die Unterschiede sind eindrücklich, die Bilder sind gut.
Als ich gestern Morgen zurück an den Anleger kam packten die Angler grad zusammen. Ich "hielt die Fresse" wie mir geheißen war. Sie aber auch. Zurück ließen sie Folienreste, in denen offenbar Zigarren eingewickelt waren. Und Kronkorken (aber die können da auch schon gelegen haben - so wie viel Müll, den nächtliche Besucher:innen des Anlegers häufig zurück lassen).
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