Stefan hatte vor einigen Wochen vorgeschlagen, dass wir doch mal die Große Lauter paddeln bevor sie Mitte März wieder mit einem verwirrenden Regelwerk der unkomplizierten Befahrung durch arglose Paddlerinnen und Paddler entzogen wird. Wir haben uns letztlich auf diesen Sonntag geeinigt und erfreulicherweise fanden sich sieben Tübinger Paddelfreunde und drei Teilnehmer aus dem Canadierforum, die an diesem etwas verhangenen aber einigermaßen milden Februartag in drei Kajaks und sechs Canadiern paddeln gehen wollten.
Wir trafen uns zunächst am Bootshaus, beluden die Autos und fuhren die knappe Stunde bis Buttenhausen zur Einsatzstelle, an der Stefan schon auf uns wartete. Es lag flächendeckend tiefer „Pappschnee“, der Himmel war bedeckt und die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt.
Wir zogen uns um (alle waren mit ein- oder zweiteiligen Trockenanzügen ausgestattet) und die Autofahrer brachten ihre Vehikel zur Aussatzstelle in Anhausen. Schon auf der Fahrt wurde klar, dass die paar Straßenkilometer mehr (wir setzen gewöhnlich in Wittstaig aus) sich auf dem Fluss ungefähr verdoppeln würden.
Die Große Lauter mäandert oberhalb von Indelhausen durch ein breites Tal. Weiter oben ist das Tal enger und die Flusskehren auch. Mit denen nahmen wir es nun auf, nachdem wir in Matthias Auto zur Einsatzstelle zurückgekehrt waren.
Der kleine Fluss war trotz leicht erhöhtem
Pegel (wir hatten knapp 80 cm) ziemlich seicht und die Paddel stießen immer wieder auf Grund.
An einem umgestürzten Baum mussten wir umtragen und beim Wiedereinstieg kam es zur ersten von insgesamt vier Kenterungen auf diesem eigentlich harmlosen Fluss. Dieses Mal war es ein missglückter Uferstart im offenen Boot, bei dem zur Strömungsseite hin gestützt wurde, was sich als fatale Fehlentscheidung erwies. Paddler, Boot und Ausrüstung waren schnell wieder einsatzbereit und es ging weiter über allerhand lustig plätschernde Schwälle und um enge Kurven.
Nach nicht allzu langer Zeit erreichten wir den üblichen Pausenplatz. Wir verzichteten auf ein Feuer sondern nahmen mitgebrachte Speisen zu uns (Danke an Biki für den leckeren Kuchen!) weil uns klar war, dass wir noch einige Zeit unterwegs sein würden.
René, der den Fluss heute schon im Kajak vor uns gepaddelt war, kam mit einer Kamera bewaffnet vorbei und erkundigte sich, ob wir etwas dagegen hätten, wenn er uns fotografierte. Das hatten wir natürlich nicht. Er kennt mein Paddeltagebuch und hat mir noch am Abend seine Bilder geschickt. Einige sind hier eingefügt, andere - wie die von Klemens - in der
Bildergalerie zu sehen.
Wir brachen wieder auf, paddelten ein paar hundert Meter über den einen oder anderen kleinen Schwall, an dem René Fotos machte nur um nach kurzer Zeit am Hof „im Bürzel“ die Boote mühsam zu umtragen. „Mühsam“ deshalb weil die ordentlichen Albbewohner ihre Straßen fein säuberlich geräumt hatten. So konnten die Boote nicht einfach über den Schnee gezogen werden.
Nach dem Hof bei der nächsten Einsatzstelle kommt die einzige ernst zu nehmende Wildwasserpassage, auf der über einige kleine Absätze ein wenig verwinkelt hinunter gepaddelt werden muss.
Hier kam es zur nächsten – von René und Klemens unbarmherzig dokumentierten – Kenterung. Eckard brach mitten im Schwall das Paddelblatt ab (er hat
das gleiche Lettman-Paddel wie ich, was mir zu denken gibt), er stützte mit seinem Paddelstumpf ins Leere und sein Boot kenterte. Ich konnte sein Boot, das an einem in den Fluss ragenden Ast hängen geblieben war, schnell bergen.
Dieser Ast, der in den Fluss ragte, wurde dem nächsten Paddler dann zum Verhängnis. Er trieb dagegen, es gelang ihm nicht sich zum Hindernis zu lehnen und er kippte um. Auch er sortierte sich und seine Ausrüstung schnell wieder und wir konnten – dank Trockenanzügen – einfach weiter paddeln.
Schließlich mussten wir das Wehr in Wittstock erneut mühsam umtragen (wieso räumen diese Leute den Schnee weg?) und wir paddelten die teils engen Mäander Richtung Indelhausen. Auf eine scharfe Kehre folgte ein weit überhängender Busch, der dem Nächsten zum Verhängnis wurde. Er passte wohl kurz nicht auf, trieb dagegen, konnte sich nicht zum Hindernis lehnen weil das nachgab und kenterte. Ein Schwamm ging verloren.
Schließlich kamen wir nach ca. vier Stunden in Anhausen an, hatten ein Paddel und einen Schwamm eingebüßt, priesen unsere Trockenanzüge, die wir jetzt auszogen, verabschiedeten diejenigen, die direkt Heim fahren wollten, setzten uns in die Autos und steuerten zu siebt ein nettes Café in Buttenhausen an, in dem es vortrefflichen Kuchen gab.
Diese Fahrt auf der Großen Lauter wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Die vielen – völlig unerwarteten – Kenterungen geben mir sehr zu denken. Es ist großartig, dass alle Teilnehmer so gut ausgerüstet waren. Kenterungen in ungeeigneter Kleidung hätten die Fahrt zum Abbruch gebracht. Etwas hilflos kam ich mir dennoch immer wieder vor, wenn da jemand in meiner unmittelbaren Nähe kenterte. Der Fluss war Gott-sei-Dank weder tief noch reißend, so dass sich die Gekenterten stets ohne viel Hilfe selbst retten konnten aber mehr als einen Wurfsack werfen oder – zur Not – als angeseilter Helfer hinter her springen wäre nicht möglich gewesen. Dass so ein kleiner Fluss mit relativ geringer Strömung so viele Mißgeschicke auslösen kann hätte ich nicht für möglich gehalten. Mit etwas Bangen sehe ich der Fahrt auf der Nagold entgegen, die ich für Anfang März angekündigt habe und an der - darüber freue ich mich - fast alle der heutigen Teilnehmer und sogar René teilnehmen wollen.
Alle Bilder in diesem Beitrag (mit Ausnahme des letzten) stammen von René, Klemens und Matthias. Meine, Renés und Klemens habe ich
in einem Webalbum abgelegt.