Sonntag, 8. Juli 2018
Frühaufsteher
Es ist 05:30 Uhr. Ich bin spät dran. Der Himmel ist bedeckt und die Luft ist überraschend kühl. Ich lenke das Rad um die Scherben und den Müll herum, die an den üblichen Stellen, an denen die Jugend nächtliche Feste zu feiern pflegt, die Fahrbahn bedecken und erreiche das Bootshaus. Dort fand am Vorabend eine Geburtstagsfeier statt. Die Gäste schlafen in Wohnmobilen und womöglich auch im Haus. Ich versuche möglichst leise mein Boot aus dem Regal zu wuchten und über im Weg stehende Bierbänke und durch Partygestühl und -übrigbleibsel hindurch zu fädeln um es ins Wasser zu bekommen.
Der Fluss ist von den Regenfällen der letzten Tage trüb, der Wasserstand dennoch niedrig. Vom Ufer an der Spitze der Neckarinsel her wummert immer noch Musik von dort ansässigen Gewohnheitsfeiernden. Deren Nachbar möchte ich nicht sein. Die Jugendlichen auf der Neckarmauer verhöhnen mich lautstark als "Frühausteher, Frühaufsteher,...". Die Stadtgärtner wässern den Blumenschmuck auf der Neckarbrücke.
Im Fluss dümpeln zwei Flügel eines Gartentors, das irgendwelche Spinner ausgehängt und ins Wasser geworfen haben. Vom Indianersteg springen zwei nackte besoffene Jungs ins Wasser. Der bekleidete oben gebliebene schlägt ihnen vor das Kanu, das da kommt zu kentern. Ich erreiche das Bootshaus unbeschadet, verstaue das Boot nur provisorisch um die dort Schlafenden nicht zu wecken und mache mich auf den Heimweg auf dem ich darüber nachdenke, ob man nicht ein generelles Alkoholverbot und eine Ausgangssperre für unter 30-jährige zwischen 0:00 und 6:00 Uhr verhängen sollte. Ich umkurve auf dem Rückweg die Mitarbeiter der Stadtreinigung, die jetzt die nächtlichen Überbleibsel aufkehren.
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