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Nachtrag am Nachmittag:
Eben war ich noch mit Ole im PE-Boot bei der Eisdiele. Die Sonne schien, es war warm - auch wenn das Handy-Bild mal wieder entsetzlich blaustichig geworden ist.
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James Raffan, der Biograf von Bill Mason, hat die Hintergründe und Begleitumstände einer Kanutragödie auf dem Timiskaming-See in Nordkanada beschrieben bei der 12 junge Menschen und ein Leiter ums Leben kamen. Er holt entsetzlich weit aus (bis in die Ursprünge der Internatserziehung bei Kurt Hahn) und macht schlussendlich eine Kombination aus ungeeigneten Großcanadiern, schlechter Vorbereitung, mangelnden Sicherheitstrainings und übersteigertem Ehrgeiz der Fahrtenleitung für das Unglück verantwortlich. Dafür hätte er kein 250-Seiten-Buch schreiben müssen. Das Buch ist ausschweifend und schlecht redigiert (dauernd kommt es zu Wiederholungen). Ähnlich überehrgeizig wie die Kanufahrt des Internats erscheint mir das Buchprojekt Raffans selbst (wenn auch mit weniger tragischen Folgen). Raffan hat die meisten der damals Beteiligten interviewt, alte Zeitungsberichte erschlossen und selbst Rundfunkmeldungen aus den Archiven geholt und es scheint, dass er versucht hat alle diese Daten unkomprimiert in das Buch zu packen. Ich habe mich schließlich durch das Buch hindurchgekämpft, wünschte mir aber im Nachhinein, ich hätte selektiver gelesen. Wenn Raffan nur halb so viel Text, klarere Fakten und die eine oder andere Illustration in das Buch gepackt hätte wäre es ein lesenswertes Buch geworden. So bleibt - abgesehen von der entsetzlichen Tragödie, die da beschreiben wird - lediglich das mühsame Herauspicken wichtiger Information aus massig Redundanz in Erinnerung.
Ich versuche ja schon seit langem an Raffans Mason-Biographie heranzukommen - ein 'Bestseller', wie der Umschlagtext verlauten lässt. Das Buch scheint so rar zu sein, dass es nicht zu kriegen ist. Jetzt weiß ich gar nicht mehr so recht, ob ich es wirklich will...
Cliff Jacobsons 'Expedition Canoeing' ist ein so umfassendes Buch, dass man es - einmal gelesen - gleich nochmal lesen sollte damit möglichst viel von dem gesammelten Wissen auch hängen bleibt. Wenn ich auch bezweifle, dass viele von uns mehrwöchige Expeditionen in der kanadischen Wildnis unternehmen und mich bei den Materialmassen, die Cliff Jacobson da in seine Kanus packt (drei Hüte braucht der Mann!), schiere Verzweiflung überfällt sind seine Checklisten und erheiternden Anekdoten doch höchst lehrreich und unterhaltsam. Zudem predigt Jacobson nicht den Kauf teurer High-Tech-Ausrüstung sondern preist Improvisation, Eigenanfertigung und 'Multi-Purpose'-Gegenstände an. Das ist bisweilen ein wenig widersprüchlich (zwei Sätze Kochgeschirr in unterschiedlichen Booten/Sitzkissen als Verlängerung der extra kurzen Isomatte...) aber es regt doch zum Nachdenken über sinnhafte und -lose Ausrüstung an.
Das Buch hat zahlreiche Illustrationen (frühere Ausgaben offenbar noch mehr - auf sie wird im Text verwiesen ohne dass sie sich dann im Buch finden), einige Farbtafeln und massig Text. Es beschreibt ausgedehnte Touren in der nordamerikanischen Wildnis und zielt - bei den beschriebenen und bewerteten Produkten - auf den US-Amerikanischen Markt ab. Dabei werden jedoch erstaunlich viele Importprodukte aus Europa aufgeführt. Insofern macht die Lektüre diesen Buchs auch hierzulande Sinn.
Bei der Zeltplatzübernachtung hatte ich z.B. die Heringe etwas zu weit nach außen gesetzt so dass der Wind ab und an unter dem Zeltrand hindurch pfiff. Der Aufbau im Wind verlief auch längst nicht so reibungslos und überzeugend für das zuschauende Familienrudel wie ich mir das gewünscht hätte.
Hier auf den Grundstück gelang mir beides (ohne Publikum) besser (die Söhne kamen erst zu Besuch als ich schon im Schlafsack lag). Dafür zog der Rauch aus meiner Feuerbox zeitweilig sehr schlecht ab - der Wind verwirbelt hier zwischen den Bäumen (und er dreht hier an der Küste ohnehin tageszeitbedingt) so dass es schwierig ist, die Hutze richtig auszurichten.
Deshalb müffelt jetzt alles nach Rauch (Klamotten, Schlafsack, sicher auch das Zelt selbst). Entweder lerne ich noch ein paar Kniffe zum offenen Feuer im Zelt oder ich muss grundsätzlich im Zelt absolut trockenes (raucharmes) mitgebrachtes Holz verheizen (langfristig strebe ich ja Bau oder Anschaffung eines Zeltofens an dann wird das Rauchproplem vom Problem bezüglich der Durchführung des Rauchrohrs abgelöst - da habe ich aber schon Ideen).
Erfreulicherweise läßt sich der Funkenflug mit der Feuerbox recht gut in den Griff bekommen und um Schaden am Grasuntergrund zu vermeiden habe ich die Feuerbox auf einen großen flachen sandbedeckten Blechteller gestellt.
Ich muss künftig darauf achten, dass die Abspannungen rundum wirklich gleichmässig straff sind. Ein einzelnes lockeres Kreissegment fängt bei einsetzendem Wind sofort an zu flattern und macht entsetzlichen Lärm. Gleichzeitig dürfen die Heringe nicht zu weit aussen platziert sein weil dann die Zeltwand zu sehr angehoben ist und so Zugluft unter den Abdeckungen hindurchstreifen kann.
Ob das doch recht große Zelt wirklich für Kanutouren geeignet ist muss sich erst noch zeigen. Wenn ich alleine unterwegs bin ist es das wohl eher nicht - da sind-diese kleinen Quechua 'Pop-Up'-Zelte, wie sie die spanischen Nachbarn auf dem Camping-Platz hatten, deutlich geeigneter. Aber für zwei oder mehr Personen oder als Basislager - z.B. bei Ausfahrten des Paddelklubs - ist es jedoch zweifellos ideal.