Sonntag, 30. September 2007

139. Transport und Tausch

Heute vormittag habe ich das PE-Boot, das ich gestern wieder bekommen habe (meine Nichten hatte es sich geliehen aber gar nicht benutzt), zurück zum Bootshaus gebracht. Es nimmt nun den Platz ein, den das Aluboot vierzehn Tage lang hatte - ab heute muß es wieder hier zuhause vor dem Haus im Freien lagern, was ihm ja nichts ausmacht. Auch die zahlreichen Wachsflecken und (deren Entfernung) machen dem Blechboot nichts aus. Wir haben bei der Lampionfahrt ordentlich herumgekleckert.
Bei der Gelegenheit bin ich nun im dritten Versuch die Traktorsitze des großen Kevlar-Canadiers angegangen. Tatsächlich ist es mir jetzt endlich gelungen den hinteren Sitz mit Hilfe von vorbereiteten Holzklötzen schräg zu stellen. Beim vorderen Sitz ergaben sich erneut Schwierigkeiten, die ich mit etwas Gewalt hätte überwinden können. Die Gewalt habe ich dann doch vermieden und meine Überlegung war auch, dass ich vorläufig mit dem Boot noch häufiger Familienfahrten mache, so dass ich mit Leuten unterwegs bin, die sich doch nicht sportlich ins Boot knien sondern entspannt (aber kippelig) im Boot sitzen wollen. Ich kann den vorderen Sitz immer noch einmal schräg stellen, wenn sich jemand findet, der/die lieber kniend paddelt.
Während all dieser Boots- Herumwuchterei und Schraub- und Bohrarbeiten ist Røskva Tennisbällen hinterhergerannt, die ich ihr warf. Als sie einen mal nicht fand grub sie stattdessen einen vor langer Zeit verbuddelten aus und nagte dann zufrieden die angegammelte wurzeldurchsetzte Filzschicht ab.

Nachtrag am Nachmittag:
Eben war ich noch mit Ole im PE-Boot bei der Eisdiele. Die Sonne schien, es war warm - auch wenn das Handy-Bild mal wieder entsetzlich blaustichig geworden ist.

Freitag, 28. September 2007

138. Lampionfahrt

Die erste gemeinsame Ausfahrt, die ich mit den Paddelfreunden je gemacht habe war eine Lampionfahrt. Damals war ich noch in einem polizeigrünen Bavaria-Mustang unterwegs der höllisch schwer war und für den ich mir ein Querjoch aus Kirschholz geschnitzt hatte an dessen Enden kleine Glasdosen mit Teelichtern an Drähten hingen. Heute war wieder Lampionfahrt. Die Kinder hatten Spaß, der eine oder andere Lampion fiel ins Wasser und mein Boot wurde über und über mit Fackelwachs bekleckert. Macht nichts - ich hatte das Aluboot gewählt.
Wir fuhren einmal um die Neckarinsel und anschließend wurde beim Bootshaus gegrillt.

Mittwoch, 26. September 2007

137. Arbeiten am Sitz

Eigentlich wollte ich die Traktorsitze in meinem großen Canadier ja endlich einmal so schräg stellen, dass man sich beim Knien bequem darauf niederlassen kann und nicht - so wie jetzt - immer auf der vorderen Kante sitzt. Das hatte ich schon mal angegangen, damals aber das falsche Werkzeug dabei gehabt. Diesmal bin ich weiter gekommen, mußte aber im Verlauf feststellen, dass die Bohrlöcher nicht länger fluchten, wenn die vordere Stützstange unter den Tragewinkel geschoben wird. Überdies wurde mir dabei klar, dass die vordere Sitzkante dann zu weit nach unten rückt, so dass man die Füße kaum mehr unter den Sitz bekommt (geschweige denn im Fall einer Kenterung wieder hinaus). Also habe ich die Sitze wieder so wie gehabt fest gemacht. Werde mir wohl längere Schrauben und vier Unterlegklötze für die hinteren Stützstangen besorgen müssen damit der Sitz künftig hinten angehoben wird.
Immerhin konnte ich die Sitzpolster, die sich schon im letzten Winter bewährt hatten jetzt mit einheitlichen Riemen auf den Sitzen festmachen (das Auge sitzt mit!). Wenn es jetzt wieder kälter wird sitze ich dann nicht mehr auf dem kalten Schalensitz sondern auf dem weichen EVA-Polster. Ich freue mich schon auf die Herbst- und Winterfahrten.

Montag, 24. September 2007

136. Schrott unter Wasser

Vorgestern beim Poling-Treffen konnten wir während unserer Stocherkahnfahrt beobachten, wie der Stocherkahnverein mit mehreren Kähnen und TaucherINNEn allerhand Schrott, Flaschen und weiteren Müll aus dem Wasser holte. Das macht er jedes Jahr um diese Zeit weil das Neckarwasser nun besonders wenig Schwebeteile hat - es ist fast überall gut der Grund zu erkennen.
Deshalb war ich auf meiner heutigen Mittagspausentour auch besonders langsam - es ist spannend, zu sehen, was sich so alles am Flußgrund ansammelt und wie er geformt ist. Tatsächlich fand ich auch noch ein Fahrrad, das ich aber liegen gelassen habe. Derartig schwere Gegenstände sollte man besser nicht aus dem Kanu heraus bergen.

Sonntag, 23. September 2007

135. Fünf bärtige Männer

Freitagabend trudelten die Teilnehmer der ersten deutschen Poling Convention ein. Trotz des 'deutschen' im englisch-lastigen Titels der Veranstaltung kam fast die Hälfte der Teilnehmer aus der Schweiz. Betagt wie ich bin war ich immer noch der jüngste. Wir bauten unsere Zelte auf (ich hatte meins schon am Nachmittag hingestellt) und paddelten, nachdem alles geordnet war, neckarabwärts zum Biergarten 'Casino' wo es etwas zu essen gab. Anschließend ging es im Dunkeln zurück zum Bootshaus. Dort brannte bereits ein Grillfeuer. Wir setzten uns zu den Paddelklub-Mitgliedern, verabschiedeten sie nach und nach und gingen schließlich recht spät in der Nacht in unsere Zelte. Die Nacht war lausig kalt und das frühmorgendliche Wecken durch die Paddeklub-Leute, die um 6:45 den am Vorabend beladenen Bootsanhänger abholten, um zum Wildwasser-Kanal nach Hüningen zu fahren, war mir recht willkommen. Nachdem ich in der Stadt Brezeln und Brötchen geholt hatte genossen wir im warmen Bootshaus ein ausgedehntes Frühstück. Allmählich wurde es auch draußen warm und als wir gegen 10:00 unser Boote mit allerhand Stakstangen beluden konnte man die dicken Fleece-Jacken bereits ausziehen.
Wir paddelten Neckaraufwärts und fingen oberhalb des Kraftwerkkanal-Einlasses an mit den Stangen im Fluß zu staken. Dabei stellte sich heraus, dass wir alle höchst unterschiedliche Ansätze, Kenntnisse und Fähigkeiten hatten - ideale Voraussetzungen für einen Erfahrungsaustausch. Jürg brachte es fertig (ohne Schonung seines Boots und seiner Kräfte) die Raue Rampe hinauf zu staken (und anschließend wieder herabzupoltern). Nach etwa zwei Stunden waren wir alle geschafft und paddelten zum Vesper zurück zum Bootshaus.
Schon am Abend vorher war die Idee geboren, das Staken doch in einem tatsächlich zum Staken gedachten Boot auszuprobieren. So paddelten wir nach der Vesperpause neckarabwärts zum vereinseigenen Stocherkahn und erprobten unser Geschick an diesem Dickschiff. Wir hatten jede Menge Spaß - die Zuschauer auch (z.B. Rolf, der im Kanu zu uns stieß und das Bild ganz oben machte). Am Ende dieses Nachmittags kam jeder ganz ordentlich zurecht mit der ca. fünf Meter langen Stocherstange. Beim nächsten Poling-Treffen - so eines wird es geben - soll das Stochern als fester Programmpunkt eingebaut werden.
Als wir am Abend schließlich wieder (nach einem kleinen Zwischenstop im Biergarten) zum Bootshaus kamen wurde entschieden den oberen Flußabschnitt für das nächste Poling-Treffen aufzusparen und stattdessen einen gepflegten Grillabend zu veranstalten. Jürg machte einen großzügigen Einkauf und wir zündeten ein gewaltiges Strohfeuer aus Reisig an.

Es schloss sich eine weitere herbstlich kalte Nacht an. Am anderen Morgen startete die alljährliche Hochrhein-fahrt des Paddelklubs, der sich zwei Teilnehmer des Poling-Treffens gleich anschlossen, so dass das Sonntagsfrühstück sich von den Beteiligten her ein wenig zerfaserte.
So ging nun dieses Poling-Treffen zu Ende, an das sich weitere anschließen sollen. Es wird zunächst weiter in Tübingen stattfinden und eine ausgedehnte Fahrt mit dem Stocherkahn beinhalten. Von der Teilnehmeranzahl her soll es gar nicht unbedingt so viel größer werden.

Donnerstag, 20. September 2007

134. Wettbewerbsgeist

Der Stundenplan der Kinder hat sich geändert weshalb ich in diesem Schuljahr Montags und Donnerstags die Möglichkeit habe, ein kurze Mittagspausenrunde um die Neckarinsel zu paddeln (vorausgesetzt mein Stundenplan ändert sich nicht was aber zu erwarten ist). Heute wollte ich es erstmalig ausprobieren und prompt kam ich vor lauter Arbeit viel zu spät aus dem Büro. Deshalb mußte es eine schnelle Runde werden. Dabei erinnerte ich mich an die Erzählung unseres Vereinsseniors, Rudi, dass die Klubmitglieder früher Zeitfahrten um die Insel unternommen haben - die schnellste Runde sei seiner Erinnerung nach in 24 Minuten im Rennkajak gefahren worden. So motiviert habe ich beim Losfahren auf die Uhr geschaut (12:55) und dann wieder beim Anlegen an den Steg (13:27). Ich war also in der wenig beachtlichen Zeit von 32 Minuten unterwegs (vielleicht wäre ich eine halbe Minute schneller gewesen, wenn ich nicht den kleinen Ball aus dem Wasser gefischt hätte...). Das motiviert wenig zu fortgesetzten Wettbewerbsfahrten.

(Das Händy hat den Blues - beide Fotos von heute sind wieder blaustichig geworden)


Kein Wettbewerb soll auch das Poling-Treffen werden, das morgenabend endlich losgeht. Es haben sich wenige angemeldet aber das macht die Veranstaltung auch überschaubar. Sogar aus der Schweiz will jemand kommen und aus dem Paddelklub wollen ebenfalls zwei zu uns stoßen. Bin mal gespannt. Ich werde morgenabend zusammen mit den früh eintreffenden Teilnehmern mein Zelt aufstellen und auf dem Paddelklubgelände campieren. Das Wetter soll schön werden, der Wasserstand ist erfreulich niedrig. Gute Voraussetzungen!

133. Võhandu - Estland

Nach Abschluß der Tagung in Estland hatte ich zwei Tage Zeit bis ich zur nächsten Tagung in Berlin mußte. Deshalb hatte ich mich bereits im Vorfeld nach estnischen Flüssen und Möglichkeiten zur Kanu-Ausleihe erkundigt. Über Google und Ratschläge im Canadier-Forum kam ich schließlich in Kontakt mit Sander, der uns (Holger und mich) Samstagmorgen in Tartu abholte und uns zum Fluß Võhandu dicht an der estnisch-rusischen Grenze brachte, auf dem er am gleichen Tag eine Gruppe estnischer Polizisten mit Booten ausstattete.
Wir paddelten in unserem etwas klobigen polnischen GFK-Boot vor der Gruppe los und genossen die Ruhe und Abgeschiedenheit des ruhig vor sich hin mäandernden Flusses fernab jeder Straße trotz Nieselregen. Fast schon bedauerlich fand ich, dass der Fluß trotzdem insoweit touristisch erschlossen ist, dass in regelmäßigen Abständen Feuerstellen und Biwakierplätze angelegt worden sind. Sander gibt sich auch Mühe die Durchfahrten an den Schwellen und Stromstellen klar zu bezeichnen (so gab er uns einen kleinen Plan mit den neuralgischen Punkten mit, beschriftete ihn rückseitig und wir ertappten ihn auch beim Kenntlichmachen von Durchfahrten unter Brückenschwällen - ist ja auch für seine Boote besser...
An einer abgelegenen Feuer- und Biwakierstelle machten wir nach ca. einer Stunde Pause. Wir nahmen etwas Proviant zu uns und machten ein anständiges Feuer damit Sander erkennen konnte, dass wir schon da waren (er hatte uns viel längere Fahrzeiten genannt als wir schließlich benötigten - das schien ihn immer wieder zu überraschen - aber er war auch völlig überrascht davon, dass jemand auf die Idee kommt kniend zu paddeln). Die Polizistengruppe profitierte schließlich von dem Feuer. Wie Sander berichtete war einer der Polizisten beim 'Ausdembootsteigen' ins Wasser gefallen und trocknete seine Kleidung am Feuer (beim Wiedereinsteigen fiel er dann wieder ins Wasser).
Wir paddelten weiter - vorbei an tief unterspülten Sandsteinwänden und durch und über massig viele große runde Findlinge, die im Wasser verteilt lagen (ich war doch froh in einem Leihkanu zu sitzen - im eigenen hätte mir der eine oder andere Aufsetzer deutlich mehr Schmerzen bereitet).
Nach weiteren zweieinhalb Stunden machten wir an einer Rauchsauna Rast. Dahin kam Sander schließlich auch mit seiner Tochter Siiri und Vivi, seiner Frau, die einen großen Isolierbehälter mit leckerer Suppe mitbrachte. Anschließend paddelten wir noch eine gute Stunde bis uns Vivi wieder nach Põlva brachte von wo wir mit dem Linienbus zurück nach Tartu reisten.
Alles in allem war die Kanutour eine richtig gelunge Pause zwischen dem Tagungsgeschehen - trotz Nieselregen (gelegentlich etwas heftiger aber auch ab und zu Sonne). Und Sanders kleiner Kanuverleih ist Estland-Reisenden zu empfehlen. Er und Vivi sprechen recht gut Deutsch und Siiri, die Tochter redet für eine 15-jährige erstaunlich perfektes Englisch. Über Sanders Webseite kann mit ihm Kontakt aufgenommen werden.
Mehr Bilder habe ich hier deponiert.

132. Deep Waters

Nach zehn Tagen Tagungstournee/-tortur gibt es Kanubezogen allenfalls zweierlei zu berichten: die Fahrt auf dem Võhandu und die abgeschlossene Lektüre von James Raffans "Deep Waters". Ich fange mit dem Buch an:

James Raffan, der Biograf von Bill Mason, hat die Hintergründe und Begleitumstände einer Kanutragödie auf dem Timiskaming-See in Nordkanada beschrieben bei der 12 junge Menschen und ein Leiter ums Leben kamen. Er holt entsetzlich weit aus (bis in die Ursprünge der Internatserziehung bei Kurt Hahn) und macht schlussendlich eine Kombination aus ungeeigneten Großcanadiern, schlechter Vorbereitung, mangelnden Sicherheitstrainings und übersteigertem Ehrgeiz der Fahrtenleitung für das Unglück verantwortlich. Dafür hätte er kein 250-Seiten-Buch schreiben müssen. Das Buch ist ausschweifend und schlecht redigiert (dauernd kommt es zu Wiederholungen). Ähnlich überehrgeizig wie die Kanufahrt des Internats erscheint mir das Buchprojekt Raffans selbst (wenn auch mit weniger tragischen Folgen). Raffan hat die meisten der damals Beteiligten interviewt, alte Zeitungsberichte erschlossen und selbst Rundfunkmeldungen aus den Archiven geholt und es scheint, dass er versucht hat alle diese Daten unkomprimiert in das Buch zu packen. Ich habe mich schließlich durch das Buch hindurchgekämpft, wünschte mir aber im Nachhinein, ich hätte selektiver gelesen. Wenn Raffan nur halb so viel Text, klarere Fakten und die eine oder andere Illustration in das Buch gepackt hätte wäre es ein lesenswertes Buch geworden. So bleibt - abgesehen von der entsetzlichen Tragödie, die da beschreiben wird - lediglich das mühsame Herauspicken wichtiger Information aus massig Redundanz in Erinnerung.

Ich versuche ja schon seit langem an Raffans Mason-Biographie heranzukommen - ein 'Bestseller', wie der Umschlagtext verlauten lässt. Das Buch scheint so rar zu sein, dass es nicht zu kriegen ist. Jetzt weiß ich gar nicht mehr so recht, ob ich es wirklich will...

Samstag, 8. September 2007

131. Boote aufgehängt

Die (neuen) Wildwasserboote des Vereins lagen im Weg rum. Deshalb habe ich mir gestern abend noch etwas einfallen lassen, wie ich sie platzsparend unterbringe, bevor ich wieder für 10 Tage auf Reisen gehe. Bei der Gelegenheit habe ich Claudius' Boot gleich daneben gehängt, weil es vom Format her passt und weil es bisher auch noch keinen festen Platz hat. Reparieren müssen wir ohnehin alle drei Boote, da sie reichlich ramponiert sind.

Donnerstag, 6. September 2007

130. Wasser schöpfen

Am Nachmittag konnte ich (weitestgehend solo - nur begleitet von Røskva) mit dem Solo-Canadier zum Stocherkahnanleger paddeln um den Kahn der Paddelfreunde leer zu schöpfen. Letztens hat es doch einige Male geregnet und offenbar war der Kahn während der Ferien wenig in Betrieb. Morgenabend werde ich damit stochern. Mir graut schon wieder leichtgradig. Ich habe alle unsere 18 Doktoranden zur Stocherkahnfahrt eingeladen (14-16 passen in den Kahn) und hoffe ja, dass der eine oder die andere Lust darauf hat, auch mal die Stocherstange zu schwingen. Røskva nehme ich dann vielleicht auch mit. Sie fühlt sich ja offensichtlich wohl auf dem Stocherkahn.

Mittwoch, 5. September 2007

129. Eis mit Ole

Ole wartet auf seinem Lieblingsbaum auf sein Eis (Erdbeer/Schoko im Becher)

Als erste Kanufahrt nach den Ferien haben wir die üblich Neckarinselrunde zur Eisdiele und zurück unternommen - Ole, Røskva und ich. Der Neckar fließt immer noch abwärts.

Dienstag, 4. September 2007

128. Wikingerboote

Hofften wir in unserer ersten Urlaubswoche noch auf besseres Wetter mussten wir in der zweiten feststellen, dass die erste wohl eine Schönwetterwoche gewesen war. Aus den geplanten Strandtagen wurden Lesetage am Holzofen unterbrochen von windigen Strandspaziermärschen und Museumstrips. So konnte ich mir immerhin den lang gehegten Traum erfüllen - außer zu den sonst üblichen Museen im näheren Umfeld unseres (biannual) üblichen Ferienorts - endlich auch einmal zum Wikingerschiff-Museum in Roskilde zu fahren.
Seit langem faszinieren mich diese schlanken geklinkerten Boote. Vor Jahren bin ich einmal in einem Wikinger-'Kanu' auf einem See in Schweden gerudert. Ich fand es damals äußerst kippelig - heute würde ich von 'hoher Endstabilität' reden. Das habe damals aber nicht ausprobiert. So ein winziges Boot habe ich nie wieder gesehen. Selbst hier in Dänemark nicht wo sie diese Boote doch scheinbar im Überfluss haben (darauf deutet der recht vernachlässigte Zustand einiger Museumsboote hin) fand ich bisher kein vergleichbares 'Einmann-Boot'. Ein wenig zweifele ich daran, dass dieses Wikinger-Kanu historisch belegt ist - ich muss diesbezüglich mal ein wenig recherchieren.
In Roskilde wird erforscht und gezeigt wie diese Boote gebaut wurden. Allerhand Boote wurden schon nachgebaut und meine Idee, mir mal so ein Kanu aus gerade einmal fünf Planken zu bauen, erscheint mir wieder einmal sehr realisierbar. Vor einigen Jahren habe ich schon einmal dementsprechende Versuche angestellt (und diese in einem PDF-Dokument beschrieben).


Die Klinkerbauweise als genuin europäische Bootsbaumethode mag Canadier-Enthusiasten die Nase rümpfen lassen. Gleichwohl ist sie mir sympathischer als die Karwel-Bauweise (an die sich gewissermaßen die häufig angewandte Wood-Strip/Leisten-Bauweise anlehnt). Bei geklinkerten Booten wird - ähnlich auch wie bei der Stitch`n´Glue-Methode - zunächst die Bootsschale aus passgenau überlappenden Holzstreifen (Planken) über Behelfsmallen angefertigt und dann erst werden die Mallen durch eher filigrane Spanten ersetzt. So entstehen leichte, wiederstandsfähige Rümpfe. Mal sehen, ob ich eines Tages Zeit (und passendes Material) finde um so ein Boot zu bauen. Selbst wenn daraus dann ein Ruderkanu werden sollte...
Dieses Bild stammt vom Bork Vikingehavn

127. Expedition Canoeing

Da ich auch beim geplanten Strandurlaub nicht ganz Canadier-abstinent bleiben konnte habe ich mir das dickste Kanu-Buch mitgenommen, das ich im Regal stehen habe. Das - sagen wir mal - "abwechslungsreiche" Urlaubswetter hat mich bei der gründlichen Lektüre bereitwillig unterstützt.

Cliff Jacobsons 'Expedition Canoeing' ist ein so umfassendes Buch, dass man es - einmal gelesen - gleich nochmal lesen sollte damit möglichst viel von dem gesammelten Wissen auch hängen bleibt. Wenn ich auch bezweifle, dass viele von uns mehrwöchige Expeditionen in der kanadischen Wildnis unternehmen und mich bei den Materialmassen, die Cliff Jacobson da in seine Kanus packt (drei Hüte braucht der Mann!), schiere Verzweiflung überfällt sind seine Checklisten und erheiternden Anekdoten doch höchst lehrreich und unterhaltsam. Zudem predigt Jacobson nicht den Kauf teurer High-Tech-Ausrüstung sondern preist Improvisation, Eigenanfertigung und 'Multi-Purpose'-Gegenstände an. Das ist bisweilen ein wenig widersprüchlich (zwei Sätze Kochgeschirr in unterschiedlichen Booten/Sitzkissen als Verlängerung der extra kurzen Isomatte...) aber es regt doch zum Nachdenken über sinnhafte und -lose Ausrüstung an.

Das Buch hat zahlreiche Illustrationen (frühere Ausgaben offenbar noch mehr - auf sie wird im Text verwiesen ohne dass sie sich dann im Buch finden), einige Farbtafeln und massig Text. Es beschreibt ausgedehnte Touren in der nordamerikanischen Wildnis und zielt - bei den beschriebenen und bewerteten Produkten - auf den US-Amerikanischen Markt ab. Dabei werden jedoch erstaunlich viele Importprodukte aus Europa aufgeführt. Insofern macht die Lektüre diesen Buchs auch hierzulande Sinn.

126. Zelterfahrungen

Auf der Hinfahrt nach Dänemark übernachteten wir eine Nacht im neuen Zelt und auch auf dem großen Grundstück unseres Ferienhäuschens habe ich eine Regennacht darin geschlafen. Dabei wurde mir bewußt, das ich mir zum Umgang mit diesem Zelt noch einige Kenntnisse verschaffen und die eine oder andere Verbesserung (oder auch Anpassung an meine Bedürfnisse) vornehmen muss.

Bei der Zeltplatzübernachtung hatte ich z.B. die Heringe etwas zu weit nach außen gesetzt so dass der Wind ab und an unter dem Zeltrand hindurch pfiff. Der Aufbau im Wind verlief auch längst nicht so reibungslos und überzeugend für das zuschauende Familienrudel wie ich mir das gewünscht hätte.

Hier auf den Grundstück gelang mir beides (ohne Publikum) besser (die Söhne kamen erst zu Besuch als ich schon im Schlafsack lag). Dafür zog der Rauch aus meiner Feuerbox zeitweilig sehr schlecht ab - der Wind verwirbelt hier zwischen den Bäumen (und er dreht hier an der Küste ohnehin tageszeitbedingt) so dass es schwierig ist, die Hutze richtig auszurichten. Deshalb müffelt jetzt alles nach Rauch (Klamotten, Schlafsack, sicher auch das Zelt selbst). Entweder lerne ich noch ein paar Kniffe zum offenen Feuer im Zelt oder ich muss grundsätzlich im Zelt absolut trockenes (raucharmes) mitgebrachtes Holz verheizen (langfristig strebe ich ja Bau oder Anschaffung eines Zeltofens an dann wird das Rauchproplem vom Problem bezüglich der Durchführung des Rauchrohrs abgelöst - da habe ich aber schon Ideen).

Erfreulicherweise läßt sich der Funkenflug mit der Feuerbox recht gut in den Griff bekommen und um Schaden am Grasuntergrund zu vermeiden habe ich die Feuerbox auf einen großen flachen sandbedeckten Blechteller gestellt.

Ich muss künftig darauf achten, dass die Abspannungen rundum wirklich gleichmässig straff sind. Ein einzelnes lockeres Kreissegment fängt bei einsetzendem Wind sofort an zu flattern und macht entsetzlichen Lärm. Gleichzeitig dürfen die Heringe nicht zu weit aussen platziert sein weil dann die Zeltwand zu sehr angehoben ist und so Zugluft unter den Abdeckungen hindurchstreifen kann.

Ob das doch recht große Zelt wirklich für Kanutouren geeignet ist muss sich erst noch zeigen. Wenn ich alleine unterwegs bin ist es das wohl eher nicht - da sind-diese kleinen Quechua 'Pop-Up'-Zelte, wie sie die spanischen Nachbarn auf dem Camping-Platz hatten, deutlich geeigneter. Aber für zwei oder mehr Personen oder als Basislager - z.B. bei Ausfahrten des Paddelklubs - ist es jedoch zweifellos ideal.