Am Freitagnachmittag begab ich mich erneut zum Bootshaus, lungerte ein wenig herum und wartete auf die eintreffenden Rest-Poling-Begeisterten. Da ich nichts besseres zu tun hatte und wusste, dass Rolf als erster kommen würde buk ich zwischenzeitlich Muffins im Reflektorofen. Sie gelangen eher 'mäßig' und ich bot sie Rolf - als er kam - etwas halbherzig an. Er wollte erst sein Zelt aufbauen und dabei half ich ihm gerne.
Dann traf Theo ein, die Paddeljugend und schließlich auch Jürg und irgendwann auch Anton, Rolfs Jüngster. Die Paddeljugend ging trotz widriger werdenden Wetters aufs Wasser und Theo und Jürg errichteten ihre Nachtlager. Dann stiefelten wir fünf im Regen etwas durch Tübingen und Rolf erklärte souverän die Tübinger Altstadt und die historischen Universitätsgebäude darin. Schließlich aßen wir in einem gepflegten Lokal zu Abend und gingen anschließend im Dunkeln zurück zum Bootshaus, wo Anton zügig in seinem Schlafsack verschwand und wir anderen noch ein Weilchen mit Lutz und Doris, die vom Erwachsenentraining übrig geblieben waren, vor dem Bootshaus saßen und plauderten. Gegen 23:00 Uhr begaben wir uns zur Ruhe.
In der Nacht ließ der Regen zunächst nach um später um so vehementer wieder einzusetzen. Die Nacht war unruhig. Ich hatte den Fehler gemacht den Prospector direkt neben dem Zelt abzulegen und selten (aber häufig genug) fiel eine Kastanie aus der Baumkrone darüber auf den Rumpf und weckte mich mit dem daraus resultierenden Böllerschlag-ähnlichen Geräusch. Ich war dennoch zu träge das Boot einfach woanders hin zu zerren. Viele weitere Geräusche (prasselnder Regen, raschelndes Herbstlaub, Kastanien auf der Zeltplane,...) machten mir in der Nacht zu schaffen.
Am anderen Morgen regnete es konstant. Rolf und Anton waren so nett sich ins Auto zu schwingen und Brötchen zu holen und wir frühstückten gepflegt im Bootshaus.
So richtig enthusiastisch waren wir nicht aber nach dem Frühstück so gegen 10:00 Uhr gingen wir drei, Jürg, Theo und ich, doch aufs Wasser. Jürg füllte zwei Tonnen mit Ballastwasser und wir arbeiteten und paddelnd und stakend flussauf.
Beide, Jürg und Theo versicherten glaubhaft, dass sie seit dem letzten Mal nicht mehr gestakt seien. Dafür konnten sie es jedoch noch ziemlich gut.
Vor dem ersten Wehr beschäftigten wir uns eine ganze Weile mit der kleinen Schwelle dort. Immer wieder arbeiteten wir uns über sie hinauf, wendeten unter dem Wehr, wechselten die Position im Boot und stakten wieder bergab.
Klemens, der zum Fotografieren dahin gekommen war, machte einige Bilder, war aber wegen des Regens so besorgt um seine Kamera, dass er sie mit seiner Jacke schützte und selbst völlig durchnässt wurde.
Schließlich übertrugen wir das Wehr (d.h. ich übertrug, Jürg und Theo wateten mannhaft im knie- bis oberschenkeltiefen Wasser und zogen ihre Boote hinauf). Dann paddelten und stakten wir weiter zum nächsten Wehr und überwanden dort eine kleine Stromzunge, die andere Schwierigkeiten aufweist als die kleine Schwelle am Wehr weiter unten. Auch dort hielten wir uns geraume Zeit auf, probierten allerhand aus und ich drehte mehrere kleine Filmchen, auf denen verschiedene Ansätze zur Überwindung eines solchen Hindernisses zu erkennen sind. Leider sind diese Filmchen viel zu unscharf weil die kleine wasserdichte Kamera nicht so leistungsfähig ist.
Schließlich machten wir uns wieder auf den Rückweg und Theo sauste das untere Wehr hinab, was Jürg und ich uns in unseren Laminatbooten nicht trauten.
Am Bootshaus gab es eine verspätete Mittagspause und danach mußten wir uns entscheiden ob wir uns erneut in unsere nassen Klamotten zwängen und die gleiche Prozedur wie am langen Vormittag wiederholen wollten oder ob wir gepflegt in der Stadt einen Kaffee trinken wollten. Wir entschieden uns nach etwas Hin- und Her für letzteres.
Diesmal besuchten wir - nach einem kleinen Schlenker durch die Abschnitte der Altstadt, die wir gestern noch nicht gesehen hatten - die Gasthausbrauerei am Neckar, an der wir einen Fensterplatze erstritten und statt des Kaffees den Brauerzeugnissen zusprachen (zumindest die von uns, die so was trinken). Vom Fenster aus sahen wir den Stocherkahnleuten zu, die heute im strömenden Regen Neckargroßputz betrieben und allerhand kuriose Gegenstände aus dem Flussgrund auf ihre Kähne geladen hatten.
Dann schlenderten auch wir - im strömenden Regen - zurück zum Bootshaus, wo wir uns voneinander verabschiedeten. Rolf war schon aufgebrochen, Jürg fuhr weiter, mich zog es heim ins Trockene und Theo wird noch einen Tag lang den Neckar und Tübingen erkunden bevor auch er weiter Richtung Schweiz fährt. Morgen baue ich noch mein nasses Zelt ab und hänge es zum Trocknen ins Bootshaus und dann ist das verregnete zweite Tübinger Polingtreffen, zu dem sich 10 Leute angemeldet hatten, von denen acht (nicht völlig unvernünftig) wetterbedingt abgesagt haben, Geschichte.
Es gibt allerlei Bilder (von mir und Klemens) und drei Filmchen, die ich in einer Diaschau zusammengestellt habe.
Es sollen weitere Polingtreffen stattfinden. Der Organisationsaufwand ist ja auch minimal. Ich muss lediglich das Bootshausgelände buchen und den Stocherkahn, der diesmal überhaupt nicht zum Einsatz kam. Aber im Regen stochern oder in dem nassen Kahn unentspannt zurück gelehnt über den Neckar geschoben zu werden ist nun wirklich keine attraktive Vorstellung.