Sonntag, 14. November 2010

Frauenpaddeln

Es ist ein bemerkenswertes Phänomen, dass wenige Canadier von Frauen gepaddelt werden (mal abgesehen von den zahllosen frustrierten Bugfrauen, die sich von einem hinten sitzenden Mann herumkommandieren lassen müssen und nicht lange mitpaddeln).
In der männlich dominierten Canadierszene machen sich äußerst wenige Frauen bemerkbar, was ja auch nachvollziehbar ist, wenn man die Äußerungen einzelner tonangebender männlicher Canadierpaddler kritisch wahrnimmt. Umso erfreuter war ich, ein Buch in die Finger zu bekommen, dass von Fauen geschrieben wurde und paddelnde Frauen unterschiedlicher Epochen schildert. Dass "Rivers Running Free. Canoeing Stories by Adventurous Women" von Judith Niemi und Barbara Wieser aus der feminstisch/lesbischen amerikanischen Frauenszene stammt stört mich nicht weiter, macht mich eher neugieriger. So glaubt mann sich ein wenig auf verbotenem Terrain zu bewegen, in eine Subkultur Einblick zu bekommen, aus der Männer sonst ausdrücklich ausgeschlossen sind. Dabei war das Buch diesbezüglich fast schon eine Enttäuschung. Paddelnde Frauen unterscheiden sich in ihren Berichten wenig von paddelnden Männern. Bewältigte Stromschnellen oder Marathonfahrten sind ihnen genauso berichtenswert, wie eindrückliche Naturerlebnisse und Huldigungen an hervorragender paddelnde GeschlechtsgenossInnen. Als Buch mit Paddelerzählungen ist das Buch in der Tat lesenswert, als Bewußtseinserweiterung für Paddler, die dem Männlichkeitswahn verfallen sind (davon gibt es offenbar manch einen) auch, als Blick hinter die verborgen wirkenden Kulissen feministisch/lesbischer Kultur hat es wenig zu bieten. Vielleicht ist da ja auch gar nicht so entsetzlich viel zu entdecken.