Ich war gewarnt, dass ein Einstieg oberhalb des Cramoner Sees wenig sinnvoll sei. Also habe ich es vom Cramoner See aus probiert und war leidlich erfolgreich. Ich musste mich in den Verbindungspassagen zwischen den vielen kleinen Seen durch dichtes Schilf und flächendeckende Seerosenteppiche "hindurchschlagen". Und das hat - jegliche ökologische Bedenken beiseite schiebend - jede Menge Spaß gemacht.
Der Cramoner See ist - wie die übrigen Seen auch - nur auf einer Seite besiedelt. Das andere Ufer ist vorwiegend "wild" und relativ unzugänglich. Alle Seen haben einen dichten Schilfrand, aus dem nur gelegentlich ein kleiner Angelsteg hervor schaut.
Am Ende des Cramoner Sees wurde eine kleine Fischtreppe angelegt durch die das Wasser hindurch plätschert. Sie muss umtragen werden, aber unterhalb davon können Boote gut wieder ins Wasser gesetzt werden. Nach ungefähr 100 Metern kommt eine kleine Steinbrücke, hinter der schier undurchdringliches Schilf wuchert. Ich arbeitete mich durch diesem Dschungel und begann zu zweifeln, ob es nicht besser wäre wieder umzukehren. Nur wie? Nach ca. 30 Metern lichtete sich der Urwald.
Dann folgten die Seerosenteppiche. Sie sind überschaubarer als das Schilf, behindern die Fahrt jedoch ungemein und verhindern wirksame Steuerschläge. Man ist gezwungen ständig die Paddelseite zu wechseln.
Am Wendelstorfer See machte ich von einem herrenlosen Angelsteg Gebrauch um ein paar Kekse und Wasser zu mir zu nehmen (ich war Mittags gestartet und hatte noch nichts gegessen). Dann ging es weiter zum Übergang in den Großeichsener See.
An dessen Ende "fließt" die Stepenitz bis zu einem Wehr bei Mühlen Eichsen, wo sie massiv an Höhe verliert und so seicht wird, dass man sie nicht mehr paddeln kann. Eine junge Frau berichtete mir, dass das trübe Wasser und der hohe Pegel ungewöhnlich seien.
Ich paddelte die gleiche Strecke wieder zurück, schlug mich erneut durchs Schilf und erreichte nach geraumer Zeit wieder den Cramoner See, an dessen besiedelten Ufer ich entlang paddelte um mir die netten Seegrundstücke anzusehen, die hierzulande keine Besonderheit sind.
Ich bin hin- und zurück gut 16 Kilometer gepaddelt, habe dafür fast drei Stunden benötigt und schätzungsweise 24 Schilfhalme geknickt. Verschwitzt wie ich war riss ich mir an der Ein- und Aussatzstelle die Kleider vom Leib und nahm noch schnell ein Bad. Auch das Boot unterzog ich einer notwendigen Reinigung. Dann ging mein Fahrt weiter Richtung Küste. Da habe ich das Boot auf dem Auto gelassen. Deshalb gibt es von dort in diesem Paddeltagebuch nichts zu berichten.
Dienstag, 28. Juli 2020
Sonntag, 26. Juli 2020
Schaalseekanal bis zum bitteren Ende und zurück
Noch am Abend bin ich von Schleswig aus nach Ratzeburg gefahren, weil dort meine nächste Paddeldestination auf mich wartete. Als ich durch Plön fuhr bedauerte ich ein wenig meine Entschlossenheit, denn da lohnt es sich offenbar auch zu paddeln.
Ich übernachtete an einem Feldrand und nahm frühmorgens ein paar Stimmungsbilder auf. Dann setzte ich nach einigem Herumtrödeln und ausgiebigem Frühstück gegen 8:00 Uhr das Boot in den Schallseekanal und paddelte los. Geradeaus. Stur. Eher eintönig.
Der Kanal, der mit Ein- und Aussatzstellen und großen Informationstafeln kanutouristisch vorbildlich (mit Ausnahme fehlender Toiletten) ausgestattet ist, liegt auf einem etwas erhabenen Damm. Wären die Ufer etwas niedriger sähe man über das flache Land.
Weite Teile des Kanals führen über Kultur- und Ackerland. Hinter dem Uferwall kommt deshalb gleich der Horizont. Erst wenn der Kanal durch bewaldetes Gebiet "fließt" (das Wasser steht eigentlich) bekommt das Auge etwas zu sehen. Mir kam das etwas trist vor.
Die Kanutouristen, derer es erstaunlich viele gibt, wie ich am Nachmittag beobachten konnte, haben andere Ansprüche. Sie sind durchweg begeistert. Insbesondere die Stehaufpaddler, die ja über den Uferwall schauen können, wenn sie stehen (die meisten kauern auf ihren Brettern), sind hiervon angetan.
Am Ende des Kanals eröffnet sich dem Blick der Salemer See, an dem der Ort Salem liegt. Hier befindet sich ein einladendes Café (das aber erst um 14:00 Uhr öffnet), eine Ein- und Aussatzstelle und allerhand andere Infrastruktur, die mit dem etwas eintönigen Kanalpaddeln versöhnt. Der Salemer See und auch der nachfolgende Pipersee ist gespickt mit Badestellen, Stegen mit Verbotsschildern und einem lang gestreckten Campingplatz mit Premium-plätzen direkt am Wasser.
Ich paddelt durch den Pipersee in die anschließende Fortsetzung des Schaalseekanals, an dessen Ende allerhand Verbotsschilder darauf aufmerksam machten, dass aus "Naturschutzgründen" der Schaalsee nicht befahren werden darf. Dass er sich in Privatbesitz befindet wird verschwiegen.
An einem Steg, an dem das sonst übliche Verbotsschild nicht angebracht war machte ich nach diesem Scheitelpunkt meiner knapp 17 Kilometer langen Fahrt eine länger Pause. Ganz gelegentlich ließ sich die Sonne durch den verschleierten Himmel erahnen aber es ging ein etwas frostiger Wind, was meinen Überlegungen ein Bad zu nehmen schnell beendete. Ich setzte mich wieder ins Boot und machte mich auf den Rückweg.
Nachmittags sah ich mir Ratzeburg an, dessen Inselzentrum mit allerhand neuzeitlichen Bauten im 80er Jahre-Stil verschandelt worden ist. Man hat sich zwar bemüht die Fassaden in Klinkerbauweise zu gestalten, aber die Formensprache und das Format der Gebäude bilden einen Kontrast zu der kleinteiligen Bebauung der Seitenstraßen.
Später am Nachmittag habe ich dann eine Radtour unternommen und das Café in Salem nochmal gewürdigt. Abends gabs Pfifferlingcremesuppe aus der Dose und dann gings wieder früh ins Bett. Regen setzte ein. Regen ist auch für den Folgetag vorhergesagt.
Der Folgetag ist jetzt da. Der Regen auch. Ich habe guten Empfang und kann diesen Beitrag fabrizieren. Später am Tag gehts weiter Richtung Schwerin. Am Nachmittag soll das Wetter besser werden.
Freitag, 24. Juli 2020
Mehr "Fjordpaddeln"
Der Morgen war verregnet. Ich entschied mich für Geschichte, Kultur und Kunst und steuerte nach dem Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück Schloss Gottorf an, wo auf dem Parkplatz bester WLAN-Empfang ist. Erste Bloggeinträge entstanden.
Dann wand ich mich den mannigfaltigen Ausstellungen dieser Kulturstätte zu, die so umfänglich sind, dass sie auch ermüdend sein können. Mir wurde klar, dass sich mit zunehmendem Alter mein Interesse von Kunst und Kultur zu Geschichte verlagert. Folgerichtig galt mein größtes Interesse dem Nydamboot, dessen Fund, Bergung, Bedeutung und Status als dänisch/deutsches Kulturgut in der Ausstellung höchst kurzweilig aufbereitet wurden.
Nach einem Mittagessen im Museumscafé (die haben Pommes!) fuhr ich nochmal nach Missunde. Der Regen hatte aufgehört, aber es war fortwährend windig. Ich setzte dennoch das Boot ins Wasser und steuerte eine Fjordenge an, die mir auf der Karte ins Auge gefallen war.
Erst später erfuhr ich, dass ich mich auf Privatgrund aufgehalten und mich eines Vergehens schuldig gemacht habe. Ich bin nicht stolz darauf. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es vermieden (nicht ohne auf den Umstand, dass so etwas "besitzt" werden kann, aufzuregen).
So bleibt mir nur den Besitzer um Verzeihung zu bitten und jegliche Lobpreisung dieses Naturkleinods zu unterlassen und auch nicht kundzutun, wo ich mich da letztlich rumgetrieben und gegen heftigsten Wind angekämpft habe. Ich habe zwei kleine Pausen gemacht.
Er berichtete, dass sie als Jugendliche dort schon von einem übereifrigen Förster mit Schrot beschossen wurden weil so brütende Seeadler geschützt werden sollten.
Ich nahm erstmal zur moralischen Stärkung ein Fischbrötchen und eine Cola zu mir, fuhr nochmal nach Gottorf, wo ich diesen Eintrag jetzt tippe und überlege, ob ich nicht allmählich mal Schleswig verlasse und meine Ostseeküstentour abrolle.
"Fjordpaddeln" auf der Schlei
Am Nachmittag fuhr ich nach Missunde zur Fähre über die Schlei. Im Haitabu-Museum hatte ich mittags noch gelernt, dass diese Engstelle der Schlei von großer strategischer Bedeutung war. Jetzt dient sie wohl eher touristischen Zwecken und bietet eine geeignete Einsatzstelle.
Der "Fjord" führt nach Nordosten und in genau diese Richtung wehte auch ein heftiger Wind. Mir war klar, dass die Rückfahrt etwa mühsam werden konnte. Deshalb paddelte ich nur ca. sechs Kilometer bis Ulsnis und kehrte dann wieder um.
Es war tatsächlich etwas mühsam gegen den Wind anzufahren und ich war etwa gleich schnell wie die gegen den Wind kreuzenden Segelboote. Die Boote, die sich ihres Motors bedienten, erzeugten lästige Wellen.
An einem öffentlichen Rast- und Badeplatz legte ich an. Ein etwas frustrierter Bootsverleiher begutachtete etwas mißgünstig mein Boot, sagte aber nichts. Ich paddelte alsbald weiter und kam nach zwei Stunden und gut 12 gepaddelten Kilometern wieder in Missunde an.
Dort wuchtete ich am Fähranleger mein Boot aus dem Wasser und verlud es wieder aufs Auto. Es war beste Kaffeezeit und ich gönnte mir ein ziemlich überteuertes Stück Kuchen nebst Milchkaffee im stylish modernisierten "Fährhaus Missunde".
Der "Fjord" führt nach Nordosten und in genau diese Richtung wehte auch ein heftiger Wind. Mir war klar, dass die Rückfahrt etwa mühsam werden konnte. Deshalb paddelte ich nur ca. sechs Kilometer bis Ulsnis und kehrte dann wieder um.
Es war tatsächlich etwas mühsam gegen den Wind anzufahren und ich war etwa gleich schnell wie die gegen den Wind kreuzenden Segelboote. Die Boote, die sich ihres Motors bedienten, erzeugten lästige Wellen.
An einem öffentlichen Rast- und Badeplatz legte ich an. Ein etwas frustrierter Bootsverleiher begutachtete etwas mißgünstig mein Boot, sagte aber nichts. Ich paddelte alsbald weiter und kam nach zwei Stunden und gut 12 gepaddelten Kilometern wieder in Missunde an.
Dort wuchtete ich am Fähranleger mein Boot aus dem Wasser und verlud es wieder aufs Auto. Es war beste Kaffeezeit und ich gönnte mir ein ziemlich überteuertes Stück Kuchen nebst Milchkaffee im stylish modernisierten "Fährhaus Missunde".
Heddebyer und Selker Noor
Meine Fahrt begann sehr früh am Morgen, was zur Folge hatte, dass ich noch vor dem Mittag mein erstes Etappenziel, den Okerstausee erreichte. Dort musste ich zur Kenntnis nehmen, dass der Pegel geradezu lachhaft niedrig war. Darauf zu paddeln wäre zwar denkbar gewesen, aber die kahlen Uferhänge tilgten jeden Ansatz von "Fjordähnlichkeit" die diesem Stausee zugesprochen wird. Ich entschied mich für ein Nickerchen am Waldrand.
Dann brach ich wieder auf und weil ich früh genug dran war entschied ich mich doch gleich Hamburg zu durchqueren. Das ging auch recht gut (abgesehen vom üblichen Stau auf der nach Norden führenden Autobahn). Ich kam abends in Schleswig an, machte einen langen Spaziergang um den Rundwall in Haitabu und legte mich früh schlafen.
Wieder richtig früh wachte ich auf und entschied mich für eine Paddeltour auf den Nooren, an den die Wikinger ihre Siedlung angelegt haben. Es handelt sich um das Heddebyer Noor und das Selker Noor, die miteinander und mit der Schlei verbunden sind.
Kurz hinter dem Übergang (der von einer Fußgängerbrücke überspannt ist) ins Selker Noor befindet sich am linken Rand ein Jugendlager, das in diesem Jahr wohl nicht genutzt wird. Der Turm, an dem sonst immer die Wasserrutsche befestigt ist, markiert die Stelle.
Ich legte in Selk an der Badestelle an und sah mit die Infrastruktur an. Wie an allen anderen Rastplätzen auch wird die Pandemie auch dort zum Vorwand genommen Toiletten geschlossen zu halten. Man sucht Reinigungskräfte. Mit zunehmendem Alter lerne ich diese Infrastruktur zu schätzen und vermisse sie sehr, wenn sie nicht zugänglich ist.
Ich paddelte zurück unter der Fusßgängerbrücke hindurch und wandte mich dem anderen Seeufer zu, an dem die rekonstruierte Wikingersiedlung mit ihrem breiten Anleger liegt. Daran dümpelten drei kleine Wikingerschiffe, die von unzähligen Schwalben umschwirrt wurden.
Ich paddelte weiter durch den Verbindungskanal zur Schlei und ein paar hundert Meter auf diesem "Fjord" bis ich zum zweiten Verbindungskanal kam, durch den ich wieder ins Hedddebyer Noor kam. Ich hatte in einer guten Stunden 7,5 Kilometer zurückgelegt.
Langsam gewöhne ich mir an diese Fahrten alle aufzuzeichnen und mit meiner Wander- und Fahrradapp abzuspeichern. Da finden sich dann weitere (auch mißglückte) Bilder und Eckdaten zum Verlauf der Fahrt.
Nach einem ausgedehnten Frühstück im Auto konnte ich dann endlich gegen 9:00 Uhr ins Museum, für das ich mir am Vorabend online in Ticket gesichert hatte. Die Ausstellung kannte ich zwar aus früheren Jahren, aber Bekanntes kann auch erfreuen.
Woran ich mich genau erinnern konnte, das war die rekonstruierte Wikingersiedlung, die ich mir anschließend ansah. Sie ist ziemlich klein, aber durchaus sehenswert. Das gleiche gilt für die badenden Kuhdamen, die es aus Schottland hierher verschlagen hat.
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