Nach einer etwas beschwerlichen Anreise am Mittwochnachmittag (Feierabendstau ab München) kam ich am Abend in Viechtach an, wo Armin und Elke bereits mit Uli vor dem Zelt saßen von wo aus sie mir beim Aufbau meiner beheizten Unterkunft zusehen durften. Wir saßen dann noch einige Zeit im Freien, bis der Regen gegen 22:00 Uhr das Signal zum Schlafengehen und Kräftesammeln für die vier folgenden Tage gab.
Noch während der milden etwas verregneten Nacht traf Bernd ein und Peter hatte sich mit seiner Familie auch schon vorher auf dem Platz niedergelassen, was aber erst am Donnerstag um 10:00 Uhr offenbar wurde als sich alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei klarem Wetter trafen: die Brüder Klaus und Günter aus München, Marion, Werner und Falk, Michel und Frank. Insgesamt waren wir 13.
War mir schon am Vorabend klar geworden, dass das ein höchst heterogener Haufen von Könnern, Ko-Trainern, Veteranen und blutigen Anfängern war, so wurde mir an dieser Stelle, an der schon einmal die Ausrüstung durchgesprochen wurde, letztlich klar, dass ich mich selbst getrost den paar verwegenen Greenhorns zurechnen konnte, die sich mehr oder weniger in den Kurs hineingemogelt hatten und mit denen Armin und seine Helfer letztlich am meisten Mühe haben sollten.
Tag 1 - Donnerstag
Der Kurs begann mit einer Einweisung in die Kursetikette, deren zentrales Kernelement die unanzweifelbaren Führungsposition und Entscheidungsmacht von Armin auf dem Wasser ist - eine notwendige Aushebelung demokratischer Grundtugenden zum Zweck der allgemeinen Entscheidungssicherheit (und -schnelligkeit) in Krisensituationen. Dann machten wir einige Übungen im Wurfsackwerfen denn auf dem Plan stand heute der Gumpenrieder Schwall, der nicht etwa einfach im Boot "bewältigt" sondern in einer kontrollierten Rettungssituation durchschwommen werden sollte.
Nach den Wurfübungen machten wir uns also auf zur Einsatzstelle in Gumpenried, wo wir - anders als an den Folgetagen nicht erst das Autoumsetzproblem lösen mussten, da unser Ziel diesmal der Campingplatz war. Nachdem alle ihre Aus'Rüstung' angelegt hatten (mindestens 8 verfügten über luxuriöse Trockenanzüge, deren Vorteile sie heute wahrlich zu schätzen lernen sollten) setzten wir die Boote ins Wasser und paddelten, erste Kehrwassermanöver mit Frank durchspielend an den Schwall, vor dem wir die Boote anlandeten um die ganze Sache mal zu besichtigen: Ein beeindruckender Katarakt, der erfreulich (für meine Verhältnisse auch beängstigend) viel Wasser führte (Hier ein Panorama-Bild)
Frank und Falk paddelten eben mal gekonnt den Schwall hinunter und positionierten sich in ihren Booten am Schwallende. Wir stellten uns am Flussrand an allen erdenklichen Stellen mit unseren Wurfsäcken auf und Marion machte den Anfang indem sie oben in der Flussmitte ihr Boot aktiv kenterte. Lehrbuchmäßig platzierte sie ihr Boot vor sich und schwamm Füße voraus und an der Wasseroberfläche mit dem Paddel in der Hand hinter dem Boot her - dabei schob sie das Boot immer wieder nach vorne, was ganz am Ende nicht mehr so recht klappte - kurze Zeit später sollte mir klar werden warum das so knifflig ist.
Erst nachdem auch ich einmal einen Teilnehmer samt Boot mit dem Wurfsack rausgezogen hatte (ein Glück, dass mein Wurf an die Stelle traf, die ich angepeilt hatte) war ich mit Schwimmen dran und musste feststellen, dass der schwarze Regen in dieser Jahreszeit doch noch lausig kalt ist. Mir blieb erstmal die Spucke weg und ich meine, dass ich auch erstmal herzhaft gähnen musste. Jedenfalls schluckte ich während des wilden Ritts allerhand Luft und Wasser und konnte ganz an Ende auch nicht verhindern, dass das Boot schräg vor mich trieb. Immerhin war der Wurfsackwurf so exakt, dass ich das Seil gut greifen konnte und so am Ende des Schwalls gut (aber beständig rülpsend) wieder aus dem Wasser kam.
Bei Klaus, der nach mir gekentert war, ging doch gleich anfangs so viel schief, dass er Boot und Paddel loslassend nach Hilfe winkend wesentlich weiter oben gleich wieder herausgezogen wurde und lange noch nach Luft schnappen musste. Auch er hatte - wie ich - nur einen Neoprenanzug an und durchlitt offenbar einen leichten Kälteschock, den zu überwinden ihm nicht so gut gelang wie mir. Falk als Rettungssanitäter konnte ihn wieder auf die Beine bekommen aber uns wurde allen klar, dass diese Übung sehr dicht an der Realität einer wirklichen Rettungssituation angesiedelt war.
Später trugen die meisten ihre Boote wieder nach oben und befuhren den Schwall. So auch ich. Obwohl von "Befahrung" bei mir nicht wirklich die Rede sein konnte: Bei der abendlichen Videoanalyse konstatierte Armin, dass ich einen "Bill-Mason-Stil" habe (und das war - auch beim besten Willen - nicht als Kompliment gemeint) und mich unter Nutzung einer "Mogellinie" um die schwierigen Stellen herumdrückte (was zur Folge hatte, dass ich einmal so auf einen flachen Felsen auflief, dass ich nur noch rückwärts runter kam und ein Stück des Schwalls rückwärts "bewältigte"). Wenn ich das so beibehalten wolle könnte ich mir die Kursteilnahme sparen. Meine etwas schwächliche Erwiderung, dass ich meinte, zum Wildwasserfahren gehöre ja doch dazu, die schwierigen Stellen zu umfahren, also in dem Fall den hohen Wellen durch allerlei Kehrwassermanöver im Randbereich zu entgehen, regte Armin zu der Überlegung an, uns doch am Folgetag den Schwall erneut mit Boot aber ohne Paddel fahren zu lassen um zu beweisen, dass es da keine "schwierige Stelle" gab und dass die Wellen das Boot schon nicht umwerfen, wenn man sie ordentlich abreitet.
Das war für mich schon mal (hinter all der etwas schwer verdaulichen Kritik) ein Aha-Erlebnis: Wellen, selbst querschiffs, machen nix solange das Boot auf der Wasseroberfläche horizontal liegt und der Paddler vertikal zum Erdmittelpunkt bleibt. Sie werden locker aus der Hüfte "abgeritten". Schwierig werden erst Rückläufe in stark brechenden Wellen.
Die restlichen Kilometer paddelten wir, weiterhin jedes erdenkliche Kehrwasser ausnutzend zum Campingplatz wobei die Kursphilosophie sich mir sehr allmählich erschloss. Hier wird nicht dogmatisch auf Körperrotation, Paddelbox und Aufkantwinkel geachtet - Armin sagt, dem, der sich in seiner Nähe hält und Rückmeldung einfordert, was er wissen muss und wer es vorzieht mit Abstand seinen Kurs zu fahren kann dies einfach mit der Sicherheit der Gruppe (hinter dem Führungsboot und vor dem Abschlussboot) tun. So entpuppten sich auch vermeintliche Profis als routinierte Paddelseitenwechsler, was ja auch völlig Okay ist solange man in den kniffligen Passagen nicht auf zeitaufwändige Seitenwechselmanöver angewiesen ist).
Am Abend nahmen wir uns - nach einem luxuriösen Abendessen im Lokal - die Videoaufnahmen vor und analysierten unsere Paddelmanöver. Meine Pirouette auf dem flachen Felsen (mit freundlichem Winken in die Kamera) löste gehörig Heiterkeit aus.
Währenddessen hatte ich im Zelt den Ofen angeheizt damit die nassen Sachen trocken konnten. So kroch ich spät im warm geheizten Zelt in meinen Schlafsack. Die Nacht wurde lausig frisch und ich legte mir Anfeuerholz zurecht um am anderen Morgen als erstes wieder den Ofen anmachen zu können.
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