Sonntag, 25. Mai 2008

286. Bregenzer Ach

Vergangene Woche hatte ich einen kleinen Hilferuf auf der Homepage des Vereins eingestellt. Sinngemäß: habe drei Tage frei - wer spielt mit mir? Jojo und Lutz meldeten sich. Sie führen zum traditionellen Himmelfahrts-Wasserablass an der Bregenzer Ach. Ob ich nicht mitkommen wolle? Der Ablass war schon am Donnerstag, ich konnte erst am Freitag, also kam ich nach und umging damit das furchteinflössende Wuchtwasser. Das tat gewissermaßen auch Ingrid, die die beiden begleitete und als Anfängerin am Donnerstag nur vom Ufer aus zuschaute. Wir vier trafen uns also Freitagmittag auf dem Campingplatz in Doren, wo ich mein Zelt aufgebaut und Kaffee gekocht hatte, während die anderen drei ihr Auto schon nach Bregenz gebracht und den achteinhalb Kilometer langen Wanderweg auf dem alten Bahndamm an der Ach entlang zurück gewandert waren. Nach einem ausführlichen Mittagsvesper rüsteten wir uns in unsere Gummianzüge, Helme und Westen und begaben uns an den flott fliesenden graugrünen Fluss. Anfangs fühlte ich mich wieder mal extrem kippelig und war froh, dass ich nicht - wie ich ganz kurz überlegt hatte - das kleine gelbe Boot mitgenommen hatte. Im voluminösen Altherren-Outrage bewegte ich mich auf dem - für meine Maßstäbe - 'rauschenden' Fluss immer noch reichlich ungelenk. Ich war froh, dass die Aufmerksamkeit von Joho und Lutz sich ganz auf Ingrid richtete da diese als Anfängerin des Kajaksports umso mehr Schwierigkeiten hatte, sich diesem Anfängerabschnitt der 'Bregi' anzupassen. Wir verbrachten volle fünf Stunden auf dem kurzen Abschnitt weil wir jedes Kehrwasser wiederholt zu Übungszwecken missbrauchten, Seilfähren machten und immer mal wieder Wasser aus den Kajaks abließen - die Dinger sind einfach nicht richtig dicht zu kriegen. An einem Schwall mit auffällig hohen Wellen konnten wir es uns nicht verkneifen, die Boote noch einmal nach oben zu treideln und den Schwall erneut zu befahren. Die hohen Wellen schwappten doch immer wieder zu mir ins Boot, so dass ich den mitgenommenen Schwamm immer wieder einsetzen musste. Trotz der anfänglichen Unsicherheit gelang es mir, die ein oder andere Beinahe- Kenterung zu vermeiden und im Verlauf unserer Übungen entwickelte ich immer mehr Sicherheit, die mich zu der der doch recht anmaßenden Spekulation verleitete, dass ich - wenn ich es mitgenommen hätte - am zweiten Tag doch gerne die gleiche Strecke mit dem kleinen gelben Boot gepaddelt wäre. Ein Glück, dass ich es nicht mitgenommen hatte, denn am zweiten Tag - nach einer etwas unruhigen Nacht (der Fuchsbiss ist noch nicht ganz verheilt) war ich doch wieder richtig unsicher unterwegs. Wir hatten am Vortag von der Aussetzstelle aus ein Kajak zum Auto getragen, von dort den Bootswagen geholt und die restlichen Boote übereinander darauf gestapelt und verzurrt und so das wartende Auto erreicht. Heute wollten wir das noch eleganter machen und verstauten den Bootswagen gleich in meinem Boot. Aber auch noch allerhand mehr: am Morgen bauten wir die noch nassen Zelte ab (in der Nacht hatte es leicht genieselt), frühstückten gepflegt, deponierten die Boote und Ausrüstung am Zeltplatz und fuhren die Autos zur Aussetzstelle in Bregenz. Dann wanderten wir auf den alten Bahndamm zurück zum Campingplatz - ein schöner wenn auch ab und an recht unwegsamer Wanderweg der durch zwei alte Bahntunnel führt. Getier und Landart am Wegesrand sowie der ständige Blick auf den Fluss, auf dem doch immer wieder Bootsfahrer auftauchten, machten den Weg sehr abwechslungsreich. Mittags am Campingplatz angekommen nahmen wir eine kleine Mahlzeit zu uns und rüsteten uns und die Boote aus. Mit all den Utensilien (Bootswagen, Wertsachenkoffer, Kleidung) fühlte sich mein Boot heute wesentlich schwerer und träger an. Selbst fühlte ich mich ebenfalls richtig träge und so wurschtelte ich mich mehr oder weniger den Fluss runter. Nicht auszudenken wie oft ich in dieser Tagesform in dem kleinen gelben Boot baden gegangen wäre. So ging doch alles gut. Das Wetter war ein wenig schlechter als am strahlenden Vortag - auch das kann seinen Einfluss auf die Tagesform gehabt haben. Hatten wir am Vortag gerade mal eine Kenterung zu verzeichnen waren es heute drei. Dabei war der Wasserstand deutlich niedriger. An einer Stelle, an der ein Fertighausgroßer Block im Wasser lag, versuchte ich etwas verkrampft zwischen Block und Ufer hindurch zu kommen und wäre dabei beinahe an die vorstehende Felsnase des Blocks gespült worden. Ich kam gerade mal noch so durch. Die anderen wählten die vermeintlich sicherere Route der Hauptzströmung folgend um den Block herum nur um dahinter in einem verwirbelten Loch so gebeutelt zu werden, dass die arme Ingrid schwimmen musste. Ich war mittlerweile im Kehrwasser und konnte das denkwürdige Geschehen mit meinem mausigen Fotohandy photographisch festhalten. Diesmal fuhren wir etwas flotter durch den Flussabschnitt da sowohl Jojo als auch ich abends noch Verpflichtungen hatten. An der Aussatzstelle wurde der Bootswagen herausgezerrt und mit allen vier Booten beladen, zu den Autos geschoben. Wir beluden die Autos, zogen uns um und verabschiedeten uns um - auf ähnlichen Wegen (wir sahen uns unterwegs dreimal) nach Hause zu düsen. Fazit: ein gelungener kurzer Wildwasserausflug, den ich gerne gleich wiederholen würde - ich brauche doch noch wesentlich mehr Übung und sollte erst einmal mit dem Altherrenboot richtig vertraut werden bevor ich mich in das kurze kleine wage. In den hohen Wellen wäre mir der Phantom sicher flott voll gelaufen und hätte sich vermutlich wesentlich schneller quer gestellt als dass das der deutlich richtungsstabilere Outrage tut, mit dessen Rundboden sich die Wellen dann recht unschwer abreiten lassen - das gelänge mit dem kippfreudigeren Flachboden-Phantom vermutlich auch gar nicht so gut... Weitere Bilder dieser zwei Tage habe ich in diesem Webalbum abgelegt und Ingrids Bilder finden sich hier.

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