Mein schmerzender Fuss hat mir eine weitestgehend durchwachte Nacht beschert, in der ich nun endlich 'Great Heart' von James West Davidson und John Rugge durchgelesen habe. Ich lese ja nun schon lange an dem Buch herum und kann nur sagen, dass es ein sehr seltsames Buch ist: die ersten 200 Seiten, die die 1903 gescheiterte Labrador-Expedition von Leonidas Hubbart beschreibt ist eine detailreiche Leidensgeschichte, die mit dem Hungertod des Expeditionsleiters endet. Man leidet 200 Seiten lang mit.
Die zweite Hälfte des Buches beschreibt - wesentlich flüssiger geschrieben - die konkurrierenden Expeditionen von Hubbarts Witwe (begleitet von einem der beiden Begleiter Hubbarts, dem Halbblutindianer George Elson) und dem anderen Begleiter Hubbarts, Dillon Wallace im Jahr 1905. Mina Hubbart und mit George Elson gehen aus diesem Duell siegreich hervor während Wallace beinahe wieder scheitert und die Hälfte seiner Mannschaft auf halber Strecke zurückschicken muss.
Die beiden Autoren haben die Erzählung romanhaft angelegt und - nicht ohne Grund - eine romantische Zuneigung Goerge Elsons zu Hubbarts Witwe hinzugedichtet. Vielleicht spricht dieses etwas rührselige Element der zweiten Hälfte meine Lesegewohnheiten eher an als die haarkleine Schilderung der entbehrungsreichen Erstexpedition.
In allen drei Expeditionen geht es um die Durchquerung Labradors vom Hamilton-Inlet im Osten über den zentral gelegenen Michikamau-See über den George River nach Ungavabay im Norden. Die beiden letzten Expetitionen wählen eine nördlicher gelegene Route als die gescheiterte Hubbart-Expedition (bei der die Navigation von Anfang an missglückt war) und haben mit Stromschnellen, langen Portagen, Kälteeinbrüchen und Sturm zu kämpfen. Dabei erleben Mina Hubbart und George Elson aber auch die Caribou-Wanderung und haben generell mehr Wetterglück als ihr Konkurrent Wallace, der bewusst eine noch nördlicher führende abweichende Portagen-Route wählt um nicht mit seinen Konkurrenten zusammenzutreffen.
Ja, dieser zweite Teil ist ernstlich spannender als der erste.
Spannend ist auch, dass es von allen drei Expeditionen zeitgenössische Berichte in Buchform gibt. Wallace hat beide Expeditionen, die von 1903 und die von 1905 in Büchern dokumentiert und Mina Hubbart hat ihre ebenfalls literarisch verwertet. Einzelne davon gibt es als Neuauflagen-Taschenbücher. Ich habe mir gleich zwei bestellt: von Mina Hubbart 'A Woman's Way Through Unknown Labrador' und von Dillon Wallace 'The Long Labrador Trail'
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