Montag, 17. Februar 2014
Osterfahrt im Februar
Zunächst hatte ich geplant diesen Eintrag „Spätherbstfahrt im Februar“ zu nennen weil das Wetter überwiegend grau und die Temperaturen mild waren aber angesichts der knospenden Weidenkätzchen habe ich mich für die „Osterfahrt im Februar“ entschieden. Ob nun Spätherbst- oder Osteratmosphäre war bleibt Ansichtssache. Februar haben wir unzweifelhaft, aber die Witterungsbedingungen sind alles andere als winterlich.
Deshalb mussten wir bei der diesjährigen „Winterfahrt auf der Großen Lauter“ auf den sonst üblichen Schnee und die frostigen Temperaturen verzichten. Nicht einmal Handschuhe waren erforderlich obwohl das Thermometer gerade einmal fünf Grad anzeigte.
Eine große – sehr große – Gruppe von Paddlern hatte sich nach Aufrufen im Programm der Paddelfreunde, beim GOC und im Canadierforum zusammen gefunden und traf um 11:00 Uhr in Buttenhausen an der Einstiegstelle ein.
Die Anfahrt dahin brachte mir und Matthias schon fette Minuspunkte in der Ökowertung ein weil wir in Tübingen erst 10 nach 10 loskamen und nicht mehr die eigentlich freien Plätze in Christians Auto (das den neuen gebrauchten Vereinsanhänger zog) besetzt hatten.
Stattdessen düsten wir schon einmal vor um eine leichte Unpünktlichkeit der Tübinger bei den rechtzeitig eingetroffenen anderen Teilnehmern anzuzeigen. Die Tübinger kamen dann aber doch ziemlich pünktlich. Immerhin ermöglichten die nicht mit Booten beladenen Autos dann ein zügiges Umsetzen (fast) aller Autos nach Anhausen an die Aussatzstelle.
Als wir vom Autoumsetzen zurück kamen waren die ersten Paddler schon lange gestartet. Die zweite größere Gruppe setzte sich deutlich später in Bewegung. Anfangs gab ich mir noch Mühe das Schlusslicht zu bilden um etwaigen Nachzüglern Hilfestellung geben zu können aber es waren eigentlich ausschließlich versierte Paddler unterwegs, die sich so viel Zeit ließen, dass ich doch immer weiter nach vorne geriet und kurz vor der angepeilten Pausenstelle auf die Nachzügler der ersten Gruppe stieß, die auch nicht eben schnell gepaddelt war.
Die Große Lauter führte weniger Wasser als in den Vorjahren und trotz Strömung war das Vorankommen nicht immer leicht. Die Wasserverdrängung über seichtem Grund sorgt dafür, dass Boote förmlich „kleben“. Überdies bilden die vielen Mäander des Flusses schwierig vorhersehbare Strömungwirbel, die das zügige Ausfahren der teils engen Kurven nicht immer einfach machen. All dies sorgte dafür, dass die letzten Paddlerinnen und Paddler an der Pausenstelle eintrafen als die ersten ihre Pause schon beendeten. Die Überschneidungszeit war etwas knapp bemessen.
Kaum fünfhundert Meter nach der Pause kam die erste Umtragung durch einen kleinen Hof. Bei näherer Betrachtung des unterhalb des Hofs liegenden Wehrs stellt sich mir die Frage ob wir nicht künftig erheblich später aus- und dann gleich wieder einsetzen.
Das müssen wir mal in einer Kleingruppe ausprobieren. Unterhalb des Hofs gibt es nach der Wiedereinsatzstelle einen kurzen Wildwasserabschnitt, der bei diesem niedrigen Pegel noch ein wenig kniffliger zu befahren war als sonst. Immerhin lag kein Holz darin, wie in früheren Jahren.
An dieser Stelle wurde die Fahrt jedes einzelnen abgewartet, abgesichert und abgelichtet. Die meisten kamen unbeschadet durch den kleinen Hindernis- parcours und jede Menge aufregende Fotos entstanden, die wohltuende Wirkung auf das jeweilige Ego haben.
Eine Kenterung fand statt während der ich noch helfend eingriff.
Die Diskussion über den Anteil meiner Hilfe am Zustande- kommen der Kenterung ist noch nicht abgeschlossen und wird sicher noch mehrere Monate oder womöglich Jahre stetig wieder kehrender Diskussion in Anspruch nehmen.
Weiter ging es zur nächsten Umtragestelle in Wittstock.
Die ist etwas länger und umständlich. Wir liefen mehrmals und halfen uns gegenseitig. Nach relativ kurzer Zeit winkte uns Wolfgang ans Ufer weil die Vorausfahrenden auf einen Verhau von Stämmen gestoßen waren, die ein Biber an dieser Stelle verursacht hat.
Vielleicht handelte es sich um eine Vorstufe des Dammbaus, die da wieder auseinander gezogen wurde damit die Durchfahrt frei wurde. Wir hätten eigentlich noch eine Säge benötigt und ich nahm zu spät wahr, dass ich ja eine solche in meinem Notfallsäckchen dabei hatte.
Anschließend ging es in unzähligen Mäandern weiter Richtung Anhausen. Oftmals sah man die behelmten Köpfe der Vorausfahrenden einige Meter vor sich über das Gras gleiten. Bis man die Stelle erreichte waren mehrere Minuten vergangen. Spaziergänger überholten uns auf dem gerade geführten Wanderweg längs des Bachs und ganz gelegentlich rauschte ein Auto auf der Straße vorbei. Das Feld zog sich wieder sehr in die Länge und es waren schon wieder erste Boote aufgeladen als die letzten Paddler in Anhausen ankamen.
Nach dem Umziehen führen wir zur Einsatzstelle, holten die dort zurückgelassenen Autos und steuerten noch in Buttenhausen das nette Café an, in dem wir letztes Jahr auch die Fahrt abgeschlossen haben. Dort rückten wir eine lange Tafel zusammen und genossen Kaffee und Kuchen.
Leider gelang es auch im Café nicht recht mit jeder und jedem, mit der oder dem ich ursprünglich mal ein paar Wörtchen hatte wechseln wollen, ins Gespräch zu kommen. Das war auch während der Tour kaum möglich weil das Feld sich so entsetzlich lang gezogen hatte.
Alles in allem habe ich – so nett die einzelnen Mitpaddler und -paddlerinnen sind – erst einmal die Nase voll von Großveranstaltungen dieser Art. Ich werde künftige Fahrten entweder bei den Paddelfreunden oder beim GOC/Canadierforum ankündigen. Auf keinen Fall wieder überall. Die dadurch zustande kommende Gruppengröße wächst mir über den Kopf. Es ist wenig entspannend für eine Gruppe verantwortlich zu sein, die sich über gut einen Kilometer Flusslauf verteilt.
Von Matthias gibt es einen Bericht und jede Menge - teils bewegte - Bilder. Meine Bilder habe ich ebenfalls in einem Webalbum gesammelt
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