Seit ich vor knapp vier Wochen die Strecke von Rheinau nach Schaffhausen zum Rheinfall gepaddelt bin schwebt mir vor, diese Fahrt auch mal als Ausfahrt der Paddelfreunde anzubieten. In der Form, in der ich sie im Februar unternommen habe, kommt sie vermutlich nicht in Frage (zu viel bergaufpaddeln), in der Form, in der ich sie gestern gepaddelt bin vermutlich auch nicht (immer noch zu viel bergaufpaddeln). Und es gibt noch weitere Gründe, die die Fahrt in der Großgruppe wenig ratsam erscheinen lassen. Unter anderem sind die Parkplätze auf der deutschen Seite der Brücke nach Rheinau sehr begrenzt (und zumeist mit gutem Recht von Taucher:innen belegt).
Aber von Anfang an:
Zur Reduktion der bergauf zu paddelnden Kilometer beschloss ich die Rheinschleife um Rheinau herum mit dem Bootswagen abzukürzen. Das ging auch ganz gut. Knapp 900 Meter sind es bis zur Einsatzstelle beim Kloster auf der Rheininsel.An der Einsatzstelle traf ich Urs, der ganz begeistert von meinem Boot war und jede Menge Fragen dazu und zum Paddeln generell stellte und Fotos machte.
Ich paddelte erneut ca. acht Kilomter bergauf (nicht ohne wieder beim "Badi Dachsen" eine Pause einzulegen) und kam nach ca. anderthalb Stunden beim Rheinfall an, wo ich das obligatorische Beweisfoto machte.Diesmal paddelte ich nicht über das Aussichtscafé hinaus sondern steuerte den Bootshafen dahinter an. Irgendjemand rief "Hallo" und lief auf mich zu, und ich argwöhnte schon, dass ich wieder mal etwas Verbotenes getan hatte, aber es war Urs, den die Strecke zu Fuß mit seinem Dackel am Ufer hinauf gelaufen war (ich hatte ihn von meiner Pausenstelle aus gesehen, aber nicht erkannt).Wir unterhielten uns wieder eine ganze Weile lang.
Danach paddelte ich in dem kleinen Hafenbecken nach vorne zum Aussichtscafé auf der Insel und betrachtete noch einmal den Rheinfall in all seiner Pracht. Das Aussichtscafé ebenfalls. Darin könnten die Paddelfreunde schweizerisch überteuert Kaffee und Kuchen zu sich nehmen, wenn die Touristenscharen, die laut Urs im Sommer hier strömen, das zulassen. Zweifel sind angebracht.Ich verabschiedete mich von Urs und seinem Dackel und paddelte wieder bergab. Natürlich ging das jetzt schneller und müheloser als die Auffahrt, aber ich war dennoch ziemlich ermattet und ließ mich zeitweise treiben. Nach diesem Winter bin ich wohl nicht recht in Form und da hilft selbst das gute alte Sawyer-Manta Bentshaft-Paddel nicht, das ich für diese Fahrt reaktiviert habe.
Zurück an der Rheinbrücke in Rheinau erwog ich noch ein wenig bergab zum letzten Wehr zu paddeln, entschied mich aber dafür das Boot und die Ausrüstung zu verladen, eine Pause einzulegen und die kurze Strecke noch zu Fuß zu gehen.Unterhalb dieses Wehrs werden die Wassermaßen, die beim ersten Wehr abgeleitet werden, wieder in den Rhein gelassen. Das Volumen erhöht sich, die Strömung nimmt zu und der Fluss wird wieder etwas "lebendiger".Ich kehrte um, hatte noch ein kleines Techtelmächtel mit einem Blesshahn, der sein Nest recht aggressiv verteidigte und wand mich meiner bei der letzten Fahrt gefundenen Übernachtungsstelle zu nachdem ich in Lottstetten noch meine Vorräte aufgefrischt hatte. Die Nacht war frostig (das Wetter hielt sich nicht an die Wetterprognose) und lang (unterwegs gehe ich bei Einbruch der Nacht schlafen).
Als es morgens endlich hell wurde waren die Temperaturen nahe am Gefrierpunkt. Ich hatte nach der langen Nacht und einem Blick auf mein Außer-EU-Datenvolumen* die Lust auf weitere Unternehmungen verloren und machte mich auf den Heimweg.
*ich hatte das Telefon in der Schweiz zwar in den Flugmodus versetzt, aber offenbar werden in der zerklüfteten Grenzgegend Schweizer Funkmasten angepeilt.