Samstag, 18. März 2023

Nochmal Rheinfall (mit Bootswagen)

Seit ich vor knapp vier Wochen die Strecke von Rheinau nach Schaffhausen zum Rheinfall gepaddelt bin schwebt mir vor, diese Fahrt auch mal als Ausfahrt der Paddelfreunde anzubieten. In der Form, in der ich sie im Februar unternommen habe, kommt sie vermutlich nicht in Frage (zu viel bergaufpaddeln), in der Form, in der ich sie gestern gepaddelt bin vermutlich auch nicht (immer noch zu viel bergaufpaddeln). Und es gibt noch weitere Gründe, die die Fahrt in der Großgruppe wenig ratsam erscheinen lassen. Unter anderem sind die Parkplätze auf der deutschen Seite der Brücke nach Rheinau sehr begrenzt (und zumeist mit gutem Recht von Taucher:innen belegt). 

Aber von Anfang an:

Zur Reduktion der bergauf zu paddelnden Kilometer beschloss ich die Rheinschleife um Rheinau herum mit dem Bootswagen abzukürzen. Das ging auch ganz gut. Knapp 900 Meter sind es bis zur Einsatzstelle beim Kloster auf der Rheininsel. 
An der Einsatzstelle traf ich Urs, der ganz begeistert von meinem Boot war und jede Menge Fragen dazu und zum Paddeln generell stellte und Fotos machte.
Ich paddelte erneut ca. acht Kilomter bergauf (nicht ohne wieder beim "Badi Dachsen" eine Pause einzulegen) und kam nach ca. anderthalb Stunden beim Rheinfall an, wo ich das obligatorische Beweisfoto machte.
Diesmal paddelte ich nicht über das Aussichtscafé hinaus sondern steuerte den Bootshafen dahinter an. Irgendjemand rief "Hallo" und lief auf mich zu, und ich argwöhnte schon, dass ich wieder mal etwas Verbotenes getan hatte, aber es war Urs, den die Strecke zu Fuß mit seinem Dackel am Ufer hinauf gelaufen war (ich hatte ihn von meiner Pausenstelle aus gesehen, aber nicht erkannt).
Wir unterhielten uns wieder eine ganze Weile lang.
Danach paddelte ich in dem kleinen Hafenbecken nach vorne zum Aussichtscafé auf der Insel und betrachtete noch einmal den Rheinfall in all seiner Pracht. Das Aussichtscafé ebenfalls. Darin könnten die Paddelfreunde schweizerisch überteuert Kaffee und Kuchen zu sich nehmen, wenn die Touristenscharen, die laut Urs im Sommer hier strömen, das zulassen. Zweifel sind angebracht.

Ich verabschiedete mich von Urs und seinem Dackel und paddelte wieder bergab. Natürlich ging das jetzt schneller und müheloser als die Auffahrt, aber ich war dennoch ziemlich ermattet und ließ mich zeitweise treiben. Nach diesem Winter bin ich wohl nicht recht in Form und da hilft selbst das gute alte Sawyer-Manta Bentshaft-Paddel nicht, das ich für diese Fahrt reaktiviert habe.
Zurück an der Rheinbrücke in Rheinau erwog ich noch ein wenig bergab zum letzten Wehr zu paddeln, entschied mich aber dafür das Boot und die Ausrüstung zu verladen, eine Pause einzulegen und die kurze Strecke noch zu Fuß zu gehen.
Unterhalb dieses Wehrs werden die Wassermaßen, die beim ersten Wehr abgeleitet werden, wieder in den Rhein gelassen. Das Volumen erhöht sich, die Strömung nimmt zu und der Fluss wird wieder etwas "lebendiger".

Ich kehrte um, hatte noch ein kleines Techtelmächtel mit einem Blesshahn, der sein Nest recht aggressiv verteidigte und wand mich meiner bei der letzten Fahrt gefundenen Übernachtungsstelle zu nachdem ich in Lottstetten noch meine Vorräte aufgefrischt hatte. Die Nacht war frostig (das Wetter hielt sich nicht an die Wetterprognose) und lang (unterwegs gehe ich bei Einbruch der Nacht schlafen).

Als es morgens endlich hell wurde waren die Temperaturen nahe am Gefrierpunkt. Ich hatte nach der langen Nacht und einem Blick auf mein Außer-EU-Datenvolumen* die Lust auf weitere Unternehmungen verloren und machte mich auf den Heimweg.
*ich hatte das Telefon in der Schweiz zwar in den Flugmodus versetzt, aber offenbar werden in der zerklüfteten Grenzgegend  Schweizer Funkmasten angepeilt.

Dienstag, 14. März 2023

Von Hausen im Tal nach Laiz


Am Sonntag war es mal wieder soweit: die regelmäßige Fahrt von Hausen nach Laiz stand an. Das ist die Donaustrecke, die ich lieber mag als die zwischen Riedlingen und Rechtenstein, die wir auch jedes Jahr paddeln. Menschen brauchen Rituale. Auch Paddlerinnen und Paddler.

(20112013 nochmal 2013201420152017201820192020, anders: 2021,  2022)
Ich hatte das Vergnügen als einziger die abgeladenen Boote zu bewachen während die anderen die Autos umsetzten. Ich vertrieb mir die Zeit mit Müllaufsammeln und sah mir die zahlreichen Infotafeln sowie das Bootsrepertoire des örtlichen Verleihers an. Als meine Mitstreiter kamen war mein Karma gestärkt, aber meine Laune schon weniger gut als aufs Rolf beheiztem Beifahrersitz. Ach ja, kalt war es auch.
Bis zur ersten Umtragung in Neumühle war es auch auf dem Wasser kalt. Ein frischer Wind wehte (erfreulicherweise zumeist von hinten). Ich paddelte irgendwann sehr mechanisch und sah freudig dem Ende der Fahrt entgegen. Nach dem ersten Wehr wurde die Luft aber spürbar wärmer und gelegentlich kam sogar etwas Sonne heraus. Die Stimmung wurde heiterer.
Das zweiten Wehr befand sich in Gutenstein (das Martin in seinem kleinen Kajak herunter fuhr) ...
... und das dritte in Dietfurt (Martin führ dieses ebenso). Wir umtrugen die Boote und unsere Ausrüstung tapfer.

Unterhalb setzten wir die Boote wieder ein und fuhren in Dietfurt am geschlossenen Biergarten der örtlichen Brauerei vorbei. Nicht dass ich scharf auf das Bier wäre, aber meine Phantasie konzentrierte sich auf eine ausgedehnte Pause im Biergarten mit Spezi und Wurstsalat.
Vielleicht sollten wir den Abschnitt (der übrigens nur mit Befahrungsscheinen gepaddelt werden darf) mal zu einer sonnigeren Jahreszeit ansteuern. Das Risiko zahlreichen Verleihbooten zu begegnen und deren Missbrauch zu bezeugen (die Umtragestellen sind voll von PE-Spänen weil die Boote über Stock und Stein gezerrt werden) wird meines Erachtens aufgewogen von der Aussicht auf milde Temperaturen und eine funktionierende touristische Infrastruktur.

In Ermangelung einer solchen haben wir - wie üblich - am Anleger eines Jugendcampingplatzes Pause gemacht. Der war ausnahmsweise frei von Vogelkot und bot komfortable Sitzgelegenheiten.

In Laiz angekommen wurden die Boote über den "Bequemlichkeitsweg" zu den geparkten Autos getragen, verladen und wir steuerten das örtliche Bäckereicafé an, wo es Kaffee und Kuchen gab. Dann fuhren wir zurück nach Hausen, luden um und jeder fuhr seiner Wege.
Es war - auch wenn ich gern über die stete Wiederholung herummaule - eine gelungene Fahrt und ich könnte mir wirklich vorstellen in diesem Teil des Donautals mal mehrere Tage wandernd, Boot- und Radfahrend zu verbringen. Der Campingplatz in Hausen ist einladend (schon weil da keine üppigen Wohnmobile und -wagen drauf passen) und bei schönem Wetter sind die Möglichkeiten sich in der Natur herumzutreiben vielfältig. Bei schlechtem Wetter bin ich in gut einer Stunde zuhause.