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Irgendwann im Laufe des Vormittags beluden wir dann die Boote erneut mit all dem Krempel, den wir so dabei hatten, räumten den Lagerplatz so auf, dass unsere Anwesenheit nur von einem geübten Fährtenleser nachgewiesen werden konnte und zwängten uns unter der Absperrung vor dem Kanal hindurch. Die beiden Canadier hatten es dabei etwas schwerer als die Kajaks, insbesondere Rolfs Solocanadier mit dem Sattelsitz ließ sich lediglich in extremer Aufkantung (abgestützt auf Jens’ Kajak) darunter hindurch drücken.
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Anschließen an den Kanal kommt ein Abschnitt mit einer als „scharfkantig“ beschilderten Solschwelle (mit vorbildlich angelegter Umtragungstreppe), die selbst bei einigermaßen klarem Mittelwasser nicht im Flussbett zu erkennen ist. Der nachfolgende als „unbefahrbar“ ausgeschilderte Schwall hat im unteren Bereich einen gefährlichen Stein über den sich Jens im Kajak platzierte, so dass wir anderen reibungslos neben seinem Kajak hinunter kamen.
Dann kamen die Bremsen.
Der Flussabschnitt vor Hundersingen bildet immer wieder kleinere Schwälle und wellige Passagen, die wir aber überhaupt nicht genießen konnten da die gewittrige Luft die Bremsen immer angriffslustiger machte. Wir waren zeitweise von richtigen Schwärmen umlagert und schlugen uns selbst und gegenseitig unablässig. Die Verlustrate der Bremsen war beträchtlich aber sie sorgten für weitere Streitkräfte und der Luftkrieg hielt unvermindert an. Das eine oder andere Mal vermanövrierten wir uns regelrecht im Zuge dieser Kampfhandlungen. Bei Hundersingen schließlich ließen sich die gegnerischen Kampfstreitkräfte auf eine Waffenpause ein in der wir die beiden Wehre besichtigen konnten.
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Am zweiten Wehr wurde im Rahmen der Brückenerneuerung im letzten Jahr die Leitplanke so weit Richtung B32 vorgezogen, dass eine Umtragung über die Brücke unmöglich geworden ist. Das wussten wir vorher aber nicht, so dass wir irgendwann ein zwischen Leitplanke und Brückengeländer verkeiltes Boot mühsam gemeinsam befreien mussten während es anfing zu regnen. Ein in dieser Situation spontan erhobenes Meinungsbild ergab, das drei einer Fortsetzung der Fahrt (die sich ab hier bis Riedlingen recht eintönig gestaltet und bei Ende des Regenwetters viel Bremsen-Potential enthält) gleichgültig gegenüber standen und zwei eher für einen Abbruch waren, da am Ende der Brücke ein Vordach vor einem Speditionsgebäude einen trockenen Schutz verhieß.
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Zurück in Hundersingen wurden Boote und Ausrüstung verladen, ein von Rolf auf der Laderampe zubereiteter Kaffee geschlürft und eine dicke Abrechnung präsentiert (Berechtigungsscheine pro Boot und Tag 3 EUR inklusive Umlage für das entfallene fünfte Boot, monumental teure Taxi-Rechnung, - war mir jetzt richtig unangenehm). Dann machten wir uns im Nieselregen wieder auf nach Tübingen wo es noch heftiger geregnet hatte, jetzt aber die Sonne schien.
Bei der Ankunft am Bootshaus trafen wir Roland an, der eine gemütliche kleine Sonntagnachmittagstour auf dem Neckar vorhatte. Er half uns noch beim Abladen und wir konnten ihm anschließend bei einem kleinen Missgeschick zur Hilfe eilen über das wir jedoch Stillschweigen vereinbarten. Ja, Kanufahren birgt eben immer noch abenteuerliche Anteile, die einen selbst beim gemütlichsten Sonntagnachmittagsausflug nicht vor Adrenalinschüben und heftigem Gespött selbst der besten „Paddelfreunde“ bewahren...
Im nächsten Jahr werde ich die Donautour erstmal nicht mehr im Vereinsprogramm ankündigen. Wenn sich einige Interessierte finden können wir sie ja spontan an einem Juni/Juli-Wochenende privat realisieren. Im Solocanadier (oder auch Tandem mit einem ausdauernden Paddelpartner) könnte ich mir überdies vorstellen, die Strecke Sigmaringen-Riedlingen mit früherem Start und ohne Gepäckberge problemlos selbst mit Pausen an einem Tag zu bewältigen. Auch das scheint mir eine denkbare Alternative (vor allem als Spontanaktion bei Hochwasser). Gleichwohl hat gerade die Übernachtung auf freiem Feld ihren eigenen Reiz wenn nur die Wetterentwicklung nun nicht schon zum zweiten Mal so ungünstig verlaufen wäre.
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