Bereits am Freitagabend sind wir zur regulären Trainingszeit vom Paddelklub-Gelände zu 8 in drei Autos (weil Markus schon am Samstag wieder zurück fahren wollte) nach Hüningen aufgebrochen. Die Autos waren gut mit Booten und Ausrüstung beladen (Roland war erstaunlich gefasst, als er meine Gepäckberge sah) und die Fahrt über die Bodensee-Autobahn und über den Schwarzwald gestaltete sich recht entspannt.
Am Campingplatz in Huningue angekommen wurde uns ein etwas beengtes Gelände zur Aufstellung unserer fünf Zelte und Rolands Bus zugewiesen. Markus und Steffen entschieden sich deshalb spontan sich in meinem famosen Tipi einzunisten, so dass wir etwas weniger Platz in Anspruch nehmen mussten. Der Abend war mild, wir saßen noch lange vor dem Zelt und machten schließlich kurz vor Mitternacht noch einen Ausflug über die Europabrücke um ein Eis zu essen. Gegen halb Eins kamen wir in die Schlafsäcke. Allerhand Bierflaschen lagen zu diesem Zeitpunkt im Gras und blieben bis zum anderen Morgen liegen.
Morgens um sieben war Weck-Appell. Ich setzte einen großen Pott Kaffee auf und nachdem alle aus ihren Schlafsäcken gekrabbelt waren wurde gemeinsam zwischen den herumliegenden Bierflaschen gefrühstückt. Es gelang uns tatsächlich bis gegen 8:30 Uhr die Zelte abzubauen, das ganze Gerümpel in die Autos zu stopfen und kurz vor 9:00 Uhr beim Kanal einzutreffen.
Zuerst begingen wir den Kanal und sahen uns das Ganze an – eine schöne Anlage mit kniffligen aber nie wirklich Furcht einflößenden Passagen. Nichtsdestotrotz entschied ich mich mit Steffen und Paula, Doris’ Rat befolgend zunächst den Kanal von unten anzugehen.
Wir zogen bei bereits hohen Temperaturen unsere volle Montur an (langer Neoprenanzug, Paddeljacke, Weste, Helm...), bezahlten die 2-Stunden-Gebühr (5,50 EUR) und paddelten abwärts. Ich nahm mein Köfferchen mit den Wertsachen mit weil auf dem Parkplatz offenbar häufiger Autos aufgebrochen werden und wählte das schwere vereinseigene unzerstörbare Kober-Paddel zumal der Kanal als Paddelfresser gilt.
Unten angekommen ging der lange schweißtreibende Aufstieg los. Der kleine Dagger-Phantom ist leicht zu beschleunigen, wendig aber wenig Geschwindigkeitsstabil. Deshalb kommt man zunächst gut aus dem Kehrwasser hinaus aber auf die Länge kaum gegen die Strömung an. Ich nahm bald war, dass ich mich schnell verausgaben würde. Deshalb schulterte ich das Boot nach einiger Zeit und trug es am Kanal entlang nach oben, zu einem kleinen Seiteneinstieg auf halber Strecke. Von da aus sah ich Rainer beim Spielen zu – er machte wilde Stunts in einem beachtlichen Loch, das ich in jedem Fall zu umfahren versucht hätte.
Irgendwann (als ich nach der Tragerei wieder zu Atem gekommen war) paddelte ich abwärts um auf dieser leichten Strecke dann doch gleich zwei mal zu Kentern – irgendwie klappte das nicht so recht mit dem kleinen agilen Boot, der schweren Ausrüstung, der großen Hitze und – ganz zuletzt und sicher nicht weiter der Rede wert – meinen mangelnden Kompetenzen.
Trotzdem wagte ich mich – unten angekommen – dann doch irgendwann zum oberen Einstieg und machte mich – nach gehörig langer Verschnaufpause an die Gesamtabfahrt.
Die furchterregende Eingangswalze, in der die verwegenen Kajaker und auch Rainer beharrlich übten überwand ich problemlos indem ich einfach geradeaus durchfuhr (ausweichen ging gar nicht weil rechts und links die spielwütigen Paddler den Weg blockierten). Dabei nahm ich beim Eintauchen in das Wellental über den Bug doch allerhand Wasser auf weshalb ich gleich im nächsten Kehrwasser anlandete um das Boot auszuleeren. Dann ging es weiter abwärts und trotz geleertem Boot verbasselte ich gleich zweimal im oberen Abschnitt die richtige Linie und kenterte jeweils. Gut war, dass ich dann gleich in den nachfolgenden Kehrwassern aus dem Wasser kam um das Boot wieder zu entleeren und mich ein wenig zu regenerieren. Ich muss dringen in die kleinen Kunstoffdecks des Phantom an den Enden jeweils ein 15mm-Loch bohren damit auch daraus das Wasser ablaufen kann, denn nach dem Entleeren schwappen doch immer noch 1-2 Liter Bilgenwasser im Boot, die die Fahreigenschaften spürbar negativ beeinflussen.
Von meinem Platz am Kanalrand aus konnte ich neidvoll die Kajak-Paddler beobachten, die selbst heftigste Kehrwasser und beeindruckende Schwälle von unten überwindend mit einigen wohl gesetzten Paddelschlägen auf das nächst höhere Niveau kamen. Da habe ich noch so allerhand zu lernen bis mir so etwas mit dem Stechpaddel gelingt.
Wieder eingebootet (es ist ein blöder Akt immer erst die Schenkelriemen festzuschnallen – ich brauche Bulkheads in dem kleinen Boot!) konnte ich auf dem nachfolgenden Abschnitt, auf dem ich ja vorher schon einige Kenterungen hatte, dann doch erfreulich gut wenn auch wenig elegant wieder ans Ende der Strecke kommen. Schließlich hatte ich in der Zeit auf dem Kanal insgesamt vier Kenterungen auf meinem Konto und war gehörig verunsichert, ob meine Boots- und Ausrüstungswahl nicht doch eine schlechte war. In den unteren Kehrwassern übten Steffen, der erst neulich mit dem Paddeln begonnen hat, und ich dann noch eine Weile bis wir schließlich zum Einstieg zurückkehrten und genau in der Sollzeit unsre Nummernleibchen abgaben. Zwei Stunden sind doch schnell vorbei aber zwei Stunden reichen auch auf in dem Kanal. Sollte ich mal wieder dahin fahren könnte ich mir vorstellen morgens zwei Stunden zu paddeln, eine lange ausgedehnte Pause zu machen und dann am späten Nachmittag noch mal aufs Wasser zu gehen.
Wir schauten unseren Paddelkumpanen noch ein Weilchen zu, die kaltblütig (aber schließlich ungestraft) die Zeitvorgabe überschritten, gingen – als die anderen schließlich kamen – schnell als erste unter die (vorbildlichen) Duschen bei der Reception und verstauten – während die anderen duschten – schon mal erste Ausrüstungsstücke und Boote in und auf den Autos.
Einigermaßen ermattet machten wir uns nach einer kleinen Futterpause – bei zunehmend bewölkterem Himmel – auf an die Reuss. Aber davon berichte ich später.
Der Kanal ging (zumindest im oberen Bereich) doch noch ein ganzes Stück über meine Kompetenzen und die gewählte Ausrüstung erwies sich als zu schwer und ungewohnt. Ich muss sehen, dass ich mein ruiniertes Schlegel-Paddel wieder in Betrieb nehmen kann – eine nette Antwort auf meine Anfrage tut kund, dass die Reparatur etwa halb soviel wie ein neues Paddel kostet, so dass ich die riskante Reparatur nun doch selbst wagen will und parallel ein neues gleichartiges Paddel wenig hoffnungsfroh auf meine Weihnachts-Wunschliste setzen werde. Über den Verkauf des Outrage werde ich weder das Paddel noch den angestrebten Trockenanzug finanzieren können denn das Boot behalte ich nun doch besser noch mindestens bis ins nächste Jahr um für Fahrten wie die auf der Reuss ein passendes Boot zu haben – aber davon will ich ja später berichten.
Trotz all der vorgeschobenen Mäkelei an meiner Ausrüstung muss ich mir wohl doch eingestehen, dass ich noch allerhand an meinen Kompetenzen zu arbeiten habe und sollte überlegen, ob ich nicht doch nächstens wieder einen Wildwasserkurs bei Armin buche damit mein Schlendrian sich nicht zu sehr verfestigt. Wohlgemeinte Ratschläge von Paddelkollegen haben doch weniger Einfluss als systematische Rückmeldungen eines versierten Lehrers. Aber das hängt wohl auch mit zwischenmenschlichen Faktoren zusammen, die sich nicht so leicht auf den Punkt bringen lassen.
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