Nun erwies es sich in Möglingen – unserem Ausgangsort –, dass wir 19 PaddlerINNEN waren, die sich auf neun Boote verteilten. Mein Mitpaddler – Daniel aus der Rechtsabteilung – ist erkennbar schwerer als ich und musste deshalb notgedrungen ins Heck. Er gab sich redlich Mühe und wir kamen in unserem schweren Verleihboot leidlich voran. Wir hatten einen MadRiver Explorer gewählt (ich habe eine gewisse Affinität zu dieser Marke und zuletzt vor einer Woche das dritte MadRiver-Boot in meiner Flotte erworben – aber darüber berichte ich ein andermal), andere waren in OldTown Columbia und -Discovery unterwegs. Respektable Boote eigentlich aber in der PE-Ausführung und mit deformiertem Rumpf vom gnadenlosen Verleihbetrieb – reichlich schwerfällig (die OldTown-Boote hatten alle einen aufgenieteten Bugschutz, der – durch Ummontage der Sitzbänke – ins Heck geraten war). Das Moll-Paddel, das ich mir ausgesucht hatte, verfügte erstaunlicherweise über einen festen Griff (die anderen erwischten zumeist Paddel mit lose angenieteten Griffen – einer löste sich zum Glück schon vor der Fahrt, so dass Daniel das Paddel noch austauschen konnte).
Der Bootsverleiher hatte uns mit einigen Minimalinformationen eingewiesen und beim ersten Einsteigen wurde uns assistiert – er wollte gar nicht glauben, dass ich mich in der Lage sehe volle 18,5km kniend zu paddeln (Angesichts der nicht schräg gestellten Sitze und der harten Vorderkante habe ich meine Sitzposition gegen Ende dann auch häufiger variiert).
Da die Teilnehmerschaft bunt durchmischt war kamen wir auf dem (anders als bei meiner letzten Kocher-Fahrt) Niedrigwasser führenden Kocher unterschiedlich schnell voran. So kam es, dass an der ersten von insgesamt fünf jeweils längeren Umtragestellen bereits die Ersten ihre Boote wieder ins Wasser gesetzt hatten während die letzten gerade mal ankamen. Anstatt diesen beim Umtragen zu helfen machten die eifrigen Ersten sich schon wieder auf. Man kann das ja wohlwollend positiv als „Leistungsorientierung eines modernen Amts“ interpretiert, nüchtern betrachtet aber auch als massiv unsolidarisches Paddlergebahren. Daniel und ich halfen jedenfalls den Nachzüglern und mutierten auf diese Weise eben auch zu solchen weil wir schließlich als letzte wegkamen. An dem Wehr, an dem Mittagspause gemacht werden sollte, entpuppte sich die vermeintlich benachbarte Kneipe als nicht existent. Man paddelte weiter weil dann beim nächsten Wehr ein Sportlerheim sein sollte. Das war auch da aber bedauerlicherweise geschlossen. Wir versorgten uns also - wenig entspannend - auf einer Wiese stehend mit Müsliriegeln, Keksen und Obst.
Dann ging es hurtig weiter – die eifrigen voran und die eher genussorientierten (das ist ein Euphemismus für „eher nicht so leistungsfähig“) weit hinterdrein. Das vorletzte Wehr hätten wir ausnahmsweise befahren können – es handelte sich eher um eine flache Solschwelle ohne Rücklauf. Aber da alle umtrugen verkniff ich es mir mich aufzuspielen (ich war inzwischen auch schon reichlich geplättet). Am letzten Wehr – einem trocken gefallenen Schrägwehr glitschten mindestens vier Teilnehmer auf den nassen Algenbewuchs aus – unter anderen ich, der ich ja beständig hin- und her rannte um den älteren Herrschaften beim Umtragen zur Hand zu gehen. Das war weniger schmerzhaft als mittelgradig demütigend weil ich die Spuren in Form großflächig bematschter Kleidung von Wade bis Schulter noch eine Weile mit mir herumtragen musste. Auch der nun einsetzende zeitweilig heftige Regen wusch mir den Schmodder nicht mehr ab.
Schließlich kamen wir im Regen an unserem Ziel, dem Campingplatz in Oedheim, an, lagerten die massiven Boote auf einer Wiese zwanglos durcheinander gewürfelt ab und zogen unsere mitgeführten trockene Klamotten an. Dann setzten wir uns in den bereitstehenden Bus und fuhren zügig davon. Abschließend betrachte ich diese Paddeltour eine mittelprächtige Tortour. Wir waren eigentlich unablässig gehetzt, machten kaum Pausen (weil wir ja immer mit den Letzen kamen und die früh eingetroffenen schon weiter wollten), fanden bei diesen wenigen Pausen nicht die angekündigte Infrastruktur vor und konnten – dadurch, dass sich die Boote so sehr verteilten – mit wenigen Teilnehmern mal Gespräche führen. So unter uns klappte der Austausch wohl aber den Sinn eines Betriebsausflugs sehe ich eher darin, dass sich die Leute kennenlernen und die Gelegenheit wahrnehmen sich gegenseitig zu unterstützen. Das scheint mir bei dieser atemlosen Flussfahrt nicht so recht gelungen zu sein.
Nichtsdestotrotz scheinen die meisten Spaß daran gehabt zu haben. Das ist mir ja nun noch weniger erklärlich, dass das angestrengte Fünfstundenpaddeln in panzerartigen Booten Spaß machen kann. Aber nur dadurch lässt sich der Erfolg von Bootsverleihern erklären. Wer keine vernünftige Paddelausrüstung kennt und von Grundregeln des Gruppenpaddelns unbelastet ist kann auch an so einer ermattenden Gewaltaktion im ungewohnten Element Freude entwickeln.
Ich bin da wohl schon etwas zu verwöhnt und freue mich jetzt aufs kommende Wochenende, an dem ich wieder für zwei Tage mit meinen Paddelfreunden in fünf Booten die Donau von Sigmaringen bis Riedlingen paddele. Die erforderlichen Berechtigungsscheine liegen schon bereit, letzte Vorbereitungen sind getroffen. Morgenabend wird gepackt, Samstagfrüh geht’s los.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen