Montag, 7. Oktober 2013
Leben im Kollektiv
Als Herrchen und Frauchen Mittwoch das Auto beluden, auf dem schon drei Boote verzurrt waren, war ich schon ganz aufgeregt und hätte mich am liebsten gleich hinein gesetzt. Als es früh am Donnerstagmorgen dann tatsächlich los ging war ich schon etwas zurückhaltender (es war wirklich früh).
Wir fuhren durch die Stadt und nahmen Birte und Karsten mit weiterem Gepäck auf. Karsten setzte sich auf meinen Platz und musste sich damit abfinden, dass ich mich immer wieder an ihn ankuschelte während wir Richtung Südosten fuhren. Er begriff schnell, dass es seine Aufgabe war mich hinter dem Ohr zu kraulen, und ich fand mich allmählich damit ab zwischen ihm und Frauchen hin- und her zu pendeln.
Die Fahrt führte - mit wenigen kurzen Unterbrechungen - nach Prutz im Inntal, wo wir uns mit mindestens fünf weiteren ähnlich beladenen Autos trafen, aus denen jede Menge Leute stiegen, die sich dann -oberhalb von Tösens - in diese Gummiklamotten zwängten, die Herrchen auch immer dann anzieht, wenn er mich nicht im Boot mitnimmt. Aber ich hatte ja Frauchen dabei, die mit mir in Prutz einen langen Spaziergang bei schönem Wetter unternahm während die anderen in kleinen geschlossenen Plastikbooten den Tösener Abschnitt auf dem Inn hinunter rauschten. Der Pegel war wohl eher niedrig. Trotzdem wurde anschließend von heftigem Wellengang, viel Wasser im Boot (Herrchen fuhr blöderweise als einziger ein offenes Boot!) und der einen oder anderen Kenterung geredet. Aber alle waren vergnügt und guter Dinge.
Nachdem alle sich wieder trockene Kleidung angezogen hatten setzten wir uns schon wieder ins Auto, Karsten kraulte mich weiter und wir fuhren nicht etwas zurück nach Hause sondern nach Lavin in der Schweiz, wo alle - wirklich alle 25 Leute - eine Herberge bezogen, in der meine Hundedecke aus dem Auto ebenfalls im Matrazenlager zwischen Frauchens und Herrchens Schlafsäcken einen Platz fand.
Die nassen Noprenklamotten wurden auf dem Hof zum Trocknen aufgehängt und in einem großen Gemeinschaftsraum wurden drei Tische gedeckt und Abends gab es ein lecker duftendes Würstchengulasch, das unter Gerhards Regie in der Küche zubereitet wurde, in die sie mich nicht hinein ließen. Herrchen quengelte über Rückenschmerzen und klebte den ganzen Abend an der Heizung, unter der ich auch ein gemütliches Plätzchen fand.
Später an Abend gings ins Matrazenlager und ich durfte mich nicht in die warmen Schlafsäcke kuscheln. Aber zwischen den Schlafsäcken war es auch ganz gemütlich (wenn auch nicht so wie zu Hause auf meinem Sofa). Die Nacht war etwas unruhig - ich bin es schließlich nicht gewohnt mit sechs Menschen in einem Raum zu schlafen und die anderen 19 ebenfalls immer wieder zu hören.
Am anderen Morgen gab es ein Frühstück (schon wieder ließen sie mich nicht in die Küche) und dann paddelten die meisten die Scuolser Strecke, einige die Giarsun und ich ging mit Frauchen durch das sonnige Tal unterhalb von Lavin nach Guarda. Es war ziemlich warm und es ging bergauf. Zweimal musste ich auf eine kleine Pause bestehen. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste. Aber Guarda hat viele Brunnen aus denen ich frisches Wasser bekam.
Irgendwann - als wir wieder in der Herberge in Lavin waren - bekam Frauchen eine SMS und begann hektisch Wasser für Kaffee und Tee aufzusetzen. Dann kamen diese Leute zurück, berichteten von Katarakten, Kernstellen, Boofs und dem "Scuolser Eck", das viele bewältigt, manche umtragen (z.B. Herrchen) haben und wieder von Kenterungen, "Schwimmern", Walzen und Wellen.
Das habe ich alles schon gehört und ich konzentrierte mich diesmal darauf nicht in die Küche zu drängen. Da wurde diesmal sowieso nur vegetarisch gekocht. Michel war für ein indisches Gemüsegericht verantwortlich, das allen ausgezeichnet mundete.
Ich bekam immerhin einen warmen Teller mit Basmatireis, den ich notgedrungen leer aß. Das Hundetrockenfutter, das da seit dem Abend vorher stand, rührte ich nicht an. Ich bekam auch rohes Lammfleisch, dass die Kochgruppe des nächsten Tages schon einmal vorbereitete.
Am anderen Tag blieb Herrchen mit mir im Haus weil er immer noch Rückenschmerzen hatte. Wir begleiteten morgens die anderen, die alle (bis auf Frauchen und Maja, die eine Wanderung nach Zernez unternahmen - ohne mich!) zur Befahrung der Giarsun aufbrachen.
Herrchen und Lutz (der eine Erkältung hatte) tranken Kaffee und aßen süße Stückchen und ich bewachte die sonst leere Herberge bis die ersten Giarsunpaddler - allsamt euphorisch - und zugleich Frauchen und Maja von ihrer Wanderung zurück kamen.
Wir unternahmen dann doch noch einen längeren Spaziergang nach Susch und ich trug einen kapitalen Stock, den Herrchen unachtsam weg geworfen hatte, fast den ganzen Weg im Maul. Das Menschenrudel zog sich ganz schön in die Länge.
Zurück in Lavin gab es abends das Lammfleisch in einem Gericht, das einen französischen Namen hat und irgendwas mit Asterix zu tun hat (der hat etwas mit Idefix zu tun).
Roland berechnete die Kosten für Kost und Logis und kassierte Schweizer Franken und Euros, und dann verbrachte ich die dritte Nacht in diesem turbulenten Matratzenlager, das umso lebhafter war weil es jetzt Karsten dreckig ging.
Am anderen Morgen machten Karsten, Herrchen und Frauchen Birte und Mac, der für Karsten einsprang, als es dem wieder dreckig ging, ein großes Frühstück und ich bekam etwas Rührei ab. Dann wurde es hektisch in der Herberge: Betten wurden abgezogen, die Küche aufgeräumt, die Böden gefegt und die Autos beladen.
Ich rollte mich vorsorglich auf den Autorücksitz damit ich nicht vergessen werden konnte. Karsten rollte sich irgendwann dazu. Die anderen stiegen, nach einer umständlichen Verabschiedung derer, die noch einmal auf die Scuolser Strecke wollten, auch ins Auto, und wir fuhren Richtung Garmisch weil jetzt die Loisach bepaddelt werden sollte. Ein erster Stau, Karstens Unpässlichkeit und Herrchens fortdauernden Rückenschmerzen führten zur Entscheidung die Loisachfahrt bleiben zu lassen.
Wir setzten Birte ab - sie fuhr später mit Lutz zurück nach Tübingen - und machten uns auf den Heimweg. Weitere Staus sorgten dafür, dass ich mich erst gegen 18:00 Uhr endlich wieder auf meinem Sofa zusammen rollen konnte.
Wer jetzt noch Bilder vom Paddeln sehen will soll sich die Bildergalerie ansehen, die Herrchen ins Netz gestellt hat. Aber darauf sind sowieso fast nur Kajaks zu sehen, die Herrchen aus irgendeinem Grund eher albern findet. Ich mag sie nicht weil man nicht reinspringen kann um mit zu fahren. Aber in dem Wasser, das diese Leute da paddeln, will ich sowieso nicht dabei sein. Da wird man doch nass!
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