Freitag, 13. April 2012

Verlustreiche Kanalfahrt

Gestern waren wir nun als "Urlaubsersatz" am Wildwasserkanal in Hüningen und ich saß erstmals seit über einem Vierteljahr im Wildwasserboot auf bewegtem Wasser. Es ist nicht so, dass ich das nicht mehr kann aber besonders glänzend lief es auch nicht gerade. Der Ellbogen fing irgendwann doch wieder an zu schmerzen, mein Bulkhead auf den ich mich künftig ausschließlich verlassen wollte, brach seitlich aus, so dass ich letztlich doch die Gurte verwenden musste, und gegen Ende der zwei Stunden schwamm ich mehr als dass ich paddelte weil ich einfach keine Kondition mehr habe.


Immerhin schwamm ich nicht so leblos wie dieser glücklose Flossenträger, dessen Anblick mir im Einsetzbecken ein wenig zu denken gab.

Es waren nicht besonders viele Paddler auf dem Kanal aber die, die da waren, belegten beständig die wenigen wirklich spannenden Stellen. Mir ist dieses Gedrängel immer wieder lästig und es fehlt mir der Ehrgeiz mich ins Getümmel zu stürzen um mir meinen Platz in der Welle zu erkämpfen.

Ich war als erster von unsrer Gruppe losgefahren, hatte die Eingangsstromzunge leicht rechts genommen um dann gleich links ins Kehrwasser fahren zu können. Anschließend musste ich mit ansehen, wie sowohl Klemens als auch René mitten durch rauschten, im Rücklauf, der dort am heftigsten ist, hängen blieben und anschließend die ersten Meter auf dem Kanal schwimmend zurücklegten. Renés Esquif Zepyr aus "Twintex" schob sich dabei so unglücklich vor einen der beiden nachfolgenden Felsen, dass das ganze Wasser in das leere Cockpit schoss und sich der Bootsboden am Felsen enorm verformte. Später mußten wir feststellen, dass sich an der Seitenwand seines Bootes ein langer senkrechter Riss gebildet hatte, in dem die Fasern nur noch locker zusammen hängen. Er muss das Boot jetzt reparieren und brach seine Kanalfahrt vorzeitig ab.


Die relativ neuen Kratzer, die ich noch auf der Hinfahrt auf meinem Boot entdeckt habe, sind dagegen nur kosmetische Fehler. Das Boot ist ziemlich heruntergekommen und es wurden - wie bei diesen Treffen üblich - viele erstrebenswerte Alternativboote durch diskutiert.

Folglich mache mir mal wieder Gedanken darüber meine Gebrauchtbootflotte durch ein neues Boot zu ergänzen (ersetzen?).

Gegen Ende wagte sich Manuel, der erst seit gut anderthalb Jahren Kajak paddelt und in der Zeit atemberaubende Fortschritte gemacht hat, in mein kleines Boot. Noch im letzten Jahr, als er auf der Bregenzer Ache einige Meter damit gepaddelt war, sagte er "Das ist ein böses Boot".


Nun kam er erstaunlich gut damit zurecht, wackelte sich durch die Eingangswelle und den oberen Kanalbereich und kenterte erst weiter unten an der S-Kurve. Später trieb er dann noch rückwärts an einen Felsen und kippte ab. Versuche das Boot aufzurollen blieben erfolglos.


Aber er blieb hartnäckig, stieg wieder ein und paddelte den Kanal ab. Wenn ich mich an meine letzte Abfahrt genau erinnere kann ich das gleiche Kentersaldo aufweisen wie Manuel bei seinem ersten Versuch.



Nach den zwei Stunden wurde geduscht, im Nieselregen geplaudert, die Boote verladen, weiter geplaudert und dann ging es zurück nach Tübingen. Unterwegs tranken wir noch in einer Kneipe am Wegesrand einen Kaffee und plauderten über Boote. Der Wunsch nach einem neuen Boot manifestiert sich.

Inzwischen tut der Ellbogen nicht mehr so sehr weh. Das Wohnzimmer wird von meinem aktuellen Renovierungsprojekt (dem M.E.) dominiert und vor der Veranda lagert das kleine gelbe Boot, das einer Renovierung harrt. Diesem Osterurlaub mangelt es an Erholungspotential.

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