Am Vierten Advent trafen wir uns morgens am Bootshaus und überlegten, welche Flüsse gegenwärtig überhaupt befahrbar sind. Es stellte sich heraus, dass eigentlich alle zu wenig Wasser führten. Eventuelles Scheitern in Kauf nehmend steuerten wir dennoch den Neckar an.
In Bieringen ließen wir ein Auto zurück und fuhren mit drei Booten auf dem Dachträger weiter nach Horb, wo wir beim Festplatz die Boote einsetzten. Im Schatten war es noch lausig kalt und wir hielten uns ran auf die linke Talseite zu kommen wo die Sonne schon schien.
Der Pegel war wirklich niedrig und wir mussten uns eine Fahrrinne suchen. Trotzdem kam es immer mal wieder zu leichten Grundberührungen.
Auch die Fischtreppe, die umgebaut wurde (früher konnte man sie bei hohem Pegel befahren) befindet sich rechts und erschwert eine Umtragung. Das ganze Wehr ist eine Beton-, Kies und (auf der rechten Seite) Dreckwüste geworden. Ob es künftig wohl bei hohem Pegel befahrbar ist?
Wir setzten die Boote links zwischen Kiesbank und Betonmauer in das Restwasser, stiefelten ein Weilchen auf der Kiesbank herum und sahen uns die Baufortschritte an. Die Schneckenturbine und das kleine Häuschen darüber begutachteten wir besonders aufmerksam.
Dann fuhren wir in der gerade noch befahrbaren Fahrrinne weiter bis zum zur Mündung des Kraftwerkkanals wo wir an einer sonnigen Kiesbank anlegten und unsere mitgebrachte Verpflegung auspackten. Kaffee wurde gekocht, geplaudert, gevespert und die Sonne genossen.
Es gab wieder diese leckeren Nüsse, die Sabine am Morgen noch karamelisiert hat. Und diverse Funde aus der überwucherten Wehrinsel wurden diskutiert - da finden sich Lockenten, zerbrochene Schilder und vielerlei Zivilisationsabfälle mehr, die nach der Flut im Kies abgelagert und von späteren Fluten wieder hervor geholt werden.
Nach geraumer Zeit erst brachen wir wieder auf und fuhren weiter bis zum Wehr in Eyach...
...das sich gewohnt umständlich umtragen ließ. Die neuerdings zugängliche Umtragung auf der linken Seite schied aus weil wir die Boote dann eine große Strecke über klobige Felsen hätten tragen müssen.
Der nachfogende Neckarabschnitt war spiegelglatt und die Bäume und Sträucher am Ufer spiegelten sich deckungsgleich im Wasser. Es war inzwischen richtig warm geworden und wir genossen das Dahingleiten in der warmen Sonne.
Das Wehr in Börstingen sah nicht besser aus als die drei vorherigen Wehre. Die Wehrkrone lag trocken.
Wir konnten bis zum vordersten Rand fahren, über die Wehrkrone aussteigen und die Boote darüber schieben. Auf der glitschigen schiefen Ebene rutschten die Boote (und später die Paddler) geschmeidig hinunter.
Der unterhalb des Wehrs gelegene Abschnitt erforderte einige Treideltätigkeit. Gelegentlich konnten mal 10/20 Meter gepaddelt werden, aber immer wieder mussten wir aussteigen und unsere Boote an der Leine spazieren führen.
Ganz am unteren Ende konnten wir dann wieder paddeln, mussten aber sehr genau darauf achten, dass wir in der Fahrrinne blieben.
An der kleinen Stromzunge, die sich darunter bildet, wurden ein/zwei Traversierübungen gemacht und dann ging es weiter Richtung Weitenburg, unter der sich das Naturwehr befindet.
Das schauten wir uns vor der Abfahrt sehr genau an. Auch dort ragten die alten Eichenpfosten erheblich höher als sonst aus dem Wasser und darunter verwirbelten große Steinbrocken das Wasser auffällig stärker als bei höherem Pegel.
Wir sausten hinab und achteten sehr darauf den Kontakt mit den herausschauenden Steinen zu vermeiden. Das gelang auch einigermaßen gut. Zuerst war Roland in seinem MadRiver Explorer dran, der für den Solobetrieb doch ganz beachtlich breit ist.
Dann fuhren Sabine und Charly im vernarbten Vereinsprospector, dem die gelegentlichen Grundkontakte der heutigen Fahrt überhaupt nichts anhaben konnten - er hat schon wesentlich rauere Fahrten überstanden. Das sieht man ihm auch an.
Schließlich erreichten wir - nachdem wir uns im bedrohlich seichten Abschnitt bei Sulzau zwischen den Felshindernissen hindurchmanövriert hatten - Bieringen, wo Rolands Auto stand. Damit holten wir das andere Auto während Charly und Sabine die Boote reinigten(!) und die Böschung hoch wuchteten.
Wir verluden Boote und Ausrüstung in der einsetzenden Dämmerung und steuerten hoch zufrieden Tübingen an, wo wir fast schon im Dunkeln die Boote wieder ins Bootshaus einlagerten.
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