Samstag, 23. August 2025

Noch keine Jungfernfahrt

Das Bootsbauprojekt ist abgeschlossen. Was vor gut einem Jahr als "Winterprojekt" gestartet hat wurde nun doch zu einem Jahreslauf-füllenden Bastelprojekt, das mich gelegentlich an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Dabei schien beim Kauf des halb fertigen Bootes schon die meiste Arbeit geleistet zu sein.

Im Juni 2024 erwarb ich einen "unfertigen" Canadier in Sandwich-bauweise. Gebaut wurde das Boot aus PVC-Hartschaumleisten, war außen bereits laminiert und verspachtelt, innen noch nicht. Es handelt sich um das Modell Elan vom US-amerikanischen Designer Douglas Ingram.

Bis in den Oktober hinein werkelte ich ab und an an dem unfertigen Rumpf herum und befreite ihn von aus den Nähten gequollenen Klebewülsten. Dafür verwendete ich ein scharfes Messer und Schnitzwerkzeug.


Anschließend fanden Spachtelarbeiten, Schleifarbeiten, der Einbau von Auftriebskammern (auch um das Laminieren der Bootsspitzen weniger aufwändig zu machen) und Laminierarbeiten mit Glasfaser und Epoxidharz statt. Und dann wurde geschliffen und nochmal gespachtelt. Wochenlang. Innen und außen.


Dazu beförderte ich das Boot immer wieder in den Vorgarten und staubte die gesamte Nachbarschaft mit Polyester-staub ein. Es roch nicht gerade gesundheitsförderlich und die Menge an Spachtelwülsten und -kratern, die es zu bewältigen galt ließen diesen Prozess endlos erscheinen. Zwischenzeitlich wurde der Rumpf immer wieder abgesaugt und mit einem feuchten Tuch ab- und ausgewischt.
Diese Arbeit erfolgte in Etappen und zog sich über mehrere Wochen. Gelegentlich mußten Fehler (es hatten sich Blasen entwickelt) ausgebessert werden. 

Schleifarbeiten, Spachtelmasse und später dann die Farbe kaschieren diese Unzulänglichkeiten. Mir ist klar geworden, dass das Laminieren großer konkaver Flächen nicht zu meinen Talenten gehört.

Schließlich waren die Arbeiten soweit abgeschlossen, dass ich - nach einem abschließenden Schliff mit 320er-Schleifpapier - zum Anstrich des äußeren Rumpfs übergehen konnte. Ich wählte "RAL 6021" (Lindgrün).

Zur Anwendung kam ein Zweikomponentenlack, der nach dem Anmischen im richtigen Verhältnis schnell verarbeitet werden musste. Es wurden zwei Schichten Lack außen und eine innen aufgerollt, aber ich merkte schnell, dass innen nicht die gleiche Farbe wie außen bleiben konnte.

Deshalb beschloss ich einen dunkelgrünen ("Tannengrün") Lack aus dem Baumarkt zu verwenden, der sich als höchst minderwertig erwies. Er hatte kaum Deckkraft und selbst nach der dritten Schicht zeichneten sich die Spuren der Lackrollen immer noch deutlich ab.

Ich fand mich damit ab, verzichtete auf Nahaufnahme und wand mich den Holz-Ausbauten zu. 

Von eunem frühren Bootsprojekt hatte ich noch recht filigrane Innensüllränder aus Esche mit eingeleimten Eichestäbchen, so dass durch die Zwischenräume Wasser ausgeleert werden kann. Damit wird gewissermaßen der Innensüllrand eines Wood/Canvas-Bootes simuliert. Dieser Innensüllrand wurde mit kleinen Schräubchen von außen her fixiert. Außen kamen ebenfalls dünne Eschenleisten zum Einsatz, die ich noch hatte, und selbst der Sitz stammt aus Beständen früherer Bootsausbauprojekte. Lediglich den Thwart mußte ich neu anfertigen und beschloss ihn ebenfalls in Esche/Eiche-Kombination auszuführen.


Die Abhängung des Sitzes erwies sich noch als knifflige Aufgabe, da der filigrane Süllrand wohl kaum in der Lage war, eine konventionelle Sitzabhängung aufzunehmen. Ich verwendete dünne Alubleche und hoffe, dass die beiden Schraublöcher nicht ausreißen. 

In die Hohlkörper der Auftriebskammern habe ich jeweils ein Loch gebohrt, das ich mit einem Korken versiegelt habe.

Im Zuge all dieser Arbeiten ist mir klar geworden, dass ich kein Durchhaltevermögen mehr habe, ungeduldig bin und dass meine handwerklichen Fähigkeiten nicht mit meinen Ansprüchen mithalten können. Hinzu kommt ein eingeschränktes Sehvermögen, das feine Arbeiten zunehmend verunmöglicht. Ich werde so ein Projekt nicht nochmal angehen.


Heute morgen nun habe ich das Boot zum Bootshaus befördert. Eine Horde Angler, die den Anleger mit Zelten, Liegen und Unmengen Angelleinen, die kreuz und quer über den Fluss verspannt sind, belagert haben, vereitelten eine erste Probefahrt. Ich machte ein paar Aufnahmen bei Tageslicht und verstaute das Boot im Bootsregal. Im Wohnzimmer hängt vorläufig erstmal nur noch ein Boot an der Decke.

1 Kommentar:

  1. Das Boot ist soooo wunderschön geworden. Super Arbeit und Durchhaltevermögen.

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