Freitag, 23. März 2007

10. Aluminium-Canadier

Als ich mir vor vier/fünf Jahren ein Linder Aluminiumkanu anschaffte hatte dies mehrere Ursachen. Ich kannte diese Kanus aus zahlreichen Schwedenaufenthalten und das Boot erinnerte mich - aus purer Sentimentalität - an diese unbeschwerten Zeiten. Aber auch ganz praktische Gründe verband ich mit einem Boot aus Aluminium: Es lässt sich jahrein jahraus im Freien lagern ohne davon nennenswerte Alterungsspuren davonzutragen. Schäden (in erster Linie "Beulen" lassen sich mit einem Gummihammer beseitigen und wenn es doch mal zu Löchern oder Rissen kommt sind diese mit einem Alublech, einer Gummidichtung und jeder Menge Nieten nicht schön aber haltbar zu bewältigen. Wer über das Knowhow verfügt kann Aluminium auch schweißen.
Aluminiumkanus sind nicht populär. Im Canadier-Forum wurden sie auf einer Kaufberatungs-Seite (die ich jetzt nicht wiederfinde) als kalt und unpraktisch verrufen, was mich zu meinem allerersten Eintrag im Forum veranlasste:
ich lese immer recht abwertende Äusserungen über Alukanadier .
Ich besitze selbst seit drei Jahren einen den ich mir (zugegeben) mehr aus Sentimentalität (Schwedenerinnerungen...) angeschafft habe. Inzwischen nutze ich ihn am meisten weil er am praktischsten von allen mir zur Verfügung stehenden Booten ist. Das mit der Aufheizung in der Sonne kann ich nicht nachvollziehen. Selbst bei knalliger Sonne entwickelt das Material allenfalls Wärme - verbrennen kann man sich nicht (zum Spiegeleierbraten eignet er sich schon gar nicht). Unter der Wasserlinie ist er schnell kalt - okay. Das wird jedes andere Material aber auch - wenn auch allmählicher. Ich lege eh stets eine Isomatte für meinen Köter hinein.
Das Boot macht Lärm, wenn man damit irgendwo dran poltert. Das stimmt. Stört mich aber in unseren Breiten nicht weiter und mit dem Paddel knalle ich eh nicht dran so dass das Problem ausschließlich bei Grund- oder Uferberührung auftritt.
Der unschätzbare Vorteil des Materials ist, dass es äußerst fest ist also allenfalls Dellen und keine Risse oder Löcher kriegt und dass das Boot auch nach mehrjähriger Lagerung im Freien gänzlich unbeeinflußt von UV-Strahlen oder Hitzeschwankungen bleibt. Er wird nicht spröde, bleicht nicht aus, nix passiert...
Fazit: Prima Boote sind diese Alukanadier und ich wundere mich, dass es nicht viel mehr gibt, denn jedes einmal angeschaffte Boot aus Alu hält ein Leben lang


Zunächst sah mein Aluboot reichlich schmucklos aus weil der Vorbesitzer alle Zierstreifen der Firma - aus welchem Grund auch immer - entfernt hatte.
Ich habe schließlich vor einigen Jahren ein Bündel bunte Dreiecke aus Selbstklebefolie einer Werbeagentur auf dem Boot verteilt.
So sieht es jetzt aus:

Das Bild zeigt meine älteste Nichte Lena, Ole (meinen Jüngsten) und Ecki, den Freund meiner Nichte auf dem Weg zu den besten Zuschauerplätzen beim alljährlichen Tübinger Stocherkahnrennen - im Juni, wenn es wieder stattfindet, werde ich sicher darüber berichten...

Natürlich habe ich inzwischen wahrgenommen, dass dieses Boot ziemlich schwer (36kg) ist und dass es wahnsinnig hart ist (vor allem, wenn man mit dem Kopf daran stößt: Ich lagere es kieloben zwischen Baumhaus und Fahrradständer im Vorgarten und bin anfangs das eine oder andere Mal mit meiner Birne dran gestoßen).
Als es noch mein einziges (neben dem unhandlichen Holz-) Boot war habe ich damit jedoch die eine oder andere Solotour unternommen. Selbst dafür ist es durchaus gut geeignet. Ich habe mir einen kleinen Solohocker konstruiert, den ich unter den Bugsitz (in Richtung Mitte) klemme und auf dem ich kniend das Boot fest im Griff habe. So kann ich damit sogar heftiger bewegtes Wasser bewältigen. Zwei Dinge sind jedoch tatsächlich enorm nachteilhaft unter diesen Bedingungen: Die Kielstrebe erschwert schnelle Wendemanöver (es ist eine mittlere Qual das Boot in ein Kehrwasser zu bugsieren und lässt sich nur durch massives Aufkanten bewältigen. Dabei ist die Endstabilität nicht richtig blendend - ist also immer ein gewisser Balanceakt) und wenn man Grundberührung mit Felsen hat "klebt" das Material förmlich fest am Hindernis.

Dass das Boot bei Grundberührung einen Höllenlärm macht kommt noch dazu - das hat ihm seinen Spitznamen "schwimmende Werkzeugkiste" eingehandelt, der irgendwie zu mir übergewechselt und an mir kleben geblieben ist.

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