Heute hatte ich drei/vier Stunden 'frei bekommen' und entschied mich - ähnlich wie im letzten April - den Neckar oberhalb von Rottenburg ein Stück hinauf und dann wieder hinunter zu paddeln.
Ich parke das Auto ganz dicht am Wasser in einem Waldstück, das den lokalen Müllpiraten als Ablagerstätte dient. Das ist erstmal 'zum Kotzen'.
Dann lasse ich das Boot über den kleinen Eisrand am Ufer ins Wasser gleiten und mache mich über den seenartigen Abschnitt auf Richtung Süden. Zunächst geht es flott voran zwischen steilen bewaldeten Hängen, die noch tief eingefroren sind. Ich halte mich in der Sonne und entledige mich meiner dicken Fleece-Jacke, die ich unter der Schwimmweste trage. Am Ufer schauen mir Pferde und ein Esel interessiert hinterher.
Weiteres 'Wild' erwartet mich ein Stück weiter unterhalb von Bad-Niedernau. Blutrünstige Bestien lauern am Flussufer auf arglose Paddler, die nichtsahnend den sicheren Fluss verlassen. Aber ich kenne die Gefahren des Neckartals und steure weiter südwärts bergauf bis vor das Wehr bei Bad-Niedernau. Da muss ich tatsächlich recht frühzeitig aus dem Wasser weil ich gegen die Stömung nicht mehr ankomme. Ich trage das Boot ca. 500 Meter über eine von Maulwurfhaufen übersähte Wiese - der Untergrund ist offenbar gefroren aber die oberen Zentimeter sind getaut und klatschnass. Meine Schuhe werden schwer.
An der Aussatzstelle oberhalb des Wehrs setze ich das Boot ins Wasser und streife erstmal den Matsch von meinen Schuhen bevor ich wieder ins Boot steige. Jetzt ist der Fluss wieder seeartig ruhig. Es geht in großem Abstand vorbei an zwei Schwänen, die noch nicht so aggressiv sind wie später, wenn sie brüten oder Junge haben. Mein Ziel ist die Eisenbahnbrücke oberhalb von Bad-Niedernau. Ich weiß dass da ein kleiner Schwall ist aber heute sind auch die darunter liegenden Kiesbänke überspühlt. Von unten sieht das ganz harmlos aus aber je näher ich komme desto heftiger wird der Widerstand der Strömung. Ich versuche es mal links, mal rechts - es ist aber auch kein einigermaßen brauchbares Kehrwasser an den Ufern. Dann zerre ich das Boot aus dem Wasser und ziehe es hinter mir her über die weiche Gras- und Matschfläche bis unter die Brücke. Bei Kilometer 260 - fast unter der Brücke aber in der Sonne - mache ich eine kleine Pause.
Mit Blick auf die Uhr entscheide ich mich dann für's Umkehren. Hinter dem Brückenpfeiler schwinge ich noch einmal ins Kehrwasser, dann geht es abwährts. Der Wind bläst mir entgegen, ich paddele nicht mehr so ausdauernd wie bergauf, es wird kalt. Also ziehe ich am Bad-Niedernauer Wehr wieder die dicke Jacke an.
Unter dem Wehr wird das Wasser noch einmal etwas lebhafter. Ich kann ein wenig in einem kleinen Schwall surfen. Dann geht es weiter abwärts über die Strecke, die ich beim Hinweg umtragen musste. Schließlich komme ich wieder - unbehelligt -an den Schafen und Pferden vorbei und sichte von weitem das Auto zwischen den Bäumen im zugemüllten Rottenburger Wald.
An den kleinen Eisrändern am Ufer spiele ich mit meinem Boot ein wenig Eisbrecher bevor ich es wieder aus dem Wasser hole und aufs Auto wuchte. Nach einer Viertelstunde bin ich wieder beim Bootshaus in Tübingen und lagere alle Utensilien ein.
So geht ein kurzer aber sehr erbaulicher kleiner Sonntagnachmittag-Paddelausflug im Februar zu Ende.
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