Dienstag, 23. Mai 2023

8 Tage Frankreich: L'Yonne I

Von der Loire aus hatte ich noch einen Abstecher an den Allier unternommen. Aber auch da bot sich der gleiche Anblick: ein prall gefüllter schnell fließender Fluss und heftiger Wind in Böen. Ich verlor die Lust auf die bekannten Paddelziele und Weitwanderflüsse (schon weil ich ja nur Tagestouren unternehmen wollte).

Ich erfüllte mir einen lang gehegten Wunsch und besuchte einen Baustelle, deren Fortschritte ich schon seit einigen Jahren beobachte. Ich fuhr nach Treigny zur Baustelle der Burg Guedelon. Es war allerhand los weil auch in Frankreich Himmelfahrt ein Feiertag ist, aber der Bau dieser mittelalterlichen Burg ist so beeindruckend, 

dass ich das (und die 15,-€ Eintritt) in Kauf nahm. Und tatsächlich, die Touristenscharen verlaufen sich auf dem großen Gelände und der große Andrang hat zur Folge, dass die Werkstätten alle in Betrieb sind. Allerhand Handwerkstechniken werden präsentiert und natürlich lassen sich mancherlei Produkte dieses Handwerks im Museumsshop erwerben.

Nach dieser kleinen Überdosis Geschichte und Kultur zog es mich wieder in die Natur. Ich steuerte - das Ziel Bretagne war längst verworfen - den Fluss Cure an, an dessen Ufer ein netter Campingplatz gelegen ist (dazu später mehr). Um dahin zu kommen musste ich das Tal der Yonne durchqueren. Da blieb ich hängen.

Die Yonne mäandert durch ein flaches Tal und wird quasi auf der gesamten Strecke vom Canal du Nivernais begleitet. Das hat enorme Vorteile für allein reisende Paddler:innen.

Ich fand in der Nähe von Asnois eine flussnahen Stellplatz für mein rollendes Zuhause. Nachdem ich mich eingerichtet hatte brach ich zu einer ersten Erkundungsfahrt auf. Ich paddelte flussab Richtung Brèves. Der Fluss floss zügig, aber nicht zu kraftvoll.

Unterwegs sah ich ganze Schwärme bunter Vögel, die ich noch nie gesehen habe. Sie hatten klar konturierte Flügel und flogen gewandt, wie Schwalben. Ich taufte sie erstmal Elbenschwalben.
Die nicht zu schnelle Fließgeschwindigkeit des Flusses war auch von Vorteil, weil zwei vom Wind umgewehte Bäume so den gesamten Fluss blockierten, dass ich sie überklettern musste. Diesen Balanceakt hatte ich auf dem Ognon bei Pesmes ja schon eingeübt. Ich war jetzt richtig geschickt darin mitten auf dem Fluss auszusteigen und auf einem Baumstamm balancierend das Boot rüber zu ziehen und unterhalb wieder einzusteigen.

Kurz vor Brèves wurde das Wasser zu einer Mühle abgeleitet, aber der Pegel war so hoch, dass ich über den kleinen Ableitungsdamm hinunter paddeln konnte. Ich stieg an der Brücke in Brèves aus, schulterte das Boot und lief hinüber zum Kanal, an dem eine Schleuse war.

Diese Schleuse übertrug ich ebenfalls und setzte das Boot oberhalb in den Kanal. Dann konnte ich geruhsam auf dem wenig Strömung aufweisenden Kanal zurück zu meinem Ausgangspunkt paddeln, wo ein komfortabler Ausstieg auf mich wartete. 

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