Beim Bootshaus trafen wir uns um 10:00 Uhr und waren da schon zu acht. Mit Anhänger und zwei Autos fuhren wir zum verabredeten Treffpunkt in Owingen wo Michel schließlich als neunter zu uns stieß. Wir zogen uns um, ließen Michels Auto mit den trockenen Klamotten in Owingen an der Kapelle auf dem Friedhofsparkplatz stehen und entschieden uns spontan nicht schon ab Balingen sondern noch ein Stück weiter ab Frommern zu paddeln. Auf der Karte macht der Fluss von dort bis etwa Balingen lauter nette kleine Schlaufen und hat nicht ganz so viel Gefälle. Das machte uns neugierig.
Die Wettervorhersage war mittelprächtig. Es sollte warm werden (bis zu 10°+) aber auch teils ergiebigen Dauerregen geben. Ganz so warm wurde es nicht und der Regen beschränkte sich auf gelegentliches Nieseln, das man auf dem Fluss gar nicht wahrnahm.
In Frommern bogen wir beim städtischen Arbeitshof ab und entluden die Autos bei einem alten Bauernhof.
Die Eyach mäandert hier – bei diesem Wasserstand nicht unbedingt langsam - in zahlreichen Schleifen Richtung Balingen. Der Flussrand ist von vielen Bäumen gesäumt und einige von ihnen haben beschlossen den Fluss zu überqueren. Das gelingt ihnen nicht richtig und sie bleiben unterwegs im Fluss liegen.
Ich absolvierte meine erste Kenterung als ich – mal wieder – an einen dünnen und biegbar scheinenden Zweig heran trieb, unter dem ich hindurch wollte, der mich aber nicht hindurch lassen wollte. Den Lehrsatz, „zum Hindernis hin lehnen“, im Bewusstsein versuchte ich den Zweig hoch zu biegen, nahm dabei zur Kenntnis, dass es sich bei dem „Zweig“ um einen ernst zu nehmenden „Ast“ handelte und verkantete das Boot so, dass ich mich immer weiter vom Hindernis weg lehnte und der Strömung immer mehr Bordwand als Angriffsfläche bot. Das Bad war unausweichlich. Mein dichter und wärmender Trockenanzug bestand seine erste Bewährungsprobe auf dieser Fahrt.
Allerlei Sonntagsspaziergänger beobachteten unsere Umtrageaktion und die weitere Fahrt durch das Zentrum.
In Balingen wird der Fluss schon etwas flotter und ist mit allerlei kleinen Steinhindernissen durchsetzt, die aber beim gestrigen Wasserstand nicht sonderlich aus dem Wasser ragten.
In der ersten dieser Gefällestrecken bekam ich gefährlich Schlagseite und konnte eine Kenterung durch eine vorbildliche Paddelstütze abwehren.
Bettina und Claudius lobten mich bei der darauffolgenden Kehrwassereinfahrt so überschwenglich, dass ich hochnäsig und etwas unachtsam ins leicht überfüllte Kehrwasser schwenkte, auf einen Stein aufsetzte und gleich überkippte – Kenterung Nr.2 – sehr unehrenhaft, peinlich vor versammeltem Publikum. Ich bewahrte Würde und buchte sie gewissermaßen unter „überhasteter Ausstieg“ ab denn wir beschlossen an dieser Stelle eine kleine Vesperpause zu machen.
Inzwischen nahm ich eine gewisse Ermattung wahr und machte mir Gedanken, ob es nicht einigen anderen auch so ging und ob es nicht erheblich pfiffiger gewesen wäre, gleich von Anfang an nur den etwas kürzeren Abschnitt ab Balingen zu paddeln. Nun ja, jetzt mussten wir den Rest auch noch hinter uns bringen.
Weitere Stufen ließen sich abpaddeln und unter einer kenterte Bettina, die sich aber elegant und routiniert mit einer Eskimorolle wieder in die Aufrechte brachte. Nachher erzählte sie, dass sie verwundert war, wie dunkel es in dem trüben Wasser gewesen war. In unserem Freitäglichen Hallenbad-Training sieht man unter Wasser erheblich mehr als in der etwas aufgewühlten braunen Eyach.
Dann galt es das nächste Wehr, an dem gerade gebaut wird, zu umtragen. Wir hatten einen ziemlich weiten Weg um Bagger und Baumaterial herum zu bewältigen und der verschlammte Boden war auf den oberen zwei/drei Zentimetern getaut. Darunter war er noch vereist - eine rutschige Angelegenheit.
Nichtsdestotrotz sammelte sich in dem nun folgenden letzten Abschnitt wieder massig Wasser im Boot – hohe Wellen und etwas plump frontal durchpflügte Schwälle ließen immer wieder nicht völlig unbeträchtliche Mengen Wasser ins Boot schwappen. Claudius hatte eine kleine Pumpe in seinem Boot mittels derer er sich solch lästiger Wassermassen entledigte. Mir schwappte das Wasser im Boot und machte es deshalb noch etwas schwerer manövrierbar. Eine meiner nächsten Anschaffungen wird eine kleine Lenzpumpe sein.
An der Aussatzstelle angekommen zerrten wir die Boote aus dem Wasser, zogen uns zügig um und düsten in Michels kleinem Panda zu den in Frommern parkenden Autos, dann zurück zur Aussatzstelle, wo inzwischen Nieselregen eingesetzt hatte. Zügig wurden in der fortgeschrittenen Dämmerung die Boote und die nasse Ausrüstung verladen und es ging heim nach Tübingen wo wir kurz vor 18:00 Uhr am Bootshaus ankamen und das Gerümpel verstauten.
Die meisten waren abschließend ganz zufrieden mit der Fahrt. Mir selbst war sie etwas zu lang – ich wäre mit dem Abschnitt ab Balingen zufrieden gewesen obwohl ich auch gerne den Abschnitt oberhalb kennen gelernt habe. Aber konditionell war ich nach zwei Dritteln der Strecke doch ziemlich am Ende und das ist dann gerade der Abschnitt, in dem etwas mehr Konzentration verlangt ist. Ich vermute, dass meine letzte Kenterung auch bei wacherem Bewusstsein stattgefunden hätte, da die garstige Walze doch etwas über meine Verhältnisse ging, aber – wer weiß – vielleicht wäre es mir ja gelungen sie nicht quer sondern frontal anzufahren. Dann wäre ich möglicherweise gut drüber weg gekommen.
Die Wetterbedingungen waren gestern längst nicht so sonnig wie vergangenen Sonntag aber es war einigermaßen mild und dass kein ernsthafter Regen einsetzte verhalf der Fahrt auch zu höherer Erlebnisqualität (man stelle sich nur vor bei Regen auf der Wehrbaustelle durch den angetauten Matsch die Boote zu umtragen). Alles in allem war das ein gelungener Wildwasserjahresabschluss für mich – die nächsten Tage und Wochen werde ich es mal etwas ruhiger angehen und allenfalls im Flachwasserboot zugange sein. Mal sehen...
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