Sonntag, 28. Juni 2015

Ohne Boote in der Alb

Die Flüsse führen wenig Wasser und da ist es materialschonender die Boote zuhause zu lassen und zu Fuß zu gehen...
Nein, wir wollten ein Experiment machen und es mit Canyoning probieren. Dafür sind wir in den Südschwarzwald zur Albschlucht gefahren.


Die vom ursprünglich geplanten Einstieg in Görwihl ausgehende Strecke erschien uns dann doch zu lang. Deshalb zogen wir erst in Tiefenstein unsere Neoprenklamotten an und kletterten in die dort nicht ganz so tief eingeschnittene Schlucht hinunter.

Wir hatten gewisse Anfangsschwierigkeiten auf den glatten glitschigen Steinen. Am Ufer zu laufen war vielfach keine Option und oftmals mussten wir durch hüfttiefes Wasser waten. Stöcke bildeten ein gutes Hilfsmittel um das Gleichgewicht zu halten.


Ab und zu waren auch seichtere Abschnitte zu durchwandern, bei denen gelegentlich auch das Ufer begehbar war. Aber da waren wir schon so nass, dass es naheliegender war im Uferbereich durchs Wasser zu waten. Um einzelne Schwimmabschnitte kamen wir nicht herum.


Insbesondere an Engstellen zwischen Felsen bildeten sich Zwangspassagen, an denen geschwommen werden musste. In einem Pool wirbelten wir allerhand Schlamm vom Grund auf, so dass das anfangs klare Wasser auch mal trüb und weniger wohlriechend wurde.


Irgendwann erreichten wir vor der eigentlichen Schluchtpassage ein Wehr, das nicht nur fürs Wasser ein schwieriges Hindernis darstellt. Es war gar nicht einfach danach wieder in das Flussbett zu kommen, das an dieser Stelle stärkeres Gefälle bekommt und aus gewaltigen Felsen besteht.

Unter dem Wehr, an dem ein großer Teil des Wassers in einen Stollen abgeleitet wird, bekamen wir es mit einem sehr wasserarmen aber dennoch steilen und felsdurchsetzten Abschnitt zu tun, in dem viel Kletterarbeit und gelegentliches Schwimmen in kleinen Pools erforderlich war.


Ab und zu tat sich ein hübsches Outdoor-Freibad an hohen Felsen auf. Um in die Pools zu gelangen mussten wir uns immer wieder vorsichtig von hohen Felsen herunter gleiten lassen. Man weiß erst nachher dass ein Sprung ebenfalls möglich gewesen wäre weil man von oben nicht einschätzen kann wie tief der Pool ist und ob nicht doch ein spitzer Fels darin lauert.


Wir kamen erheblich langsamer voran als ursprünglich erwartet. Für einen Fluss dieses Schwierigkeitsgrads muss wohl pro Kilometer mit einer guten Stunde gerechnet werden. Die ursprünglich geplanten 7/8 Kilometer wären völlig utopisch gewesen.


An einer Stelle markierte ein Kreuz an einer Felswand eine Stelle, an der offenbar ein tragischer Unfall stattgefunden hat. Bei Hochwasser brodelt dieser Flussabschnitt, der mit zahlreichen Syphonen durchsetzt ist, sicher entsetzlich und ist allenfalls für Ausnahmepaddler befahrbar.

Schon oberhalb des Wehrs befanden sich Abschnitte, die meine paddlerischen Fähigkeiten weit überfordert hätten. Hier wäre an Paddeln selbst bei moderaten Wasserständen nicht mehr zu denken.

Wir tasteten uns vorsichtig weiter und erreichten nach gut einem Drittel unserer Gesamtstrecke eine kleine Fussgängerbrücke, die zu einem Wanderweg gehört.
Hier entschieden fünf von uns dass sie wieder zurück zum Auto wandern während die übrigen sechs sich weiter durchs Fluss vorarbeiten wollten. Wir winkten ihnen zum Abschied von der Brücke aus zu.
Wir fünf Aussteiger wanderten die linken Flusseite hinauf, auf der der Rückweg komfortabler zu sein schien.


Über sehr schmale an den Schluchtrand geschmiegte Serpentinen erreichten wir die Straße, die für den Verkehr gesperrt war. Auch für den Fußgängerverkehr. Große Steinbrocken auf dem Asphalt veranschaulichten die Ursache dieser Sperrung.

Wir beschlossen dennoch diesen Weg zu gehen und hatten die Straße für uns allein. Insbesondere in den fünf Tunneln waren wir froh keinen Autos zu begegnen. Immer wieder lagen größere und kleinere Felsbrocken auf der Straße. Sie ist wohl schon länger gesperrt.

Nach drei Kilometern erreichten wir Tiefenstein, deckten die Sitze im Auto mit Decken ab und fuhren in Neoprenoutfit zum Ausstieg in Albbruck. Dort befindet sich ein Penny-Markt, in dem wir uns mit Lebensmitteln versorgten. Sehr allmählich trafen unsere Mitstreiter ein.

Eine weitere Fraktion war knapp zwei Kilometer oberhalb von Albbruck aus der Schlucht ausgestiegen und den Restweg an der Straße hinab gelaufen. Lediglich Claudius und Johanna hatten letztlich die Reststrecke bis Albbruck im Flussbett bewältigt.


Inzwischen war es spät geworden, so dass wir von weitere Exkursionen absahen und uns auf den Heimweg machten. Das Herumklettern im Flussbett hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir uns gut vorstellen können die Aktion zu wiederholen und gegebenenfalls beim nächsten Mal ab der Brücke, die unseren Ausstieg markiert, erneut einzusteigen. Die Strapazen, die diese Kletterei mit sich bringt, legen eine langsamere Gangart nahe und ließen sich durch einen längeren Aufenthalt in der Gegend reduzieren. So ließe sich die weite Fahrt z.B. durch einen Besuch des nahe liegenden Wildwasserkanals in Hüningen am anderen Tag abrunden. Auch der Rhein in diesem Bereich soll eine reizvolle Wanderstrecke für mehrere Tage bilden. Wir sollten uns Gedanken zu einem verlängerten Wochenende in dieser Gegend machen.

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